Musikmessebericht: Computer, Software und Zubehör, 1986, Peter Strüven, Yamaha, Hybrid Arts

Musikmessebericht: Computer, Software und Zubehör, 1986 Audiovertrieb Peter Strüven, Yamaha, Hybrid Arts
Richard Aicher für Soundcheck, April 1986 Teil3

Audio Vertrieb Peter Strüven

Für den Commodore 64 wurde von der Firma Strüven ein Mischpultautomations-System vorgestellt. Es arbeitet via Midi, ermöglicht die Automation von acht Kanälen und lässt sich ohne Löten an so ziemlich jedes Mischpult nachträglich adaptieren. Die Audio- Pegel können von -10 dB bis – 20 dB geregelt werden. Das System kann mit jeweils 8-Kanal Modulen bis maximal 64 Kanälen erweitert werden. Automatisch geregelt werden können die Kanäle, Vorsummen und Summen über die Inserts aller gängigen Mischer. Die Mixes werden entweder über ein Midi-Keyboard oder das Softwarepaket „Console Mix“ geregelt.

Yamaha
Yamaha wartete mit einer neuen Version des CX 5M Musik Computers, dem CX5MII, auf. Er besitzt 128 kByte RAM und entspricht genau wie der CX5M dem MSX-1 Standard. An der Oberseite des CX5MII befinden sich zwei Cartridge Slots. Das Netzteil ist bereits integriert. Der Preis beträgt zirka 1600 Mark. Eine externe FM Sound Synthesizer Unit 11, SFG-05, lässt sich anschließen. Sie generiert Klänge mittels FMSynthese, ist achtstimmig und verfügt über vier Operatoren und acht Algorithmen. 46 verschiedene Klangfarben lassen sich ab speichern und programmieren. Das Sound Modul verfügt über vier separate Midi- Channels und lässt sich via Midi von einem anderen CX5M bzw. einem Midikeyboard extern steuern.

Ebenfalls neu: die Yamaha MSX Micro Floppy Drive FD-05 für 3.5 Inch Disketten. Sie bringt 720 KByte auf jeder Diskette unter (formatiert, beidseitig bespielt).
Der MSX-Matrix Drucker PN-101 und die MSXMaus MU-01 runden die Palette ab. Der Drucker arbeitet mit einer 9-Punkt Matrix und 256 Charakteren.
Die Softwarepalette wurde um den langerwarteten ReaItime- Midi- Recorder YRM-301 erweitert. Er bietet vier Banks mit jeweils vier Aufnahme- Tracks, die beliebig zu einem Song verknüpft werden können. Die Bedienung erfolgt wahlweise über die alphanumerische Tastatur oder die MSX-Maus. Außerdem zeigte Yamaha einige MSX-Musiklehrprogramme: Keyboard Chord Progression, Keyboard Chord Master und Guitar Chord Master, die den Einstieg in die Musik erleichtern. Keyboard Chord Master hilft Keyboardern, Akkorde zu lernen. Man drückt ein paar Tasten der angeschlossenen Klaviatur und Sekunden später erscheinen Akkordbezeichnung und zugehörige Notation auf dem Bildschirm. Zusätzlich ertönt der Akkord aus dem Lautsprecher. Für bereits etwas fortgeschrittene Keyboarder ist Keyboard Chord Progression gedacht. Einzige Voraussetzung: man sollte die Akkorde selbst schon beherrschen. Das Programm bringt dem Anwender nun bei, wie man die Akkorde harmonisch am sinnvollsten verbindet. 50 verschiedene Akkordfolgen sind möglich.
Ein Programm für Gitarristen ist der Guitar Chord Master. Mit ihm lernt man sehr schnell, bestimmte Akkorde auf der Gitarre zu greifen. Man gibt die Bezeichnung des Griffes ein, das zugehörige Griffbild erscheint auf dem Monitor und klingt nach Wunsch aus dem Lautsprecher. Alle Lehrprogramme lassen sich in Verbindung mit den Yamaha Music-Music-Keyboards oder mit ganz normalen Midi- Keyboards einsetzen.
Der FM Auto Arranger ist eine völlig neue Art von Midi-Software. Der Auto Arranger ist eine interessante Kompositionshilfe. Er erlaubt das Arrangement von acht verschiedenen Instrumental-Parts für Melodie, Akkordbegleitung und Bass. Die Lautstärken der acht Parts lassen sich genau justieren. Die acht Parts lassen sich beliebig über die beiden Stereo-Ausgänge verteilen und an- oder abschalten. Die Kompositionen können entweder in Realtime über die angeschlossene Klaviatur oder in Step Time über die alphanumerische Tastatur eingeben werden. Insgesamt stehen sieben verschiedene Recording Modes zur Wahl. Hat man die Melodie eingegeben, berechnen Software und Computer automatisch eine dreistimmige Begleitung dazu. Nun gibt man den Bass ein und die Software vollendet die Komposition automatisch. Die RX Editor Software gestattet die einfache Programmierung von Schlagzeugrhythmen für die Yamaha Schlagzeug-Computer RX-11, RX-15 und RX-21. Die Software lässt sich bequem mit der Maus bedienen. Alle Parameter, Patterns und Songs werden am Bildschirm dargestellt. Das Programm arbeitet in drei verschiedenen Modes, dem Pattern-, Song- und File-Mode. Pattern und Song-Mode sind identisch mit den entsprechenden Modes der Schlagzeug-Computer und gestatten die Eingabe der einzelnen Schlagzeugrhythmen, sowie deren Verknüpfung zu kompletten Songs. Die Rhythmen können in Realtime oder Step Time direkt über das Schlagzeug oder ein Midi-Keyboard eingespielt werden. Für jede Schlagzeugnote sind acht Dynamik-Level einstellbar. Die Noten lassen sich separat in 1/96tel Incrementen im Takt vor- und zurücklegen. So lässt sich ein beinahe „menschliches“ Spielen simulieren. Alle Parameter der RX-Schlagzeuge lassen sich von der Software im Wiedergabemodus kontrollieren: Quantize, Tempo, Pattern-Auswahl. Im Song Mode lässt sich jedes einzelne Pattern mit einem sechs Buchstaben langen Namen versehen. Jedes Pattern kann mit eigenem Tempo und separater Lautstärke versehen werden. So lassen sich problemlos Tempowechsel und Lautstärkeänderungen innerhalb eines Songs realisieren. Alle Parameter, wie Pattern, Wiederholungen und Tempowechsel werden am Bildschirm dargestellt. Im File Mode lassen sich die Rhythmen auf Data Cassetten oder Disketten speichern.

