MIDI – Glanz und Elend eines Interfaces, Artikel von Richard Aicher für C64er Magazin, 09/1984
Für die meisten Profi-Keyboarder ist der Computer mittlerweile zum unentbehrlichen Begleiter auf den Bühnen der Wert geworden. 1983 haben sich fast alle Synthesizerhersteller auf ein einheitliches Keyboard-Bus-System, das Midi, geeinigt. Seither ist es auch ohne Lötkolben möglich, mehrere Keyboards, Rhythmusmaschinen und Effektgeräte, Takt für Takt synchron, durch einen Song zu jagen. Und wenn man will, nimmt einem der Computer sogar das Spielen ab. Doch war die Einführung dieses Systems auch mit Schwierigkeiten verbunden.
Bild 1. Ein Midi-System live im Einsatz, Manfred Rürup von der Inga Rumpf Band. Ich traf Manfred Rürup im ehemaling PN-Hithouse in einem Keller in der Schwabinger Leopoldstrasse zu einem Interview, bzw. gab er mir Informationen zum Stand der Softwareentwicklung im Hause Steinberg. Dieses Foto mit seinem SX-64 entstand dort bei seinem Auftritt 1984. Wir hatten uns dort verabredet, da mit die ersten Inserate von Steinberg auffielen, die damals in den Musikzeitschriften auftauchten.
HITEC Masterkeyboard Controller – Test von Richard Aicher, Soundcheck April 1986
Schon mal was von Midi-Roulette gehört? Man hängt ein paar Expander via Midi hinter den Mastersynthie, tippt auf den Programmswitches möglichst wahllos irgendwelche Soundnummern ein und hört, welchen Gesamtsound die zufällig gewählten Soundprogramme ergeben. In sehr vielen Fällen ergeben sich absolut bombastische Übersounds. Beim Live Gig wäre es selbstverständlich sehr umständlich, bei jedem Soundwechsel die diversen Programmswitches alle einzeln zu betätigen. Die Lösung bietet ein sogenannter Masterkeyboard Controller. Er wandelt jeden x-beliebigen Synthie in ein Masterkeyboard um, zumindest was dessen Funktion betrifft. Damit nicht genug, bietet das Set bestehend aus Masterkeyboard Controller und Synthie meist noch wesentlich mehr Möglichkeiten, die angeschlossenen Expander zu arrangieren, als ein gewöhnliches Masterkeyboard.
Anschlüsse
Auf der Musikmesse stellte Hitec erstmals den neuen Masterkeyboard Controller zum Commodore 64 vor. Es handelt sich dabei um ein kleines Modul, das in den Expansion Port des Commodore 64 geschoben wird (Bild I). Auf dem Modul sind zwei LEDs zur Anzeige ein- bzw. ausgehender Midi- Daten angebracht. Ein Midi-Input gestattet die Verbindung mit dem als Master verwendeten Keyboard und zwei Midi Outs den parallelen Anschluss zweier Slaves. Steckt das Modul im Expansion Slot, erscheint nach dem Einschalten des Computers sofort das Bedienpanel am Bildschirm. Eine Floppy Disk wird also nicht mehr benötigt. Die Betriebssoftware befindet sich also auf einem EPROM in der Cartridge und wird automatisch mit dem Einschalten des Rechners geladen. Die ProgrammeinsteIlungen werden im Modul automatisch auf RAMs gespeichert. Auch nach dem Ausschalten des Computers bleiben die Daten erhalten. Bild 2 zeigt die Bedienpage des Hitec Masterkeyboard Controllers. Der Controller ist für den Anschluss von acht Expandern oder Keyboards vorgesehen. Als Masterkeyboard verwendet man am besten ein Keyboard mit Midi Local On/Off. Nur in diesem Fall kann man nämlich das im Keyboard integrierte Soundmodul unabhängig von der Klaviatur wie einen richtigen Expander benutzen, also etwa nur in einem bestimmten Splitbereich der eigenen Klaviatur klingen lassen.
Die Programme
In der linken Spalte der Controller- Tabelle lassen sich die Namen der angeschlossenen Slaves (Expander oder auch Keyboards) eintippen. Daneben gibt man den zugeordneten Midi Receive Channel ein. Die Namen und zugeordneten Channels werden automatisch auf sämtliche Programmspeicherplätze übertragen. Insgesamt stehen vier Banks mit jeweils 32 Programmen, also insgesamt 128 verschiedene Programme zur Verfügung. Man kann sie entweder über die Funktionstasten des . gen sollen, und wie die Expander über die Klaviatur verteilt werden sollen. In der Bedienpage gibt man nun für jeden Expander die Nummer des gewünschten Soundprogrammes (PR) ein und bestimmt dann das Key Window durch Eingabe des tiefsten (LN für Lowest Note) und höchsten Tones (HN für Highest Note), das heißt, des Bereiches, in dem er auf der Masterklaviatur klingen soll. Die Eingabe erfolgt sinnvoller- Computers abrufen oder über die Programmswitches des als Masterkeyboard eingesetzten Synthies, was natürlich besonders praktisch ist. In letzterem Falle kann man nämlich beim Live Gig den Computer samt Masterkeyboard Controller und Monitor irgendwo im Rack einbauen. Er muss sich nicht in Reichweite befinden. Selbst der Bildschirm ist überflüssig, sofern man sich die Splits und Soundprogramme auswendig merkt und nicht mehr extra für jedes Programm hinsehen will. Sind die Namen der Slaves und die zugehörigen Receive Channels eingegeben, geht’s an den Aufbau der Controllerprogramme. Die Möglichkeiten hierbei sind schier unendlich. Zunächst spielt man am besten mit den Soundprogrammen der vorhandenen Slaves. Am besten sucht man sich zunächst besonders gut zusammenpassende Sounds und überlegt, wie viele Split Points man definieren will, wo die Split Points liegen sollen, und wie die Expander über die Klaviatur verteilt werden sollen. In der Bedienpage gibt man nun für jeden Expander die Nummer des gewünschten Soundprogrammes (PR) ein und bestimmt dann das Key Window durch Eingabe des tiefsten (LN für Lowest Note) und höchsten Tones (HN für Highest Note), das heißt, des Bereiches, in dem er auf der Masterklaviatur klingen soll. Die Eingabe erfolgt sinnvoller-weise durch Druck der entsprechenden Tasten des Masterkeyboards. Überlappen sich die Bereiche der Windows verschiedener Slaves, klingen sie im Überlappungsbereich gemeinsam. Auf diese Weiselassen sich sehr komplexe Keyboard-Layouts mit verschiedenen Überlappungsbereichen generieren. Der eigenen Kreativität sind kaum Grenzen gesetzt. In der Spalte TR lassen sich die Slaves unterschiedlich transponieren. Will man einen Sound aus bestimmten Gründen auf die linke Keyboardseite legen, aber dennoch in hoher Oktavlage spielen, transponiert man einfach um die gewünschte Anzahl von Oktavschritten nach oben. Die Slaves lassen sich mit der „Transpose-Funktion in Halbtonschritten im Bereich von + / – 63 Halbtönen verstimmen. Die nächste Spalte dient zur relativen Erhöhung bzw. Erniedrigung der Velocityinformation. Der Bereich umfaßt + / – 63 Dekremente. Wahlweise kann man hier auch in einem weiteren Bereich von 63 Dekrementen dem zugehörigen Expander einen bestimmten Volumewert zuordnen. In diesem Fall steht dann nicht ein „+“ oder -“ vor dem Wert, sondern ein ,:V“.Auf diese Weise können die Lautstärken der Slaves ganz den Bedürfnissen im bestimmten Keyboard-Layout angepaßt werden. Die vier letzten Spalten sind mit X, M, A und P gekennzeichnet. Sie dienen zur selektiven Filterung von bestimmten Controllerdaten. Setzt man mit der Plus-Taste einen Stern in die betreffende Spalte, werden für den zugehörigen Expander entweder alle Controllerinformationen (X), oder aber nur die bezüglich Modulation (M), After Touch (A) oder Programm Change (P) ausfiltriert. Mit der Minus-Taste kann man die Funktion wieder löschen. Programmierung In der Praxis geht die Programmierung völlig problemlos vonstatten. Druck auf die N-Taste des Computers versetzt den Controller in den Namen- und Channeleingabe- Status, Druck auf die P-Taste in den Programmeingabe- Status. Im ersten Fall springt der Bildschirm-Cursor auf das Namensfeld in der ersten Slave-Zeile, im zweiten Fall auf das Programmnummernfeld. Mit den Cursortasten kann man nun jede beliebige Funktion in den acht Slave-Zeilen anfahren und nach Wunsch einstellen. Der angewählte Slave ist dabei isoliert im Monitoring zu hören, um die Auswirkungen einer Parameteränderung sofort richtig abschätzen zu können. Ab und zu wäre es jedoch auch günstig, den Slave während der Parameteränderung auch im Verbund mit den restlichen Slaves zu hören. Dazu muß man jedesmal den Programmeingabemodus durch Druck auf die Return-Taste verlassen und, sofern das Ergebnis der Parameteränderung noch nicht hundertprozentig ist, erneut in den Programmeingabemodus wechseln und den Parameter noch einmal anwählen. Nach genau demselben Muster programmiert man alle 128 Speicherplätze. Die große Zahl links oben am Bildschirm signalisiert immer die angewählte Bank, die rechts oben, das angewählte Bank Memory. Zwischen den beiden Zahlen befindet sich eine Art Software-Aussteuerungsinstrument,
Für jeden Speicherplatz lassen sich am Bildschirm die Zuordnungsdaten der maximal acht Expander bzw. Synthesizer eingeben.
