Supertrack von C-Lab

Supertrack von C-Lab

Feature von Richard Aicher, veröffentlicht Februar 1986 im Musikermagazin Sound Check

zum Test habe ich damals mit dem Alpha Juno 1 in Verbindung mit dem Sequenzer Supertrack auf meinem SX-64 den Song „Ein Zug – Ein Zug“ komponiert und eingespielt. Mit dabei war damals auch noch die SCI TOM Drummachine. Zu hören in Ein Zug. Den Song haben wir auch Live auf den Weltklangkonzerten gespielt. Auch schon lange her…. Wahnsinn wenn man das mit den heutigen DAWs (2024) vergleicht!!

Man hat sich kaum an den Softtrack 16+ Midi-Recorder gewöhnt, schon ist bereits der Nachfolger da: Supertrack. Gerhard Lengeling hat es geschafft, seine Philosophie, möglichst viel „human feeling und möglichst wenig sturen Computer in die Musik zu bringen“, weiterzuentwickeln. Das Ergebnis: ein Midi-Recorder mit Feeling. Genau wie auch schon der Softtrack, arbeitet auch der Supertrack mit der bemerkenswerten Auflösung von einer 1/ 192tel Note. Ich habe kürzlich testweise versucht, eines der QX-I Demos von Yamaha, in verschiedene Midi-Software-Recorder zu überspielen. Es handelte sich dabei um eines der extrem schnellen und komplexen Demos. Dem Softtrack 16+ ging dabei als einzigem Software-Recorder nicht die Puste aus. Nur er gab das Demo ohne Aussetzer im Originaltempo wieder.

Supertrack speichert alle eintreffenden Midi-Informationen mit 1/ 192tel Auflösung. Das kann man beinahe als Realtime bezeichnen. Die Quantisierungsfunktion wirkt als reine Abspielfunktion, also lediglich bei der Wiedergabe. Deshalb kann sie auch nachträglich jederzeit beliebig geändert werden. Die Originalaufnahme wird davon nicht berührt. Experimente mit verschiedenen Quantize-Einstellungen sind so auch nach der Aufnahme möglich.

Bedien-Page und Help-Page

Zwei Pages bestimmen das Programm, die Bedien-Page (Bild I) und die Help-Page (Bild 2). In letzterer sind sämtliche Bedienbefehle zusammengefasst. Sie erspart vor allem am Anfang, ständiges Nachschlagen im Manual. Und selbst wenn dieses schon längst verloren ist, die Help-Page bleibt. Das Bedien-Panel ist optisch in vier Felder unterteilt: die Song-Chain ganz links, daneben das Feld für die Spurwahl, in der Bildschirmmitte das Pattern Feld und ganz rechts das Feld zur Einstellung des Track Delays. Oberhalb dieser Felder, die Zeile mit den Anzeigen für den aktuellen Mode: Song oder Sequenz, den noch freien Speicherbereich und die Art der Synchronisation. Rechts oben die Anzeige für den gerade gespielten Takt und Bar.

Supertrack ist gut konzipiert. Die eingespielten Tracks lassen sich auf vielfaltige Weise unabhängig voneinander manipulieren.

Bild 1: Das Bedienpanel des Supertrack

Jeder Track lässt sich im Playback getrennt an- und abschalten, und selbstverständlich auch auf jeden der 16 Midi Send Channels legen.

In der Bedien-Page sind sämtliche wichtigen Parameter dargestellt. Man wählt sie mit einem Blink-Cursor an. Zur Cursor-Steuerung dienen die beiden Cursortasten. Der eingerahmte Parameter wird dann durch Drücken der ,,+“ bzw. ,,- Taste erhöht oder erniedrigt. Drückt man zusätzlich Shift, steppt man im Schnellgang durch den Parameter bereich.

