Meine Klanginstallationen – Gedanken

In meinen Klanginstallationen versuche ich einen Raum sowohl optisch als auch klanglich über einen unbestimmt langen Zeitraum zu gestalten. Ob es sich nun letztlich hierbei um eine Annäherung der Musik an die Bildende Kunst oder umgekehrt die Integration auditiver Elemente in die Skulptur handelt, spielt für mich untergeordnete Rolle. Die Klanginstallationen beinhalten stets eine zeitliche´ als auch räumliche Organisation der Klänge. Die grosse Vielzahl der verwendeten Wiedergabe-Systeme spielt dabei entscheidenden Einfluss auf die Wirkung meiner Installationen. Momentan arbeite ich an einer Installation mit 24 im Raum verteilten Stereo-Systemen. Nur durch diese grosse Vielzahl entsteht meines Erachtens im Hörer tatsächlich auch der Eindruck, einen echten Klangraum zu durchschreiten.
Wie schon erwähnt, ist für mich die optische Gestaltung des Klang-Raumes mindestens ebenso wichtig wie die akustische. Die Wiedergabesysteme sind deshalb stets „Skulpturen“, mit bestimmter thematisch angepasster Erscheinungsform und auf den Raum oder die Thematik der Installation bezogener räumlicher Position.
Meine erste Klanginstallation im Jahr 1987 bestand aus vier grossformatigen Copy-Art Bilder, mit daran befestigten Cassettenrecordern, die in einem der ersten damals erhältlichen Sampler erzeugte Sprachfetzen endlos von Bandschleifen abspielten. Vorreiter der heutigen sogenannten Loops. Diese Audio-Loopos wiederholten sich auf den Bildern in Form von endlos kopierten Bild-Loops. In der im Jahre 2003 aufgeführten Klanginstallation „No Comment“ sorgten in übermannsgrosse Kreuze eingebaute Blaster für den Klang. Die Kreuze standen symbolhaft für das vom Krieg im Irak über die Bevölkerung gebrachte Leid, die Klänge Kriegsgeräusche von der Front. Mit selbst sichtbarer Bestandteil der Skulptur wurden die Blaster bei Water World. Die Klang-Skulptur bestand hier aus einem grossen Doppelkreuz, in den Farben des „Wassers“ lackiert, auf dem die Blaster in strenger Ausrichtung nach den vier Himmelsrichtungen montiert waren und Wasserklänge von verschiedensten Kontinenten wiedergaben. Die „Digital Totems“ sind in streng geometrischer Ausrichtung über eine 12 x 12 m grosse Fläche verteilte Anordnung von“Computer-Totems“ anachronistisch mit „monitorgepixelten“ Bildschirmgrafiken der 80er Jahre bezogen und unsichtbar integrierten Audiosystemen.
Im Normalfall handelt es sich bei meinen Installationen um Klangabläufe mit nicht begrenzter Erlebniszeit. Zur Vernissage wird die reine „Klanginstallation“ zur einer „Konzertinstallation“ mit „Happening-Charakter und Miteinbeziehung des Publikums. Sei es dass das anwesende Publikum in einer Klangwanderung zunächst von einem Trefflpunkt zum eigentlichen Ort der Installation geführt wird oder die statische Klanginstallation durch Live-Spieler ergänzt wird, die sich mit am Körper montierten Audiosystemen und mitgeführten elektronischen Klangerzeugern im Installationsraum frei bewegen und so eine zusätzliche mobile Klangkomponente mit ins „Spiel“ bringen. Beispiel hierfür die im Sommer 2004 uraufgeführte Klanginstallation Water World, bei zu Beginn der Vernissage gemeinsam mit dem Publikum “Wasser” vom “Monopteros” zum nahegelegenen Installationsort, der Orangerie im englischen Garten in München transportiert und dort symbolisch an die Installation übergeben wurde.

Richard Aicher – Waterworld. Klanginstallation

Am Dienstag, den 10. August um 21 Uhr startet die Vernissage zur meiner Ausstellung „Munich Motion“ Foto-Art-Serie mit Klanginstallation „Water World“ im Rahmen der Kunstausstellung „Stark im Park“ in der Orangerie im Englischen Garten in München. (Ausstellungs-Dauer bis 13ten August).