das die Velocity-Pegel der acht Expander im Play-Modus „Realtime“ anzeigt. So ist man während des Spiels stets im Bilde, welche Expander in einem bestimmten Keyboardbereich eigentlich klingen. Eine Copy-Funktion gestattet das Kopieren der Daten eines Programmspeicherplatzes in einen anderen. Dies ist praktisch, wenn sich zwei Memories lediglich in einem Teil der Einstellungen unterscheiden sollen (etwa in den Programmnummern) während der Rest (etwa die Splitbereiche) gleich bleiben soll. Der Copyvorgang wird durch Druck auf die C-Thste ausgelöst. Der Memory- Inhalt wird nun in einem Buffer zwischengespeichert. Dann wählt man das Preset, auf das die Information kopiert werden soll an und drückt auf 0 (Old). Fertig, die Daten sind damit kopiert. Durch gleichzeitigen Druck der Shift und der B-Taste kann man den Controller auf Bypass schalten. Shift und Q schalten den Controller ganz ab, etwa um ein anderes Programm, zum Beispiel einen Midirecorder, zu laden. In diesem Fall benötigt man dann selbstverständlich eine Diskettenstation. Mit Shift und X lassen sich Programme sogar automatisch von einer angeschlossenen Diskettenstation laden. In diesem Fall wird der Controller automatisch abgeschaltet, und das auf der Diskette in der Drive befindliche Programm automatisch geladen. Diese Funktion arbeitet jedoch sicher nicht mit allen externen Programmen. Zur Überprüfung des Tunings der angeschlossenen Slaves kann man mit der T-Taste einen General Mastertune auslösen. Die Expander geben dann einen Stimmton von sich. Der Controller sendet bei jedem Programmwechsel einen General Note Off, um das Hängenbleiben von Tönen zu verhindern. Sollten sich dennoch einmal Probleme ergeben, kann man den Controller durch Druck auf die Restore-Taste wieder in den Ausgangszustand versetzen (Reset). Sind die 128 Memoryplätze des Controllers voll, lassen sich die Daten selbstverständlich auf Diskette ablegen. Mit Shift und S (Save) werden sie abgespeichert und später mit Shift und L (Load) wieder zurückgeholt. Nach Auskunft von Hitec wird in naher Zukunft eine reine Hardware-Version des Controllers kommen. Dieser arbeitet dann als selbstständiges 19″ Gerät und ist mit einem eigenen Display ausgestattet. In diesem Fall benötigt man dann den Commodore 64 nicht mehr.
Zusammenfassung
Besitzt man mehrere midi kompatible Keyboards bzw. Expander, ist ein Masterkeyboard Controller eigentlich unumgänglich. Der Hitec Masterkeyboard Controller arbeitet mit einem Commodore 64, den man mittlerweile ja „beinahe geschenkt“ bekommt. Zur Programmierung ist darüber hinaus lediglich ein Monitor oder Fernseher als Sichtgerät nötig. Da sich die Software in einem EPROM befindet, ist der ControlIer sofort nach dem Einschalten des Computers einsatzbereit. Auf diese Weise spart man sich nicht nur die Floppy, sondern auch das lästige Laden des Programmes und der Daten von der Diskette. Die Programme bleiben nach dem Abschalten des Computers im RAM-Memory des Controllers erhalten. Ein Feature, das auch bei Midi-Recordern auf EPROM-Basis Schule machen sollte. Im Spielbetrieb kommt man auch ohne den Monitor aus und kann sogar den Computer wegstellen. Der Controller ist deshalb ohne Probleme Live einsetzbar. Man kann ihn zusammen mit dem Computer sogar innerhalb des Racks montieren, was natürlich ungemein Platz spart. Die Umschaltung der Programme lasst sich sinnvollerweise über die Programm-Switches des als Masterkeyboard verwendeten Synthies vornehmen. Der Preis des Hitec Masterkeyboard Controllers beträgt zirka 690,- DM. Richard Aicher, April 1986, veröffentlicht in SOUND CHECK
Für Keyboarder gehört Midi längst zum Alltag, Drummer lernen gerade die Vorzüge kennen. Jetzt ist das Midi-Zeitalter auch für Gitarristen angebrochen. In diesem Exclusiv-Bericht erklären SOUND CHECK-Mitarbeiter Richard Aicher und Charly Braun, wie der Shadow Guitar To Midi Converter funktioniert, welche Möglichkeiten er bietet, und beschreiben ihre ersten Eindrücke aus der Sicht des Gitarristen. Das System ist für elektrische, akustische und klassische Gitarren jeder Marke konzipiert. Und die nötigen Umrüstarbeiten sind minimal. Was macht der Guitar To Midi Converter eigentlich? Die Antwort ist einfach. Er wandelt Gitarrenspiel in Midi-Signale. Für Gitarristen, die ja bisher mit Midi noch weniger zu tun hatten: Midi ist eine international gültige Norm. Alle mit Midi ausgerüsteten Instrumente lassen sich mehr oder weniger problemlos (mittlerweile Gottseidank weniger problemlos) zu einem gemeinsam funktionierenden System verbinden. Keyboarder können sich mittlerweile eine Welt ohne Midi nicht mehr vorstellen. Sie basteln seit zirka 2 Jahren aus einzelnen midikompatiblen Instrumenten, Synthesizern, Sequenzern und Drum Machines immer bombastischer klingendere „Sound Maschinen“ zusammen. Melodien auf dem Keyboard spielen und andere Synthesizer parallel dazu laufen lassen – das gibt die gewaltigen Sound-kombinationen. Melodien in einem Sequenzer speichern und später automatisch von diesem Softwareband zum Live-Spiel ablaufen lassen. So haben Keyboarder quasi zehn Hände zur Verfügung All das kann der Gitarrist in Zukunft auch. Der Guitar To Midi Converter stellt die hierzu nötigen Midi-Signale. Mit ihm kann ab sofort jeder Gitarrist jedes mit Midi ausgerüstete Keyboard von der Gitarre aus steuern. Er spielt auf der Gitarre, hört den Gitarrensound aus dem Amp und dazu parallel die gleiche Melodie aus dem angeschlossenen Synthesizer. Es lassen sich auch mehrere Synthesizer anschließen. Mit jeder Saite kann gezielt ein Synthesizer gespielt werden. Stellt man sie auf verschiedene Sounds, befiehlt man so als Gitarrist ein bis zu sechsstimmiges „Keyboardorches\er“. Zum Beispiel Slap Bass auf der tiefen ESaite, Trumpets auf A, auf D ein Cello, und wie wär’s mit Stringsound für die Saiten G, H und hohes E? Auch Drum Machines kann man damit von der Gitarre aus spielen. Dann klingt etwa bei jedem Anschlag der E-Saite die Bass Drum und mit der A-Saite spielt er die Snare. Jeder Tonhöhe läßt sich wahlweise ein Instrument der Drum Machine zuordnen. Ein im Converter eingebauter Sequenzer macht den Gitarristen schließlich zum perfekten Alleinunterhalter. Er ersetzt damit eine ganze Band. Man spielt eine Melodie in den Sequenzer. Lückenlos übernimmt dann der angeschlossene Synthesizer diese Sequenz und spielt sie endlos automatisch weiter, genau so, wie sie auf der Gitarre gespielt wurde, nun aber mit Synthesizer-Sound. Dazu improvisiert man nun auf der Gitarre mit Original klang, oder, sofern man weitere Synthesizer angeschlossen hat, zusätzlich noch mit verschiedenen Synthesizer-Sounds. Uferlos! Das Wichtigste: Der Guitar To Midi Converter funktioniert schlichtweg mit fast jeder Gitarre, und zwar nicht nur mit elektrischen, sondern auch mit Konzert-Gitarren. Lediglich ein spezieller Steg mit den paten…..??????….. tarre nach dem Gerät stimmen, zupft man einfach die betreffende Saite an, und automatisch erscheint im Display in Cents angegeben die Abweichung der Stimmung dieser Saite von der Standardstimmung. Nun dreht man einfach so lange am Wirbel, bis im Display Null angezeigt wird. Das heißt, die Saite stimmt. Dann kommt die Nächste an die Reihe und so weiter. Will man den Converter auf die Gitarre einstimmen, zupft .man die A-Saite, das genügt. Der Converter stimmt sich jetzt automatisch ein. Mit der Transpose-Funktion lassen sich die Ausgabekanäle im Bereich von 3 1/2 Oktaven in Halbtonschritten nach oben oder unten verstimmen. Das kann sehr wichtig sein. Will man zum Beispiel aus spieltechnischen Gründen einen Synthiesound in hoher Oktave mit der tiefen ESaite spielen, transponiert man den zugehörigen Kanal einfach um die gewünschte Anzahl Oktaven höher. Ohne Transpose sind Synthesizer und Saite ja gleich gestimmt.
Die Midi-Channels
Der Converter kann 8 Midi-Instrumente gleichzeitig mit verschiedenen Melodien versorgen. Jede Saite kann einen anderen Synthesizer ansteuern. Das macht sechs. Synthesizer Nr. 7 könnte nun zum Beispiel die im internen Sequenzer eingespeicherte Melodie wiedergeben und Nr. 8 ein ebenfalls eingegebenes Hold. Man muß natürlich nicht unbedingt acht Synthesizer anschließen. Das Ganze funktioniert auch mit einem einzigen Synthesizer. Doch es gilt die Regel: Je mehr Synthesizer angeschlossen sind, desto größer sind die Möglichkeiten. Welche Melodie über welchen Synthesizer wiedergegeben wird, kann man genau einstellen. Das ist wichtig, denn jeder Synthesizer ist ja auf einen anderen Klang eingestellt. Hat man acht verschiedene Synthesizer, kann man tatsächlich jedes dieser 8 Signale (Melodien) über einen eigenen Synthie wiedergeben. Die genaue Zuordnung bestimmt man mit den sogenannten Channels (Kanälen). Legt man etwa die tiefe ESaite auf Channel 1 und stellt den ersten Synthesizer auf denselben Kanal, spielt er automatisch mit der tiefen E-Saite mit. Dann programmiert man den zweiten Synthesizer etwa auf einen Trumpet-Sound und stellt ihn und die A-Saite auf Kanal 2. Alles, was man nun auf der A-Saite spielt, klingt mit Trumpet-Sound aus Synthesizer 2, alles, was man auf der tiefen E-Saite spielt, mit Slap Bass aus Synthesizer I. Dazu, ganz nach Belieben, der Originalton Pickup. Ganz einfach! Hat man nur einen Synthesizer, stellt man ihn und alle Saiten auf denselben Channel. Er spielt dann mit allen Saiten mit. Sensitivity und Dynamik
Auf der Frontplatte befinden sich ein Dynamik-Poti und sechs kleine Sensitivity- Regler. Mit dem Dynamik-Poti stellt man ein, wie stark die Anschlagsdynamik des Gitarrenspiels an die angeschlossenen Instrumente weitergegeben werden soll. Man kann so bei Bedarf schnell die Wiedergabedynamik aller angeschlossenen Instrumente mit einem Griff verändern. Selbstverständlich funktioniert dies nur in Verbindung mit Synthesizern, die über Anschlagsdynamik verfügen. Mit den Sensitivity-Reglern läßt sich die Empfindlichkeit einstellen, mit der der Converter die von den sechs einzelnen Piezo-Pickups kommenden Signale, weitergibt. So passt man quasi die Wiedergabelautstärke der einzelnen Saiten über die Synthesizer der eigenen Spielweise und den mechanischen Gegebenheiten des Pick ups an. Was wäre Gitarrensound ohne gezogene Saiten! Keyboards haben leider keine Saiten. Das Problem für den Converter ist, Keyboards so klingen zu lassen, als würden tatsächlich Saiten gezogen. Der Bedeutung dieser Sache entsprechend hat man drei verschiedene Modes bereitgestellt: Bend, Quantize und Trigger. Man hört den Unterschied am besten, wenn man eine Saite ganz langsam zieht. Im Bend Mode verhält sich der Synthesizer wie die Saite, der Ton geht stufenlos von oben nach unten mit und klingt langsam ab. Anders im Quantize Mode. In diesem Fall wird der Synthesizer nicht stufenlos, sondern in Halbtonschritten gezogen. Der Ton klingt dabei entsprechend dem eingestellten Decay ab, Anders wiederum der Trigger Mode. Genau wie im Quantize Mode wird jetzt auch in Halbtonschritten „gestuft“, zusätzlich aber bei jedem Halbtonschritt ein neues Triggersignal ausgegeben. Das heißt, der Synthesizer wird zu jedem Halbtonschritt von der Software neu angeschlagen. Auch ein interessanter Effekt. Das große Problem: Ein Gitarrist kann drei Saiten anschlagen und nur eine davon ziehen. Schließt man drei Synthesizer im Poly Mode an und ordnet jedem eine Saite zu, gibt es keine Probleme. Mit einem Mono Mode-Synthesizer geht das jedoch nicht. Zumindest bisher gibt es keinen, der einzelne Akkordtöne mit eigenen Pitch Bends wiedergeben könnte. Der Converter sendet zwar für jeden Akkordton eine eigene Pitch Bend-Information ab, aber kein Mono Mode-Synthesizer kann dies zum momentanen Zeitpunkt nachvollziehen. Auch dieses Problem hat man bei der Entwicklung des Converters berücksichtigt. Die Software überwacht im Bend Mode ständig alle sechs Saiten. Spielt man monophon ist alles o.k. Aber sobald zwei Töne angeschlagen werden, wechselt der Converter automatisch in den Quantize Mode. Werden also bei polyphonem Spiel Saiten gezogen, werden die Keyboards nicht stufenlos „gezogen“, sondern geben die nächstliegenden Halbtöne wieder.
