Korg Multitrack 8-Spur-MIDI-Recorder-Software für Commodore 64
Testbericht von Richard Aicher, erschienen Juni 1985
Gut, dass Software nicht tropft. Sonst stünde ich mittlerweile bis zum Hals im Wasser. Eine Softwareflut hat die Musik erfasst. Und wenn ich total übernächtigt das Brot im Kühlschrank suche, liegen meist Disketten drin.
Korg setzt endlich auch auf Midi. Spät aber mit viel Elan. Zur Musik Messe erschienen zwei Midi-Programme, ein 8-Track Sequencer und ein Sound Editor für den EX-800 Expander. Dazu gibt’s eine Midi-Interface-Card, genau wie die Software, an den Commodore 64 angepasst. Das Midi-lnterface gibt es jedoch nicht alleine, sondern nur in Verbindung mit einem der bei den Programme zu kaufen. Es hat einen Midi-Input, einen Midi-Output und eine Midi- Thru-Buchse. Dies alles ist auf einer kleinen Platine untergebracht, die man in den Expansion Port des C 64 steckt. Dann braucht man die ganze Chose bloß noch zu verkabeln und los geht‘ s.
Da wir gerade beim Thema sind: ein paar Worte zu den Midi-Kabeln. Die Midi-Spezifikation schreibt für die Verkabelung ausdrücklich zweipolig verdrillte und einfach abgeschirmte Kabel vor. Normale Überspielkabel wie sie im Rundfunkhandel erhältlich sind, bestehen meist aus zwei parallelen, jeweils einzeln abgeschirmten Leitungen. Bei geringen Kabellängen spielt dieser Unterschied keine Rolle. überbrückt man jedoch längere Entfernungen, also zum Beispiel mehr als 10 Meter, sollte man auf jeden Fall ein der Norm entsprechendes, spezielles Midi-Kabel benutzen. Sonst können, verursacht durch Leitungsverzerrungen Datenfehler bei der Übertragung der Midi-Information eintreten. Dann entspricht unter Umständen das, was am Ende der Leitung rauskommt, nicht mehr genau dem, was man am Anfang auf die Reise geschickt hat.
Eingabe der Informationen
Mit dem Korg 8-Track Midi-Sequenzer stehen acht vollpolyphone Sequenzerspuren parallel zur Verfügung. Die einzelnen Spuren spielt man Realtime über das angeschlossene Masterkeyboard ein, nach und nach, genau wie bei der Arbeit mit einem 8-Spur Taperecorder. Natürlich kann man mit der Software keine Tonsignale, sondern nur Midi- Steuerinformationen speichern. Diese steuern im Wiedergabemodus dann bis zu acht angeschlossene Keyboards, Expander, Drum-Machines oder auch Effektgeräte, wie zum Beispiel das Korg SDD-2000 Sampling-Delay. Gespeichert werden nicht nur Ton-, sondern unter anderem auch Programmwechsel-, Pitchbend- oder Triggerinformationen. Insgesamt haben bei dieser Sequenzer- Software 64 verschiedene Sequenzen gleichzeitig im Arbeitsspeicher Platz. Mit einer Song- Table kann man die einzelnen Sequenzen nach der Aufnahme in beliebiger Reihenfolge zu einem Song verknüpfen. Die Song-Table lässt sich nach Belieben jederzeit wieder verändern, ohne das man die Aufnahmen löschen müsste. Das entspricht dem Schneidevorgang bei der Arbeit mit der Bandmaschine. Nur, dass man bei einer Midi-Aufnahme die Instrumentierung des Stückes auch später jederzeit wieder ändern kann. Das probiere man einmal mit einem Taperecorder! Midi besitzt eben doch einige Vorteile.
Bildschirmaufbau
Der Bildschirmaufbau entspricht in etwa dem Pro 16 Sequenzer von Steinberg. Genau wie dort wählt man alle Parameter mit den Cursortasten durch Verschieben eines Leuchtfeldes (Cursor) auf dem Bildschirm an. Diese Methode ist sehr schnell und übersichtlich. In der oberen Bildschirmhälfte sehen wir die Kanalinformationen. In der ersten Reihe hiervon die Ein- & Ausschalter für die Spuren. Sie zeigen gleichzeitig durch Farbwechsel an, ob sich auf der Spur schon eine Aufnahme befindet oder nicht. Darunter eine Reihe mit Solo-Schaltern für die 8 Spuren. Steht ein Solo-Schalter auf On, hört man ausschließlich diese Spur im Monitoring, genau wie bei einem guten Mixer. In der dritten Zeile die Kanalwahlschalter für die 8 Tracks. Mit diesen legt man fest, über welche der angeschlossenen Instrumente der betreffende Track wiedergegeben wird. Etwa in der Mitte des Bildschirms die zwei Zeilen für die Anzeige von Tempo, Anzahl der Takte der Sequenz (1-64), Taktmass, Quantize-Einstellung, Synchronisations-Mode (Intern oder Midi) und der aufzunehmenden Spur. Durch Wahl des Midi-Synchronisations-Modes lässt sich der Sequenzer eines angeschlossenen Poly 800 takten, starten beziehungsweise stoppen. Einen weiteren Stock tiefer die Anzeigen für den noch freien Speicherplatz und den aktuellen Takt sowie Beat. Hier wählt man auch die Diskettenfunktionen, also Laden und Speichern der Sequenzen von Disk in den Computer beziehungsweise umgekehrt. Auch ein Inhaltsverzeichnis der Disketten kann man von hier aus abrufen. Oder angeben, um wieviele Halbtonschritte die Sequenz automatisch vom Computer nach oben bzw. unten transportiert werden soll.
Verschiedene Funktionen
Damit nicht genug. Der Korg Midi-Sequenzer kann in verschiedenen Modi arbeiten. Im Sequence-Mode nimmt man normalerweise die Sequenzen auf. Der Sequenzer spielt in diesem Fall die Sequenzen zyklisch immer wiederkehrend durch. Automatisch schaltet der Recorder nach dem optisch signalisierten Einzähler auf Aufnahme, zeigt den Record-Mode durch roten Bildschirmhintergrund an und nach Ablauf der gewünschten Anzahl von Takten wieder auf Wiedergabe. Das Ergebnis der Computer-Session hört man sofort im Speaker. Im Song-Mode spielt der Sequenzer die eingegebene Song-Chain der Reihe nach ab. Dann gibt es für schwierige Passagen neben dem normalen Realtime Aufnahmemodus noch den Single- Step-Mode. In diesem kann man die Sequenz Ton für Ton, genau wie bei einem Composer, eintippen. Man gibt jeweils die Tonhöhe per Keyboard und den Notenwert über die Quantizefunktion ein. Jeder Druck auf die Space-Taste des Computers schaltet den Sequenzer um den eingestellten Notenwert weiter. Dieser Mode ist besonders für die Eingabe schwieriger Passagen interessant. Zu guter Letzt kann man die gerade aktuelle Sequenz in den Song- Table einfügen (insert) beziehungsweise daraus entfernen (Delete). Bleibt noch die Informationszeile ganz am unteren Bildschirmrand, in der jeweils der mit dem Cursor angewählte Parameter erscheint. Rechts am Bildschirmrand sehen wir die Song-Chain. Die Reihen von Zahlen sind nichts anderes als die Sequenznummern, die im Song-Modus der Reihe nach abgespielt werden. Ein nützlicher Zusatz zum Midi-Sequenzer von Korg ist der Midi-Synchronizer KMS-30 aus dem selben Hause. Mit ihm lässt sich beispielsweise eine Clock-gesteuerte Drum-Machine synchronisieren. Auch Sync-to-Tape-Aufnahmen sind mit einem angeschlossenen Mehrkanalrecorder möglich. So spart man sich das Überspielen der mit Computer und Midi-Synchronizer aufgezeichneten Spuren auf den Multitrack-Recorder zwecks Weiterverarbeitung.
Zusammenfassung
Fazit: Korg goes Midi, der Einstieg ist gelungen. Ein Software-8-Spur-Recorder in Steinberg-Qualität, übersichtlich und leicht bedienbar, mit allen wichtigen Aufnahme und Wiedergabefeatures zu einem angenehm günstigen Preis, war das Ergebnis. Die Software kostet ca. DM 190,- ohne und DM 295,- mit dem Midi-Interface.
Der Ensoniq Mirage war 1985 der erste Massensampler mit Multisamplingmöglichkeiten für unter 6000 DM. Der S612 von Akai war der erste einigermaßen erschwingliche Sampler in 19-Zoll-Gehäuseausführung und wurde aufgrund dessen auch „Volkssampler“ genannt. Er war der erste in Japan hergestellte Sampler überhaupt
Akai S-612
review von richard aicher. veröffentlicht in Sound Check im Juli 1985
Für Akai durfte ich in dieser Zeit mit auf die Händler-Touren. Was Sampling ist wussten damals ja auch nicht viele und Akai wollte die S-612 an den Mann bzw. an die Läden bringen. U.a. habe ich für diesen Sampler auch das deutsche Manual geschrieben.
Endlich ist er da. Die Gerüchteküche hat genug gebrodelt. Ab sofort quakt der Frosch absolut life durch sämtliche Oktayen, donnert der Jet von der Bühne und klingt das Cello so, wie’s eben klingt. Beinahe zumindest. Der Akai-Sampler S-612 macht’s möglich. Die einzige Voraussetzung: Ein Midikeyboard. Gute Original-sounds und etwas Ideen.
Was ist Sound-Sampling
Mittlerweile sollte selbst jedem klar sein, was Sound-Sampling eigentlich ist. Viel konnte man in letzter Zeit darüber lesen und hören. Sound-Sampling nennt man die Speicherung von Klängen in integrierten Schaltkreisen, den sogenannten Chips. Was soll denn das? Warum speichert man sie nicht einfach auf Tape? Die Antwort ist simpel. Digital gespeicherte Klänge lassen sich sofort und beliebig oft hintereinander abrufen, elektronisch weiterverarbeiten und in beliebige Lagen transponieren.
Es gab jedoch tatsachlich einen sehr bekannten Vorläufer des Sound-Samplings, das tatsachlich mit normalen Tapes arbeite-te. Das zwar viel berüchtigte, aber genauso oft verdammte Mellotron, später Novatron. Hinter jeder Taste des Keyboards befand sich hier eine Bandschleife. Darauf war der Ton gespeichert, der beim Anschlag der Taste klingen sollte. Dieses Prinzip hatte einen Vorteil: Man konnte tatsachlich jeden Ton eines Klaviers getrennt aufnehmen. Die Sounds klangen also über den gesamten Spielbereich original. Mit unseren „Digital-Mellotrons“ ist dies noch nicht möglich. Zumindest nicht im Low-Cost-Bereich. Digitaler Speicherplatz ist nämlich immer noch sehr teuer. Wollte man tatsächlich jeden Ton eines Klaviers einzeln abspeichern, brauchte man riesige Speicherkapazität. Der Akai-Sampler geht deshalb einen anderen Weg. Der digital gespeicherte Sound wird einfach schneller oder langsamer abgespielt. Das ist genau das gleiche, als wenn man eine Bandmaschine schneller oder langsamer laufen lässt. Der Ton wird dadurch transponiert. Der große Nachteil: Der aufgenommene Klang klingt nur in der aufgenommenen Pitch ab-solut original. Desto mehr man ihn transponiert, entfernt sich der Klangeindruck vom Natursound. Die Stimme wird in höheren Lagen zur Micky Maus, die nepalesische Tempelglocke in tieferer zum riesigen Gong.
Dieses Verfahren hat noch eine weitere Auswirkung. Spielt man ihn in transponierter Form schneller oder langsamer ab als das Original, dauert der Sound natürlich entsprechend kürzer oder langer als der Originalsound. Sampelt man meinetwegen mehrere Percussionschläge, klingt diese in höherer Lage zwar höher gestimmt, aber schneller gespielt. In tieferer Lage ist sie entsprechend tiefer gestimmt, eiert aber auch sehr viel langsamer vor sich hin als die Originalpercussion. –
Multisampling
Teuere Sampler wie Emulator JX, Fairlight oder Synclavier umgehen dieses Problem durch Aufteilung ihres Speicherbereiches in mehrere Abschnitte. Ähnlich wie das Mellotron von einst, können sie ein Klavier in mehreren Abschnitten sampeln. Meist in 8 oder 16 Bereichen, Das Sampling Keyboard wird dann mir entsprechend vielen Splits versehen, Und jedem Bereich sein Sample zugeteilt. Man nennt dieses Verfahren Multisampling. Die einzelnen Samples müssen dann nur im Bereich einiger Töne transponiert werden. Die Klang- und Geschwindigkeitsveränderung ist dann wesentlich geringer, als wenn nur ein Sample über den gesamten Bereich transponiert werden muss, Mit zunehmender ‚Verbilligung der Speicher-IC’s wird sicher eines Tages das digitale Mellotron mit digitaler Samplingschleife hinter jeder Taste entstehen, Doch das wird noch einige Zeit dauern.
Ein weiteres Problem werfen die hohen Speicherkosten auf. Will man schöne Geigen mal wirklich lange liegen lassen, müsste der Sample natürlich entsprechend lange aufgenommen werden. Das hieße, man benötigte eigentlich Samplingzeiten von vielen Minuten je Sound. Auch dies kann man bei den hohen Speicherkosten momentan abschreiben. Zu vernünftigen Preisen lassen sich momentan nur Samplingzeiten im Sekundenbereich verwirklichen, vorausgesetzt man will ordentliche Tonqualität erhalten.
Je mehr einzelne Proben eines Sounds nämlich je Sekunde gespeichert werden, desto besser ist die Soundqualität. Um einen Frequenzbereich von 16 kHz zu erreichen, muss der Sampler immerhin 320004 Proben je Sekunde digitalisieren und auf einzelne Speicherplatze ablegen. Ist die Soundqualität weniger entscheidend als die Lange der Aufzeichnung, kann man den Sampler auch mit geringerer sogenannter Sampling Rate laufen lassen. Genügt meinetwegen 4 kHz Bandbreite, muss er nur 1/4 so viele Proben aufzeichnen und bringt so einen vier mal längeren Sound, in diesem Fall also schon vier Sekunden, unter.
Schleifenbildung
Was aber nun wenn der Sampler seinen Speicherinhalt ausgegeben hat? Bricht der Sound dann ab? Im Prinzip ja, so war es zum Beispiel beim guten alten Mellotron. War die Bandschleife durchlaufen, endete der Ton einfach. Sampler umgehen dieses Problem durch einen Trick. Sie können sogenannte Loops (Schleifen) bilden. Der Sampler liest beim Abspielen eines Sounds zunächst die einzelnen Speicherplätze der Reihe nach aus. Der Sound beginnt mit natürlichem Attack. Einen bestimmten Punkt des Sounds, möglichst direkt nach dem Attack, in einem Bereich des Klanges, in dem sich nicht mehr sehr viel tut, definiert man einen sogenannten Loop Start Point. Zunächst interessiert sich der Sampler für diesen noch nicht. Er läuft darüber hinweg, spielt seinen Sound weiter ab, hat diesen Start Point jedoch in seinem Gedächtnis gespeichert. Er läuft und läuft, bis er einen zweiten wichtigen und beliebig einstellbaren Punkt erreicht. Den Loop End Point. Diesen wählt man vor dem beginnenden Decay des Sounds. Möglichst in einem Klangbereich des Sounds, der dem am Loop Start Point sehr ähnlich ist.
