Korg Multitrack 8-Spur-MIDI-Recorder-Software für Commodore 64
Testbericht von Richard Aicher, erschienen Juni 1985
Gut, dass Software nicht tropft. Sonst stünde ich mittlerweile bis zum Hals im Wasser. Eine Softwareflut hat die Musik erfasst. Und wenn ich total übernächtigt das Brot im Kühlschrank suche, liegen meist Disketten drin.
Korg setzt endlich auch auf Midi. Spät aber mit viel Elan. Zur Musik Messe erschienen zwei Midi-Programme, ein 8-Track Sequencer und ein Sound Editor für den EX-800 Expander. Dazu gibt’s eine Midi-Interface-Card, genau wie die Software, an den Commodore 64 angepasst. Das Midi-lnterface gibt es jedoch nicht alleine, sondern nur in Verbindung mit einem der bei den Programme zu kaufen. Es hat einen Midi-Input, einen Midi-Output und eine Midi- Thru-Buchse. Dies alles ist auf einer kleinen Platine untergebracht, die man in den Expansion Port des C 64 steckt. Dann braucht man die ganze Chose bloß noch zu verkabeln und los geht‘ s.
Da wir gerade beim Thema sind: ein paar Worte zu den Midi-Kabeln. Die Midi-Spezifikation schreibt für die Verkabelung ausdrücklich zweipolig verdrillte und einfach abgeschirmte Kabel vor. Normale Überspielkabel wie sie im Rundfunkhandel erhältlich sind, bestehen meist aus zwei parallelen, jeweils einzeln abgeschirmten Leitungen. Bei geringen Kabellängen spielt dieser Unterschied keine Rolle. überbrückt man jedoch längere Entfernungen, also zum Beispiel mehr als 10 Meter, sollte man auf jeden Fall ein der Norm entsprechendes, spezielles Midi-Kabel benutzen. Sonst können, verursacht durch Leitungsverzerrungen Datenfehler bei der Übertragung der Midi-Information eintreten. Dann entspricht unter Umständen das, was am Ende der Leitung rauskommt, nicht mehr genau dem, was man am Anfang auf die Reise geschickt hat.
Eingabe der Informationen
Mit dem Korg 8-Track Midi-Sequenzer stehen acht vollpolyphone Sequenzerspuren parallel zur Verfügung. Die einzelnen Spuren spielt man Realtime über das angeschlossene Masterkeyboard ein, nach und nach, genau wie bei der Arbeit mit einem 8-Spur Taperecorder. Natürlich kann man mit der Software keine Tonsignale, sondern nur Midi- Steuerinformationen speichern. Diese steuern im Wiedergabemodus dann bis zu acht angeschlossene Keyboards, Expander, Drum-Machines oder auch Effektgeräte, wie zum Beispiel das Korg SDD-2000 Sampling-Delay. Gespeichert werden nicht nur Ton-, sondern unter anderem auch Programmwechsel-, Pitchbend- oder Triggerinformationen. Insgesamt haben bei dieser Sequenzer- Software 64 verschiedene Sequenzen gleichzeitig im Arbeitsspeicher Platz. Mit einer Song- Table kann man die einzelnen Sequenzen nach der Aufnahme in beliebiger Reihenfolge zu einem Song verknüpfen. Die Song-Table lässt sich nach Belieben jederzeit wieder verändern, ohne das man die Aufnahmen löschen müsste. Das entspricht dem Schneidevorgang bei der Arbeit mit der Bandmaschine. Nur, dass man bei einer Midi-Aufnahme die Instrumentierung des Stückes auch später jederzeit wieder ändern kann. Das probiere man einmal mit einem Taperecorder! Midi besitzt eben doch einige Vorteile.