Reihe I im Patternfeld dient zur Einstellung des jeweiligen Send Channels (Ch), Reihe 2 (Vol) ist für Volume und Velocity der einzelnen Channels zuständig. Setzt man hier in der entsprechenden Channel-Zeile Vel(Velocity), wird dieser Channel mit Anschlagsdynamik wiedergegeben. Voraussetzung ist natürlich, das angeschlossene Keyboard verfügt über Velocity Sensitivity. Außerdem gestattet Supertrack einen Velocity Mix. Hierzu gibt man anstelle von Vel in der entsprechenden Channel-Zeile einen Wert von I bis 15 ein. 15 bedeutet, der betreffende Track wird bei der Wiedergabe mit maximaler Lautstärke abgespielt, I bedeutet, er tönt nur leise. Selbstverständlich gilt dies wieder nur für anschlagsdynamische Keyboards.

Die nächste Reihe (Trp), zeigt die aktuelle Transponierung der 16 Tracks. Jeder Track lässt sich unabhängig von den anderen im Bereich von + / – 31 Halbtönen transponieren. Reihe 4 ist zuständig für das Quantize. Wie schon erwähnt, kann jeder Track mit eigener, optimaler Quantize versehen werden. Und die lässt sich jederzeit verändern. Möglich sind die Quantisierungen auf 1/4, 1/8, 1/12,1/16, 1/24, 1/32, 1/48, 1/64, 1/96 und 1/ 192tel Note. Quantisiert werden sämtliche Midi-Ereignisse. Quantisierung wirkt hier also sowohl auf die Note On- als auch auf die Note Off-Information. Unabhängig von diesem Track-Quantize lässt sich bei Supertrack im Gegensatz zum Softtrack . 16+ durch Drücken der Q-Thste für jede Spur das sogenannte „Musical Quantize“ aufrufen. Musical Quantize korrigiert ausschließlich die Anfangszeitpunkte der Noten. Die Tondauer bleibt hierbei voll erhalten. Bei dieser Methode werden alle im Timing fehlerhaft gespielten Noten im Raster des Beats verschoben, bis der jeweilige Tonbeginn auf den nächstliegenden Beat im gewählten Quantize-Raster fällt. Diese Art von Quantisierung wirkt in der Tat sehr viel gefühlvoller. Der Charakter des Stückes bleibt somit auch nach der Quantisierung erhalten.

Zeit sparen hilft die Loop-Funktion in der letzten Reihe des Pattern feldes. Mit Supertrack lässt sich für jede Spur ein separater Loop einstellen. Ist die Loop-Länge kürzer als die Patternlänge, wird die betreffende Spur so lange zyklisch wiederholt, bis das gesamte Pattern zu ende gespielt ist. Das spart Zeit im Eingabe-Modus. Man spielt nur noch das Grundmuster des Patterns ein, die Wiederholungen übernimmt der Supertrack. Die betreffende Spur wird einfach auf Loop gesetzt. Je nach Einstellung wird das Muster I bis 256 mal wiederholt. So lassen sich völlig problemlos und schnell auch sehr komplexe Polyrhythmen verwirklichen.

In der obersten Zeile des Patternfeldes lassen sich Patternlängen in Viertelnoten (1-256) und das Tempo (40-240) eingeben. Beide Werte können für jedes Pattern unabhängig eingegeben werden. So lassen sich zum Beispiel Tempowechsel im Song Mode realisieren. Mit Shift „Cu lässt sich das eingestellte Tempo aber auch automatisch für sämtliche Patterns auf denselben Wert setzen.

Software mit Delay

Sehr interessant: Track und Sync Delay. Mit diesen beiden Verzögerungsmöglichkeiten lassen sich nicht nur Timing-Probleme in komplexen Midi-Systemen lösen, sondern werden auch interessante Verzögerungseffekte möglich. Mit dem Track Delay lässt sich jeder einzelne Track um eine bestimmte Zeit gegen den Beat verzögern. Der Einstellbereich des Delays reicht von 0 bis 255, wobei jeder Step einem Delay einer 1/192tel Note entspricht. Die maximale Verzögerung entspricht damit fast 6 I 14 Noten, exakt einer 2551 192tel Note. So lassen sich lange Echo-Effekte erzielen. Dazu kopiert man den betreffenden Track zunächst auf eine andere, freie Spur. Danach verzögert man die Kopie nach Belieben. Beide Spuren zusammen abgespielt, ergeben den gewünschten Echo-Effekt.