Die Hold-Funktion Die Hold-Funktion arbeitet in allen Spiel~ Modes. Man gibt dem Converter über die Gitarre einen Ton oder Akkord ein, löst den Hold Mode mit dem Pedal aus, und schon spielt einer der angeschlossenen Synthesizer diesen Ton oder Akkord ewig weiter. Bleibt nur noch, auf der Gitarre zu diesem Fundament dazu zuspielen. Der Converter erkennt dabei automatisch, ob ein oder mehrere Synthesizer angeschlossen sind. Angenommen man hat einen Synthesizer angeschlossen, ihn und sämtliche Saiten auf Channel 1 gelegt. Man schlägt jetzt einen Akkord an und drückt das Hold-Pedal. Schon steht der Akkord auf dem Synthie, und das Gitarrenspiel klingt im Originalton. Hat man zwei Synthies angeschlossen, stellt man den ersten und alle Saiten auf Channel 1, den zweiten und das Hold auf Channel 2. Was passiert? Man spielt ein Solo auf Chanels, man hört den Original-Pickup-Sound gemischt mit dem Sound des Synthie 1.Nun drückt man, während der Akkord klingt, das Hold-Pedal und spielt den Akkord, der liegen bleiben soll. Dieser Anschlag wird vom Converter automatisch als Hold an Synthesizer 2 weitergegeben, der Akkord steht. Läßt man jetzt das Pedal wieder los und spielt das Solo weiter, klingt das Solo wieder im Originalton der Gitarre gemischt mit Synthie-Sound 1 weiter. Bei geschicktem Spiel kann man auf diese Weise sogar während des Solos die stehenden Begleitakkorde auswechseln. Drückt man das Hold-Pedal aber in einer Pause, also wenn kein Ton klingt, kann man das Solo zwischen zwei Synthesizern hin- und herschalten, was einem Sound wechsel während des Spiels gleichkommt.
Der Sequenzer
Im Converter ist ein polyphoner Sequenzer integriert. Das ist ein Melodienspeicher. Er merkt sich einfach alles, was auf den Saiten gespielt wird, und kann das dann automatisch über einen der angeschlossenen Synthesizer wieder abspielen, zyklisch, absolut exakt und ohne müde zu werden. Mit dem Pedal startet und stoppt man die Aufnahme. Im nächsten Moment klingt sie automatisch aus dem angeschlossenen Synthesizer wieder. Man kann nun sofort im Gitarrensound dazu spielen. Zirka 1000Töne haben im Speicher Platz. Auch gezogene Saiten werden natürlich registriert und in Pitch Bend-Informationen für den Synthesizer umgewandelt. Nach dem Ausschalten des Converters bleibt diese Sequenz übrigens im Speicher erhalten. Dies gilt auch für alle anderen ProgrammiereinsteIlungen des Geräts. Man muß also nicht jedesmal wieder von vorne beginnen. Im Speicher des Converters ist immer eine Factorysequenz vorhanden. Sie klingt nach einem Kaltstart aus dem Gerät auf den absoluten Ausgangszustand zurückgesetzt. Dabei gehen die eingespeicherten Programme verloren. Man führt so einen Kaltstart normalerweise nur durch, wenn man wirklich alle Einstellungen neu eingeben will. Schaltet man das Gerät mit dem Netzschalter ein, hat man damit einen sogenannten Warmstart durchgeführt. In diesem Fall werden Sequenz und Programme nicht gelöscht
Programmwechsel und Chain .
Die Programme der Synthesizer lassen sich direkt von der Eingabetastatur des Converters aus umschalten. Das ist natürlich sehr viel praktischer als das Umschalten direkt an den Synthesizern selbst. Diese Programmfernsteuerung kann auch auf einen bestimmten Ausgabekanal gelegt werden. Praktisch ist auch die Chain-Funktion. Mit ihr kann man eine Kette von maximal 32 Programm nummern speichern und der Reihe nach über einen Fußschalter durchschalten. Automatisch wechseln dann die Programme des oder der (Mode und Channel!) angeschlossenen Synthesizer. Das spart während des Gigs natürlich einen Haufen Arbeit.
Die Pedale
Drei Pedale gehören zum Converter. Pedal 1 besitzt eine Doppelfunktion. Ist der Sequenzer ausgeschaltet, kann man damit den Converter vom Midi-Bus abtrennen. Er empfängt dann keine Midi-Signale mehr und gibt auch keine ab, ist also quasi abgeschaltet, es klingt nur der Gitarren-Sound. Ist die Sequenzertaste gedrückt, beginnen die zwei LEDs zu blinken, die den Wartezustand des Converters signalisieren. Er erwartet die Sequenz, die er speichern soll. Man kann nun auf der Gitarre spielen als sei nichts. In dem Moment, in dem man jedoch Pedal 1drückt, wird die Sequenz aufgenommen. Drückt man nochmal, geht der Sequenzer vom Aufnahme- in den Wiedergabemodus. Pedal Nr. 2 dient zum Auslösen der Hold- Funktion, Pedal Nr. 3 zum ferngesteuerten Wechseln der Programme (Chain).
Zusammenfassung
Nachdem also Keyboarder schon lange und Drummer gerade verkabelt wurden, sind nun die Gitarristen an der Reihe. Das Endziel, die total „midisierte“ Band ist damit nicht mehr fern. Tatsächlich eröffnet der Shadow Guitar To Midi Converter jedem Gitarristen absolut neue Perspektiven. So neu, das momentan, so glaube ich, die tatsächlichen Auswirkungen dieses Gerätes auf die Musik und die Bandzusammensetzungen noch gar nicht ganz vorhersehbar sind. Gitarristen werden demnächst „ihren Gitarren“ Sounds entlocken, die bisher einzig Domäne der Keyboarder waren. Und da ein Gitarrist sechs Saiten gleichzeitig bedienen kann, der Keyboarder aber höchstens zwei Manuale seines Masterkeyboards, möchte ich als Keyboarder nicht mehr unbedingt mit jedem Gitarristen ein Live-Match aufnehmen. Das Gerät ist zum Preis von unter 2000,- DM hervorragend konzipiert und einfach zu bedienen. Sicher Midi-Gitarren gibt es schon. Aber bisher kam kein System mit jeder Elektro-Gitarre, geschweige denn mit einer akustischen Gitarre zurecht. Damit kommt der Gitarrist nicht nur voll in den Genuss aller mittlerweile „midisierten“ Keyboards, Drum Machines und Sequenzer, sondern kann sie überdies von seiner gewohnten, eigenen Gitarre aus spielen, ohne dabei auf den ganz eigenen, spezifischen Sound der gewohnten Pickups verzichten zu müssen. Richard Aicher
Die Entwicklung
Der Ungar Andras Szalay ist Entwickler I des Shadow Guitar To Midi Converters. I Hier in Kürze die Story zur Entwicklungsgeschichte des Gerätes und Entwicklers. I Eines der Highlights der Frankfurter Musikmesse von 1984 stellte in meinen Augen das Notewriter-Programm Szalays dar. Die Bedeutung des Programms wurde damals in der zuständigen Fachpresse jedoch fast völlig übersehen, obwohl es damals schon auf einem Keyboard eingespielte oder auch gesungene Sequenzen direkt in Notation am Bildschirm wandeln konnte. Das einzige Manko: Es arbeitete mit dem SincIair Spectrum Computer, der hierzulande nicht gerade der große Renner war. Die Folge: Die I Software. verschwand in der Versenkung. Trotzdem hatte sich die .Entwicklungszeit für Szalay gelohnt. Denn in diesem Notewriter-Programm waren bereits die I mathematischen Zusammenhänge versteckt, die den Guitar To Midi Converter möglich machten. Szalay ließ sich von diesem Fehlschlag I nicht irritieren. Seine Antwort: noch intensivere Arbeit. Nach weiteren sechs Monaten Arbeit war der Guitar To Midi Converter fertig. Es ist selbstverständlich kein Zufall, dass ausgerechnet ein Mann wie Szalay dieses Gerät entwickeln konnte. Er ist „nicht nur“ Physiker, sondern gleichermaßen Musiker und Software-Spezialist. I Bereits 1971konstruierte und baute er gemeinsam mit seinem Bruder seinen ersten Synthesizer. „Als ich mit der Entwicklung dieses Geräts begann, hatte ich noch nie einen Synthesizer gesehen. Aber ich hatte gerade einen gehört. Auf einer Platte von Emerson, Lake und Palme..:‘ 1975 wurde dann die progressive …Elektronikrock-Formation Panta Rhei gegründet. Szalay sorgte darin für das nötige Bassfundament und die zu dieser Zeit noch ungewöhnlichen Elektronik-Effekte. Die ersten selbstgebauten Sequenzer und Synthesizer standen auf der Bühne. In dieser Zeit entstand die LP Panta Rhei. 1981 begann dann der Story dritter Teil. Szalay kaufte sich auf einer England-Tour einen der ersten SincIair ZX-81 Computer. Bereits ein Jahr später war der Muzix Composer, sein erstes Computer-gesteuertes Sequenzer-System fertig. Zu dieser Zeit löste sich Panta Rhei auf. Was lag näher, als die scheidenden Mitglieder durch den Computer zu ersetzen? 1982traf Szalay auf die in Ungarn als Top-Band zählende Gruppe Omega. Szalay unterstützte von nun an die Band bei Live Gigs und Studio-Sessions mit den nötigen Electronics. Szalay knüpfte die ersten Kontakte in den Westen. „Wir durften auf der Musikmesse ’83 in Frankfurt in einem Eck am Stand von Studiosound + Music demonstrieren:‘ Wiegesagt – der große Durchbruch gelang nicht. Auch nicht, als knapp ein dreiviertel Jahr später der Muzix Sampler folgte. „Wir waren damals mit dem Composer zu früh am Markt. Kein Musiker wusste zu diesem Zeitpunkt überhaupt, dass man mit Computern auch Musik machen kann:‘ Allerdings muß man wohl auch dem zwar billigen, aber für die Musik nicht gerade optimalen ZX-81 die.8chuld für den schnellen Untergang des höchst innovativen Muzix Samplers zuschieben. Der Guitar To Midi Converter wird weltweit von der Firma Shadow vertrieben. Szalay wechselt seinen Wohnsitz von Ungarn nach Erlangen, wo er demnächst von als Entwickler für Shadow arbeiten wird. Richard Aicher
Der erste Erfahrungsbericht
An dieser Stelle soll das Gerät auch einmal vom Standpunkt des „normalen“ Gitarristen, der ja in der Regel kein Computerspezialist ist, beleuchtet werden. Wie sieht es mit der praktischen Anwendung aus bzw., wie ist die Handhabung, wie spielt es sich mit dem Shadow Guitar To Midi Converter? Da ein Prototyp des Geräts vorerst nur für einen kurzen Zeitraum zur Verfügung stand, kann und soll dies kein endgültiger Testbericht im üblichen Sinne werden. Ein Test über einen längeren Zeitraum und ein Erfahrungsbericht werden aber selbstverständlich folgen. Hier sind also erste Eindrücke vom Shadow Converter.
