Introduction to Circuit Bending by Richard Aicher

Circuit Bending & Bend Art by Richard Aicher
auf dem Montagsgespräch in der Hochschule für Musik, München

22.Juni 2005

“Open a Gameboy, tinker with its electronic guts, plug the re-engineered result into a Speak & Spell, duct tape it all together, sprinkle liberally with glitter, hook it up to an and let the good times roll.”

Ziel ist hierbei, die enthaltenen elektronischen Regelkreise in labile und instabile Zustände zu versetzen, in denen sie dann, beraubt ihrer vom Entwickler implementierten Stabilität, übergehend zu labilen und instabilen Zuständen, zu neuen „Instrumenten“ werden und ursprünglich nicht vorhergesehene bzw. nicht vorhersehbare Geräusche und Klangmuster von sich geben, die vorzüglich als individuelles Klangmaterial einsetzbar sind.

Der Begriff Circuit Bending beschreibt eine neue Bewegung innerhalb der Klangkunst und genießt in den USA bereits Kult-Status. Der Begriff wurde 1992 vom Multimedia-Künstler Quabais Reed Ghazala geprägt, um eine eher intuitive als zielgerichtete Vorgehensweise zur Modifikation elektronischer Klangerzeuger zu beschreiben. Einfache Synthesizer, klingendes Spielzeug oder sonstige elektronische Helferlein, wie z.B. der Taschenübersetzer „Speak&Spell“ von Texas Instruments, werden dabei Opfer der manipulierenden künstlerischen Aktionen. Diese Manipulationen werden entweder vor oder virtuos direkt während der Aufführung vorgenommen. Performances mit Lötkolben am laufenden geöffneten Gerät – angeschlossen an Verstärker wird das klangliche Ergebnis dem Publikum präsentiert. Mit der „Bend 2004“ wurde im letzten Jahr in New York das erste Festival und Symposium zum Thema abgehalten. Dabei zeigte sich, dass nicht nur die Suche nach neuen Klängen treibende Motivation der Kunstschaffenden ist: Hier geht es um die Brechung vermuteter von Industrie und Wirtschaft vorgegebener Handlungs- und Verwendungsmuster durch unabhängige, subversiv handelnde Künstler. Verwendete Ausdrücke wie z.B. „Bending Targets“ also „zu beugende Ziele“ als Bezeichnung des gerade modifizierten Gerätes veranschaulichen diese kämpferische Haltung.er Begriff Circuit Bending beschreibt eine neue Bewegung innerhalb der Klangkunst und genießt in den USA bereits Kult-Status. Der Begriff wurde 1992 vom Multimedia-Künstler Quabais Reed Ghazala geprägt, um eine eher intuitive als zielgerichtete Vorgehensweise zur Modifikation elektronischer Klangerzeuger zu beschreiben. Einfache Synthesizer, klingendes Spielzeug oder sonstige elektronische Helferlein, wie z.B. der Taschenübersetzer „Speak&Spell“ von Texas Instruments, werden dabei Opfer der manipulierenden künstlerischen Aktionen. Diese Manipulationen werden entweder vor oder virtuos direkt während der Aufführung vorgenommen. Performances mit Lötkolben am laufenden geöffneten Gerät – angeschlossen an Verstärker wird das klangliche Ergebnis dem Publikum präsentiert. Mit der „Bend 2004“ wurde im letzten Jahr in New York das erste Festival und Symposium zum Thema abgehalten. Dabei zeigte sich, dass nicht nur die Suche nach neuen Klängen treibende Motivation der Kunstschaffenden ist: Hier geht es um die Brechung vermuteter von Industrie und Wirtschaft vorgegebener Handlungs- und Verwendungsmuster durch unabhängige, subversiv handelnde Künstler. Verwendete Ausdrücke wie z.B. „Bending Targets“ also „zu beugende Ziele“ als Bezeichnung des gerade modifizierten Gerätes veranschaulichen diese kämpferische Haltung.

Die Kunst des Benders besteht darin, in möglichst chaotischer Vorgehensweise Kurzschlüsse auf den Platinen zu produzieren, Bauteile zu Entfernen sowie zusätzliche neue einzubauen und das alles nach der Methode von Zufall und Irrtum. Elektronisches Grundwissen ist als eine von Wissen und Denken bestimmte Methode verpönt. Das heisst: Jeder kann Circuit Bender sein!

Im Laufe der Zeit fand ich im Circuit Bending mehr und mehr Parallelen zu den Techniken und Ideen, die ich zur Erstellung meiner Arbeiten im Bereich Digital Art und Digital Sound entwickelte und nutze. Dabei setze ich als klangliches bzw. bildnerisches Ausgangsmaterial oft im Web oder im täglichem Leben vorgefundene Bild-, Text- und Klangfragmente ein, die dann, nach Durchlaufen verschiedenster „Bending-Prozesse“, bis zur Unkenntlichkeit verfremdet, neues Ausgangsmaterial ergeben. Diese Vorgehensweise nenne ich seither „BEND ART“.