Sollen bestimmte Tracks nur in bestimmten Patterns, aber nicht immer verzögert werden, wendet man die Track Shift-Funktion an. Damit kann man nicht nur die zu verzögernden Spuren exakt definieren, sondern auch die Patterns, in denen die Verzögerung wirken soll. Die Track Shift-Funktion bewirkt wahlweise eine „Delay nach vorne“ oder eine tatsächliche Verzögerung. Tracks lassen sich nicht nur verzögern. Es bestehen noch weitere Manipulationsmöglichkeiten. So kann mit der Double Speed-Funktion das Abspieltempo der auf den Tracks gespeicherten Sequenzen verdoppelt, bzw. mit der Half Speed-Funktion halbiert werden. Man wählt hierzu die Spur an, drückt das „D“, bzw. Shift plus „D“ – fertig.

Ebenso schnell kopiert man mittels Track Copy einen Track auf irgendeinen anderen noch freien Track. Wahlweise im selben oder in einem anderen der insgesamt 64 vorhandenen Patterns. Auch komplette Patterns lassen sich kopieren. So erspart man

Bild 2: Das Helpmenü hilft, alle Befehle zu finden

sich das mehrmalige Einspielen fast identischer Patterns. Man kopiert das gleichbleibende Basispattern einfach, und spielt dann auf die Kopie jeweils die Tracks, die anders sein sollen.

Wieder etwas Neues: die Ghost Tracks. Sie sparen Speicherplatz, klauen sich gewissermaßen die Tondaten eines anderen Tracks und versehen diese mit anderen Abspielparametern. Auf diese Weise hört man die Sequenz doppelt, einmal original und parallel dazu ein zweites Mal wahlweise mit anderem Sound, transponiert, anders quantisiert, mit anderer Lautstärke, verschieden „gelooped“ oder verzögert. Und das ohne Speicherplatz zu verlieren. Jeder freie Track mit kleinerer Track-Nummer, als sie der Original-Track besitzt, kann zu dessen Ghost Track erklärt werden.

Songfunktionen

Die Säule am linken Bildrand stellt die Song Chain des Supertracks dar. Man trägt hier einfach die Nummern der Patterns in der gewünschten Abspielreihenfolge ein. Insgesamt kann die Chain 256 Patterns lang sein. Im Song Mode steppt der Supertrack dann diese Chain Pattern für Pattern durch. Das gerade gespielte oder bearbeitete Pattern erscheint im Patternfenster. Die Chain bedient man recht problemlos über die Funktionstasten FI mit F8 des Commodore 64. Mit FI/F3 wählt man für jeden Songstep die richtige Pattern-Nummer, mit F5/F7 steppt man die Chain vorwärts bzw. rückwärts durch. Shift-Taste gedrückt, bedeutet jeweils Schnellschritt.

Neben der Track Transpose-Funktion gibt es eine Song-Pattern Transpose-Funktion. Sie transponiert das gesamte Pattern abhängig vom Song Step. Patterns können so im Verlauf des Songs in verschiedenen Transpositionen gespielt werden, ohne dass man zusätzlichen Speicherplatz opfern müsste. Dass man sich bei der Entwicklung der Software allerhand gedacht hat, zeigt auch die sogenannte Song Transpose Activity List. Hiermit kann für jede Spur getrennt bestimmt werden, ob die Song Pattern Transpose-Funktion auf sie einwirken soll oder nicht. Der Grund: Sind die Drums ebenfalls per Midi eingespielt, würden mit einer Transposition d(:s Patterns die Midi-Notes der Drum-Spuren ebenfalls „gepitched“ werden. Damit würde aber die Zuordnung Midi-Note auf Drum-Instrument nicht mehr stimmen. Die Lösung: Man stellt die Song Transpose Activity im Song-Fenster der Drum-Tracks auf „Off“.

Ebenfalls für jeden Schritt einzeln kann man die Clock- und die Midi Clock-Funktion aktivieren. Ist die Clock aktiviert, läuft der angeschlossene Sequenzer oder Drumcomputer mit, ist er ausgeschaltet, bleibt das Gerät stumm. Auf diese Weise lassen sich also die angeschlossenen Rhythmusmaschinen per Software quasi an- und abschalten.