Acoustics und E-Gitarren
Eine bahnbrechende Neuerung ist die Tatsache, dass jede beliebige Gitarre verwendet werden kann, sei es Electro- oder Acoustic-Gitarre. Das von Shadow neu entwickelte (und patentierte) piezo-keramische Tonabnehmersystem ist bei ein bisschen handwerklicher Begabung leicht selbst zu montieren. Für E-Gitarren mit Strat-artiger Bauweise gibt es Replacement-Einzelbridges und auch einen kompletten Steg (Schall er), worin die sechs Piezo-Pickups integriert sind. Für Les Paul-ähnliche Gitarren ist eine spezielle Stegeinlage mit Röllchen geplant. Für die Montage des Systems sind somit kaum Holzarbeiten erforderlich, abgesehen von der Öffnung für die 37-Pin Ausgangsbuchse und zwei kleinen Schrauben für die Befestigung der zusätzlich noch aufgeklebten Remote Control. Die Fernbedienung wird auch in einer separaten Box (zum Befestigen am Gürtel, Trageband, Microstativ oder ähnlichem) erhältlich sein. Da der Piezopickup nicht nur den Converter ansteuert, sondern auch einen eigenständigen Tonabnehmer darstellt, wird auf der Gitarre zusätzlich ein kleines Poti für dessen Lautstärkeregelung angebracht. Die übrige Gitarrenelektronik wird hiervon nicht berührt. Für die Montage auf Acoustic-Gitarren (sowohl Western- als auch Konzertgitarren) wird einfach die Stegeinlage ausgetauscht. Allerdings ist das Bohren von sechs kleinen Löchern (mit Hilfe einer beigefügten Schablone) erforderlich, durch die die Anschlüsse der Einzeltonabnehmer in das Innere des Instruments und somit zur Remote Control (wird in der oberen Zarge befestigt) bzw. Ausgangsbuchse (unterhalb des Endknopfes) gelangen. Ansonsten gilt das für EGitarren Gesagte.
Der Stimmvorgang
Bevor man beginnt, mit dem Gerät zu arbeiten, wird die Gitarre zunächst auf herkömmliche Art und Weise gestimmt (A = 440 Hz). Da jeder Gitarrist einen anderen Anschlag hat, muß man die Empfindlichkeit mit Hilfe von sechs Trim-Potis am Converter einstellen. Ist dies einmal geschehen, stimmt man das Instrument in Zukunft mit dem im Gerät eingebauten Tuner. Dazu drückt man auf der Remote Control den Knopf „Funktion“ einmal. Sofort stellt sich der Computer auf die Stimmung der Gitarre ein, sobald man die A-Saite anschlägt. Das Gerät toleriert eine Abweichung von + 1- zwei Halbtönen von der normalen Stimmung. Drückt man zweimal auf „Funktion“, arbeitet das Gerät wie ein normaler Tuner. Die Abweichung von der richtigen Stimmung wird auf dem Display in Cent angezeigt. Zahlen mit Punkt bedeuten, der Ton ist zu tief. Ist der Ton zu hoch, leuchten Zahlen ohne Punkt auf. Bei richtiger Stimmung leuchten entweder zwei waagerechte Striche oder zweimal die ,,0″ auf. Nach jedem Stimmvorgang muß wieder die „Mode“- Taste gedrückt werden. Soviel zum Thema Stimmen. Thema Spielweise Da man ja auf dem eigenen, gewohnten Instrument spielt, braucht man sich zunächst gar nicht großartig umzustellen. Die Ansprache ist hervorragend, vorausgesetzt die 1tim-Potis sind richtig eingestellt. Auch die sogenannten ,,1tacking’~Probleme (einmal Anschlagen ergibt mehrere Töne hintereinander), tritt hier nicht auf. Was aber auftritt, ist eine geringfügige Verzögerung, die bei den hohen Saiten mit etwa 10 m/sec kaum ins Gewicht fällt, bei den tieferen Saiten mit bis zu 30 m/sec aber schon hörbar wird. Diese Verzögerungszeit ist aber unvermeidlich (aufgrund der größeren Amplitude bei den tieferen Tönen) und durchaus Midi-Standard, habe ich mir sagen lassen. In der Praxis kann das so aussehen, dass das Gerät bei sehr schnellem Spielen die Töne einfach nicht mehr „verdaut“. Bei vielen Synthie-Sounds wie z.B. Streicherteppichen mit einer gewissen Decay-, also Anfangs- und Abfallzeit ist schnelles Spielen aber sowieso nicht angesagt, sie eignen sich einfach nicht dafür. Mit diesen Dingen lernt man aber schnell umzugehen und kann sich darauf einstellen. Ein anderes Thema: Beim Solospiel tritt positiverweise kein Übersprechen der einzelnen Saiten auf, eine große Verbesserung gegenüber bisherigem Standard. Übrigens Solospiel: Eine Gitarre ist, wie jeder weiß, ein Instrument, bei dem man die Töne (sprich Saiten) ziehen kann. Bei verschiedenen anderen Instrumenten, deren Sounds mit Synthesizern kopiert werden, wie z.B. Piano, ist dies nicht möglich. Dieser Tatsache hat man Rechnung getragen. Auf der Remote Control gibt es drei Taster mit den Bezeichnungen „Bend“, „Quantize“ und „Trigger“. Hat man z.B. einen Pianosound am Synthie eingestellt und zieht auf der Gitarre beispielsweise auf der H-Saite das G zum A, so wird – bei vorherigem Drücken der „Trigger’~ Taste – dieser Ganzton in Halbtöne aufgeschlüsselt, in G, Gis und A also. Das Gleiche gilt für Glissandos. Bei Drücken der Taste „Bend“ passiert genau das Gegenteil, der Ton kann gleichmäßig „angezogen“ werden. Die Taste „Quantize“ stellt eine Art Mittelding zwischen Trigger und Bend-Mode dar. Es sind sowohl der gezogene Ton, als auch die Halbtonschritte hörbar.
Zusammenfassung
Das vorab zum Thema Spieltechniken. Zum sehr komplexen Thema Sounds und Anwendungsbereiche wird, wie schon erwähnt, ein weiterer Bericht folgen. Soviel steht aber jetzt schon fest: Der Shadow Guitar To Midi Converter für Gitarre ist eine bahnbrechende Innovation auf dem Musiksektor. Vielleicht ein Anlass dafür, daß sich auch Puristen unter den Gitarreros ein bisschen mit Synthesizertechnologie und Midi befassen, und an der Computerabteilung im Musikgeschäft endlich nicht mehr verschämten Blickes vorbeigehen müssen. Charly Braun
Das Jen Musipack 1.0 für Apple II Review von Richard Aicher, September 1985
Auf der diesjährigen Frankfurter Musikmesse (1985!!) tauchte ein drittes Apple Musiksystem auf, das Jen Musipack 1.0. Es fällt vor allem durch seinen angenehm niedrigen Preis auf.
Die Hardware ähnelt den beiden zuvor besprochenen Systemen. Auch hier erfolgt die Klangsynthese wieder nach dem Prinzip der additiven Synthese. Genau wie dort auch hier 16 Oszillatoren, 8-stimmig spielbar. Die Software koppelt also ebenso je 2 Oszillatoren zu einer Stimme. Für jede Stimme stehen dann zwei separate und voneinander unabhängige, klangformende Einheiten zur Verfügung. Jeweils 10 Presets kann man aus dem Arbeitsspeicher des Computers direkt abrufen. Die Presets bastelt man sich entsprechend aus diversen erstellten Wellenformen und Hüllkurven zusammen. Gestast, Spectre, Digital 2.1, Digitrack und Grafond heißen die Funktionsblöcke des Hauptprogrammes auf der Diskette 1. Eine weitere Diskette enthält viele Klangpresets.