Der Sampler verknüpft nun elektronisch den Loop End Point mit dem Loop Start Point und spielt die so entstandene Soundschleife immer wieder zyklisch ab, so lange eine Taste des Keyboards gedrückt bleibt. Nach dem Loslassen erst läuft er über den Loop End Point hinweg und lässt den Sound ausklingen. Das Problem der Loop-Bildung liegt in der richtigen Wahl von Loop Start und Loop Endpunkt. Man kennt das Problem vielleicht von Bandschleifen-Effekten mit normalem Tape. An der Schnittstelle hört man sofort einen Schwupp, wenn der Sound am Loop End und Loop Start nicht absolut identisch klingt, die Obertonstrukturen voneinander abweichen. Die richtige Wahl dieser beiden Punkte ist für die Echtheit eines geloopten Samples absolut entscheidend. Man muss etwas damit experimentieren. Der Akai Sampler unterstützt das Finden des Loops etwas durch einen Automatik-Modus. In diesem sucht er sich selbst passende Loop-Stellen. Genug der Vorrede zum aktuellen Gerät:dem Akai 5 612.
Wie schon angedeutet, ist es ein Midi-Expander. Das heißt, man kann ihn nur in Verbindung mit einem Midikeyboard direkt spielen. Natürlich kann man ihn auch per externem Midi-Interface und Computer von einer Composersoftware aus ansteuern. Das Gehäuse ist in 19″ Format, zwei Höheneinheiten hoch. Auf dem Bedienpanel links der Power-Druckschalter, zwei 6mm Klinken Inputs für Mic und Line In, einer für einen externen Trigger Input. Neben dem Powerschalter zwei Drehpotis für den Aufnahmepegel des Sampels und den Monitor. Der Recording-Level ist im Line-Betrieb meiner Meinung nach etwas empfindlich. Kommt man mit 0dB aus einem Mixer in den Input, darf man den Recording-Level fast nicht aufdrehen, ohne dass die LED-Anzeige sofort in den roten Overload Bereich wandert. Man krebst also immer ganz im untersten Drehbereich des Potis herum.
Sehr praktisch ist der Monitor-Regler. Er schaltet das in die Inputs kommende Signal auf den Line Out des Samplers. Man hört so ohne umzustecken direkt über den Mixer, was gerade am Input zu sampeln anliegt, kann im entscheidenden Moment den Sampler auslösen, und nach Zudrehen des Monitorreglers sofort hören wie der Sample klingt. Der Sampler ist ein Midi-Expander. Leider kann man ihn jedoch nicht normgerecht auf die 16 Empfangskanäle einstellen, sondern nur auf einen Nullkanal, der sämtliche eintreffenden Kanalinformationen umsetzt und auf die Kanäle 1 bis 9. Die Kanäle wählt man über die zwei Taster Channel Down und Channel Up im mittleren Bedienfeld an. Alle Taster dieses Bedienfeldes sind übrigens Folienswitches. Ein dritter Midi-Switch trägt die Aufschrift „Mono/Poly“ Normalerweise spielt man im Poly Mode. In diesem Mode kann man die sechs Stimmen überlagern. Eine zuerst getriggerte Stimme klingt unbeeinflusst aus, während man eine weitere in anderer Lage zuspielt. Nimmt man etwa irgendeinen Effektsound auf, kann man diesen beispielsweise in ganz tiefer Lage liegen lassen und oben eine Melodie dazuspielen. Man kann also die Stimmen wirklich unabhängig voneinander spielen oder als Loop liegen lassen. So lassen sich aus einem Sample beim Abspielen in verschiedenen Tonlagen quasi völlig verschiedene Sounds gleichzeitig erzeugen. Sprache klingt sehr viel tiefer und gelooped wie ein eigenartiges Urweltgeräusch, fern jeglichen Sprachlautes. Hierüber kann man dann in mittlerer Lage die Originalsprache spielen und ganz oben eine Mickey Mouse. Im sogenannten Mono Mode hingegen triggert jeder Anschlag sämtliche sechs Stimmen neu. Es handelt sich also um eine Art Keyboard-Mono-Mode. Wie sich die Akai Leute die Bezeichnung dieser Taste jedoch genau gedacht haben, ist mir nicht ganz klar.
Wie nimmt man die Sounds auf? Kinderleicht, einzige Vorraussetzung, man hat einen astreinen Sound zur Verfügung. Das Ganze kommt nämlich hinten niemals besser raus als vorne rein. Will man etwa super Strings sampeln, benötigt man schon ganz gute Technik im Studio um erstmal einen super Stringsound zu produzieren. Oder man nimmt den Sound von der Platte. Doch das ist denn ja geklaut, oder? Hier werden sich in nächster Zeit sicherlich einige Herren die Köpfe über die moralisch rechtliche Seite des Sound-Klau’s die Köpfe zerbrechen. Trotzdem geben auch schon ganz unbearbeitete Sounds teilweise super Effekte. Schwierig wirds nur, wenn man absolut originale Instrumentensounds aufnehmen will. Akai wird aus diesem Grund ihren Stützpunkthändlern eine sehr umfangreiche Soundbibliothek auf Diskette zur Verfügung stellen, die von 5 612 Besitzern genutzt werden kann. Wie dies genau vorgehen wird, war bei Drucklegung noch nicht hundertprozentig klar. Gehen wir jedoch davon aus, dass ein zum Sampeln geeigneter Supersound vorhanden ist.
Zunächst steuert man den Sampler natürlich mittels Rec-Level-Poti und der 7-Stufen LED-Anzeige aus. Der Sampler wird dann durch Drücken der New-Taste in eine Art Wartezustand gebracht. Eine LED neben der New-Taste signalisiert dies durch blinken. Erreicht der Pegel am Sampler Input eine gewisse Schwelle, triggert er sich selbst und beginnt die Aufnahme. Die LED leuchtet jetzt kontinuierlich, solange der Sampler aufnimmt. Durch den Automatik Trigger erwischt der Sampler jeden auch noch so abrupten Soundbeginn. Man muss also nicht gleichzeitig Percussion trommeln und den Aufnahmeknopf richtig treffen.
Der Sampler stellt noch einen zweiten Aufnahme Mode, den Overdub Mode, zur Verfugung. Wie schon der Name sagt wird hier der schon im Sampler befindliche Sound mit einem zweiten überlagert. Wieder höchst interessant für Soundspezialisten.
Die Sampling Rate des Samplers bestimmt man über das angeschlossene Masterkeyboard. Hiermit wird gleichzeitig festgelegt, auf welcher Key der Sampler in der Originaltonhöhe abgespielt werden soll. Im oberen Keyboardbereich läuft der Sampler schnell, die Tonqualität ist gut, die Aufnahmezeit kurz, im unteren Bereich läuft er langsam, die Tonqualität ist mäßiger, aber dafür lassen sich längere Sounds aufnehmen. Man kann hier nach Herzenslust experimentieren. Die Tonqualität des Samplers ist dank der 12 Bit Auflösung für ein Gerät dieser Preisklasse sehr gut. Laut Hersteller besitzt der S 612 eine Bandbreite von maximal 25 Hz bis 20 kHz. Bei dieser Güte hat man jedoch nur eine Sekunde Aufnahmezeit. Die maximale Aufnahmezeit beträgt 8 Sekunden. In diesem Fall beträgt die Bandbreite jedoch nur noch 4 kHz Für Effekte reicht das gerade noch. Bei gewissen Extremsounds lassen sich Digitalisier-Nebengeräusche ausmachen. Die Soundqualität selbstgesampelter Sounds wird sicher in vielen Fällen durch die Qualität des bereitgestellten Originalsounds, denn durch den Sampler selbst begrenzt werden. Nach beendetem Aufnahmevorgang schaltet der Sampler automatisch in den Loop Mode. Man kann den Sound sofort über das Keyboard austesten. Neben dem Loop Mode gibt es noch einen One Shot Mode und einen Alternating Mode. One Shot ist klar, hier läuft der Sample einfach von Anfang bis Schluss durch, ohne Loop. Im Alternating Mode wird der Sound immer abwechselnd einmal vorwärts und einmal rückwärts abgespielt. Rückwärts klingen die Sounds genauso als hätte man das Band falsch ‚rum eingelegt. Ganz witziger Effekt. Der Sampler stellt auch einen echten Reversed Mode zur Verfügung. Mit zwei Schiebereglern lassen sich Loop Start und Loop End Point (Splice) auch per Hand bestimmen. Legt man den Loop Start hinter den Loop End, wird der Loop jeden Durchlauf invers abgespielt. Mit dem Key Trans-Switch lässt sich der Sampler im Bereich von einigen Oktaven transponieren.
Bearbeitung der Sounds
Zur weiteren Bearbeitung der Sounds steht noch eine recht umfangreiche Analog-Bank zur Verfügung. Hier gibt’s einen LFO mit regelbarer Geschwindigkeit, Modulationstiefe und Verzögerung, zur Modulation des Samplesounds, einen Low Pass Filter mit regelbarer Filterfrequenz zum Abschneiden eventueller Störanteile im Höhenbereich des Signals, und ein VCA mit regelbarem Decay. Mit letzterem lassen sich auch längere Samplesounds percussiv spielen. Ganz rechts am Sampler noch ein Master Tune-Poti und darunter der 6mm Klinken-Line Out. Die gesampelten Sounds lassen sich über eine demnächst lieferbare Diskettenstation auf ganz handelsübliche 3″ Disketten verewigen. Dabei werden auch alle Panel-Einstellungen mit auf die Diskette gespeichert. Ein Sound hat auf der Diskettenvorderseite, einer auf der Rückseite Platz. Der Sampler selbst verliert nach Abschalten der Netzspannung leider den im Arbeitsspeicher befindlichen Sound. Die Diskettenstation wird über einen Vielpolstecker auf der Rückseite des Samplers angeschlossen und der Speicher bzw. Ladevorgang über die Switches Save und Load ausgelöst. Im Display erscheint im Disk Mode ein ‚d‘. Die Zugriffszeit der Diskettenstation auf die Sounds ist recht schnell. Meine Prototyp-Diskettenstation schaffte einen Sound in 4 Sekunden. Die auf Disk gespeicherten Sounds lassen sich mit einer Verify-Funktion auf ihre Fehlerfreiheit überprüfen. Auf der Rückseite des Geräts befinden sich nochmals ein Line Out, die Midi In, Out und Thru Buchsen, die Buchse für die Disk-Drive und der Spannungsanschluß für die Diskettenstation, ein abgedeckter Tape Interface-Schacht (nach dem internen Anschlußformat kann hier offensichtlich ein spezieller Datenrecorder angeschlossen werden) und eine Voice Out Vielpolbuchse, deren genaue Verwendung noch Akai-Geheimnis ist (hier tut sich sicher noch was!).
Zusammenfassung
Der weiterentwickelte Akai Sampler ist eine hervorragende Ergänzung in jedem Midi-System. Er erschließt völlig neue Sound und Effektbereiche in einem sehr angenehmen Preisbereich von DM 2600,-. Ein großes Plus ist auch die Tatsache, dass sich als Speicherdiskette jede handelsübliche 3″ Diskette verwenden lässt. Dadurch wird das Soundarchiv nicht allzu teuer. Die Disketten gibt es für ca. 7,- DM in jedem Computershop. Warum man jedoch nur neun und nicht alle 16 Midikanäle adressieren kann, ist mir nicht klar geworden. Vor allem beim Arbeiten mit Computer und Recorder Software ist dies ein Manko.
Fotos & Text R.A. Veröffentlicht in Sound Check Juli 1985
Commodore 64 und das Wersiboard ähneln sich beinahe wie ein Ei dem anderen. Man könnte fast meinen, ein übernächtigter Fließbandarbeiter hätte aus versehen schwarze und weiße Tasten in ein Commodore-Gehäuse eingebaut. Selbes Beige, selbes Plastik, selbes Design, nur länger ist das Ganze. Genauer gesagt 46 Tasten lang. Das Keyboard besitzt einen Tonumfang von 4 Oktaven. Der Anschlag ist etwas lapprig, aber nun denn, der Mensch ist ein Gewohnheitstier und als Tastenspieler ist man ja bereits einiges gewohnt. Das Wersiboard wiegt beinahe gar nichts. Die ca. dreihundert Gramm lassen sich problemlos transportieren. Natürlich darf man Computer und Monitor sowie die Diskettenstation nicht vergessen. Ohne diese Gerätschaften läuft nämlich gar nichts. Man benötigt einen Commodore 64 mit Diskettenstation VC 1541 und als Sicht gerät entweder einen Fernseher oder besser einen Monitor. Und hier stellt sich denn auch erstmals die Frage, ob die Anschaffung dieses ganzen Geräteparkes die drei Stimmen, die das Wersiboard-System produzieren kann, rechtfertigt. Sicher wird kein Keyboarder knapp DM 2.000,- ausgeben, um dann einen dreistimmigen computergesteuerten Analogsynthi daheim zu haben. Der Anwenderkreis dürften eher die ‚Schon-Computerbesitzer‘ sein. Für sie ist das Wersiboard eine billige Ergänzung mit einigen raffinierten Features.
Demo-Sounds
Auf der Systemdiskette befinden sich 2 Programme und viele Demo-Sounds, die für 64er Verhältnisse überraschend gut klingen. Natürlich darf man keine Moog-Bässe oder Prophet-Bläser erwarten.
Bild J: Die Hardware – das Wersiboard mit Commodore SX 64
Im Commodore 64 sorgt der SID-Chip, ein einziges IC, für den gesamten Sound. Und dieses klingt nur in den Mittellagen gut. Außerdem sind die Sounds nie völlig frei von leichten Nebengeräuschen, die von hochfrequenten Einstreuungen im Computer herrühren. Zwei Basisprogramme, Mono 64 und Poly 64, bilden mit dem Keyboard die Grundausstattung des Systems. Das Ganze kostet zusammen 495,- DM. Gegen diesen Preis kann man nichts sagen. Verglichen mit anderen Keyboardzusätzen zum Commodore 64 ist die Preis/Leistungsrelation bei diesem System am günstigsten.