In diesem Montagsgespräch stelle ich die geschichtliche Entwicklung des Circuit Bendings vor, erläutere was man als „Bender“ alles benötigt und gehe auf die wichtigsten „Chaos-Bending-Techniken“ ein. An einigen meiner Bent Instruments hören wir schliesslich wie Bending klingt und werden versuchen, ein Gerät live vor Ort zu Benden. Abschliessend Beispeile meiner „Bend Art“

Richard Aicher, 22.5.2005

Vita Richard Aicher

1965-1972 verschiedene Bandprojekte als Gitarrist
1968-1976: Studium Chemie an der LMU München, sowie Ausbildung in klassischer Gitarre bei Alex Andryszak und Sitar bei Al Gromer Khan.
Seit 1976 bis Heute: Elektronische Musik Live und im Studio – Solo sowie in verschiedenen Bandprojekten.
Seit 1978 bis Heute: Konzerte und Studioproduktionen zusammen mit Andreas Merz als Elektronik Musik Formation „Weltklang“.
1980-1983: Selbstbau mehrerer Analog Synthesizer Systeme und des legendären Computers Sinclair ZX81 sowie Entwicklung und Vertrieb der weltweit ersten „Speichererweiterung“ für Synthesizer.
1983-1993 Freiberuflicher Journalist und Autor vieler hundert Beiträge in allen wichtigen Musik- und Computerzeitschriften zum Thema Musiksoftware, Synthesizer- & MIDI-Technik sowie viele Workshops und Seminare.
1985-1989 Autor der Bücher „Da steckt Musik drin (Wilhelm Heyne Verlag)“ und der ersten „MIDI-Bibel“ des deutschsprachigen Raums „Das MIDI-Praxisbuch“ (Signum Medien Verlag)“ und Herausgeber der Musik&Computer-Buchreihe des Signum Medien Verlags
1980-Heute: Veröffentlichung von insgesamt sechs Solo-CDs und sieben CDs mit „Weltklang Electronic Music“, sowie Mitwirkung an verschiedenen anderen CD-Projekten
Seit 1993 Arbeiten als freiberuflicher Grafik- / Web- & Foto-Designer
Seit 1998 „Moving Electronics Projekt“ mit Weltklang Electronic Music sowie diverse Klanginstallationen (u.a. Materialausgabe)
Seit 2002: Kompositionen für das eigene computergesteuerte 16+24-Kanal-Audio-Wiedergabesystem sowie bewegliche Audiosysteme.
Seit 2005 im Circuit Bending Fieber!

Multikulti – Klanginstallation

Datum: Samstag, 24.4.2004 im Rahmen der „Materialausgabe 2004“
Ort: München, Luisenstr.37, Hochschule für Musik und Theater
Veranstalter: Echtzeit e.V. in Zusammenarbeit mit der Hochschule für Musik und Theater

Klanginstallation mit 12 Kurzwellenempfängern und Lautsprecherwiedergabe von Richard Aicher und frisch mit Elektronik von Richard Aicher per Hand Live zubereitetem „Wellensalat“ aus zwei weiteren Empfängern.

Wir leben umgeben von einem Gewirr verschiedenster Schwingungen in allen Frequenzbereichen. Radiowellen liegen ausserhalb unserer direkten Sinneswahrnehmung. Radioempfänger wandeln diese Schwingungen in für unser Ohr hörbaren Klang – Band für Band, Sender für Sender und dann kommt alles einzeln und wohlgeordnet in unser Ohr!
In der Klanginstallation „Multikulti“ wird diese gewohnte Ordnung der Singularität des Radiohörens gründlich durchbrochen. Die gewohnte Singularität in eine ungewohnte Pluralität überführt. Nicht wie üblich ein einzelner Sender ist zu hören sondern gleichzeitig 24 verschiedene. Es wird gemischt, was nicht zum Mischen gedacht sondern eigentlich alleine stehen soll und doch nebeneinander existiert und im Äther „zusammenlebt“. So erkgibt sich ein buntes klangliches Durcheinander, das seines Reizes nicht entbehrt. „Multikulti“ wird von Richard Aicher live „gewürzt“ mit von Hand und Elektronik manipuliertem „Wellensalat“ aus zwei weiteren Empfängern.

Pressebericht

Im Rahmen der Veranstaltung „Materialausgabe 2004“ an der „Hochschule
für Musik und Theater“ in München, präsentierte der Karlsfelder
Multimediakünstler Richard Aicher die Uraufführung seiner
Klanginstallation MULTIKULTI. „Multikulti“ machte das hörbar, was uns
täglich umgibt, aber normalerweise nie so zu hören ist: ein Gewirr
verschiedenster Radiowellen aus aller Welt, gleichzeitig zu Klang
geworden über insgesamt 24 im Raum verteilten Radioempfängern. Das
bricht natürlich mit allen Gewohnheiten „ordentlichen“ Radiohörens.
Richard Aicher mischte, was nicht zum Mischen gedacht, sondern
normalerweise immer alleine klingt und doch nebeneinander existiert,
das heisst, nur „im Äther zusammenlebt“. Aus der Singularität des
gewohnten Radiohörens wurde transferiert in eine ungewohnte
Pluralität einer sich ständig wandelnden Klangcollage.
So war denn das Publikum schnell gefesselt vom ungewohnten
Hörerlebnis und marschierte munter zwischen den im Raum verteilten
Radioapparaten umher, lauschte Sprechern in verschiedensten Sprachen
und Dialekten, Musik unterschiedlichster Kulturkreise, mal von Nahe
und dann von Fern, erlebte ein multikulturelles Klanggericht,
zubereitet aus den im Installations-Raum live empfangenen Stationen aus
aller Welt, von Alaska bis nach China. Dazu bog und formte der Künstler
zwei weitere “ Sender“ mit seinen auf Berührung reagierenden Synthesizern
zu äusserst futuristischen Klanggebilden, einem „Wellensalat“ der ganz
besonderen Art, der sich nahtlos in die multikulturelle Klangkulisse
einfügte.