Mit dem Programm Spectre kann man eigene Klänge mittels additiver Synthese entwerfen und editieren, wobei man hier zusätzlich die Phasenauslenkung (in 45 Grad Schritten) der maximal 24 Harmonischen bestimmen kann. Man betrachtet die Spektren entweder mittels eines Spektrendiagrammes oder aber tabellarisch auf dem Bildschirm. Genau wie beim Syntauri kann man auch hier mit der Option Grafond die Kurven mittels zweier Gamepaddles direkt auf den Bildschirm zeichnen. Das Jen Musipack weist sehr gute Modulationsmöglichkeiten auf. Zur Modulation der beiden Oszillatorbänke steht ein Modulationsoszillator zur Verfügung, dessen Kurvenform beliebig wählbar ist. So lassen sich sehr komplexe Modulationen erzeugen. Mit Digital 2.1 kann man drei verschiedene, synthetisierte Kurvenformen auf die zwei Oszillatorensets und den Modulationsoszillator geben, sowie diesen Klang mit zweien unserer ebenfalls auf Disc gespeicherten Hüllkurvenverläufe versehen. Hierzu zeichnet die Software 3 Kästen auf den Bildschirm, die den 2 Oszillatorbänken und dem Modulationsoszillator entsprechen – Anschließend bestimmt man, welche der auf Diskette gespeicherten WeIlenformen man für jede der drei Bänke auswählen möchte. Nach der Eingabe erscheinen die zugehörigen Kurvenformen in den drei Kästen.
So eine bestimmte Kombination von 3 Oszillator-Kurvenformen und 2 Hüllkurvenverläufen ergeben einen Instrumentenklang. Diese Instrumentenklänge heißen Masterpresets. Jeweils 10 davon stehen über die Alphakeys 1 bis 0 der Apple Tastatur momentan abrufbar bereit, So ein Set von 10 Masterpresets heißt Liverpreset.
Zum Recordingsystem wird das Jen Musipack im Digitrack-Aufnahmemodus. 4 getrennte Aufnahmespuren (Tracks) stehen im sogenannten Track Mode zur Verfügung. Pro Spur können wir maximal 1 000 Töne vom Keyboard her einspielen und abspeichern. Im zweiten Mode, dem Mono Mode, merkt sich die Software nur eine Spur, dafür aber mehr Töne, nämlich 4000. Das Jen Musiksystem fungiert nun als Sequenzer. Insgesamt können an jeder Stelle der Komposition gleichzeitig nur 8 Töne klingen. Dies gilt sowohl für den Mono- als auch den Track Mode.
Zunächst wählt man für jede Spur ein passendes Klangpreset, Jeder der 4 Spuren im Track Mode kann man ein anderes der 10 jeweils in einem Liverpreset zusammengefassten Masterpresets zuweisen. Dann gibt man an, welchen Track man aufnehmen will. Dann wird die Leertaste gedrückt und losgespielt. Ist man fertig, stoppt ein Druck auf die Leertaste die Aufnahme. Entsprechend nimmt man die restlichen 3 Spuren auf, wobei man die jeweils schon eingespielten Spuren im Lautsprecher hört, also völlig synchron dazu-spielen kann. Hat man sich einmal verspielt, heißt es leider die betreffende Spur noch einmal von vorne aufnehmen. Nachträglich lassen sich einzelne Töne leider nicht editieren. Schade! In Kürze soll neue Software und eine Einplatinenversion der jetzt auf 2 Platinen untergebrachten 16 DCO‘s erscheinen. Auch ist für den Herbst ein Sampling Programm für Naturklänge geplant, das unter 1.000,— DM kosten soll. Da Software sehr schnell an Aktualität verliert, bietet die Vertriebsfirma einen Update Service für ihre Kunden an. Das heißt, die alte Software wird, sobald neue erscheint, kostenlos ausgetauscht.
Das Jen Musipack 1 .0 bietet einige sehr interessante Features und einen sehr günstigen Preis, es kostet DM 2.598,-, natürlich ohne erforderlichen Rechner.
Das Soundchaser oder MX 5 Musiksystem für Apple II, Review von Richard Aicher, September 1985
Die Hardware des alten Soundchasers war fast identisch mit dem Alpha Syntauri System. Das neue Soundchaser System nennt sich MX 5 Musicsystem und benutzt eine neue Einplatinenversion der Mountainboard-Cards. 16 Oszillatoren, 16 Konturgeneratoren, ein Drum-Sync Port, Keyboard Interface und Stereoausgang sind die technischen Features, mit denen man per additiver und auch Frequenzmodulations-Synthese (FM) Klänge erzeugen kann. Das Keyboard besitzt einen Split-Point und Pitch-Bend. Sounds können in Real-Time kontrolliert werden. Die Klangsynthese mit der Software Wave Maker unterscheidet sich prinzipiell nicht von der Syntauri Methode. Eine zweite Diskette, Tunings and Waveforms genannt, enthält eine Zusammenstellung von Wellenformen bekannter Synthesizer, sowie weitere Waveshaping Routines und Programme, mit denen man die Stimmung und Intonation des Keyboards verändern kann. 2 Recorder Systeme bietet die U.S. Herstellerfirma Passport Design an, eine kleinere Four Track Version namens Four Trak und Turbo Traks, eine 16-Spur-Version. Maximal 8-stimmige Songs mit 4 verschiedenen Einspielungen schafft Four Trak. Mit einer anderen Programmroutine können diese nachträglich editiert und zu längeren Songs verknüpft werden. Der größere Softwarebruder von Four Trak, Turbo Trak, erlaubt 16 Spur-Recording mit komfortablen Editierfunktionen, Loops, Tempowechseln, Transpositionsmöglichkeiten. 16 verschiedene Presetsounds stehen für jede 16 Track Aufnahme zur Verfügung. Die Aufnahmekapazität beträgt 8000 Töne, Klänge können während des Abspielens einer Komposition geändert werden. Für Notationspezialisten bietet Passport Design zusätzlich eine komfortable Notationssoftware namens Polywriter an. Man spielt seine Komposition in das Keyboard ein und nach wenigen Sekunden erhält man die fertige Notation auf dem Bildschirm. Das Ergebnis kann man auch ausdrucken. Natürlich benötigt man hierzu einen externen Drucker. Acht verschiedene Ausdruckformate, diverse Notenschlüssel und Taktarten, variables Metronom und Transposition sind einige der interessanten Features von Polywriter. Dann existiert noch eine Menge Software zur Musiktheorie. Notes and Keys unterstützt Gehörübungen und führt in die Technik des Klavierspiels ein. Chords bringt einem alles zum Thema Harmonie und Akkordbildung bei.
Das Alpha Syntauri System für Apple II – Review von Richard Aicher, September 1985
Das Alpha Syntauri System arbeitet ohne Probleme mit einem Apple IIe. Will man einen Apple II beziehungsweise einen Apple II Plus verwenden, benötigt man zusätzlich eine 16 k RAM-Card, für den Apple II überdies noch eine Applesoft Firmware-Card.
Das Syntauri System wird in den USA in mehreren Versionen angeboten. Diese unterscheiden sich in der Kombination von Soft- und Hardware. Es gibt sowohl eine 5-oktavige als auch eine 4-oktavige Keyboardversion. Beide Keyboards sind anschlagdynamisch. Das zugehörige Softwareangebot ist mittlerweile recht beachtlich. Jedem Softwarepack sind eine Menge Demopresets und Demosongs beigefügt. Der Grundbaustein der Softwarebibliothek heißt Alpha Plus. Dieses Programm macht das Syntauri System zu einem „ganz normalen“ 8-stimmigen Synthie mit 2 Sounds je Stimme. Mit Alpha Plus kann man Klänge durch unterschiedliche Kombinationen von beliebigen Kurvenformen und Hüllkurven zusammenstellen. 10 Presetsounds, verschiedene Kombinationen von jeweils einer beliebigen Wellenform mit einer Hüllkurve bilden ein Masterpreset. Dieses legt man entweder in den Arbeitsspeicher des Rechners ab oder speichert es auf Diskette. Über die Tastatur des Rechners kann man 10 Presets sofort abrufen. Die Hüllkurvenparameter des jeweils angewählten Programmes erscheinen dann auf dem Monitor, bereit zum Editieren.
Die 16 Oszillatoren sind in 2 Achtergruppen gekoppelt, die unterschiedliche Sounds besitzen können. Spielt man auf dem Keyboard, beginnen auf dem Bildschirm einzelne Balken auf und ab zu tanzen. Jeder Balken repräsentiert einen Ton, die Höhe der Lautstärke. Das erinnert etwas an „Unheimliche Begegnungen mit der dritten Art‘. Ein Augenschmaus. Im Einspiel Mode speichert die Software den eingespielten Song in den Arbeitsspeicher des Computers. Die Songs lassen sich entweder endlos ausgeben (loop) oder nur einmal. Leider kann man hier nicht editieren.
Die Syntaurisoftware stellt verschiedene Verfahren der Klangsynthese zur Verfügung. Wave III zeichnet zum Beispiel zunächst die vier vorhandenen Ausgangskurvenformen auf den Bildschirm: Rechteck, Dreieck, Sinus und Sägezahn. Den zugehörigen Klang hört man jeweils im Lautsprecher. Nun kann man insgesamt 16 Harmonische eingeben. Bei jeder fragt Wave III nach der gewünschten Ausgangskurvenform, welche Harmonische sie darstellen und mit welcher Amplitude sie hinzuaddiert werden soll. Nach jeder Eingabe berechnet das Programm sofort die resultierende Überlagerungskurve und zeichnet sie auf den Bildschirm. Dieses Verfahren ist für Theoretiker sehr interessant. Aber es erfordert sehr viel Zeit, bis man einen Sound gebastelt hat. Wem diese Art der Eingabe zu langsam geht, der kann mit dem Programm Draw-Wave die gewünschten Kurvenformen direkt in ein Koordinatensystem auf den Bildschirm zeichnen. Hierzu braucht man zwei Gamepaddles. Dies sind Steuerknüppel, mit denen man, in diesem Fall durch Bewegen der Knüppel, den „Zeichenstift“ auf dem Bildschirm dirigieren kann. Die Software wandelt dieses Gemälde dann in den zugehörigen Klang um. Dieses Verfahren hat natürlich nur Sinn, wenn man weiß, wie bestimmte Kurvenformen klingen, oder wenn man einfach etwas experimentieren will.