Mono 64-Programm
Mono 64 ist ein Eldorado für Klangbastler und Liebhaber von Geräuscheffekten. Vom Hubschrauber zum Dieselmotor, vom Gong bis zur Panflöte – ‚Mono 64‘ macht’s möglich. Mit ‚Poly 64‘, dem zweiten Programm, kann man dann richtig in die Tasten greifen. Dies ist das Programm für ‚Keyboarder‘ , weniger für Klangfetischisten. Nach dem Laden des Anfang-Programms können wir uns erst einmal für Mono 64 oder Poly 64 entscheiden. Das System lädt dann das Gewählte automatisch. Wie schon der Name sagt, verwandelt Mono 64 den Commodore 64 in einen monophonen Synthesizer mit sehr vielen Modulationsmöglichkeiten. Dieses Programm nutzt man zum Solo-Spiel oder für Effekte. Der Verzicht auf die restlichen zwei Stimmen des SID-Chips macht komplexe Modulationen möglich. Der dritte Tongenerator wird bei diesem Programm als langsamschwingender Modulationsoszillator genutzt. Der zweite Oszillator läuft mit dem ersten parallel, um eine bessere Klangfülle zu erreichen. Der Abstand, in dem die bei den Oszi‘ s laufen, ist stimm bar. Durch Einstellen einer leichten Schwebung klingen die Sounds dann etwas lebendiger. Die beiden Oszillatoren kann man mit unterschiedlichen Kurvenformen und Hüllkurven versehen.
Das Einstellfeld des Mono 64-Programmes
Solche Soundüberlagerungen ergeben schon beachtlich komplexe Klänge. Drei verschiedene Kurvenformen: Dreieck, Sägezahn und Rechteck sowie Rauschen stehen für jeden der beiden Tonoszillatoren zur Auswahl. Die Pulsweite des Rechtecks ist veränderbar. Ein Ringmodulator sorgt für besondere Soundeffekte.
Der Modulationsoszillator kann mit Dreieck, aufsteigendem Sägezahn oder Rauschen modulieren
Bild 3: Mehr Stimmen. aber weniger Klangvielfalt mit Poly 64
Geschwindigkeit und Grad der Modulation des Filters und der Oszillatoren lassen sich regeln. Wie auch bei allen anderen Parametern erscheinen die eingestellten Werte in numerischer Form im Display. Die Envelope Sektion verfügt über einen Hüllkurvengenerator der gleichzeitig auf Filter und VCA wirkt. Wie üblich lässt sich Attack, Decay, Sustain und Release regeln. Der Filter des SID-Chips bietet neben Low Pass, Band Pass und High Pass noch 4 verschiedene Filter-Mischformen. Cutoff Frequency, Resonanz und der Grad der Modulation durch den LFO sind veränderbar. Die Parameter stellt man mit den Funktionstasten ein. Hierzu bewegt man mit Taste F 1 bzw. F 2 einen kleinen Cursorpfeil am Bildschirm von Parameter zu Parameter. Mit F 5 bzw. F 7 kann man die Werte dann erhöhen oder erniedrigen. Die erstellten Sounds lassen sich in der Programmgrundversion nicht auf Diskette abspeichern. Es haben auch nur maximal 12 Sounds bei Mono 64 bzw. 5 Sounds bei Poly 64 im Arbeitslager Platz. Nicht gerade viel. Doch mit der Programmerweiterung des Sound Pak 1, soviel gleich hier, kann man erstens sehr viel mehr Sounds bearbeiten und diese überdies auch auf Diskette abspeichern. Mit dieser Erweiterung haben je Programm 320 verschiedene, also insgesamt 640 Sounds im Arbeitsspeicher Platz. Jeweils 32 Sounds bilden eine Speicherbank. 10 Speicherbanken stehen für jedes Programm zur Verfügung. Bei so vielen Programmen verliert man leicht den überblick. Deshalb kann man die Namen der eingespeicherten Sounds jeder Bank in einer Bildschirm-Tabelle abrufen.
Die eingestellten Parameter der einzelnen Sounds kann man mit einem angeschlossenen Matrixdrucker ausgeben. Die ist praktisch für die Archivierung der Klänge.
Poly 64-Programm
Wer des monophonen Geklimpere auf den Tasten überdrüssig ist, kann mit Poly 64 dreistimmig in die Tasten greifen. Die klanglichen Möglichkeiten sind dann im Vergleich zu Mono 64 jedoch eingeschränkt. Bild 3 zeigt das Klang-Wahl-Menue von Poly 64. Die drei Stimmen lassen sich hier nicht mit unterschiedlichen Sounds versehen. Wie wir im Bild erkennen, lassen Envelopes, Pitch, Waveform und Pulsbreite nur für alle drei Oszillatoren gemeinsam regeln. Genau wie bei Mono 64 kann man die Namen der abgespeicherten Klänge Bank für Bank in einer Tabelle am Bildschirm betrachten. Genau wie dort druckt die Software auf Wunsch eine Liste mit den Soundparametern einer Soundbank aus.
Sound Pak Programme
Als Ergänzung zu diesen zwei Programmen bietet Wersi diverse Zusatzsoftware, die sogenannten Sound Paks an.
Der Sequenzerzusatz bietet immense Modulationsmöglichkeiten
Zusatzsoftware ist allerdings untertrieben. Es handelt sich bei allen diesen Sound Paks um eigenständige Programme. Sie bieten ähnliche Klangeinstellmöglichkeiten wie die beiden Grundprogramme, weisen darüberhinaus aber noch interessante Zusatzfeatures auf.
Sound Pak 1 ist ein Sound-Memory-System. Wie schon erwähnt, erweitert es die Speicherkapazität der Grundprogramme bis auf 640 Sounds in 20 Banks mit jeweils 32. Sounds. So gibt man die Sequenzen in die Notenzeilen ein. Die Sounds lassen sich alle mit eigenen Namen versehen, am Bildschirm auflisten oder als Hardcopy über einen angeschlossenen Commodore-kompatiblen Drucker ausgeben.
Sound Pak 2 ist eine Sequenzer- Software. Sie verfügt zusätzlich über sehr ausgefeilte Klangeinstellmöglichkeiten, die sowohl im monophonen als auch polyphonen Modus wirkt. Jeder der drei Oszillatoren lässt sich mit eigenem Sound versehen. Lediglich der Filter bleibt für alle drei Stimmen der gleiche. Alle anderen Parameter wie ADSR Einstellungen, Waveforms, Pulsweite und Filter on/ off kann man jedoch unabhängig voneinander auf die einzelnen Stimmen schalten. Alle Parameter sind Realtime veränderbar. Das heißt, man kann gleichzeitig spielen, hören und verändern. Dies ist zwar für Synthesizer mittlerweile ganz normal, für Commodore 64 Musikprogramme jedoch nicht alltäglich. Die Oszillatoren lassen sich synchronisieren und ringmodulieren und zwar wählbar, jeder Parameter mit jedem. Hervorragend sind die Modulationsmöglichkeiten über die zwei LFO’s. Sie lassen sich unabhängig voneinander auf fast alle modulierbaren Parameter aufschalten. Alle Klangeinstellparameter haben auf einer Bildschirmtafel Platz, die recht übersichtlich gestaltet ist. Natürlich benötigt man etwas Einarbeitungszeit, bis man sämtliche Befehle kennt. Hier hilft jedoch die Help-Page. Das ist eine Art Software-Bedienungsanleitung. In Notfällen ruft man sie auf den Bildschirm.
Sound Pak 3: jeder Taste der eigene Ton
In ihr werden alle Funktionen und die dazugehörigen Befehlseingaben auf gelistet. Die Aufnahme der Sequenzen erfolgt in einer Art Mischung von Composer und Step by Step Eingabe. Die drei Stimmen können nur nacheinander programmiert werden. Drei verschiedene Taktarten, 2/4, 3/4 und 4/4 sind wählbar. Im Bild sehen wir das Sequenzeingabe-Display. Zunächst wählt man die gewünschte Stimme an, dann die Notenwerte die im anliegenden Takt vorkommenden Töne. Danach gibt man über das Keyboard die zugehörigen Tonhöhen ein. So programmiert man der Reihe nach Takt für Takt. Die einzelnen Takte können im Controltrack-Mode in beliebiger Reihenfolge aneinander geheftet werden. Die ist nichts anderes als eine Sequenzchain. Jeder Takt lässt sich mit eigenem Sound versehen. Natürlich kann man nur aus den Sounds der geladenen Soundbank auswählen. Jeweils 10 Sounds bilden eine Bank. Die Soundabfolge programmiert man in einer Song-Chain im Soundtrack-Mode. Auf der Diskette sind bereits diverse Sounds und viele Sequenzbeispiele mitgeliefert. Natürlich lassen sich auch alle erstellten Sounds und Sequenzen auf Disk speichern. Der Inhalt der Diskette kann auf dem Bildschirm ausgegeben werden.
Das Intonationsprogramm des Sound Pak 3 lässt sich auch in das Sequenzerprogramm laden. Skalierungsprogramm Ein besonderer Gag ist das Skalierungsprogramm auf der Sound Pak 3-Diskette. Hiermit ist die Intonation des Keyboards beliebig festlegbar. Das heißt, jede Taste lässt sich einzeln stimmen. Ein Feature, mit dem das Wersiboard-System fast alle gängigen Keyboards schlägt. Die Stimmung lässt sich entweder manuell oder automatisch vornehmen. Bei der manuellen Eingabe fragt die Software für jede Taste die gewünschte Frequenz ab. Nach dem Eintippen wird die neue Stimmung am Bildschirm aufgelistet und lässt sich dann mit 10 Preset Sounds auf dem Keyboard spielen. Im Automatik-Mode berechnet die Software die neue Stimmung. Man kann hierbei zwischen Linearer, Geometrischer und Exponentieller Stimmung wählen. In jedem Fall gibt man einen Faktor ein, der im Fall a) als konstanter Summand, im Fall b) als konstanter Faktor und im Fall c) als konstanter Exponent in die Berechnung eingeht. So erhält man schnell Skalierungen, die bisher nicht zu verwirklichen waren. Vor allem für Experimentalmusiker dürfte dieses Programm äußerst interessant sein und unter Umständen die Anschaffung dieses Systems überlegenswert machen. Sowohl das Sequenzer- als auch Mono 64 und Poly 64 sind mit dem Skalierungsprogramm kompatibel. Die Stimmungen lassen sich also von diesen Programmen übernehmen.
Zusammenfassung
Das Wersiboard-System ist etwas für Musiker, die bereits einen Commodore 64 besitzen. Da das System mit dem Sound-Chip des Commodore 64 arbeitet, sind die Sounds leider von leichten Nebengeräuschen begleitet. Die Klangmöglichkeiten des Systems sind nicht zuletzt Dank der vielfältigen LFO und Ringmodulations- sowie Synchronisationsmöglichkeiten ausgezeichnet. Besonders die Möglichkeit der freien Intonation des Keyboards sucht nach seinesgleichen. Der Sequenzer ist gut durchdacht. Schade ist jedoch, dass die Sequenzen nicht auch Realtime einspielbar sind und keine ernst zu nehmende Notendarstellung am Bildschirm möglich ist. Alles in allem ist das Wersiboard Music 64-System in Verbindung mit den Sound Paks momentan von der Preis/Leistungsrelation eine der interessantesten Keyboard/Musiksoftware-Erweiterungen zum Commodore 64.
Mehr als ein Jahrzehnt haben sie jeden zufriedengestellt. Vom Avantgardefreak bis zum Schnulzenheini, alle bastelten ihre Sounds aus wenigen Kurvenformen: Sinus, Dreieck, Rechteck und Sägezahn. Doch plötzlich ist der Teufel los. Was gestern noch super war, ist heute ,vergessen. Und mit einem ganz normalen Sägezahn kann man heute keinen Staat mehr machen. Das Rennen hat begonnen. jedem Hersteller sein Synthesizerverfahren, jedem Produzenten seinen Sound.
Nachdem Yamaha mit der FMSynthese und Casio mit Phase-Distortion Furore machten, will man nun auch bei Korg nicht länger an Analogsounds kleben bleiben. Doch nicht jeden Tag fällt ein völlig neues Klangsyntheseverfahren vom Himmel. So besann man sich auf eine Methode, mit der PPG auf ähnliche, jedoch komplexere Weise seine Wavecomputer zum Klingen bringt: digital erzeugte und in Chips abgespeicherte Kurvenformen. Man fängt quasi da an, wo Sinuszugriegelorgeln aufhören. Jeder der bei den Oszillatoren des DW 6000 liefert acht (!) verschiedene Kurvenformen. Diese wurden nach dem Verfahren der additiven Synthese gewonnen. Genau das gleiche Verfahren benutzen Sinuszugriegelorgeln. Man mischt Sinusschwingungen diverser Fußlagen so lange mit unterschiedlichen Amplituden, bis sich der gewünschte Klang ergibt. Aus der Überlagerung resultiert eine sehr komplexe, obertonreiche Kurvenform, die nichts mehr mit Sinus oder den restlichen Grundwellenformen zu tun hat. Während der Endmix des Sounds aus den einzelnen Grundkomponenten bei der Sinuszugriegelorgel im Ohr des Betrachters stattfand, werden die Kurvenformen bei der digitalen Klangsynthese natürlich berechnet.
Acht verschiedene digitale Kurvenformen als Ausgangsmaterial Acht verschiedene auf diese Weise berechnete Kurvenformen wählten die Korg Techniker also aus und brannten sie auf 2 ROM-Chips. Die enthaltenen Oszillatorenkurvenformen sind übrigens auf dem Bedienpanel abgebildet. Auch das jeweils zugehörige Frequenz/ Amplituden-Spektrum sieht man hier. Letzteres verdeutlicht, welche Obertöne und mit welcher Amplitude diese an der Mischung (additiven Synthese) der betreffenden Kurvenform beteiligt sind. Die Darstellungen sehen gut aus, und man weiß, womit man arbeitet. Mehr Sinn dürften sie jedoch nicht haben. Am Besten hört man sich zunächst mal an, wie die jeweiligen Kurvenformen klingen. Sie haben mit Dreieck, Sinus, Rechteck oder Sägezahn nichts mehr zu tun, sondern klingen bereits instrumentenspezifisch. Für den DW 6000 haben die Korg Techniker überdies digital klingende Kurvenformen ausgewählt. Keine Angst, mit Orgelsounds von einst hat das nichts mehr zu tun. Wo die Orgler von einst aufhörten, fängt der DW 6000 erst so richtig an. Diese Sounds bilden ja erst die Oszillatorschwingungsform. Wir jagen sie jetzt durch den Filter, modulieren das Ganze nach Lust und Laune und versehen die so analog weiterverarbeiteten digitalen‘ Oszillatorkurvenformen mit den gewünschten Envelopes. Bis alles stimmt. Auf diese Weise lassen sich DX 7 bzw. PPG-Sounds ganz gut imitieren. Das Besondere des DW 6000 steckt also in den beiden Oszillatoren. Die von Korg gewählten Schwingungsformen sind für den digitalen Sound des Keyboards in großem Maße verantwortlich. Sicher dürfte es auch technisch kein allzu großes Problem sein, die auf Chips gespeicherten Kurvenformen durch andere auszutauschen. Vielleicht kann man diese sogar einmal selbst programmieren. Hardware-Umrüst und -Aufrüstfreaks, wie wär’s mit ein paar Gedanken in dieser Richtung! Der Rest des DW 6000 ist solide nach altbewährter Korg-Manier aufgebaut. Beide Oszillatoren lassen sich auf die Fußlagen 16′, 8′, und 4′ schalten und mit regelbarer Amplitude abmischen. Oszillator 2 lässt sich in Intervallen (kleiner und großer Terz, Quart und Quinte) zum ersten stimmen oder in Schwebung leicht verstim men (Detuning). Der Detune-Bereich liegt im Bereich einiger Herz. Somit lässt sich zwar der Sound etwas lebendiger gestalten, aber für extremere Effekte ist es etwas zu wenig. Als weitere Klangquelle gibt es noch einen Rauschgenerator für Sturm und Brandung oder auch einigermaßen natürlich klingende Anblassounds oder Percussion. Der Rauschgenerator kann in 32 Stufen zugemischt werden. Diese 32-stufige Quantelung gilt übrigens für die meisten regel baren Parameter. Nur die Cutoff-Frequency des Filters ist feiner, nämlich in 64 Stufen aufgelöst.