Schon beinahe selbstverständlich, dass sich einzelne Song-Patterns löschen und einfügen lassen (insert, delete).

Der Aufnahmevorgang

Das Aufnehmen geht sehr easy. Man kann Songs entweder in Realtime oder Step by Step einspielen. Im Realtime Mode drückt man einfach die laste R (Record). Der Supertrack zählt die gewünschten Beats (default 4/4, Bereich 0 bis 255/4) über den Fernsehlautsprecher vor, der Bildschirmrand wechselt die Farbe auf rot, der Aufnahmevorgang beginnt. Nach der eingestellten Anzahl von Patterns, der Default-Wert ist 16, stoppt die Aufnahme. Sämtliche eingetroffenen Midi-Informationen sind nun beinahe Realtime im Rechner gespeichert. Nicht aufgenommen werden jedoch Systemexklusive, After-Touch und Echtzeit-Meldungen. Drückt man nun die Leertaste, spielt der Supertrack die Aufnahme ab. Sollte die Aufnahme noch nicht ganz o.k. sein, kein Problem. Genau wie bei einer guten Bandmaschine ist auch im Supertrack Punch In/Out möglich. Mit dem einen Unterschied, hier gibt es keinen Schaltknacks. Anstatt R für Record drückt man nun die P-Taste (Punch in). Der Supertrack zählt vor, das Playback klingt, genau wie im Aufnahme-Modus. Nur, dass nun noch nicht aufgenommen wird. Erst beim Drücken der Shift-Taste (wahlweise auch der Shift-lock-Taste oder des Joystick-Feuerknopfes), wird der Bildschirmrand rot. Die alte Aufnahme wird nun überspielt, und zwar genau so lange, wie die Shift-Taste gedrückt bleibt.

Bestimmte Songstellen lassen sich jederzeit mit der Autolocator-Funktion finden. Insgesamt können in jedem Song 8 verschiedene Cue Points gesetzt werden. Man drückt hierzu einfach während des Abspielens an der bestimmten, zu markierenden Stelle Shift und eine Zahl von 1 bis 9 (außer 4!). Damit ist der Cue markiert. Um den Punkt wiederzufinden, braucht man nun lediglich bei der Wiedergabe die betreffende Zahl zu drücken. Der Supertrack fährt beinahe augenblicklich an diesen Cue und spielt dort weiter.

Im Arbeitsspeicher des Supertrack haben mindestens 8650 Midi Events Platz. Controller- und Pitchwheel-Daten werden im Supertrack komprimiert. Die Folge: Sie verhalten sich wesentlich weniger speicherplatzfressend als bisher. Diese Datenkompression erlaubt dem Supertrack, mehr als 30000 Events zu speichern, falls im Song extrem viele Controller-Bewegungen ausgeführt werden.

Midi Merge

Wie auch schon im Softtrack 16+, so auch im Supertrack: die Midi Merge-Funktion. Besitzt man ein größeres Midi-System, und hat man einmal mit ihr gearbeitet, will man sie nicht mehr missen. Sie wandelt die Midi Outs des Interfaces im Record-Modus in Midi Thrus. Damit werden die eintreffenden Midi-Daten des Master- oder Einspielkeyboards automatisch an die angeschlossenen Expander oder weiteren Keyboards, Drummachines etc. durchgeschleift. Soll der Sound bei der Wiedergabe etwa auf Channel 4 liegen, hört man ihn mit Midi Merge auch beim Einspielen aus dem Expander mit Receive Channel 4. Ohne Midi Merge würde man ohne Umstöpseln der Midi-Kabel lediglich den Sound des Masterkeyboards hören, sofern es sich hierbei um einen Synthie handelt. Am besten funktioniert das Ganze, wenn

Bild 3: Die Edit-Page

das Masterkeyboard auf Channel 1, die angeschlossenen Expander auf die folgenden Channels gestellt sind.