Mit einem weiteren Programm, Analyse Wave, lassen sich im Rechner gespeicherte Kurven analysieren, das heißt, in ihren Gehalt an Obertönen zerlegen. Man kann dann diese Kurven als Frequenz-Spektrum, mit den zugrundeliegenden Harmonischen als senkrechte Balken dargestellt, am Bildschirm betrachten. Für ganz Eilige gibt es noch das Programm Quick-Wave. Wie schon der Name sagt, kann man hiermit ganz besonders schnell das Klangbild ändern. Mit Metatrack II wird es für alle Multitracker interessant. Mit diesem Programm wird das Syntauri System quasi zur 16-Spurmaschine. Softwaremäßig sind die Bedienfunktionen Aufnahme, Wiedergabe, schneller Vorlauf, Löschen und Return-to-zero realisiert, jeder Track lässt sich mit eigenem Klang versehen. Man kann Track für Track einspielen, genau wie bei einer Band maschine. Hat man sich einmal verhauen, ist das auch nicht schlimm. Selbst eine Punch in/out Funktion ist vorhanden. Im Gegensatz zur Bandtechnik kann man hier wirklich absolut geräuschlos ein- und aussteigen. Ein weiterer Vorteil: Die Playbackgeschwindigkeit ist regelbar ohne Pitchänderung. Schwierige Tracks lassen sich so im Zeitlupentempo einspielen. Man probiere das mit einer Maschine Mit Metatrack II kann man das Syntauri Keyboard auch mit bis zu sieben Keyboardsplits versehen. Ein weiterer interessanter Softwarezusatz ist Composers Assistant. Mit diesem kann man 8-stimmige Kompositionen ausdrucken und mit kurzen Texten versehen. Mittlerweile wurde das Syntauri System auch mit Tape-Sync und Drum-Sync ausgestattet. So lassen sich Linn-, Oberheim und Roland-Drums problemlos synchronisieren.
Das Alpha Syntauri II System kostet in Deutschland je nach Ausführung zirka 4.500,- DM – 6.150,- DM ohne Composer Software. Für die muss man nochmal DM 1.800,- berappen.
Nach Yamaha sagt nun auch Korg dem Computer ä la Commodore 64 den Kampf an. Zumindest versucht man den Umgang mit einem Computer musikerfreundlicher zu gestalten. Und wie geht das? Man baut einfach einen sehr leistungsfähigen eigenen Computer samt Diskettenstation und Software in ein gut „ge-style-tes“ Gehäuse, ersetzt den voluminösen Bildschirm durch ein Leuchtdiodendisplay und diverse Anzeigen, überlegt sich, welche Bedienungsfunktionen für den Musiker wirklich nötig sind, und wie man diese mit möglichst wenigen Schaltern möglichst gut bedienbar realisieren kann — fertig. Keine Schreibmaschinentastatur, kein Monitor, keine einzelne Diskettenstation, kein externes Midi- Interface und folglich auch keine Verwirrung mehr von Geist und Strippen auf der Bühne. Alles befindet sich in einem Gerät, einem Computer Midi Recorder für Anti-Computer-Freaks. Der SQD-I ist ein Sequenzer und doch nicht. Das heißt, Sequenzer wäre untertrieben. Besser gesagt: Der SQD-1 ist ein digitales 16-Kanal Midi-Recordingsystem. Auf jedem Kanal kann man beliebig viele Aufnahmen übereinanderlegen: Polyphonie total! Man schließt ein Midi-Keyboard an, spielt einen Song oder improvisiert so vor sich hin, und wenn einem der Sinn danach steht, so zirka nach einer Viertelstunde vielleicht, hört man die Session ab. Der Midi Recorder hat alles brav gespeichert. Der Recorder spielt den Song über das Keyboard ab, das was wieder raus kommt, klingt genauso wie das, was ursprünglich reinkam.
Der SQD-1 funktioniert beinahe wie ein Taperecorder, selbst die Bedienelemente ähneln sich: rote Recordingtaste mit Aufnahme-Signal-LED, Stop-, Play-, Rewind und Fast Forward-Tasten, ein Bandzählwerk, nur das Band fehlt. Es ist hier durch Speicherchips im Inneren des Recorders ersetzt. Die Speicherung der Sounds in Mikrochips hat einige Vorteile. Erstens ist Bandsalat für den SQD-l ein Fremdwort. Zweitens übertrifft dessen Zähiwerk an Genauigkeit die besten Autolokatoren teuerster Bandmaschinen. Drittens können wir unser „Software-Band“ von jeder Stelle der Aufnahme aus, im Bruchteil einer Tausendstel Sekunde an den Anfang „zurückspulen“. Viertens können wir das Wiedergabetempo jederzeit ändern, ohne dass die Pitch der Aufnahme davon beeinflusst wird. Fünftens gibt es hier kein Bandrauschen; man kann die berüchtigten Ein- und Ausstiegs-Clicks bei Punch in/out endlich getrost vergessen. Die gibt es hier nicht. Sechstens lässt sich die Aufnahme besser bearbeiten, wir schneiden, mischen, kopieren und löschen digitale Signale. Schere und Bandschnipsel gibt es nicht.
Was aber tun, wenn der interne Chipspeicher voll ist? Sicher, dann müssen wir auch auf einem externen Medium speichern. Spätestens vor dem Abschalten des SQD-1 müssen wir dies tun. Der Midi Recorder ist nämlich leider nicht Akku gepuffert. Nach dem Abschalten ist der interne Chipspeicher leergefegt. Auch was die Datensicherung betrifft, ging Korg, Gott sei Dank, fortschrittliche Wege. Moderne Computertechnologie benutzt Disketten als Speichermedium.
Und in allerletzter Zeit vor allem die sogenannte 2,8 Zoll Quick Disk.
Aufnahme nach Begrüßung
Wie nimmt man auf? Der Recorder begrüßt einen mit einem freundlichen .‚Hallo“ auf dem Display. Damit kann es losgehen. Direkt unter der Display-Region befindet sich eine Schalter-Matrix aus fünf Zeilen und acht Spalten. Solange keine Aufnahme oder Wiedergabe läuft, kann man damit alle Bedienfunktionen aufrufen. Die entsprechende Funktion ist jeweils am Kreuzungspunkt von Zeile und Spalte auf dem Panel aufgedruckt. Die 5 Zeilen repräsentieren die fünf prinzipiell verschiedenen Betriebsmodes des SQD-l: Play only, Real Time Record, Step Record, Edit und Data Transfer (Diskettenoperationen). Die Bezeichnungen sprechen jeweils für sich.
Zunächst entscheidet man sich durch Drücken des zugehörigen Zeilentasters für einen bestimmten Mode. Dann sucht man die gewünschte Bedienfunktion in dieser Zeile. Sie steht in einer der acht Spalten. Jetzt muss man nur noch den Spaltentaster am unteren Ende der zugehörigen Spalte drücken, und im Display erscheint die entsprechende Bedieninformation. Mit Reset/Enter führt man die angesprochene Funktion aus. Will man den Aufruf Zurückziehen, drückt man die Stop/Cancel Taste.
Repräsentiert die gewählte Bedienfunktion einen Parameter, verändert man ihn mit den Tasten Rew Down oder FF Up. So einfach ist das.
Betrachten wir die fünf Bedien-Modes etwas näher. Der Play Mode ist klar, hier wird abgespielt. Die Sequenz kann entweder einmal oder zyklisch abgespielt werden, in normaler Tonlage oder transponiert. Die Transposition ist in Halbtonschritten einstellbar (—5 bis +6 Halbtöne). Transposition und Repeat werden durch zwei LED‘s signalisiert.
Zwei Recording Modes stehen zur Verfügung: Realtime und Step by Step. Der Unterschied ist klar. Im Realtime Mode nimmt der Recorder alles auf, was daherkommt. Soll die Elektronik korrigierend in das Spiel eingreifen, wählt man nicht die maximale Auflösung (1/192) sondern eine geringere:
1/8, 1/16 bzw. 1/32 gerade oder 1/8 bzw. 1/16 triolisch. Nicht genau im Timing eingespielte Töne werden dann entsprechend korrigiert.
Es kann jedoch passieren, dass die korrigierte Aufnahme ganz anders klingt als die Einspielung. Zwar korrekt aber eben anders, sinnentstellt. Keyboarder sollten Auto-korrekt immer behutsam einsetzen und sich lieber auf genaues Spiel konzentrieren. Bessere Ergebnisse liefert er bei Drumeinspielungen. Hier macht sich die Korrektur positiv bemerkbar und wirkt sich weniger sinnverändernd aus. Außer man spielt total außerhalb jeglichem Timing. Aber dann sollte man es lieber ganz bleiben lassen. Nach der Resolution wählt man die Measure von 2/4, 3/4, 4/4, 5/4, und dann den Channel (1 —16), dem die Aufnahme zugeordnet werden soll. Resolution und Measure werden in eigenen kleinen LED-Display‘s angezeigt, der Channel erscheint im Hauptdisplay.
Für die Aufnahme gibt es zwei Tracks, einen Main und einen Sub Track. Zuerst wählt man den Midi Channel, Resolution und die Measure des aufzunehmenden Main Tracks. Die erste Aufnahme kann beginnen. Der Main Track ist als erster an der Reihe. Record und PIay gedrückt, Vorzähler per Metronom — dann automatisch Aufnahme. Ist die Spur im Kasten, drückt man „Stop“. Die erste Aufnahme legt gleichzeitig die Gesamtlänge der Sequenz fest. Bei jeder folgenden Aufnahme stoppt der Sequenzer an diesem Ende automatisch. Nun kann man die Einspielung abhören.
Die nächste Sequenz nimmt man auf dem Sub Track auf. Er stellt gewissermaßen einen Arbeits-Track dar. Während der Aufnahme auf dem Sub Track hört man das Playback des Main Tracks. Den Sub Track überspielen wir nun so lange, bis die Sequenz o.k. ist. Der Main Track wird bei einer Neuaufnahme des Sub Tracks nicht gelöscht. Mit der Bounce Funktion kann nun der perfekte Sub Track auf den Main Track gemixed werden. Die beiden Aufnahmen sind nun auf dem Main Track zusammengemischt, und der Sub Track ist wieder leer. Nun kann man auf dem Sub Track beliebig oft weitere Spuren einspielen, korrigieren bis sie perfekt klingen und dann auf den Main Track bouncen (dazumischen). Genau wie bei einer Bandmaschine kann man auch an das Ende oder eine beliebige Stelle der Sequenz fahren und dort weiter aufnehmen. Kein Problem mit dem stepgenauen Autolocator.