Hybrid Arts
Hybrid Arts zeigte das Midimate Interface für Atari 130XE, 800 XL und vergleichbare Ataris. Es arbeitet mit dem Disk Drive Port. Features: Midi Inlaut, Sync Inlaut, Roland Sync am Joystick Port # 1, TTL Clock am Joystickport # 2. Die Software hierzu heißt Miditrack 11.Es handelt sich hierbei um einen Midi-Software-Recorder für alle 8-Bit Ataris mit 48K (400, 600, 800, 8ooXl, 1200 und 130XE) mit einer Kapazität von 3500 Noten 16 parallelen Polyphonie und polychannel Tracks, Realtime- und Steptime- Recording bzw. Editing, 1tanspose und Quantize. Punch In Out geschieht mit Autolocator. Start- und End-Points für die Aufnahme lassen sich setzen.

Channel Reassign: Ankommende Daten lassen sich mit neuer Channel-Nummer versehen. Song Position Pointer wird gelesen (SMPTE). Drei Track On/Off-(Solo/Mute) Presets lassen sich abspeichern zum Abhören von drei verschiedenen Track- Kombinationen. Miditrack III läuft mit dem Atari 130XE. Die Features in aller Kürze: Speicherkapazitäten: 10500 Noten oder 21000 Midi Events-Kapazität, 16 Tracks, Overdub, Realtime- und Step Time-Aufnahme, Punch In/Out, Auto Locate, Song Position Pointer, Copy and Paste Track Sections, Copy und Loop Tracks, Track Delay Predelay oder Delay, Quantizing und Auto Correct mit 120 Variationen, Note Length Edit, Transpose, Track Mix. Alle 128 Midi Controller und sonstige Informationen werden registriert (Mod Wheel, Breath Controller, Sustain Pedal, Volume, automatischer Mix!). Drei Register für Tempo und Track Mute.

Richard Aicher für Soundcheck, April 1986

Die momentane Entwicklung auf dem Sektor Computer und Musik schreitet mit Riesenschritten voran.