Single Step Record und Event Edit Page

Für schwierige Passagen ist der Single Step-Aufnahme-Modus gedacht. Hier wählt man über die Quantize-Funktion die Tonlänge aus. Die Tonhöhe bestimmt man über die Klaviatur des Masterkeyboards. Die Steps schaltet man durch Drücken der Leertaste weiter. Der Supertrack verfügt über einen hervorragenden Edit-Mode. Hiermit kann man Spielfelder durch Korrektur per alphanumerischer Tastatur ausmerzen. Jedes Midi-Event wird in einer separaten Zeile numerisch durch Angabe von Taktnummer, Viertelnote, Auflösung, Tonhöhe, Programm und Velocity dargestellt. Der zugehörige Ton wird bei jedem Tastendruck zur Kontrolle über den Lautsprecher ausgegeben. Alle Parameter lassen sich ändern, komplette Events können mit eigenen Befehlen bequem eingeschoben und gelöscht werden.

Selbstverständlich lassen sich sämtliche Songs auf Diskette speichern. Erfreulich, dass sich mit Supertrack endlich einmal Disketten direkt über das Disk-Menü formatieren lassen. Auf dieselbe Weise können einzelne Files ohne Programmabbruch gelöscht und neu benannt werden.

Ein weiteres Plus: Der Supertrack kann nicht nur komplette Songs, sondern auch einzelne Patterns auf Diskette speichern bzw. in einen im Computer befindlichen Song einladen. Die Patterns lassen sich, mit eigenem Namen versehen auf der Diskette ablegen. Mit dem Softtrack 16+ erstellte Song Files können vom Supertrack mit kleinen Einschränkungen gelesen werden.

Synchronisation

Zur Synchronisation mit externen Rhythmusgeräten stehen vier verschiedene Sync Modes zur Verfügung: Intern, Extern I, Extern II und Midi Clock. Im Intern Mode produziert der Supertrack die Clock entsprechend der eingestellten Geschwindigkeit. Am angeschlossenen Synchroniser liegen 48 Impulse pro Viertel. Wählt man ihn in der Song Sync Table an, kann die Midi Clock zusätzlich über die Midi-Buchsen ausgegeben werden. Sonst herrscht hier Pause. Clock Delay gesetzt, wird dieses automatisch hier weitergegeben. Lediglich an der Record-Buchse des Synchronisers liegt immer das unverzögerte 48 Impuls-Signal zur Weiterverarbeitung als Tape Sync-Signal. Extern I erwartet 48 Impulse pro Viertel und dient als Eingang für ein Sync from Tape-Signal. Extern 11entspricht Extern I, nur dass hier 24 Impulse pro Minute (Roland!) erwartet werden. Die externe Synchronisation über Midi Clock synchronisiert den Supertrack in gewohnter Manier über den Midi-Bus von externen Sequenzern und Drummaschinen.

Interessante Perspektiven eröffnet der Supertrack in Verbindung mit einer SBX-80 von Roland und zusätzlichen SMPTE-synchronisierbaren Geräten für Film- und Videospezialisten. Der Supertrack kann nämlich Song-Position-Pointer lesen und damit synchron zu Band und SMPTE gesteuertem Video-Equipment laufen. Dazu steuert man die SBX-80 mit den auf einer Bandmaschine aufgezeichneten SMPTE-Time-Code-Signalen. Den Supertrack steuert man dann per Midi von der SBX-80. Hierbei werden die von der SBX-80 gesendeten Song-Position-Daten vom Supertrack registriert und ausgewertet. Der Sequenzer folgt damit automatisch jedem Start und Stop der Bandmaschine.

Zusammenfassung

Für den Preis von zirka 280,- DM bietet der Supertrack nochmals einige wesentliche Verbesserungen verglichen mit seinem Vorgänger, dem Softtrack 16+. Man hat nicht bloß Software produziert, sondern sich jede Funktion sehr genau überlegt. Das Ergebnis: ein äußerst musikerfreundlicher Midi-Software-Recorder. Das gleiche gilt für das Manual. Es liefert sehr viele Hintergrundinformationen zum Thema Midi, jede einzelne Funktion wird ausführlich mit allen Anwendungsaspekten erklärt, so dass auch Nicht-Midi-Spezialisten recht bald mit dem Programm umgehen können.