Meine Vernissage startet um 21 Uhr auf dem Monopteros im Englischen Garten in München. Wir.unternehmen gemeinsam eine kleine „Wasser-Klang-Wanderung“ vom Monopteros zum Ausstellungsraum in die Orangerie. Passend zum Thema gibt es dort Mineralwässer verschiedenster Quellen und etwas zu Knabbern.

Die Orangerie ist direkt in der Nähe des Chinesischen Turms!

Weitere Infos und das Künstlerverzeichnis der Ausstellung gibt es hier:

zum Monopteros:

http://www.historischegaerten.de/parks/Bayern/Muenchen/EnglischerGarten/slide1.html

„Stark im Park“ – internationale Kunstausstellung

in der Orangerie im Englischen Garten in München

vom 3. August 2004 bis 12. August 2004

Orangerie am Chinesischen Turm

Englischer Garten 1a

80538 München

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Multikulti – Klanginstallation

Datum: Samstag, 24.4.2004 im Rahmen der „Materialausgabe 2004“
Ort: München, Luisenstr.37, Hochschule für Musik und Theater
Veranstalter: Echtzeit e.V. in Zusammenarbeit mit der Hochschule für Musik und Theater

Klanginstallation mit 12 Kurzwellenempfängern und Lautsprecherwiedergabe von Richard Aicher und frisch mit Elektronik von Richard Aicher per Hand Live zubereitetem „Wellensalat“ aus zwei weiteren Empfängern.

Wir leben umgeben von einem Gewirr verschiedenster Schwingungen in allen Frequenzbereichen. Radiowellen liegen ausserhalb unserer direkten Sinneswahrnehmung. Radioempfänger wandeln diese Schwingungen in für unser Ohr hörbaren Klang – Band für Band, Sender für Sender und dann kommt alles einzeln und wohlgeordnet in unser Ohr!
In der Klanginstallation „Multikulti“ wird diese gewohnte Ordnung der Singularität des Radiohörens gründlich durchbrochen. Die gewohnte Singularität in eine ungewohnte Pluralität überführt. Nicht wie üblich ein einzelner Sender ist zu hören sondern gleichzeitig 24 verschiedene. Es wird gemischt, was nicht zum Mischen gedacht sondern eigentlich alleine stehen soll und doch nebeneinander existiert und im Äther „zusammenlebt“. So erkgibt sich ein buntes klangliches Durcheinander, das seines Reizes nicht entbehrt. „Multikulti“ wird von Richard Aicher live „gewürzt“ mit von Hand und Elektronik manipuliertem „Wellensalat“ aus zwei weiteren Empfängern.

Pressebericht

Im Rahmen der Veranstaltung „Materialausgabe 2004“ an der „Hochschule
für Musik und Theater“ in München, präsentierte der Karlsfelder
Multimediakünstler Richard Aicher die Uraufführung seiner
Klanginstallation MULTIKULTI. „Multikulti“ machte das hörbar, was uns
täglich umgibt, aber normalerweise nie so zu hören ist: ein Gewirr
verschiedenster Radiowellen aus aller Welt, gleichzeitig zu Klang
geworden über insgesamt 24 im Raum verteilten Radioempfängern. Das
bricht natürlich mit allen Gewohnheiten „ordentlichen“ Radiohörens.
Richard Aicher mischte, was nicht zum Mischen gedacht, sondern
normalerweise immer alleine klingt und doch nebeneinander existiert,
das heisst, nur „im Äther zusammenlebt“. Aus der Singularität des
gewohnten Radiohörens wurde transferiert in eine ungewohnte
Pluralität einer sich ständig wandelnden Klangcollage.
So war denn das Publikum schnell gefesselt vom ungewohnten
Hörerlebnis und marschierte munter zwischen den im Raum verteilten
Radioapparaten umher, lauschte Sprechern in verschiedensten Sprachen
und Dialekten, Musik unterschiedlichster Kulturkreise, mal von Nahe
und dann von Fern, erlebte ein multikulturelles Klanggericht,
zubereitet aus den im Installations-Raum live empfangenen Stationen aus
aller Welt, von Alaska bis nach China. Dazu bog und formte der Künstler
zwei weitere “ Sender“ mit seinen auf Berührung reagierenden Synthesizern
zu äusserst futuristischen Klanggebilden, einem „Wellensalat“ der ganz
besonderen Art, der sich nahtlos in die multikulturelle Klangkulisse
einfügte.