Programmierung und Bank-Hold Sämtliche Parameter besitzen eine Nummer. Tippt man diese im Parameter (Edit) Mode auf den acht Zahlentastern ein, erscheint im Display der aktuelle Wert des Parameters. Diesen kann man nun im angegebenen Bereich entweder über den Value-Schieberegler oder den Up- bzw. Down-Taster step für step ändern. Neben dem Parameter-Wert steht die aktuelle Programmnummer und die Parameternummer im Display. Es ist im Dunkeln hervorragend, mit zunehmender Beleuchtung jedoch immer schwerer zu entziffern. Das ist ungünstig, denn man kann ja nicht deswegen im Dunkeln spielen. Eine Tabelle auf dem Frontpanel mit den Parametern und Nummern, sowie den jeweils möglichen Einstellwerten, erleichtert anfangs das Selbstprogrammieren von Sounds ziemlich. Logisch zusammengehörige Parameter, wie z. B. Filterparameter oder Filterenvelopeparameter usw., stehen immer in einer Zeile (Bank) nebeneinander. So stehen z. B. die Filter Envelopes Attack, Decay, Break Point, Slope, Sustain und Release in einer Zeile (Bank) und haben die Nummern 41 bis 46, wobei die erste Ziffer, hier also 4, die Bank und die zweite die Nummer des Parameters in der Bank bezeichnet. Die VCA-Envelopes stehen eine Zeile tiefer und tragen die Nummern 51 bis 56. Dieses System hat man bald im Kopf, und wenn nicht, findet man sich in der Tabelle schnell zurecht. In Verbindung mit dem Bank/Parameter Hold Schalter weist dieses System noch ein weiteres Plus auf. Normalerweise muss man ja immer zweistellige Zahlen eintippen, um ein Programm oder einen Parameter zu ändern, Banknummer und Parameternummer. Drückt man jedoch den Bank Hold Switch, genügt die Eingabe der Parameternummer, die Bank bleibt in diesem Fall immer die gleiche. Das ist praktisch, wenn man z. B. nur mit den Filter-Envelopes oder eben den Parametern innerhalb einer Bank experimentieren will. Der DW 6000 ist ein Keyboard mit dem man eigene Sounds leicht erstellen kann und auch sollte. Die mitgelieferten Sounds lassen nämlich von den Möglichkeiten des Geräts nur wenig ahnen. Vielleicht hören eben japanische Ohren doch anders als unsere. 64 Sounds haben übrigens im Programmspeicher Platz. Sie sind in acht Bänken mit jeweils acht Sounds zusammengefasst. Man kann sie auf Tape speichern.
Filter Beim Filter handelt es sich um einen ganz normalen Low Pass Filter mit regelbarer Cutoff-Frequency (64 Stufen) und regelbarer Resonanz. Letztere lässt sich bis zum Selbstschwingen des Filters hochregeln. Und hier freut man sich dann spätestens über die feine Auflösung der Cutoff-Frequency. Weiter geht ’s mit dreistufigem Keyboardtracking und normaler sowie inverser Filterenvelope. Bei normaler Filterenvelope wird der Ton bei z. B. langsamem Attack langsam heller (Filter öffnet sich), bei inverser Envelope jedoch entsprechend langsam dunkler (Filter schließt sich). Mit der Inverse Polarity lassen sich teilweise ganz witzige Effekte erzeugen. Der Grad, mit dem der Envelope den Filter beeinflusst, ist regelbar.
Envelopes Wie üblich, bietet der Korg auch bei diesem Synthie diffizilere Envelope- Einstellmöglichkeiten als die Konkurrenz. Zusätzlich zu Attack, Decay, Sustain und Release lässt sich ein weiterer Bereich mit dem sogenannten Breakpoint und der Slope Time definieren. Dieser Zeitbereich schließt direkt nach dem Decay an, die Slope Time bestimmt das Abfallen des Pegels auf den Sustainpegel. Unser Ohr identifiziert verschiedene Klänge in sehr großem Maße durch deren unterschiedlichen Hüllkurvenverlauf. Vor allem die ersten Augenblicke des Sounds sind hierfür entscheidend. Dieser zusätzliche Regelbereich ist also nicht bloß Gag, sondern ermöglicht tatsächlich exakteres Reproduzieren natürlicher Klangeinsätze. Die Attacks waren bei meinen Gerät ca. im Bereich 0 bis 10 Sekunden, die Decays im Bereich von ca. 15 Sekunden regelbar.
LFO, Joy-Stick und Chorus Für die Modulation sorgt ein LFO, der. jeweils regelbar sowohl den Oszillator als auch den Filter bzw. beide gleichzeitig, beeinflussen kann. Leider verfügt er nur über eine Dreiecksschwingung. Mit dem Delayregler konnte ich bei meinem Gerät Verzögerungen bis ca. 5 Sekunden erzielen. Das Portamento ist polyphon und läuft in der langsamsten Einstellung in ca. 10 Sekunden vom tiefsten C bis zum höchsten H. Die Zeit wird ins Memory übernommen. Der Pitchbender lässt sich nicht nur in einer Dimension bearbeiten. Pitchbender ist etwas untertrieben für dieses Gerät. Genauer gesagt ist es ein Joy-Stick, in vier Richtungen bewegbar. Nach oben regelt er die LFO-Modulation der bei den Oszis, nach unten die des Filters. Nach rechts gedrückt, bewirkt er einen Bend des Oszillators nach oben, nach links, dasselbe nach unten. Gute Effekte erzielt man bei Schrägbewegungen. In jeder Stellung des Joy- Sticks hat man also einen anderen Effekt, bzw. eine Kombination zweier Effekte. Für einen breiteren Sound sorgt zu guter Letzt ein Stereo-Chorus. Der sich aber leider auch bei Korg durch leichtes Rauschen bemerkbar macht.
Volume, Tune und Key-Assign-Modes Zu den bei den Schiebereglern für Gesamtvolumen und Tune lässt sich nicht viel sagen, außer, dass das Tuning im Bereich eines Halbtones arbeitet. Neben diesen Reglern sind die drei Key-Assign-Switches für die bei den Poly Modes 1 und 2 sowie den Unisono-Mode zum Solospiel mit fettem Sound Alle sechs Oszillatoren jeder Bank spielen in diesem Fall wie bei einem monophonen Synthie jeweils den gleichen Ton. Die einzelnen Oszis werden im Unisono Mode zusätzlich leicht gegeneinander verstimmt. Die entstehenden Schwebungen machen den Sound noch voller.
Midi-Features Mittlerweile beinahe selbstverständlich: die Midi-Channels sind von 1 bis 16 wählbar. Normalerweise arbeitet der DW 6000 im Poly-Mode. Der Omni-Mode lässt sich zu bzw. abschalten. Dann gibt es noch den etwas unglücklich mit ‚Midi Enable‘ benannten Switch, mit dem man die empfangenen Daten bestimmt. In der Stellung ‚Note Data‘ verarbeitet der DW 6000 nur Tonhöhen- und -längeninformationen, während in der Stellung ‚All‘ auch die restlichen Informationen, also Modulation und Pitch Bend, Portamento, Pedal und Programmwechsel sowie die System Exclusive Informationen verarbeitet werden.
In und Outs Zu den In und Outs auf der Rückseite: zwei getrennte Outs für Left und Right Signal, einer davon ist zusätzlich der Mono Out. Der Pegel ist in zwei Stufen (high und low) schalt bar. Daneben eine Phone- Klinkenbuchse und die drei Klinkenbuchsen für das Volumepedal bzw. die beiden Footswitches für Portamento und Programm up. Im Gegensatz zu den bisher besprochenen Standardklinkenbuchsen sind die Tape In und Outs für die Tapememory 3,5 mm Klinke. Last but not least ein Write Enable Switch und die drei Midi-Buchsen (ln-, Out- und Thru-). Beinahe hätte ich natürlich das Wichtigste vergessen: der DW 6000 ist sechsstimmig spielbar, leider ohne Anschl agdynamik bzw. After Touch. Das Keyboard hat einen Umfang von 5 Oktaven (c-c).
Zusammenfassung Der DW 6000 ist ein solider, leicht programmierbarer Synthie mit interessanten Klangmöglichkeiten. Von den Factorysounds sollte man sich zunächst nicht abschrecken lassen. Beim Korg- Vertrieb arbeitet man an neuen. Mit dem Synthie lassen sich alle gängigen Analogsounds und darüber hinaus interessante, ‚digitaler klingende‘ Sounds realisieren. Wirklich schade fand ich eigentlich nur, dass er nicht mit Anschlagsdynamik spielbar ist. Der empfohlene Verkaufspreis liegt bei 3.290,- DM.
Richard Aicher, erschienen im April 1985 in SoundCheck
Testbericht von Richard Aicher. Erschienen im Mai 1985 im Musikmagazin Soundcheck
Ein Winzling. Vom Äußeren her, jedenfalls. Auf den ersten Blick war ich zunächst einmal enttäuscht. Der Multitrack hat mit Sequential Circuits Design von früher nichts mehr zu tun. Vorbei sind die Zeiten, als Keyboards wie der legendäre Prophet V auch noch wie solche aussahen. Das Plastikzeitalter und die Miniaturisierung greift auf dem Keyboardmarkt um sich. Doch diese Mini-Dinger leisten mehr als weit massivere Vorfahren. Das Keyboard des Multitrack umfasst fünf Oktaven und ist sechsstimmig mit regelbarer Anschlagsdynamik spielbar. Diese lässt sich auf die Lautstärke, den Filter und den LFO-Amount legen. Verglichen z. B. mit Roland Keyboards ist der Anschlag härter. Die sechs Voices werden mittels ‚last note priority‘ den jeweils sechs zuletzt gespielten Tasten zugeordnet. Zwei Wheels an der linken Seite ermöglichen Pitch Modulation im Bereich einer Terz nach oben und unten, sowie Modulation der Oszillatoren.
Die sechs Voices sind total nach herkömmlichem Schema spannungsgesteuerter Analog-Synthies aufgebaut und voneinander völlig unabhängig. Der resultierende Sound ist ein Leckerbissen für Analog-Fans und mit zunehmender Digitalisierung der Keyboard-Klangwelten eine erfrischende Abwechslung.
Die Oszillator-Waveforms sind Sägezahn, Dreieck und Rechteck und können unabhängig voneinander an und abgeschaltet werden, lassen sich jedoch leider nicht stufenlos mischen. Die Pulsweite ist natürlich manuell regelbar (1%-99%), lässt sich aber auch automatisch vom LFO modulieren. Zum Oszillatorsound lässt sich Noise in beliebigem Verhältnis zum ischen. Die Oszillatoren sind im Bereich von vier Oktaven grob- und innerhalb eines Halbtones feinstimmbar. Hierzu tippt man zweistellige Digitalwerte ein. So steht z. B. ’00‘ für die tiefste Oktave, 12 für die nächsthöhere, 24 wieder für eine drüber usw. Ein Digit entspricht einem Halbton. Schade, dass die Werte -nicht in den entsprechenden Tonbezeichnungen übersetzt werden.
Mit einem Master Tune, der nicht in das Memory übernommen wird, lässt sich das ganze Oszillatorset gemeinsam im Live-Betrieb nachstimmen. Der Multitrack verfügt über automatisches Tuning. Nach genau 30 Sekunden Spielpause wird der Reihe nach jeweils ein Oszillator neu gestimmt. Greift man in die Tasten, unterbricht der Multitrack den Tuning- Vorgang sofort. Auch kurz nach dem Einschalten des Multitracks werden als erstes die Oszillatoren gestimmt. Für witzige Effekte sorgt die Glide-Funktion, vor allem im polyphonic Mode (Unisono off). Normalerweise setzt man sie nur im sogenannten ‚Unisono Mode‘ ein (alle Oszillatoren spielen einen Ton, entspricht monophonem Synthie mit sechs Oszillatoren). Die langsamste Glide-Geschwindigkeit ist ca. drei Sekunden/Oktave.
Für jede Voice des Multitracks stehen zwei Modulationssysteme zur Verfügung: Frequency-Modulation und LFO-Modulation. Im ersteren Fall moduliert die Oszillatorfrequenz den Filter (high-frequency modulation). Damit erhält man recht interessante ringmodulatorartige Sounds (Glocken und Crashs, DX 7-Percussion). Der LFO bietet Dreieck- -und Rechteckkurvenformen für Vibratos, Triller und ähnliches. Die LFO-Frequenz reicht von ca. 1/4 Hz bis 20 Hz. Die Modulationstiefe (Amount) regelbar. Der Multitrack stellt je Voice zwei LFOs zur Verfügung: einen für den Oszillator und einen für den VCF. Ein dritter LFO wäre natürlich nicht schlecht gewesen.
Drei Envelopes machen das Klangtüfteln zur Freude. Oszillator, Filter und VCA verfügen jeweils über eine eigene Envelope. Mit der Oszillatorenvelope lassen sich z. B. ätzende Toms mit original Simmons-Bend-Effekt realisieren. Die regelbaren Bereiche (ca. 1 bis IS Sek.), sind wie gewohnt: Attack, Decay, Sustain und Release, sowie der Envelope-Amount.
Ein 24 dB (4-pol) Low Pass sorgt für guten Ton. Die Cutoff-Frequenz ist mit 128 Digits sehr fein einstellbar. Der Filter lässt sich deshalb bei entsprechend hoher Resonanz als vierte Ton-Signalquelle einsetzen. Dann wirkt der Cutoff-Regler als Tuningregler für den Sinus-Sound des schwingenden Filters. Wie schon erwähnt, lässt sich der Filter sowohl vom LFO als auch von der Oszillatorfrequenz modulieren.
Die LFO-Modulation ist schaltbar , die Oszillator- Modulation regelbar. Das Keyboard- Tracking lässt sich in drei Stärken auf den Filter schalten. Den schwingenden Filter kann man so als Pseudo-Oszillator über das Keyboard spielen.