Richard Aicher

Akai Editor von JMS – Multisampling per Software

Artikel – Tesst von Richard Aicher in SOUND CHECK Februar 1986
Akai Editor von JMS – MULTISAMPLING PER SOFTWARE

Der Akai Midi SampIer S6I2 hatte bisher einen großen Nachteil: Er konnte kein Multisampling ausführen, und die eingegebenen Sounds ließen sich nicht editieren. Beides macht das Wavesoft-System von Jellinghaus nun möglich. Es wandelt den S612 in einen sechsstimmigen MultisampIer für 16 verschiedene Sounds. Und das im Midi Mono Mode. Frequenz und .Lautstärkenkurven lassen sich am Bildschirm betrachten, per Software editieren. Eigene Klangkreationen lassen sich in Kurvenform auf den Bildschirm malen, Soundteile lassen sich berechnen. Ein Nachteil: Ohne zusätzlichen Computer geht nichts. In diesem Fall muss es ein Apple oder ein kompatibler Computer sein.
Akai-Händler können für vergleichsweise wenig Geld einen passenden Kompatiblen mit einer Diskettenstation anbieten. Grundsätzlich läuft das Programm auf dem Apple 11sowie auf dem IIe+ mit 16 K-Language Card. Selbstverständlich benötigt man auch ein 40 Track Diskettenlaufwerk. Kauft man original Apple-Teile, kostet dieses Set zirka 2500,- DM. Wie gesagt, billiger kommt man mit einem Kompatiblen weg. In diesem Falle sollte man jedoch vor dem Kauf immer das Motto beherzigen: Vertrauen ist gut, aber selbst testen besser. Denn Softwarekompatibel heißt noch lange nicht Hardware-kompatibel, und kompatibel nicht identisch!
Mit dem Computer alleine ist es jedoch noch nicht getan. Die Sample-Daten müssen vom Computer in den SampIer und umgekehrt. Das gibt in diesem Fall per Midi. Als weitere Investition wird damit ein Jellinghaus Midi-Interface in der Apple- Version fällig. Im Lieferumfang der Sampling-Software ist neben der Programmdisk und einer Diskette mit zwei Demo-Multisamples auch ein EPROM enthalten. Dieses muss zu aller Anfang gegen ein anderes Chip im SampIer ausgetauscht werden. Erst dann weiß der SampIer, dass er nun als MultisampIer zu funktionieren hat. In diesem EPROM ist ein neues Betriebssystem enthalten. Darin liegt der eigentliche Witz des Ganzen. Nur mit Software von Diskette geht in diesem Fall nichts. Der Austausch des EPROMs ist einfach und in der Anleitung genau erklärt. Nach dem Einbau des EPROMs installiert man das Midi- 40

Bild 1:Das Hauptmenü des Graphikeditors.

Interface. Die zugehörige Adapterplatine steckt man in Slot Nr. 5 des Computers. Damit ist die nötige Hardware funktionsgerecht beisammen. Nach dem Booten der Software erscheint am Bildschirm das Auswahlmenü mit den Optionen Graphics Editor und MultisampIe. Das sind die beiden auf der Programmdiskette mitgelieferten Programme. Mit dem Graphics Editor lassen sich Sample- Frequenzkurven am Bildschirm betrachten, editieren, mit dem Joystick zeichnen und auf Apple-Disketten speichern, bzw. von ihnen in den Computer bzw. SampIer laden und spielen.