Artikel von Richard Aicher – erschienen in Computer Persönlich, Ausgabe 4 vom 5.2. 1985

Im Bereich der Homecomputer-Musik läßt sich mit den etablierten Computern sicher nicht mehr allzu viel Neues entwickeln. Für alle gängigen Systeme gibt es mittlerweile Musik-Software. So ausgerüstet lassen sich mehr oder weniger komfortable Klänge, Geräusche, Melodien und sogar ganze Kompositionen in den Computer eintippen und abspielen. Die Grenzen liegen eindeutig an der Hardware. Der SID-Chip besitzt erstaunliche Fähigkeiten, aber der C 64wurde nicht als »Musik-Maschine« entwickelt, sondern eben als »musikalischer« Computer. Theoretisch wäre es nicht sehr kompliziert, den C 64mit weiteren zusätzlichen Soundmodulen zu bestücken. So ließen sich wenigstens mehr als drei Stimmen produzieren. Doch die sind für sinnvolle musikalische Anwendungen einfach zu wenig. Dann ließen sich die diversen Klaviaturen, die mittlerweile für den Commodore entwickelt wurden, sinnvoller nutzen. Doch der Klang?
Neue Impulse im Bereich der Musik mit Sound-Chips kommen momentan aus dem Bereich der MSXComputer. Denn was passiert, wenn ein japanischer Computerhersteller, dessen Unternehmen gleichzeitig eines der erfolgreichsten der Musikindustrie ist, einen neuen Computer entwickelt? Die Vermutung bestätigt sich: Das Gerät wird ein Musik-Computer. So geschehen mit dem MSX-Computer von Yamaha.
Vor kurzem machte Yamaha mit der Entwicklung des ersten FM-Synthesizers (Klangsynthese nach dem Verfahren der Frequenz- Modulation), der DX-Serie Furore. Das Gerät wurde ein Hit. KeinWunder, der Sound und die Fähigkeiten des Synthesizer waren in dieser Preisklasse bisher nicht zu bekommen. Yamaha ging einen Schritt weiter und verkleinerte einen Synthesizer der DX-Serie, den DX-9, auf die Größe einer Zigarettenschachtel, bei gleicher Soundqualität. Das Yamaha-Klang-Modul war geboren. Natürlich paßt es in den Modulschacht des Yamaha MSX-Rechners. Und, es verwundert niemanden, auch die passende Musiksoftware hatte man parat. Der erste vollmusikertaugliche Homecomputer mit überragender Soundqualität heißt Yamaha CX 5 M. Ob sich dieses System mehr auf dem Musiksektor durchsetzen wird, für den dieser Computer von Yamaha konzipiert wurde oder bei musikinteressierten Computerfreaks, bleibt abzuwarten. Mit billigen LCD-Groß Displays wäre es sinnvoller, den Computer samt Display in das Keyboard selbst zu integrieren. Dies erspart viel Transport und verkabelungs Probleme. Jeder moderne Synthesizer ist sowieso bereits mit mehreren Prozessoren bestückt. Das MIDI-System hat sich innerhalb kürzester Zeit fest etabliert.
In London gibt es mittlerweile drei MIDI-Recordingstudios. In London hat sich jedoch kürzlich ebenfalls eine Vereinigung arbeitsloser Studiomusiker gebildet, die gegen den weiteren Einsatz von Computern in Tonstudios protestieren. „Computer machen uns arbeitslos“, meinen sie. „Computer spielen präziser, zu jederzeit und liefern den optimalen Sound gleich mit“, kontern die Studios. Stein des Anstoßes sind hier natürlich nicht musikalische Home Computer. Sondern Spitzenmusik Systeme wie Fairlight und Synclavier. Sie machen mit ausgefeilter Sampling Technik und Bedien Software nicht nur den Studiomusiker arbeitslos, sondern den Tonmeister gleich mit. Doch bei aller Achtung vor Spitzenmusik Computer, eine gespielte Geige bietet ungleich mehr Nuancen und ein guter Musiker spielt sie mit so viel mehr Ausdruck, Spontanität und Gefühl, das zumindest auf viele Jahrzehnte hinaus natürliche Instrumente nicht von Computern ersetzt werden. Aber es ist ein neuer Musikertypus hinzugewachsen: der Computermusiker. und ein neues Instrument ist gleichberechtigt neben die althergebrachten getreten und das billiger! Mit Sicherheit gibt es in nicht allzu weiter Ferne ein Gerät mit dem Potential eines heutigen Fairlights nicht für hunderttausend sondern vielleicht 7000 Mark im Musik Geschäft an der Ecke zu kaufen
Richard Aicher
Ausgabe 4 vom 6. 2. 85