Für das Kind der jüngsten Digitalgeneration ist selbstverständlich, dass die gesamte Steuerung des sonst analogen Geräts voll digital abläuft. Das heißt für den Musiker: Tipptaster , LEDs und Digital LED-Displays. Fast alle Parameter sind in 64 Digits aufgelöst, die Cutoff-Frequenz sogar in 128. Die feine Auflösung vermindert hörbare Sprünge beim Verändern der Parameter in Realtime. Das Problem der Parameterwahl im Edit-Mode ist recht gut gelöst. Alle Parameter stehen im Parameter Edit Feld, einem Feld mit vier Zeilen (Banks) und 10 Spalten
~
(Parameter). Jeder Parameter steht auf einem Kreuzungspunkt einer Zeile mit einer Spalte. Mit dem Bank- Switch wählt man die Bank an, in der der gewünschte Parameter steht. Sie wird von einer LED markiert. Dann wählt man mit dem Spalten- Select Switch die richtige Spalte. Unter jeder Spalte befindet sich ein eigener Select Switch. Mit einem Parameter Value-Regler stellt man dann den gewünschten Parameter ein. Der eingestellte Wert erscheint im Display. Bei Programmieren eigener Sounds kann man entweder von den 100 mitgelieferten Sounds ausgehen oder vom sogenannten Basic Patch. Das Basic Patch ist nichts anderes als eine Minimal-Einstellung des Multitracks. Man hört einen ganz einfachen Sägezahnton. Alle anderen Parameter sind automatisch auf 0 zurückgestellt. So lassen sich neue Sounds ganz von den Roots an schnell programmieren.
Erst das Herzstück, der sechsstimmig polyphone Sequenzer macht den Multitrack zu dem, was er ist, eine perfekte Komponier- und Arrangiermaschine. Er kann vier polyphone Sequenzen, insgesamt 1600 Töne, aufnehmen und wiedergeben. Die vier Sequenzen lassen sich zur Wiedergabe in beliebiger Reihenfolge aneinanderhängen. Jede Voice lässt sich mit einem völlig eigenständigen Sound versehen, auswählbar aus den 100 Memories. Dann klingen die einzelnen Stimmen allerdings recht dünn. Nur ein Oszillator je Voice ist eben etwas wenig. Der Sequenzer arbeitet in drei verschiedenen Modes. Im ‚Record Basic Track‘-Mode wird die Grundspur angelegt, die die Sequenzlänge bestimmt. Die restlichen Spuren nimmt man dann im Overdub-Mode auf. Mit den sechs Track-Switches bestimmt man, wieviele und welche Tracks im jeweiligen Durchlauf aufgenommen werden sollen. Im Overdub- Mode werden zuvor aufgenom – mene Sequenzen nicht gelöscht. Ein eingebautes Metronom erleichtert die Aufnahme der Sequenzen. Die ‚Auto Correct ‚-Funktion korrigiert direkt während dem Einspielen, wählbar auf gerade achtel oder Triolen. Daneben gibt es nur noch einen Hi-Res Mode mit 96er Quantelung. Eine 32tel Autokorrektur hat man leider nicht vorgesehen. Im Overdub Mode lassen sich die aufgenommenen Tracks editieren, also Töne hinzufügen oder löschen. Der Sequenzer lässt sich zu jedem Standard Midi Clock, z. B. von einer Drum Maschine kommend, synchronisieren. Auch ‚Nicht-Midi ‚-Clockimpulse kann man zur Synchronisation benutzen, z. B. einen Sync- Puls zur Tape-Synchronisation. Bequemer als per Hand startet man die Sequenzen per Footswitch. Die Playback- und Aufnahmegeschwindigkeit lässt sich in genügend großem Bereich regeln.
Arpeggiators kamen in letzter Zeit etwas aus der Mode. Der Multitrack hat wieder einen. Er arbeitet auf drei verschiedene Weisen: Up/ Down und Assign. Das Arpeggiator- Memory reicht für maximal 16 gedrückte Tasten. Er nutzt ausschließlich Voice 6. Die Arpeggios lassen sich transponieren. Im Assign-Mode kann man kurze Riffs abspeichern. Der Arpeggiator spielt in diesem Fall die Töne in der gleichen Folge, wie sie eingespielt wurden.
Zur Soundverbesserung ist ein Stereochorus eingebaut. Er ist natürlich an- und abschaltbar, Tiefe und Geschwindigkeit lassen sich regeln.
In dieser Klasse bisher nie dagewesene Soundmöglichkeiten bietet der ‚Stack‘-Mode (Stack = Stapel). Zu verdanken ist dies wiederum den sechs, voneinander völlig unabhängigen Voices. Genau wie im. Sequenzer- Mode lassen sich auch im Realtime- Mode bis zu sechs verschiedene Sounds gleichzeitig auf einen gespielten Ton legen. Je nach dem, wieviele Programme man auf diese Weise Huckepack übereinanderlegt, verringert sich natürlich die Zahl der spielbaren Stimmen. Legt man zwei Sounds übereinander, kann man noch dreistimmig spielen, bei dreien bleiben jedoch nur noch zwei Stimmen unabhängig voneinander spielbar. Mit den Stacks kann man auch Split-Points auf dem Keyboard abspeichern. Bis zu fünf Stacks kann man auf die linke Keyboardhälfte legen. Die verbleibenden liegen dann auf der rechten Hälfte. Für jede Hälfte lässt sich getrennt bestimmen, ob sie polyphon oder als monophoner Stack gespielt werden soll. Zehn verschiedene Stack/Split-Presets haben im Memory Platz.
Der Multitrack ist einer der wenigen Keyboards, die im Mono-Mode arbeiten können. Schließt man einen Computer mit Midi-Recorder-Software an, können die sechs Voices des Multitrack selektiv angesprochen werden. Belegt man die sechs Voices mit unterschiedlichen Sounds, spart man auf diese Weise einige Keyboards. Ein Channel spielt dann meinetwegen den Bass, drei andere die Begleitung, und es bleiben noch zwei Channels für eine fette Solostimme. Vier verschiedene Midi-Modes stehen zur Verfügung: Omni On/Mono Off, Omni On/Mono On, Omni Off/Mono Off und Omni Off/Mono On. Ob die Wheel- bzw. Keyboard Pressure Daten bzw. Programmwechselinformationen übertragen werden sollen oder nicht, lässt sich wählen. Diese Zusatzinformationen benötigen ja immer ziemlich viel Speicherplatz und werden nicht immer benötigt. Der Midi Channel und der Midi Mode Switch befinden sich mit den beiden Tape Memory Switches, den Master Tune und Volume Reglern, .sowie den Chorusreglern im rechten Abschnitt des Panels.
Alle Ein- und Ausgänge liegen auf der Rückseite des Geräts und sind als Klinkenbuchsen ausgeführt. Zwei Mix Outputs, die sechs Track Outputs, Midi In und Out, Tape-Memory In und Out, sowie ein Footswitch- Jack. Ein Midi Thru ist unverständlicher weise nicht vorhanden. Einzeln abgenommene Tracks werden aus den Summen Outs abgeschaltet. Die Einzelausgänge sind für die Anwendung im Studio natürlich ein Segen und sparen teures Nachrüsten. Vom Werk wird der Multitrack mit 100 Demosounds und vier Demosequenzen geliefert. Sie verdeutlichen so ziemlich das gesamte Soundspektrum des Multitrack und sind ordentlich programmiert. Eine Demosequenz zeigt die Möglichkeiten des Multitracking. Beim Antesten erhält man über die gespeicherten Presets also einen recht genauen Eindruck von den Möglichkeiten des Keyboards. Der Multitrack bietet den Sound für Analog-Freaks. Vor allem die Möglichkeit mehrere Sounds übereinanderzulegen und Keyboard-Splits zu definieren sind in dieser Preisklasse einmalig. Der integrierte Sequenzer ist leicht zu bedienen und bietet die Möglichkeit, einfach und schnell gute Arrangements zu erstellen. Vier Sequenzen sind jedoch nicht gerade viel. Legt man auf jede Voice einen anderen Sound, klingen die Stimmen nicht mehr gerade bombastisch, dafür hat man aber viele Sounds gleichzeitig parat. Die Programmierung der Sounds geht nach analogem Muster und funktioniert mit der Zeilen/ Spalten-Methode recht übersichtlich. Midi-Freaks werden sich über den Mono-Mode freuen. Im Studio sind die Track-Einzelausgänge ein großer Vorteil. Der Preis des Multitrack beträgt ca. DM 5500,-.
Feature von Richard Aicher für Happy Computer, im April 1985
Er sieht aus wie ein ganz normaler MSX-Homecomputer, doch sein Sound lässt manchen professionellen Synthesizer vor Scham erröten. Das Wunderkind entspross jüngst einer japanischen » Musiker-Familie « und ist schon im Begriff, die Bühnen der Welt zu erobern – der Yamaha CX5M Music Computer.
Bild: Richard Aicher im Studio
Das Licht erlischt, Scheinwerfer tauchen die Bühne in dunkles Rot und Blau. » Computer in Concert« ist das Motto des Abends. Zwei Männer, viele Bildschirme, Klaviaturen und eine Unmenge Elektronik entführen uns in die Sphären computerisierter Musik. Mit von der Partie ist erstmals ein » ganz normaler « MSX-Computer. » Er muss heute die Feuertaufe bestehen «, verraten die Musiker der Gruppe Weltklang, «endlich hat ein solches Ding die Grenze zwischen Homecomputer und Synthesizer überschritten, zumindest, was den Sound betriff t«. Tatsächlich lauschte ich an diesem Abend vergeblich nach einem mir bekannten Sound-Chip-Klang. Nichts erinnerte an die bekannten dünnen Klänge der »Chiporchester« verschiedener Homecomputer. Das neue Wunderkind brillierte Sound für Sound. Gleich, ob nepalesische Tempelglöckchen oder die Glocken von Notre-Dame, ob Klavier oder Gitarre, der CX5M hatte alles parat vom tiefsten Bass bis zu den brillantesten Höhen.
Oberflächlich betrachtet, unterscheidet sich der CX5M nicht von all den anderen MSX-Computern, die momentan einen neuen Markt zu erobern versuchen. Nur sein grauschwarzes Design lässt ihn einen Hauch eleganter als seine Konkurrenten erscheinen. Der Rest, ganz der Norm entsprechend: 73 Tasten, davon fünf doppelt belegte Funktionstasten, ein abgesetzter Cursor- Block und eine Slot für die MSX-ROM-Programm-Cartridges. An der Rückseite befinden sich die Anschlüsse für Monitor, Fernseher und Ton, der Druckerport, die DIN-Buchse für den Kassettenrecorder und der Netzanschluss. Erst ein Blick auf die linke Seitenwand offenbart dem Fachmann das Besondere: Midi-In, Midi-Out, Audio-Out und Musical-Keyboard sind ganz und gar ungewöhnliche Buchsenbeschriftungen in der Welt der Homecomputer. Für den CX5M jedoch stellen sie den Nabel der Welt des Musikers dar. Selbstverständlich ist der CX-5 zur breiten Palette an Peripherie und Software im MSX-Standard voll kompatibel.
Yamaha-Spezialitäten
Bei der Konstruktion dieses Heimcomputers hat Yamaha seine Erfahrungen im Musik-Bereich voll ausgespielt. Bei der Wahl des Soundchips war man natürlich an den MSX-Standard gebunden, der den AY-3-8910 als »Musikmacher« vorschreibt. Dieser Chip verfügt über drei voneinander unabhängige Tongeneratoren mit variabler Lautstärke und einem Rauschgenerator. Von Dreiklängen bis zu Brandungsrauschen lässt sich alles mit ihm realisieren. Die Lautstärke des Sounds während des Klangablaufs lässt sich mit dem internen Hüllkurvengenerator bestimmen. Dieser ist jedoch eine Schwachstelle des AY-3-891O, wenn man ihn mit dem SID-Chip des Commodore 64 vergleicht. Man kann hier nur aus einigen fest vorgegebenen Lautstärkeverläufen wählen. Commodore-Musiker haben diesbezüglich viel mehr Freiheiten. Dafür lässt sich der Chip im Yamaha-Computer, dank den speziellen Sound-Befehlen des MSX-Basic, sehr viel einfacher und schneller programmieren. Gründliches Studium der Funktionsweise des Chips ist jedoch Voraussetzung. Danach ist es keine Kunst mehr, die 14 Register des Chips auf passende Werte zu setzen. Bald tönen die gewünschten Sounds und Melodien aus dem Lautsprecher. Hier helfen die Basic-Befehle SOUND, PLAY und BEEP. Der PLAY-Befehl nutzt die sogenannte »Music Macro Language«. Will man zum Beispiel einen D-Dur-Akkord spielen, gibt man einfach >PLAY“D“, „+F“, „A“< ein und schon tönt es aus dem Lautsprecher. Genauso einfach setzt man die Register für Tonlänge, Lautstärke und Hüllkurve. Ein entsprechender Befehl sieht folgendermaßen aus: »PLAY“m2000s11t 200″«. In diesem Fall wäre das Hüllkurvenregister (m)auf den Wert 200, die Kurvenform des Oszillators (s) auf 11 und das Tempo (t)auf 200 gesetzt. Der Klang ist beim AY-3-891O genauso mäßig wie der aller anderen entsprechenden Chips. Auch der vielgerühmte SID-Chip des C 64 macht hier keine Ausnahme. Es fehlen die satten Bässe und brillianten Höhen. Das Signal ist ständig, wenn auch schwach, von sirrenden Störgeräuschen überlagert.
Das Herz des musikalischen Wunderkindes
Das eigentliche Goldstück des Yamaha-Musik-Computers liegt in einer Art Safe gesichert, an der Unterseite des Gerätes: das FM-Klangmodul SFG01. Es sorgt auf Wunsch statt des Sound-Chips für den Ton, liegt also außerhalb des MSX-Standards. Dieses Kästchen erzeugt die Töne nach einem völlig neuen Klangsynthese- Prinzip, das der Profi »Frequenz-Modulations-Synthese« nennt und nach dem Yamaha als erster und einziger Synthesizer-Hersteller seine Instrumente erklingen lässt. Die Vorteile an der Sache: fantastischer Klang auch für verwöhnte Musikerohren und ein relativ niedriger Preis. Vor noch nicht mal zwei Jahren erschienen der erste FM-Synthesizer, der legendäre Yamaha DX-7, auf dem Markt. Jetzt gelang das Kunststück, das Volumen des Musikmachers nochmals schrumpfen zu lassen. Der Synthesizer findet heute bequem im »Safe« des CX-5 Platz.
Klänge wie aus einem professionellem Synthesizer
Die Klänge aus dem Yamaha-Computer haben sich von den bekannt blassen Tönen der diversen Sound-Chips hiermit völlig losgelöst. Erstmals auch für Profis salonfähig, besitzen sie eine Brillianz, die nur noch von wenigen Synthesizern der obersten Spitzenklasse übertroffen wird.
Mit der Software wird der Synthesizer richtig ausgereizt
Acht verschiedene Klänge kann man dem Modul gleichzeitig entlocken und mit verschiedenen Tönen belegen. Genauso, als hätte man eine Band mit acht verschiedenen Instrumenten vor sich. 43 verschiedene Instrumentenklänge stehen bereits abrufbereit zur Verfügung, vom Piano über das Xylophon bis hin zum Vogelzwitschern. Wem das nicht genügt, dem sind im Erfinden von neuen Klängen kaum Grenzen gesetzt.
Eine Klaviatur gehört zum System
Wie es sich für einen Musik-Computer gehört, hat man den CX-5 auch mit einem Klaviatur-Anschluss versehen. Yamaha bietet zur Zeit eine externe Klaviatur an: Das Mini-Keyboard YK-01 für zirka 300 Mark mit 44 Schmal-Tasten. Ein weiteres Keyboard mit 49 Tasten soll bald folgen.