Man kann natürlich vor jeder neuen Aufnahme den Main Track einem anderen Channel zuordnen. Insgesamt stehen 16 (Midi) Channels zur Verfügung. Das heißt, es haben auch 16 verschiedene Songs im Arbeitsspeicher des Midi Recorders Platz. Man kann jeden für sich abspielen, indem man den Midi Receive Channel des angeschlossenen Keyboards auf den jeweiligen Sequenzer-Channel einstellt. Man kann auch alle 16 Channels gleichzeitig über ein Keyboard wiedergeben. Es muss in diesem Fall auf Midi Mode „Poly/Omni On“ gestellt werden.
Interessanter ist dieser Fall, wenn mehrere Instrumente angeschlossen werden. In diesem Fall kann man die auf den verschiedenen Channels des Recorders gespeicherten Sequenzen beliebig über die Keyboards verteilen und so, mit unterschiedlichen Sounds versehen, abspielen.
Welche Channels soll sind und welche leer, kann man im Plav Mode erkennen. Bespielte Channels werden im Display hei der Anwahl mit einem ‚.YES“ markiert. Schaltet man im Record Mode denselben Channel nochmal auf Aufnahme, s amt außerdem ein „REALLY“ vor unbeabsichtigtem löschen. SQD-l denkt mit!
Schritt für Schritt
Einfacher als im Realtime Mode lassen sich schwierige Passagen im Step by Step Mode aufnehmen Auch hier wieder Midi Channel-, Track-. Beat/Meas- und die Bounce-Funktion. Die Resolution bestimmt jetzt die Tonlänge des gerade eingegebenen Steps, mit „Rest“ kann man Pausen einfügen, „Tie“ bindet zwei aufeinanderfolgende Töne und „Pfeil nach links“ setzt den Recorder einen Step zurück, um zum Beispiel eine Eingabe zu korrigieren. Mit der Klaviatur bestimmt man die gewünschte Tonhöhe des Steps. Jeder Anschlag schaltet automatisch um einen Ton weiter. Wieder erscheint im Display der aktuelle Takt und Beat. Mit „REW“ und „FF“ kann man den Midi Recorder an jede beliebige Stelle des Stückes fahren, um von hier abzuspielen oder weiter aufzunehmen.
Noch interessanter machen den Midi Recorder umfangreiche Edit-Möglichkeiten im Edit Mode. Man wählt wie gehabt den Channel, dann mit der Beat Measure-Funktion die Länge des zu korrigierenden Parts. Nun gibt‘s verschiedene Möglichkeiten. Mit „Erase“ loscht man die gesamte Spur, „Blank“ löscht die gewünschte Anzahl von Steps, ohne die Gesamtlänge der Sequenz zu verändern.,, Delete“ hingegen schneidet einfach einen Takt aus dem Band heraus. Mit der ..lnsert‘-Funktion kann man einen fehlerhaften Part (takeweise) des Main Tracks überspielen. Der fehlerhafte Part wird zunächst im Main Track automatisch gelöscht. Schaltet man jetzt auf Record, hört man den Main Track und spielt im Sub Track an der betreffenden Stelle den Part nochmals fehlerfrei ein. Abschließend bounced man den Sub Track wie üblich auf den Main Track die Welt ist wieder in Ordnung.
Im „ Insert“-Modus lässt sich der Sub Track mehrmals überspielen, ohne dass die jeweils ältere Aufnahme gelöscht wird. Mit der „Copy“-Funktion kann man einzelne Takte an das Ende des Songs kopieren. Auf diese Weise kann man sich einen Song aus einzelnen Takten zusammenstellen.
Auf jeder Quick Disk haben zirka 30000 Noten Platz! 15000 auf der Vorder- und 15000 auf der Rückseite. Die Speicherkapazität des Mikrochip-Speichers im Recorder beträgt ebenfalls 15000 Töne. Dies entspricht auch der maximalen Songlänge einer Recordingsession mit dem SQD-l. Bevor man auf die Disk speichert, muss sie vorbereitet, initialisiert werden. Man kann nämlich auf jeder Diskseite fünf Songs abspeichern. Maximal jedoch immer nur 15000 Töne. Jeder Song bekommt eine Nummer von 1 bis 5. Beim Wiederladen gibt man nur die entsprechende Nummer ein, und in ein paar Sekunden ist er wieder im Speicher.
An der Grenze zwischen Bedienpanel und Diskettenteil drei Schiebeschalter. Nummer Eins wählt den Anzeige-Modus des Hauptdisplays: aktueller Takt, die noch freien Ton Speicherplätze oder das Tempo. Mit Nummer Zwei wählt man die verschiedenen Svnchronisationsmodi: Intern, Extern, Midi und Tape. Im SQD-I ist ein kompletter Korg KMS-30 integriert. Der Midi Recorder kann deshalb problemlos mit echten Multitrack Recordern (Sync 10 Tape/Click Track) oder mit Din Svnc- bzw. Midi kompatiblen Geräten synchronisiert werden.
Anschlüsse
Auf der Rückseite befinden sich die nötigen Anschlüsse: Tape in/out (3,5 mm Klinke), Sync in/out ( 5 pol Din), Sync to Tape (3,5 mm Klinke), Sync from Tape (6,3 mm Klinke). Des weiteren gibt es noch eine 6,3 mm Klinkenbuchse für einen Fußschalter zur Fernbedienung von Record, Play und Stop. Außerdem Midi in/out/thru und auch den kleinen 6-poligen DIL-Switch. Mit ihm wählt man 5 Midi-Optionen: Midi out (Mix/Int), Key Velocity, Bender, After Touch und Data Transfer (Disk/Midi).
Interessant ist der Mix Midi Out Mode. Spielt man den Midi Recorder mit einem Masterkeyboard ein und gibt die Songs über einen Expander wieder, hört man auch während der Aufnahme den Sound aus dem Expander. Das klingt zwar selbstverständlich, ist es aber nicht.
Zusammenfassung
Der SQD-l ist ein absolut leicht bedienbarer Song Recorder. Wer die Vorteile des Midi Recordings nutzen will, ohne dabei mit Computer, Monitor, Diskettenstation, Software und externem Midi-Interface hantieren zu müssen, für den ist der Korg Midi Recorder richtig. Wer einen Cassettenrecorder bedienen kann, der kann auch bald mit diesem Gerät umgehen. Preislich liegt der SQD-l mit zirka 1990,— etwas in derselben Region wie ein entsprechendes Computersystem mit Software.
Ein weiterer Vorteil: die im Vergleich zu den 51/4 Zoll Flexi Disks wesentlich bequemer und sicherer zu handhabenden 2,8 Zoll Mmi Disketten. Vor allem bei Live Gigs ist der SQD-l sehr viel schneller und sicherer als ein Computersystem.
Commodore 64 und das Wersiboard ähneln sich beinahe wie ein Ei dem anderen. Man könnte fast meinen, ein übernächtigter Fließbandarbeiter hätte aus versehen schwarze und weiße Tasten in ein Commodore-Gehäuse eingebaut. Selbes Beige, selbes Plastik, selbes Design, nur länger ist das Ganze. Genauer gesagt 46 Tasten lang. Das Keyboard besitzt einen Tonumfang von 4 Oktaven. Der Anschlag ist etwas lapprig, aber nun denn, der Mensch ist ein Gewohnheitstier und als Tastenspieler ist man ja bereits einiges gewohnt. Das Wersiboard wiegt beinahe gar nichts. Die ca. dreihundert Gramm lassen sich problemlos transportieren. Natürlich darf man Computer und Monitor sowie die Diskettenstation nicht vergessen. Ohne diese Gerätschaften läuft nämlich gar nichts. Man benötigt einen Commodore 64 mit Diskettenstation VC 1541 und als Sicht gerät entweder einen Fernseher oder besser einen Monitor. Und hier stellt sich denn auch erstmals die Frage, ob die Anschaffung dieses ganzen Geräteparkes die drei Stimmen, die das Wersiboard-System produzieren kann, rechtfertigt. Sicher wird kein Keyboarder knapp DM 2.000,- ausgeben, um dann einen dreistimmigen computergesteuerten Analogsynthi daheim zu haben. Der Anwenderkreis dürften eher die ‚Schon-Computerbesitzer‘ sein. Für sie ist das Wersiboard eine billige Ergänzung mit einigen raffinierten Features.
Demo-Sounds
Auf der Systemdiskette befinden sich 2 Programme und viele Demo-Sounds, die für 64er Verhältnisse überraschend gut klingen. Natürlich darf man keine Moog-Bässe oder Prophet-Bläser erwarten.
Bild J: Die Hardware – das Wersiboard mit Commodore SX 64
Im Commodore 64 sorgt der SID-Chip, ein einziges IC, für den gesamten Sound. Und dieses klingt nur in den Mittellagen gut. Außerdem sind die Sounds nie völlig frei von leichten Nebengeräuschen, die von hochfrequenten Einstreuungen im Computer herrühren. Zwei Basisprogramme, Mono 64 und Poly 64, bilden mit dem Keyboard die Grundausstattung des Systems. Das Ganze kostet zusammen 495,- DM. Gegen diesen Preis kann man nichts sagen. Verglichen mit anderen Keyboardzusätzen zum Commodore 64 ist die Preis/Leistungsrelation bei diesem System am günstigsten.
Mono 64-Programm
Mono 64 ist ein Eldorado für Klangbastler und Liebhaber von Geräuscheffekten. Vom Hubschrauber zum Dieselmotor, vom Gong bis zur Panflöte – ‚Mono 64‘ macht’s möglich. Mit ‚Poly 64‘, dem zweiten Programm, kann man dann richtig in die Tasten greifen. Dies ist das Programm für ‚Keyboarder‘ , weniger für Klangfetischisten. Nach dem Laden des Anfang-Programms können wir uns erst einmal für Mono 64 oder Poly 64 entscheiden. Das System lädt dann das Gewählte automatisch. Wie schon der Name sagt, verwandelt Mono 64 den Commodore 64 in einen monophonen Synthesizer mit sehr vielen Modulationsmöglichkeiten. Dieses Programm nutzt man zum Solo-Spiel oder für Effekte. Der Verzicht auf die restlichen zwei Stimmen des SID-Chips macht komplexe Modulationen möglich. Der dritte Tongenerator wird bei diesem Programm als langsamschwingender Modulationsoszillator genutzt. Der zweite Oszillator läuft mit dem ersten parallel, um eine bessere Klangfülle zu erreichen. Der Abstand, in dem die bei den Oszi‘ s laufen, ist stimm bar. Durch Einstellen einer leichten Schwebung klingen die Sounds dann etwas lebendiger. Die beiden Oszillatoren kann man mit unterschiedlichen Kurvenformen und Hüllkurven versehen.