Klare Struktur in sechs Pages

Der Graphics Editor ist in sechs Pages gegliedert. Im Bild erkennt man die genaue Struktur des Programms. In der Option Nr. 1, Waveform Display/ Edit, lassen sich SampIes in Form von Schwingungskurven am Bildschirm betrachten und editieren. Jeder SampIe ist softwaremäßig in 12 Blocks (Abschnitte) unterteilt. Die Software fragt deshalb zunächst immer nach der Nummer des Blocks, der dargestellt werden soll. Zur Eingabe der Ziffern wurde ein gleichermaßen eigenartiges wie umständliches Prinzip gewählt. Man tippt mit der Plustaste die Ziffer in Zehnerschritten hoch, und muss dann mit der Minustaste die überschüssigen Einer wieder zurückzählen. Sehr viel sinnvoller und schneller wäre die Eingabe durch Eintippen der Ziffern über die alphanumerische Tastatur, sprich den Zehnerblock. Ein weiteres Minus: Die Zehnerstelle wird durch den ständig blinkenden Cursor überdeckt, und war zumindest bei meiner kompatiblen Version, einem Micro ] [, schlichtweg unlesbar. Nach der Eingabe des Blocks entscheidet man, ob die Kurve dargestellt (Display) oder editiert werden soll (Edit). Display angewählt, und fast augenblicklich erscheint die Frequenzkurve des betreffenden Blocks, also des gerade im SampIer befindlichen Sounds, am Schirm (Bild). Vorausgesetzt, die Midi-Verkabelung stimmt. Denn sonst hängt sich die Software unweigerlich auf. Das bedeutet dann: Computer ausschalten und das nochmal von vorne. Da zum Abhören der MultisampIes die Midi-Verkabelung umgesteckt werden muss, passiert dies leichter, als man denkt. Mit einer ganz einfachen Abfrageroutine in der Software könnten dem Anwender viele graue Haare erspart werden. Mit der F-Taste lässt sich der SampIe Block für Block durchsteppen. So kann man seine gesamte Frequenzkurve abschnittsweise betrachten. In der Darstellung ist nach rechts die Zeit und nach oben die Amplitude abgetragen. An der rechten Bildschirmseite erkennt man die Skala zur exakten Ablesung der Amplitudenwerte. In der Hilfszeile am unteren Bildschirmrand werden jeweils der dargestellte Block, die Nummer des mit dem Cursor angewählten SampIes sowie dessen Amplitudenwert angezeigt. Deutlich ist der senkrechte Cursor- Strich im Bild zu erkennen. Mit den Cursor- Tasten lässt er sich an jeden SampIe des Blocks dirigieren. Man kann auf diese Weise bestimmte SampIesteIlen genau lokalisieren. Durch Druck auf die P-Taste gelangt man in die Parameter-Page. Hier erfährt man wichtiges zum aktuellen SampIe: den exakten Start und Endpunkt, die Anzahl der belegten Blocks und SampIes, sowie der Splice Point. In einer weiteren Zeile ist angegeben, welcher SampIe gerade mit dem Cursor markiert ist, und welchen Wert die zugehörige Amplitude besitzt. Außerdem ist hier die aktuelle Ausleserichtung, also vorwärts oder rückwärts, angegeben.
Im Graphics Editor lassen sich die Sample-Sounds nicht vom angeschlossenen Midi-Keyboard aus spielen. Trotzdem kann man im Graphics Editor die SampIes testweise hören. Und zwar in der Page Nr. 5, Sampling Status. Hier stellt man den SampIer auch auf eine bestimmte Sampling Rate. Die aktuellen Sampling-Parameter werden angezeigt: die eingestellte Midi-Note, die daraus resultierende Bandweite (Hz), die maximale Samplezeit (msec) sowie die gewählten Werte für Filterfrequenz (Sernit0- nes), Release (msec), Thanspose (Sernitones) und das Tuning in (Cents). Mit den“ +“ und „-“ Tasten lässt sich die Midi-Note, und damit die Sampling Rate, ändern. Die tiefst mögliche Midi-Note ist 36. Dies entspricht einer Sampling Rate von 4000 Hz. Die höchste einstellbare Midi-Note ist 96, entsprechend einer Sampling Rate von 32000 Hz. Drückt man jetzt auf die Taste S (Sound), wird der eingegebene bzw. editierte SampIe mit der gewählten Sampling Rate gespielt. Ist die Tonhöhe bzw. Sampling Rate nicht o.k., ändert man den Wert.