Integriertes Musikprogramm
Im Betriebssystem des Computers ist bereits ein fertiges Musikprogramm integriert. Der Befehl »Call Music« macht es binnen einer Sekunde startklar. Um es sinnvoll zu nutzen, benötigt man eine der beiden Klaviaturen. So ausgerüstet hat man eine Musikmaschine, die viele der altbewährten Heimorgeln weit in den Schatten stellt. Man kann gleichzeitig Solomelodie und eine polyphone Begleitung spielen. Hierzu lässt sich die Klaviatur per Software an beliebiger Stelle in eine linke und eine rechte Hälfte teilen. Für Spielfaule ist zusätzlich eine Begleitautomatik, die selbsttätig Bass- und Begleitharmonien spielt, sowie eine Art Elektronik-Schlagzeug integriert. Fünf verschiedene rhythmische Grundmuster (Disco,Swing, 16 Beat, Slow-Rock, Walzer und Jazz-Rock) stehen bereit. Der Harmonie-Begleitautomat kann wahlweise nach Flöte, Gitarre, Horn oder Blasinstrument klingen. Leider sind diese Klangfarben jedoch etwas schmalbrüstig programmiert und lassen sich auch nicht ändern. Für den Begleitbass stehen zwei verschiedene Versionen zur Verfügung, die recht ordentlich klingen. Mit den zwölf tiefsten Tasten der Klaviatur transponieren wir unser Begleitorchester und bestimmen, ob wir Dur-, Moll-, Mollseptimen oder Septakkord wünschen. Das Ganze funktioniert genau wie die Begleitautomaten herkömmlicher Heimorgeln. Für die kreativere Seite des Ganzen, die von Hand gespielte Begleitung und das Solo, stehen nun jeweils alle 47 Preset-Klangeinstellungen des FM-Moduls zur Auswahl bereit. Mit einer Art Softwaremischpult regeln wir die Lautstärken der einzelnen Orchestergruppen, die Tonhöhe kann man auch stimmen. Mit einem sogenannten LFO lassen sich interessante zusätzliche Tonhöhen-Effekte erzielen. Ein eingebauter »Software-Recorder « schneidet nach Belieben unser Konzert mit und behält sie im Speicher. Natürlich lassen sich die aufgenommenen Musikstücke, genau wie die Parametereinstellungen der aktuellen Vorführung auf Kassette, abspeichern. Die Bedienung des Programms ist kinderleicht. Mit der RETURN-Taste lenkt man einen roten Cursor von Parameter zu Parameter. Die Cursortasten dienen dann zur Veränderung des jeweiligen Wertes. Ein Druck auf eine Taste der Klaviatur startet das Begleitorchester, das Drücken der Taste »R«auf der alphanumerischen Tastatur stoppt die Musik wieder.
MIDI-Möglichkeiten
Für professionelle Musiker hat Yamaha den CX-5 midikompatibel entwickelt. Dies verraten die beiden 5poligen DIN-Buchsen an der linken Seite des Computers: ))Midi-In« und ))Midi- Out«. Über diese Buchsen lässt sich der CX-5 mit anderen midi-kompatiblen Synthesizern verbinden. Letztere lassen sich dann zum Beispiel von der Klaviatur des CX-5 aus bedienen.
Die ersten drei Softwaremodule
Für Musiker sind auch die ersten drei Softwaremodule gedacht, die Yamaha anbietet. Der FM Music- Composer YRM-101 ermöglicht das mehrstimmige Komponieren im Bildschirmdialog per Notenschrift. Mit dem YRM-102 Voicing-Programm erhält man ein Werkzeug zur gezielten Klangerzeugung des FM-Synthesizers. Das dritte Programm erlaubt DX-7-Besitzern, ihren Synthesizer schnell und übersichtlich zu programmieren.
Die wichtigsten Daten des Yamaha CX5M auf einen Blick
CPU: Z80A Frequenz: 3.58 MHz RAM: 32 KByte ROM: 32 KByte Grafik: 16 Farben, 32 Sprite-Ebenen, Auflösung: 256 x 192 Bildpunkte Tastatur: Schreibmaschinen-Tastatur, Leuchtdioden für »Power on« und »Caps lock« Preise (zirka): Konsole inklusive Synthesizereinheit: 1500 Mark Klaviatur mit 44 Tasten: 300 Mark Musiksoftware auf ROM-Modul: je 150 Mark
Zumächst dachte ich mir, Oscar sei ein Relikt aus der Synthi-Steinzeit, nur neu aufgelegt. Wer spielt heute noch ein monophones Keyboard, ausser er hat einen der legendären Minimoogs zu Hause? Doch Oscar räumte die anfängliche Skepsis im Lauf des Tests schnell beiseite. Oscar ist kein kleiner kautziger Nachbar, sondern ein neuer zweistimmig spielbarer Solosynthi aus England mit umfangreichen Memory- und Sequenzerftmktionen. Sein Äußeres – ungewohnt im Design und mit nichts Anderem vergleichbar. Oscar sieht aus, als könnte ihm auch ein Sturz aus dem vierten Stock nichts anhaben: bullig umd schlagfest. Beschriftet mit riesen Lettern, die Farben hellbeige und schwarz, wuchtige „Stoßdämpfer“, die die Drehknöpfe auf der Frontplatte schützen sollen, ungeheuer massive Seitenteile, all dies lässt ihn nicht gerade grazil, geschweige denn futuristisch wirken. Leider hält die demonstrierte Massivität nicht so ganz, was sie verspricht. Die Stoßdämpfer sind aus Weich-Plastik und, zumindest beim Testmodell, wackelig, weil nur aufgesteckt. Auch die Drehpotis wackeln. Den Vergleich mit der strotzenden Massivität eines Minimoogs kann Oscar nicht bestehen. Trotzdem, er überlebt unsanfte Schläge im rauhen Live-Betrieb.
Das Keyboard
Das drei-oktavige Keyboard lässt sich sauber spielen. Kein lappriger Anschlag, sondern wirklich guter Druckpunkt. Bei Oscar ist es nicht bloß zum Spielen da. Die Tasten sind in verschiedene Bereiche eingeteilt und nummeriert. Im Edit-Mode besitzen sie nämlich ganz bestimmte und, je nach Mode, wechselnde Ftmktionen. Durch gleichzeitiges Drücken einer bestimmten Tastenund Push-Button-Kombination kann man Sound-, Sequence- und Kurvenform- Presets anwählen sowie Kurvenformen synthetisieren, die Oszillatoren stimmen oder Sequenzen eingeben oder editieren. Am Keyboard gibt’s noch ein Pitch- und ein Modulation- Wheel. Neben den Wheels zwei Push-Buttons, mit denen sich die Fußlage des Keyboards Step-By-Step ändern lässt.
Oszillatorsektion
Oscar hat zwei Oszillatoren mit jeweils drei Kurvenformen: Dreieck, Sägezahn und Rechteck. Dann gibt ’s noch ein Rechteck mit wählbarer ‚fixed‘ Pulsweite und eines mit dreieckmodulierter Pulsweite. Natürlich gibt’s auch Noise. Das ist aber noch lange nicht alles. Neben diesen altbekannten Waveforms hat man noch 5 Preset-Waveforms zur Verfügtmg: Full Organ, Harpsichord, Strang Lead, Double Pulse und Tripie Pulse. Und dann lassen sich, wie gleich zu sehen, 5 weitere Waveforms selbst programmieren und auf die bei den Oszillatoren legen. Oscar nutzt hierzu das Verfahren der additiven Klangsynthese, und das ist bei einem Synthi in dieser Preisklasse neu. Wie bei einer Sinus-Zugriegel- Orgel lassen sich die Waveforms durch Mischen (Addieren), Mastertune und Detune der beiden Oszillatoren auch durch Drücken von entsprechenden Keyboard-Tasten und einem Push-Button einstellen. Mit dem Osc Balance-Regler kann man die bei den Oszillator-Outputs mixen. Ein weiteres Poti regelt das Verhältnis von Noise- und Oszillator- Mastervolume. Mit zwei Potis lässt sich der Einfluß des Modulation- Wheels auf Filter und Oszillator, sowie des Bend-Wheels auf die Oszillatoren regeln.
Sehr umfangreich sind die Glide- Funktionen. Der Glide-Drehschalter besitzt sechs Stellungen für Portamento oder Glissando mit einstellbarer Time oder mit ‚fixed‘ Time. Daneben gibt es noch eine Auto-Stellung.
Filtersektion
Es sind zwei 12 dB Filter vorhanden, die man in Serie oder parallel schalten kann. In Serie sind sie 24 dB steil, parallel hat man 12 dB Filter, deren Cutoff-Frequenz unabhängig voneinander im Bereich von 16 Hz bis 16 kHz regelbar ist. Die Filter lassen sich als High-Pass, Low-Pass oder Band-Pass schalten, sowie als Tracking Filter. Filter wie Oszillator lassen sich vom LFO modulieren, der Dreieck, Sägezahn und Rechteck zur Verfügung stellt.
Envelopes
Zwei getrennte ADSR steuern Filter und Verstärker. Sie können auf die unterschiedlichste Weise gemeinsam oder getrennt vom Keyboard, dem Clock-Oszillator oder extern getriggert werden. Außer dem Stufenschalter für den Trigger-Mode gibt ’s noch den Function-Mode- Schalter. Hier schaltet man zwischen monophonem und duophonem Spiel um, wählt‘ den Arpeggiator an, oder die drei Hold-Funktionen.
Sound
Der Sound des Ganzen ist recht fetzig und erinnerte mich etwas an den Moog-Source. Eben recht gute Bässe, nicht ganz so gewaltig wie einst beim Minimoog, etwas ‚digitaler. Recht gut lassen sich Orgelsounds in allen Varianten erzeugen. Die Presets kann ich nicht beurteilen, da im Testgerät aufgrund eines Transportschadens auf dem Weg aus England alle Memories gelöscht waren.
Sequenzer
Insgesamt haben 12 Sequenzen und 10 Songs im Memory Platz. Jede Sequenz kann maximal 255 Events lang sein, für jeden Song sind bis zu 255 Sequenzen einsetzbar. Ton, Pause, Programmwechselinformation, Repeat-Befehle oder Untersequenzen gelten als Event. Die Repeat-Funktion erlaubt eine beliebige Wiederholung von Sequenzen, wobei die Wiederholung als ein Event gewertet wird.
In den 10 Songs lassen sich auch Voice -Änderungen mitabspeichern. Sequenzen und Songs kann man editieren. Das Einfügen oder Löschen einzelner Events geht einfach.
Der Sequenzer ist eine Art Composer. Die Töne gibt man über das Keyboard ein; sie können gebunden werden. Auch Legatospiel merkt Oscar sich. Pausen markiert man durch Drücken eines Push-Buttons. Es dauert einige Zeit, bis man perfekt mit den 5 Sequenz-Druckschaltern umgehen kann, die je nach Mode diverse Funktionen erfüllen. Im Playback-Mode mit Duo-Trigger kann man zum Playback der Sequenz eine Melodieline auf dem Keyboard spielen. Waveforms, Voices und Sequenzen lassen sich getrennt oder in beliebigen Kombinationen auf Cassette speichern. Also zum Beispiel Waveforms und Voices zusammen, oder Voices und Sequenzen. Sie lassen sich aber immer nur als ganze Sets auf Cassette ausgeben. Die 5 LEDs zeigen jeweils an, ob und was geladen oder gespeichert wird.
An Sounds stehen 24 Presets und beim Testmodell 12 programmierbare Sounds zur Verfügung. Wie aus England zu erfahren war, wird Oscar aber jetzt mit 36 frei programmierbaren Sounds geliefert. Sämtliche Schalter und Potistellungen werden ins Memory mit übernommen. Die Programme ruft man durch Drücken einzelner Sinuskurven unterschiedlicher Frequenz und Amplitude erzeugen. Nur daß hier keine Zugriegel gezogen werden, sondern alles via Elektronik passiert. Im Waveform Edit-Mode sind 24 Keys ebenso viele harmonische Obertöne zugeordnet, die man durch Tastendruck zur Oszillator- Waveform addieren kann. Mehrfacher Druck auf die entsprechende Taste verdoppelt jeweils die Amplitude des entsprechenden Obertones. Die einzelnen Harmonischen lassen sich auch wieder löschen. Klingt alles unheimlich kompliziert? Wirklich, man muß auch etwas üben, bis man die Prozedur kapiert hat und gezielt Waveforms synthetisieren kann. Dann stehen aber Klangbastlern Tür und Tor offen.
Die Fußlage von Oszillator 2 lässt sich von -2 bis +3 Oktaven gegen Oszillator 1 verstimmen. Natürlich gibt’s auch ein Master-Tunepoti. Die Oszillatoren können von 32 bis 2 Fuß gestimmt werden. Fünf LEDs zeigen die Fußlage an. Die gleichen LEDs sind in anderen Programm-Modes für andere Dinge zuständig, man darf sich dadurch anfangs nicht verwirren lassen. Wenn man will, kann man von Push-Button und Keyboardtaste auf. Man kann deshalb Programme nicht wechseln, ohne das Spiel zu unterbrechen.
Oscar ist, wie es sich mittlerweile für einen Digital-Synthi gehört, MIDI-kompatibel. An der Rückwand befinden sich MIDI In, -Out und – Thru. Sonst verfügte mein Prototyp nur über eine Audio-Out und eine kombinierte Trigger /Tape-Memory Buchse. Oscar ist jetzt in Deutschland erhältlich. Sein Preis liegt unter DM 3000,-.
Zusammenfassung
Das Gerät ist super für Sound und Experimental-Freaks, die einen voll speicherbaren Lead- und Effekt- Synthi mit Sequenzer suchen. Es erfordert einige Zeit, bis man alle Features durch hat. Oscar besitzt hervorragende Möglichkeiten der Waveform-Generation für seine beiden Oszillatoren. Die Memories sind, wie schon erwähnt, nach dem Prototyp von 580 auf 1500 Steptime Events für den Sequenzer erweitert worden. Auch wurden die freien Voice-Memories jetzt auf 36 aufgestockt, und das kann sich sehen und hören lassen. Vielleicht hätte man aber anstatt die Tasten des Keyboard mit Schaltfunktionen zu belegen, lieber eine numerische Tastatur eingebaut, wie es ja auch PPG nach einem mißglückten, ähnlichen Versuch mit dem Wave 360 machte.. Fazit: Absolut super für Hardcore Synthi-Freaks, ansonsten hätte der Oscar getrost einige Jahre früher auf. den Markt kommen können.
Pro 16 MIDI Sequenzer Software von Steinberg Research
Testbericht von Richard Aicher, geschrieben im April 1985
Steinberg Research hat sich mittlerweile bei allen Midi-Musikern einen sehr guten Namen gemacht. Doch die Jungs ruhten sich nicht auf ihren Lorbeeren aus, sondern arbeiteten fleißig. Das Ergebnis: Die neue Pro 16 Midi Sequenzer Software und ein Notenschreiber in Vorbereitung. Gleich vornweg: Der Pro 16 wird den guten Ruf der Firma weiter festigen. Er macht jede Midi Recording Session zum angenehmen Zeitvertreib.