Das Einstellfeld des Mono 64-Programmes
Solche Soundüberlagerungen ergeben schon beachtlich komplexe Klänge. Drei verschiedene Kurvenformen: Dreieck, Sägezahn und Rechteck sowie Rauschen stehen für jeden der beiden Tonoszillatoren zur Auswahl. Die Pulsweite des Rechtecks ist veränderbar. Ein Ringmodulator sorgt für besondere Soundeffekte.
Der Modulationsoszillator kann mit Dreieck, aufsteigendem Sägezahn oder Rauschen modulieren
Bild 3: Mehr Stimmen. aber weniger Klangvielfalt mit Poly 64
Geschwindigkeit und Grad der Modulation des Filters und der Oszillatoren lassen sich regeln. Wie auch bei allen anderen Parametern erscheinen die eingestellten Werte in numerischer Form im Display. Die Envelope Sektion verfügt über einen Hüllkurvengenerator der gleichzeitig auf Filter und VCA wirkt. Wie üblich lässt sich Attack, Decay, Sustain und Release regeln. Der Filter des SID-Chips bietet neben Low Pass, Band Pass und High Pass noch 4 verschiedene Filter-Mischformen. Cutoff Frequency, Resonanz und der Grad der Modulation durch den LFO sind veränderbar. Die Parameter stellt man mit den Funktionstasten ein. Hierzu bewegt man mit Taste F 1 bzw. F 2 einen kleinen Cursorpfeil am Bildschirm von Parameter zu Parameter. Mit F 5 bzw. F 7 kann man die Werte dann erhöhen oder erniedrigen. Die erstellten Sounds lassen sich in der Programmgrundversion nicht auf Diskette abspeichern. Es haben auch nur maximal 12 Sounds bei Mono 64 bzw. 5 Sounds bei Poly 64 im Arbeitslager Platz. Nicht gerade viel. Doch mit der Programmerweiterung des Sound Pak 1, soviel gleich hier, kann man erstens sehr viel mehr Sounds bearbeiten und diese überdies auch auf Diskette abspeichern. Mit dieser Erweiterung haben je Programm 320 verschiedene, also insgesamt 640 Sounds im Arbeitsspeicher Platz. Jeweils 32 Sounds bilden eine Speicherbank. 10 Speicherbanken stehen für jedes Programm zur Verfügung. Bei so vielen Programmen verliert man leicht den überblick. Deshalb kann man die Namen der eingespeicherten Sounds jeder Bank in einer Bildschirm-Tabelle abrufen.
Die eingestellten Parameter der einzelnen Sounds kann man mit einem angeschlossenen Matrixdrucker ausgeben. Die ist praktisch für die Archivierung der Klänge.
Poly 64-Programm
Wer des monophonen Geklimpere auf den Tasten überdrüssig ist, kann mit Poly 64 dreistimmig in die Tasten greifen. Die klanglichen Möglichkeiten sind dann im Vergleich zu Mono 64 jedoch eingeschränkt. Bild 3 zeigt das Klang-Wahl-Menue von Poly 64. Die drei Stimmen lassen sich hier nicht mit unterschiedlichen Sounds versehen. Wie wir im Bild erkennen, lassen Envelopes, Pitch, Waveform und Pulsbreite nur für alle drei Oszillatoren gemeinsam regeln. Genau wie bei Mono 64 kann man die Namen der abgespeicherten Klänge Bank für Bank in einer Tabelle am Bildschirm betrachten. Genau wie dort druckt die Software auf Wunsch eine Liste mit den Soundparametern einer Soundbank aus.
Sound Pak Programme
Als Ergänzung zu diesen zwei Programmen bietet Wersi diverse Zusatzsoftware, die sogenannten Sound Paks an.
Der Sequenzerzusatz bietet immense Modulationsmöglichkeiten
Zusatzsoftware ist allerdings untertrieben. Es handelt sich bei allen diesen Sound Paks um eigenständige Programme. Sie bieten ähnliche Klangeinstellmöglichkeiten wie die beiden Grundprogramme, weisen darüberhinaus aber noch interessante Zusatzfeatures auf.
Sound Pak 1 ist ein Sound-Memory-System. Wie schon erwähnt, erweitert es die Speicherkapazität der Grundprogramme bis auf 640 Sounds in 20 Banks mit jeweils 32. Sounds. So gibt man die Sequenzen in die Notenzeilen ein. Die Sounds lassen sich alle mit eigenen Namen versehen, am Bildschirm auflisten oder als Hardcopy über einen angeschlossenen Commodore-kompatiblen Drucker ausgeben.
Sound Pak 2 ist eine Sequenzer- Software. Sie verfügt zusätzlich über sehr ausgefeilte Klangeinstellmöglichkeiten, die sowohl im monophonen als auch polyphonen Modus wirkt. Jeder der drei Oszillatoren lässt sich mit eigenem Sound versehen. Lediglich der Filter bleibt für alle drei Stimmen der gleiche. Alle anderen Parameter wie ADSR Einstellungen, Waveforms, Pulsweite und Filter on/ off kann man jedoch unabhängig voneinander auf die einzelnen Stimmen schalten. Alle Parameter sind Realtime veränderbar. Das heißt, man kann gleichzeitig spielen, hören und verändern. Dies ist zwar für Synthesizer mittlerweile ganz normal, für Commodore 64 Musikprogramme jedoch nicht alltäglich. Die Oszillatoren lassen sich synchronisieren und ringmodulieren und zwar wählbar, jeder Parameter mit jedem. Hervorragend sind die Modulationsmöglichkeiten über die zwei LFO’s. Sie lassen sich unabhängig voneinander auf fast alle modulierbaren Parameter aufschalten. Alle Klangeinstellparameter haben auf einer Bildschirmtafel Platz, die recht übersichtlich gestaltet ist. Natürlich benötigt man etwas Einarbeitungszeit, bis man sämtliche Befehle kennt. Hier hilft jedoch die Help-Page. Das ist eine Art Software-Bedienungsanleitung. In Notfällen ruft man sie auf den Bildschirm.
Sound Pak 3: jeder Taste der eigene Ton
In ihr werden alle Funktionen und die dazugehörigen Befehlseingaben auf gelistet. Die Aufnahme der Sequenzen erfolgt in einer Art Mischung von Composer und Step by Step Eingabe. Die drei Stimmen können nur nacheinander programmiert werden. Drei verschiedene Taktarten, 2/4, 3/4 und 4/4 sind wählbar. Im Bild sehen wir das Sequenzeingabe-Display. Zunächst wählt man die gewünschte Stimme an, dann die Notenwerte die im anliegenden Takt vorkommenden Töne. Danach gibt man über das Keyboard die zugehörigen Tonhöhen ein. So programmiert man der Reihe nach Takt für Takt. Die einzelnen Takte können im Controltrack-Mode in beliebiger Reihenfolge aneinander geheftet werden. Die ist nichts anderes als eine Sequenzchain. Jeder Takt lässt sich mit eigenem Sound versehen. Natürlich kann man nur aus den Sounds der geladenen Soundbank auswählen. Jeweils 10 Sounds bilden eine Bank. Die Soundabfolge programmiert man in einer Song-Chain im Soundtrack-Mode. Auf der Diskette sind bereits diverse Sounds und viele Sequenzbeispiele mitgeliefert. Natürlich lassen sich auch alle erstellten Sounds und Sequenzen auf Disk speichern. Der Inhalt der Diskette kann auf dem Bildschirm ausgegeben werden.
Das Intonationsprogramm des Sound Pak 3 lässt sich auch in das Sequenzerprogramm laden. Skalierungsprogramm Ein besonderer Gag ist das Skalierungsprogramm auf der Sound Pak 3-Diskette. Hiermit ist die Intonation des Keyboards beliebig festlegbar. Das heißt, jede Taste lässt sich einzeln stimmen. Ein Feature, mit dem das Wersiboard-System fast alle gängigen Keyboards schlägt. Die Stimmung lässt sich entweder manuell oder automatisch vornehmen. Bei der manuellen Eingabe fragt die Software für jede Taste die gewünschte Frequenz ab. Nach dem Eintippen wird die neue Stimmung am Bildschirm aufgelistet und lässt sich dann mit 10 Preset Sounds auf dem Keyboard spielen. Im Automatik-Mode berechnet die Software die neue Stimmung. Man kann hierbei zwischen Linearer, Geometrischer und Exponentieller Stimmung wählen. In jedem Fall gibt man einen Faktor ein, der im Fall a) als konstanter Summand, im Fall b) als konstanter Faktor und im Fall c) als konstanter Exponent in die Berechnung eingeht. So erhält man schnell Skalierungen, die bisher nicht zu verwirklichen waren. Vor allem für Experimentalmusiker dürfte dieses Programm äußerst interessant sein und unter Umständen die Anschaffung dieses Systems überlegenswert machen. Sowohl das Sequenzer- als auch Mono 64 und Poly 64 sind mit dem Skalierungsprogramm kompatibel. Die Stimmungen lassen sich also von diesen Programmen übernehmen.
Zusammenfassung
Das Wersiboard-System ist etwas für Musiker, die bereits einen Commodore 64 besitzen. Da das System mit dem Sound-Chip des Commodore 64 arbeitet, sind die Sounds leider von leichten Nebengeräuschen begleitet. Die Klangmöglichkeiten des Systems sind nicht zuletzt Dank der vielfältigen LFO und Ringmodulations- sowie Synchronisationsmöglichkeiten ausgezeichnet. Besonders die Möglichkeit der freien Intonation des Keyboards sucht nach seinesgleichen. Der Sequenzer ist gut durchdacht. Schade ist jedoch, dass die Sequenzen nicht auch Realtime einspielbar sind und keine ernst zu nehmende Notendarstellung am Bildschirm möglich ist. Alles in allem ist das Wersiboard Music 64-System in Verbindung mit den Sound Paks momentan von der Preis/Leistungsrelation eine der interessantesten Keyboard/Musiksoftware-Erweiterungen zum Commodore 64.