Bildschirmaufbau
Der Bildschirmaufbau entspricht in etwa dem Pro 16 Sequenzer von Steinberg. Genau wie dort wählt man alle Parameter mit den Cursortasten durch Verschieben eines Leuchtfeldes (Cursor) auf dem Bildschirm an. Diese Methode ist sehr schnell und übersichtlich. In der oberen Bildschirmhälfte sehen wir die Kanalinformationen. In der ersten Reihe hiervon die Ein- & Ausschalter für die Spuren. Sie zeigen gleichzeitig durch Farbwechsel an, ob sich auf der Spur schon eine Aufnahme befindet oder nicht. Darunter eine Reihe mit Solo-Schaltern für die 8 Spuren. Steht ein Solo-Schalter auf On, hört man ausschließlich diese Spur im Monitoring, genau wie bei einem guten Mixer. In der dritten Zeile die Kanalwahlschalter für die 8 Tracks. Mit diesen legt man fest, über welche der angeschlossenen Instrumente der betreffende Track wiedergegeben wird. Etwa in der Mitte des Bildschirms die zwei Zeilen für die Anzeige von Tempo, Anzahl der Takte der Sequenz (1-64), Taktmass, Quantize-Einstellung, Synchronisations-Mode (Intern oder Midi) und der aufzunehmenden Spur. Durch Wahl des Midi-Synchronisations-Modes lässt sich der Sequenzer eines angeschlossenen Poly 800 takten, starten beziehungsweise stoppen. Einen weiteren Stock tiefer die Anzeigen für den noch freien Speicherplatz und den aktuellen Takt sowie Beat. Hier wählt man auch die Diskettenfunktionen, also Laden und Speichern der Sequenzen von Disk in den Computer beziehungsweise umgekehrt. Auch ein Inhaltsverzeichnis der Disketten kann man von hier aus abrufen. Oder angeben, um wieviele Halbtonschritte die Sequenz automatisch vom Computer nach oben bzw. unten transportiert werden soll.
Verschiedene Funktionen
Damit nicht genug. Der Korg Midi-Sequenzer kann in verschiedenen Modi arbeiten. Im Sequence-Mode nimmt man normalerweise die Sequenzen auf. Der Sequenzer spielt in diesem Fall die Sequenzen zyklisch immer wiederkehrend durch. Automatisch schaltet der Recorder nach dem optisch signalisierten Einzähler auf Aufnahme, zeigt den Record-Mode durch roten Bildschirmhintergrund an und nach Ablauf der gewünschten Anzahl von Takten wieder auf Wiedergabe. Das Ergebnis der Computer-Session hört man sofort im Speaker. Im Song-Mode spielt der Sequenzer die eingegebene Song-Chain der Reihe nach ab. Dann gibt es für schwierige Passagen neben dem normalen Realtime Aufnahmemodus noch den Single- Step-Mode. In diesem kann man die Sequenz Ton für Ton, genau wie bei einem Composer, eintippen. Man gibt jeweils die Tonhöhe per Keyboard und den Notenwert über die Quantizefunktion ein. Jeder Druck auf die Space-Taste des Computers schaltet den Sequenzer um den eingestellten Notenwert weiter. Dieser Mode ist besonders für die Eingabe schwieriger Passagen interessant. Zu guter Letzt kann man die gerade aktuelle Sequenz in den Song- Table einfügen (insert) beziehungsweise daraus entfernen (Delete). Bleibt noch die Informationszeile ganz am unteren Bildschirmrand, in der jeweils der mit dem Cursor angewählte Parameter erscheint. Rechts am Bildschirmrand sehen wir die Song-Chain. Die Reihen von Zahlen sind nichts anderes als die Sequenznummern, die im Song-Modus der Reihe nach abgespielt werden. Ein nützlicher Zusatz zum Midi-Sequenzer von Korg ist der Midi-Synchronizer KMS-30 aus dem selben Hause. Mit ihm lässt sich beispielsweise eine Clock-gesteuerte Drum-Machine synchronisieren. Auch Sync-to-Tape-Aufnahmen sind mit einem angeschlossenen Mehrkanalrecorder möglich. So spart man sich das Überspielen der mit Computer und Midi-Synchronizer aufgezeichneten Spuren auf den Multitrack-Recorder zwecks Weiterverarbeitung.
Zusammenfassung
Fazit: Korg goes Midi, der Einstieg ist gelungen. Ein Software-8-Spur-Recorder in Steinberg-Qualität, übersichtlich und leicht bedienbar, mit allen wichtigen Aufnahme und Wiedergabefeatures zu einem angenehm günstigen Preis, war das Ergebnis. Die Software kostet ca. DM 190,- ohne und DM 295,- mit dem Midi-Interface.