Midi als Philosophie
Für alle, die immer noch nicht wissen, wo der Hase lang läuft: Midi ist nicht bloß ein Wort, sondern eine ganze Philosophie. Ein genormtes Interface macht die Koppelung von Keyboards, Drum Machines und Effektgeräten möglich. Die Instrumente dürfen von verschiedenen Herstellern stammen. Mittlerweile halten sich die meisten an die Midi Spezifikationen. Von einem Keyboard aus lassen sich so mehrere andere steuern. Drum Machines können so mit Sequenzern synchronisiert werden. Expander lassen sich bequem über den Bildschirm programmieren. Ein Homecomputer kann als Zentralcomposer das gesamte Equipment steuern. Voraussetzung sind natürlich midikompatible Geräte, Homecomputer“ Midi-Interfaces und geeignete Software.
Die Pro 16 Software gehört in die Kategorie der Midi Recorder und ist auf den Commodore 64 Computer abgestimmt. Prinzipiell kann man das Ding mit einer 16-Spur Maschine vergleichen. Nur dass hier die Aufnahmen nicht auf Band, sondern zunächst im Computer und dann auf der Diskette gespeichert werden. Natürlich lassen sich mit dem Pro 16 nur Informationen von Keyboards, Drumcomputern oder midikompatiblen Effektgeräten aufnehmen. Ein Mikrofon jedenfalls, lässt sich nicht an diesen Recorder anschließen. Leider sehen die Signal Out-Buchsen diverser Taperecorder genauso aus wie die Midi-Buchsen. Was liegt also für manchen näher, als den Sound des Recorders über ein Midi-Kabel in das Interface zu jagen und mit geeigneter Midi-Recorder Software aufzunehmen? Auch das beste Midi-Interface versteht solche Toninformationen nie. Es kapiert wirklich ausschließlich Steuerinformationen von midikompatiblen Geräten.
Stimmenvielzahl
Die 16 Spuren des Pro 16 können theoretisch beliebig vielstimmig bespielt werden. Praktisch bringt man natürlich nur so viele Stimmen auf jeder Spur unter, wie das angeschlossene Einspielkeyboard spielen kann. Außerdem muss man sich immer im Klaren sein, dass für jede aufgenommene Stimme auch zum Abspielen eine vorhanden sein muss. Hat man meinetwegen drei sechsstimmige Keyboards, kann man zwar hintereinander in 16 Durchgängen 96 Stimmen aufnehmen, davon werden aber nur insgesamt 18 Stimmen wiedergegeben. Die Moral von der Geschieht, will man den konventionellen 16 Spurrecorder völlig durch ein Midi-System ersetzen, bräuchte man theoretisch 16 Instrumente. Das kommt natürlich ziemlich teuer. Doch stellt sich für Keyboarder zumindest heute schon die Frage, ob sieh die Anschaffung eines 16-Spur Taperecorders noch lohnt. Meine Meinung: lieber ’nur‘ ein Achtspurtape kaufen und vom gesparten Geld das Midi-System erweitern. Denn Midi Recording bietet im Vergleich zum konventionellen Taperecording einige wichtige Arbeitserleichterungen.
Das Bedienpanel
Das Bildschirmfoto zeigt das Bedienpanel des Pro 16 Sequenzers. Es bleibt die ganze Recordingsession über das Gleiche. So entfällt Gottseidank nerviges Hin- und Herschalten zwischen verschiedenen Pages. Dafür mussten die Entwickler natürlich sämtliche Funktionen auf dieser einzigen Page unterbringen. Doch keine Angst, nach kurzer Einarbeitung hat man den Pro 16 bald begriffen. Man muss kein Programmierprofi sein, um mit ihm arbeiten zu können.
Ein Farbfernseher oder -monitor erleichtert die Arbeit ungemein. Viele Funktionen zeigt der Pro 16 durch Farbwechsel an. So signalisiert ein roter Bildschirmrand . den Record-, ein grüner hingegen den Playmode. Hat man keine Farbe, tut’s zur Not ‚jedoch auch ein Schwarz/Weiß-Gerät. Die Bedienpage ist in mehrere Zonen aufgeteilt. Im oberen Bildschirmdrittel sehen wir die Spurentable. Hier können wir die 16 vorhandenen Spuren ein- und ausschalten. Im Play Mode hört man nur die eingeschalteten Spuren. Die Aufnahmen bleiben jedoch auch beim Ausschalten erhalten. Unter der Spurnummer sehen wir das Feld für die
Midi-Kanal-Wahl. Der Midi-Kanal bestimmt, über welches angeschlossene Gerät die Spur im Playmode wiedergegeben wird. Voraussetzung ist natürlich, am angeschlossenen Gerät lässt sich der Empfangskanal einstellen (1-16). Ein Stockwerk unter der Spurentable, die Informationszeile. Hier schreibt der Pro 16 jeweils im Klartext in welcher Bedienfunktion wir uns befinden, und auf welchen Parameter der zugehörige Wert gesetzt ist. Auch Bedienfehler werden hier angezeigt. Darunter die Funktionstable. Hier bestimmen wir, welche Sequenz bearbeitet wird, Tempo (TMP), die Länge der Sequenz (LEN) den Takt (TMSIGNTR) und die Quantisierung der Autokorrektur. Sie lässt sich von 1/4 bis 1/96 (Realtime) wählen. Auch Triolen lassen sich korrigieren. Gibt man etwa den Wert 16 ein, heißt das, dass alle eingespielten Töne auf die nächstliegende Sechzehntel Note korrigiert werden. So erhält man auch bei ungenauem Spiel exaktes Timing. Je höher die Quantize- Einstellung ist, umso genauer muss man natürlich einspielen. In der Einstellung 96 ist die Quantisierung praktisch unhörbar fein. Dies ist Realtime Mode.
In der Funktionstable bestimmen wir weiterhin, welche der 16 Spuren aufgenommen wird (REC). Im Feld SGL können wir uns für Step‘ By Step-Eingabe oder Einspielen entscheiden. Hier entscheiden wir auch, ob der Pro 16 im Sequenz Mode (zyklisches Abspielen eines kompletten Songs) arbeitet.
Eine Zeile darunter wird der noch freie Speicherplatz (MEM) angezeigt. Daneben:. Taktanzeige (BAR), Stepzähler (NUM) und ein Velocity Display (VEL). Letzteres zeigt die Dynamik des Einspielinstruments. Ganz am unteren Bildschirmrand haben die Steinberg Programmierer einen besonderen Gag plaziert. Eine Art Software Pegelanzeige aller Tracks. Vergleichbar mit den Aussteuerungsinstrumenten eines Taperecorders. So sieht man immer, was auf den einzelnen Tracks gerade los ist. Für jeden Track ist ein separater Balken zuständig.
SYN, TRP – WID?
Zu guter letzt noch die Felder SYN, DSK,TRP und I/C. Keine Angst vor den Kürzeln. Wie schon gesagt, bei Anwahl eines Parameters erscheint es in der Infozeile jeweils im Klartext. Mit SYN bestimmen wir eine der drei möglichen Synchronisationsarten. Der Pro 16 kann intern oder extern synchronisiert werden. Im letzteren Fall zum Beispiel durch einen Drumcomputer (48 Clocks pro Viertel) oder von einer Bandmaschine. Die dritte Möglichkeit ist die Synchronisierung durch die Midi-Clock eines am Eingang des Interfaces angeschlossenen Instruments. In dieser Stellung kann der Pro 16 1″‚“- von diesem Gerät aus gestartet werden. Aufnahme ist in diesem Mode (MID) nicht möglich. In Verbindung mit dem Steinberg Synchroniser hat man noch sehr viel mehr Synchronisationsmöglichkeiten.
DSK steht für Disketten Operationen. Klar, dass man die eingespielten Songs auf Diskette sichern kann. Man sollte sich übrigens, das kann ich nicht oft genug betonen, angewöhnen, Zwischenergebnisse so oft wie möglich auf Diskette zu speichern. Spätestens, wenn man eines Tages durch eine Netzschwankung oder den Schalt funken von Nachbars Kühlschrank, die Arbeit vieler Stunden verloren hat, bereut man, vorher nicht zwischengespeichert zu haben. Ganz Vorsichtige fertigen sogar von jeder Datendiskette eine Sicherheitskopie an. Disketten nehmen nämlich jede unsanfte Behandlung sehr übel und weigern sich dann strikt, ihren Inhalt wiederzugeben. Fatal!
Transponierte Strophen
Der Pro 16 kann komplette Tracks und Sequenzen auf Knopfdruck transponieren. Verschieden transponierte Strophen muss man also nicht mehrfach einspielen. Im Feld TRP gibt man einfach die Anzahl der Halbtonschritte an, die die aktuelle Sequenz nach oben oder unten transponiert werden soll. Insgesamt lassen sich 67 Halbtonschritte von Cl nach oben oder 60 nach unten transponieren. Bleibt noch das letzte Feld, I/C = „Insert Copy Sequenz“, zu besprechen. Die aktuelle Sequenz oder Spur lässt sich hiermit per Knopfdruck auf eine andere freie Sequenz oder Spur kopieren. So baut man gleichbleibende Basistracks schnell in eine neue Sequenz ein. Mit dieser Funktion lässt sich die aktuelle Sequenz auch in die Songtable eingliedern (insert). Am rechten Bildschirmrand schließlich die Songtable. Mit ihr können wir die Sequenzen in bestimmter Reihenfolge verknüpfen (Sequence chain). Insgesamt merkt sich der Pro 16 maximal 64 verschiedene Sequenzen. Vorausgesetzt, der zulässige Speicherbereich wird nicht überschritten. Die Song Kette hat 256 Glieder. Jedes Glied entspricht einem Durchgang einer Sequenz. Im Song Mode arbeitet der Pro 16 die gesamte Kette Sequenz für Sequenz ab. Gibt man eine Null anstelle einer Sequenznummer ein, fasst er das als Stop Signal auf und beendet das Spiel.
Beispiel
Wie geht eine Recording Session vor sich? Als erstes gliedern wir unseren Song in logische Funktionsblöcke, also Intro, verschiedene Strophen, Refrains, Schluss usw. Der Grund: Parts, die mehrfach wiederholt werden, brauchen wir nur einmal einzuspielen. Wir können sie ja im Song Mode in beliebiger Reihenfolge aneinanderketten oder dieselbe Sequenz mehrfach hintereinander abspielen. Die einzelnen Sequenzen nehmen wir im Sequenz Mode auf. Der Pro 16 spielt die Sequenz dann ohne Unterbrechung zyklisch. Wir geben zunächst die Parameter Takt, Tempo, die Länge unserer Sequenz in Takten und den Quantisierungsfaktor vor. Jetzt müssen wir nur noch den Cursor auf das REC-Feld setzen und mit der Funktionstaste F1 die Nummer der aufzunehmenden Spur in dieses Feld tasten. Druck auf die RETURN-Taste gibt jetzt den Startschuss. Der Bildschirm rand wird rosa und aus dem Lautsprecher des angeschlossenen Fernsehers tönen acht gleiche Metronomschläge als Vorzähler. Es werden immer 2 Takte vorgezählt. Mit dem letzten Vorzählschlag wird der Bildschirmrand weiß, das Achtung- Signal gewissermaßen. Dann beginnt automatisch die Aufnahme, der Bildschirm rand ist jetzt rot: Record Mode. Der Pro 16 nimmt die vorbestimmte Anzahl von Takten auf. Aus dem Fernsehlautsprecher hören wir den Metronom-Pieps. Im BAR und NOM Feld erkennen wir im mer, in welchem Takt und an welchem Beat wir uns momentan befinden. Dann wird der Bildschirmrand grün, der Sequenzer wechselt automatisch in den Wiedergabe Modus und spielt unsere Aufnahme wieder ab. Das Kanal on/off Feld der aufgenommenen Spur ist nun weiß geworden. Es signalisiert so, dass sich auf dieser Spur eine Aufnahme befindet. That’s all!
Spurwechsel
Die nächste Spur nehmen wir genauso easy auf. Wir stoppen hierzu den Sequenzer mit der RUN/STOP Taste, wählen im Record-Feld die nächste aufzunehmende Spur, RETURN gedrückt, und das Ganze beginnt von vorne. Die zuvor aufgenommene Spur hören wir natürlich als Playback. Wir können sie aber auch, sofern gewünscht, mit dem on/ off Schalter stumm schalten. So einfach ist das alles. Die Songparameter,Tempo, Time Signature und Taktanzahl lassen sich übrigens auch während des Abspielens bzw. der Aufnahme ändern. Schwierige Passagen, die unsere spieltechnischen Fertigkeiten übersteigen, können wir Step By Step eintippen. In diesem Fall bestimmt der eingestellte Quantize-Wert den Notenwert, den der Pro 16 bei einem Druck auf die Leertaste des Commodore 64 weiterzählt. Die Tonhöhe bestimmen wir wie gewohnt über die Tasten des Keyboards. Pausen erzeugen wir durch ‚Nur ‚-Drücken der Leertaste. Sind wir mit unserer Sequenz zufrieden, geht’s ans Arrangieren. Hier zeigt sich nun, wie vorteilhaft man mit einem Midi System arbeiten kann. Für Taperecorder Freaks bedeutet Neuarrangieren immer gleich Neuaufnahme. Nicht so für uns. Wir können unsere Sequenzen abfahren und nach Herzenslust so lange an den Soundprogrammen rum feilen oder die Tracks von verschiedenen Keyboards spielen lassen, bis alles soundmässig zusammenpasst. Zu guter letzt probieren wir mit der Songtable noch die optimale Verknüpfung der einzelnen Parts aus. Und schneller als gedacht ist der Song im Kasten.
Der Pro 16 besitzt übrigens genau wie ein guter Mixer auch eine Solotaste zum Solo-Hören einzelner Tracks. Sehr praktisch. Durch Drücken der Taste A des Computers wird der Ton Al auf alle Midi-Kanäle ausgegeben. So lassen sich die angeschlossenen Instrumente leicht stimmen.
Zusammenfassung
Midi ist ein Segen für Keyboarder und Studios. Doch das System nützt nichts ohne gute Software. Der Steinberg Pro 16 erfüllt alle Anforderungen an einen guten Midi-Recorder. Er ist leicht zu bedienen, sicher im Umgang und bietet viele Vorteile im Vergleich zur Arbeit mit einem Tape-Recorder. Ein großes Plus: Realtime- und Step By Step- Eingabe sind innerhalb eines Recording Vorgangs gleichzeitig nutzbar. Beim Arbeiten mit dem Sequenzer merkt man sofort, dass hier nicht nur Software produziert wurde, sondern sich Musiker etwas bei der Entwicklung gedacht haben. Die Software kostet ca. 290,- DM. Bei der Verfassung dieses Manuskriptes erfuhr ich, dass in den nächsten Tagen eine Update Version des Pro 16 fertig ist. Die Update Version ermöglicht zusätzlich Punch in/ Punch out, Mixdown durch Festlegen der Velocity-Werte und als Gag am Rande eine Echtzeituhr , die die Länge des Songs auf Minute und Sekunde genau angibt.
Text und Fotos, Richard Aicher, 1985 für SoundCheck
Original-Manuskript Testbericht und Fotos von Richard Aicher erschienen im April 1985 im Keyboardmagazin Soundcheck
Zunächst dachte ich mir, Oscar sei ein Relikt aus der Synthi-Steinzeit, nur neu aufgelegt. Wer spielt heute noch ein monophones Keyboard, außer er hat einen der legendären Minimoogs zu Hause? Doch Oscar räumte die anfängliche Skepsis im Lauf des Tests schnell beiseite. Oscar ist kein kleiner kautziger Nachbar, sondern ein neuer zweistimmig spielbarer Solosynthi aus England mit umfangreichen Memory- und Sequenzerfunktionen. Sein Äußeres – ugewohnt im Design und mit nichts Anderem vergleichbar. Oscar sieht aus, als könnte ihm auch ein Sturz aus dem vierten Stock nichts anhaben: bullig und schlagfest. Beschriftet mit riesen Lettern, die Farben hellbeige und schwarz, wuchtige „Stoßdämpfer“, die die Drehknöpfe auf der Frontplatte schützen sollen, ungeheuer massive Seitenteile, all dies lässt ihn nicht gerade grazil, geschweige denn futuristisch wirken. Leider hält die demonstrierte Massivität nicht so ganz, was sie verspricht. Die Stoßdämpfer sind aus Weich-Plastik und, zumindest beim Testmodell, wackelig, weil nur aufgesteckt. Auch die Drehpotis wackeln. Den Vergleich mit der strotzenden Massivität eines Minimoogs kann Oscar nicht bestehen. Trotzdem, er überlebt unsanfte Schläge im rauhen Live-Betrieb.
Das Keyboard
Das drei-oktavige Keyboard lässt sich sauber spielen. Kein lappriger Anschlag, sondern wirklich guter Druckpunkt. Bei Oscar ist es nicht bloß zum Spielen da. Die Tasten sind in verschiedene Bereiche eingeteilt und nummeriert. Im Edit-Mode besitzen sie nämlich ganz bestimmte und, je nach Mode, wechselnde Funktionen. Durch gleichzeitiges Drücken einer bestimmten Tasten und Push-Button-Kombination kann man Sound-, Sequence- und Kurvenform- Presets anwählen sowie Kurvenformen synthetisieren, die Oszillatoren stimmen oder Sequenzen eingeben oder editieren. Am Keyboard gibt’s noch ein Pitch- und ein Modulation- Wheel. Neben den Wheels zwei Push-Buttons, mit denen sich die Fußlage des Keyboards Step-By-Step ändern lässt.
Oszillatorsektion
Oscar hat zwei Oszillatoren mit jeweils drei Kurvenformen: Dreieck, Sägezahn und Rechteck. Dann gibt ’s noch ein Rechteck mit wählbarer ‚fixed‘ Pulsweite und eines mit dreieckmodulierter Pulsweite. Natürlich gibt’s auch Noise. Das ist aber noch lange nicht alles. Neben diesen altbekannten Waveforms hat man noch 5 Preset-Waveforms zur Verfügung: Full Organ, Harpsichord, Strang Lead, Double Pulse und Triple Pulse. Und dann lassen sich, wie gleich zu sehen, 5 weitere Waveforms selbst programmieren und auf die bei den Oszillatoren legen. Oscar nutzt hierzu das Verfahren der additiven Klangsynthese, und das ist bei einem Synthi in dieser Preisklasse neu. Wie bei einer Sinus-Zugriegel- Orgel lassen sich die Waveforms durch Mischen (Addieren), Mastertune und Detune der beiden Oszillatoren auch durch Drücken von entsprechenden Keyboard-Tasten und einem Push-Button einstellen. Mit dem Osc Balance-Regler kann man die bei den Oszillator-Outputs mixen. Ein weiteres Poti regelt das Verhältnis von Noise- und Oszillator- Mastervolume. Mit zwei Potis lässt sich der Einfluss des Modulation- Wheels auf Filter und Oszillator, sowie des Bend-Wheels auf die Oszillatoren regeln.
Sehr umfangreich sind die Glide- Funktionen. Der Glide-Drehschalter besitzt sechs Stellungen für Portamento oder Glissando mit einstellbarer Time oder mit ‚fixed‘ Time. Daneben gibt es noch eine Auto-Stellung.
Filtersektion
Es sind zwei 12 dB Filter vorhanden, die man in Serie oder parallel schalten kann. In Serie sind sie 24 dB steil, parallel hat man 12 dB Filter, deren Cutoff-Frequenz unabhängig voneinander im Bereich von 16 Hz bis 16 kHz regelbar ist. Die Filter lassen sich als High-Pass, Low-Pass oder Band-Pass schalten, sowie als Tracking Filter. Filter wie Oszillator lassen sich vom LFO modulieren, der Dreieck, Sägezahn und Rechteck zur Verfügung stellt.
Envelopes
Zwei getrennte ADSR steuern Filter und Verstärker. Sie können auf die unterschiedlichste Weise gemeinsam oder getrennt vom Keyboard, dem Clock-Oszillator oder extern getriggert werden. Außer dem Stufenschalter für den Trigger-Mode gibt ’s noch den Function-Mode- Schalter. Hier schaltet man zwischen monophonem und duophonem Spiel um, wählt‘ den Arpeggiator an, oder die drei Hold-Funktionen.
Sound
Der Sound des Ganzen ist recht fetzig und erinnerte mich etwas an den Moog-Source. Eben recht gute Bässe, nicht ganz so gewaltig wie einst beim Minimoog, etwas ‚digitaler. Recht gut lassen sich Orgelsounds in allen Varianten erzeugen. Die Presets kann ich nicht beurteilen, da im Testgerät aufgrund eines Transportschadens auf dem Weg aus England alle Memories gelöscht waren.
Sequenzer
Insgesamt haben 12 Sequenzen und 10 Songs im Memory Platz. Jede Sequenz kann maximal 255 Events lang sein, für jeden Song sind bis zu 255 Sequenzen einsetzbar. Ton, Pause, Programmwechselinformation, Repeat-Befehle oder Untersequenzen gelten als Event. Die Repeat-Funktion erlaubt eine beliebige Wiederholung von Sequenzen, wobei die Wiederholung als ein Event gewertet wird.
In den 10 Songs lassen sich auch Voice -Änderungen mit abspeichern. Sequenzen und Songs kann man editieren. Das Einfügen oder Löschen einzelner Events geht einfach.
Der Sequenzer ist eine Art Composer. Die Töne gibt man über das Keyboard ein; sie können gebunden werden. Auch Legatospiel merkt Oscar sich. Pausen markiert man durch Drücken eines Push-Buttons. Es dauert einige Zeit, bis man perfekt mit den 5 Sequenz-Druckschaltern umgehen kann, die je nach Mode diverse Funktionen erfüllen. Im Playback-Mode mit Duo-Trigger kann man zum Playback der Sequenz eine Melodieline auf dem Keyboard spielen. Waveforms, Voices und Sequenzen lassen sich getrennt oder in beliebigen Kombinationen auf Cassette speichern. Also zum Beispiel Waveforms und Voices zusammen, oder Voices und Sequenzen. Sie lassen sich aber immer nur als ganze Sets auf Cassette ausgeben. Die 5 LEDs zeigen jeweils an, ob und was geladen oder gespeichert wird.
An Sounds stehen 24 Presets und beim Testmodell 12 programmierbare Sounds zur Verfügung. Wie aus England zu erfahren war, wird Oscar aber jetzt mit 36 frei programmierbaren Sounds geliefert. Sämtliche Schalter und Potistellungen werden ins Memory mit übernommen. Die Programme ruft man durch Drücken einzelner Sinuskurven unterschiedlicher Frequenz und Amplitude erzeugen. Nur dass hier keine Zugriegel gezogen werden, sondern alles via Elektronik passiert. Im Waveform Edit-Mode sind 24 Keys ebenso viele harmonische Obertöne zugeordnet, die man durch Tastendruck zur Oszillator- Waveform addieren kann. Mehrfacher Druck auf die entsprechende Taste verdoppelt jeweils die Amplitude des entsprechenden Obertones. Die einzelnen Harmonischen lassen sich auch wieder löschen. Klingt alles unheimlich kompliziert? Wirklich, man muss auch etwas üben, bis man die Prozedur kapiert hat und gezielt Waveforms synthetisieren kann. Dann stehen aber Klangbastlern Tür und Tor offen.
Die Fußlage von Oszillator 2 lässt sich von -2 bis +3 Oktaven gegen Oszillator 1 verstimmen. Natürlich gibt’s auch ein Master-Tunepoti. Die Oszillatoren können von 32 bis 2 Fuß gestimmt werden. Fünf LEDs zeigen die Fußlage an. Die gleichen LEDs sind in anderen Programm-Modes für andere Dinge zuständig, man darf sich dadurch anfangs nicht verwirren lassen. Wenn man will, kann man von Push-Button und Keyboardtaste auf. Man kann deshalb Programme nicht wechseln, ohne das Spiel zu unterbrechen.
Oscar ist, wie es sich mittlerweile für einen Digital-Synthi gehört, MIDI-kompatibel. An der Rückwand befinden sich MIDI In, -Out und – Thru. Sonst verfügte mein Prototyp nur über eine Audio-Out und eine kombinierte Trigger /Tape-Memory Buchse. Oscar ist jetzt in Deutschland erhältlich. Sein Preis liegt unter DM 3000,-.
Zusammenfassung
Das Gerät ist super für Sound und Experimental-Freaks, die einen voll speicherbaren Lead- und Effekt- Synthi mit Sequenzer suchen. Es erfordert einige Zeit, bis man alle Features durch hat. Oscar besitzt hervorragende Möglichkeiten der Waveform-Generation für seine beiden Oszillatoren. Die Memories sind, wie schon erwähnt, nach dem Prototyp von 580 auf 1500 Steptime Events für den Sequenzer erweitert worden. Auch wurden die freien Voice-Memories jetzt auf 36 aufgestockt, und das kann sich sehen und hören lassen. Vielleicht hätte man aber anstatt die Tasten des Keyboard mit Schaltfunktionen zu belegen, lieber eine numerische Tastatur eingebaut, wie es ja auch PPG nach einem missglückten, ähnlichen Versuch mit dem Wave 360 machte. Fazit: Absolut super für Hardcore Synthi-Freaks, ansonsten hätte der Oscar getrost einige Jahre früher auf. den Markt kommen können.
Artikel von Richard Aicher – erschienen in Computer Persönlich, Ausgabe 4 vom 5.2. 1985
Im Bereich der Homecomputer-Musik läßt sich mit den etablierten Computern sicher nicht mehr allzu viel Neues entwickeln. Für alle gängigen Systeme gibt es mittlerweile Musik-Software. So ausgerüstet lassen sich mehr oder weniger komfortable Klänge, Geräusche, Melodien und sogar ganze Kompositionen in den Computer eintippen und abspielen. Die Grenzen liegen eindeutig an der Hardware. Der SID-Chip besitzt erstaunliche Fähigkeiten, aber der C 64wurde nicht als »Musik-Maschine« entwickelt, sondern eben als »musikalischer« Computer. Theoretisch wäre es nicht sehr kompliziert, den C 64mit weiteren zusätzlichen Soundmodulen zu bestücken. So ließen sich wenigstens mehr als drei Stimmen produzieren. Doch die sind für sinnvolle musikalische Anwendungen einfach zu wenig. Dann ließen sich die diversen Klaviaturen, die mittlerweile für den Commodore entwickelt wurden, sinnvoller nutzen. Doch der Klang? Neue Impulse im Bereich der Musik mit Sound-Chips kommen momentan aus dem Bereich der MSXComputer. Denn was passiert, wenn ein japanischer Computerhersteller, dessen Unternehmen gleichzeitig eines der erfolgreichsten der Musikindustrie ist, einen neuen Computer entwickelt? Die Vermutung bestätigt sich: Das Gerät wird ein Musik-Computer. So geschehen mit dem MSX-Computer von Yamaha. Vor kurzem machte Yamaha mit der Entwicklung des ersten FM-Synthesizers (Klangsynthese nach dem Verfahren der Frequenz- Modulation), der DX-Serie Furore. Das Gerät wurde ein Hit. KeinWunder, der Sound und die Fähigkeiten des Synthesizer waren in dieser Preisklasse bisher nicht zu bekommen. Yamaha ging einen Schritt weiter und verkleinerte einen Synthesizer der DX-Serie, den DX-9, auf die Größe einer Zigarettenschachtel, bei gleicher Soundqualität. Das Yamaha-Klang-Modul war geboren. Natürlich paßt es in den Modulschacht des Yamaha MSX-Rechners. Und, es verwundert niemanden, auch die passende Musiksoftware hatte man parat. Der erste vollmusikertaugliche Homecomputer mit überragender Soundqualität heißt Yamaha CX 5 M. Ob sich dieses System mehr auf dem Musiksektor durchsetzen wird, für den dieser Computer von Yamaha konzipiert wurde oder bei musikinteressierten Computerfreaks, bleibt abzuwarten. Mit billigen LCD-Groß Displays wäre es sinnvoller, den Computer samt Display in das Keyboard selbst zu integrieren. Dies erspart viel Transport und verkabelungs Probleme. Jeder moderne Synthesizer ist sowieso bereits mit mehreren Prozessoren bestückt. Das MIDI-System hat sich innerhalb kürzester Zeit fest etabliert. In London gibt es mittlerweile drei MIDI-Recordingstudios. In London hat sich jedoch kürzlich ebenfalls eine Vereinigung arbeitsloser Studiomusiker gebildet, die gegen den weiteren Einsatz von Computern in Tonstudios protestieren. „Computer machen uns arbeitslos“, meinen sie. „Computer spielen präziser, zu jederzeit und liefern den optimalen Sound gleich mit“, kontern die Studios. Stein des Anstoßes sind hier natürlich nicht musikalische Home Computer. Sondern Spitzenmusik Systeme wie Fairlight und Synclavier. Sie machen mit ausgefeilter Sampling Technik und Bedien Software nicht nur den Studiomusiker arbeitslos, sondern den Tonmeister gleich mit. Doch bei aller Achtung vor Spitzenmusik Computer, eine gespielte Geige bietet ungleich mehr Nuancen und ein guter Musiker spielt sie mit so viel mehr Ausdruck, Spontanität und Gefühl, das zumindest auf viele Jahrzehnte hinaus natürliche Instrumente nicht von Computern ersetzt werden. Aber es ist ein neuer Musikertypus hinzugewachsen: der Computermusiker. und ein neues Instrument ist gleichberechtigt neben die althergebrachten getreten und das billiger! Mit Sicherheit gibt es in nicht allzu weiter Ferne ein Gerät mit dem Potential eines heutigen Fairlights nicht für hunderttausend sondern vielleicht 7000 Mark im Musik Geschäft an der Ecke zu kaufen Richard Aicher Ausgabe 4 vom 6. 2. 85