Eingabe mit dem Joystick

Zu Pinsel und Leinwand für eigene Klangkreationen wird der Graphics Editor in der Option Waveform Edit. Dazu ist jedoch ein Joystick nötig. Mit ihm zeichnet man die gewünschte Frequenzkurve wie mit einem Pinsel auf den Bildschirm. Trotzdem wäre zusätzlich eine alternative Eingabemethode über vier Tasten der alphanumerischen Tastatur nicht schlecht gewesen. Der Fire Button am Joystick entriegelt den Bildschirm-Cursor. Nun arbeitet man mit dem Joystick wie mit einem Pinsel. So entstehen die eigenen Alpenlandschaften, sprich Frequenzkurven am Bildschirm. Druck des Joysticks nach vorne bzw. hinten führt den Strich am Bildschirm nach oben bzw. unten. Ganz einfach! Drückt man die Leertaste, übernimmt der SampIer die Kurvenform in den Speicher. Zum Testhören wechselt man wieder in die Page Nr. 5, SampIe Status. Will man SampIes zeichnerisch entwickeln, wäre es natürlich viel zu zeitraubend, alle 126 Blocks einzeln zu zeichnen. Mit dem Merge Mode der Page Compute New Sound unterstützt uns die Software bei dieser Arbeit. Man zeichnet lediglich Block I und Block 126, eventuell noch ein paar entscheidende Blocks zwischendrin. Der Computer berechnet dann die restlichen Blocks durch Interpolation. Dieses Verfahren liefert jedoch nur bei sehr einfachen Kurvenverläufen brauchbare Ergebnisse. Genug der Frequenzen, wenden wir uns den Hüllkurvendarstellungen in Page Nr. 3, der Waveform Envelope Page, zu. Sie liefern ein genaues Abbild des Lautstärkenverlaufes (Amplitude/ Zeit) des gesamten SampIe Sounds. Die Software bildet hierzu für jeden Block einen Amplitudenmittelwert. Diese 126 Mittelwerte werden am Bildschirm in Form einer Hüllkurve dargestellt. Prinzipiell hat man die Wahl zwischen drei verschiedenen Darstellungsformen. Im Mode Envelope Full ist die Darstellung am genauesten, dauert aber auch am längsten. Genügt eine gröbere Auflösung, ist der Envelope Fast Mode angebracht. Hier erscheint die Darstellung zwar schneller am Bildschirm, ist dafür aber viel weniger exakt. Mit dem Cursor kann man nun jeden Mittelwert der Darstellung anfahren. Drückt man dann auf die P- Taste, öffnet sich am unteren Bildschirmrand ein Fenster mit der Frequenzkurve des entsprechenden Blocks (Bild).

Ein Waveform Display am Bildschirm des Apples

Optisch am eindrucksvollsten: die dreidimensionale Darstellung der SampIe- Hüllkurven als 3-D Plot. Hier werden bis zu 16 SampIe Blocks gleichzeitig am Bildschirm dargestellt, leicht nach oben versetzt, optisch quasi hintereinander. Jeder kennt diese Darstellungsweise von den „typischen“ Fairlight Bildschirmaufnahmen. Was hier eigentlich dargestellt wird, veranschaulicht man sich am besten anhand eines Koordinatenkreuzes. Auf der x-Achse wird nach rechts die Zeit, auf der z-Achse nach oben die Amplitude, und auf der y- Achse nach hinten, die Blocknummer abgetragen. Wie viele und welche Blocks im 3-D Plot dargestellt werden, lässt sich mit der Step- Funktion eingeben. Setzt man für Step etwa eine 2, wird nur jeder zweite, setzt man eine 3, eben nur jeder dritte Block dargestellt, usw. Dieser 3-D Darstellung lässt sich entnehmen, ob dem SampIe eine periodische oder aperiodische Schwingungsform zugrunde liegt. Auch lassen sich mit einiger Übung Aussagen über die richtige SampIe- Frequenz treffen.

Schleifenbildung

Mode 3 der Waveform Envelope Page, der Envelope Phase Mode, hilft bei der Suche nach geeigneten Loop Points. In diesem Mode werden die Phasendifferenzen der aufeinanderfolgenden Blöcke angezeigt. Stellen mit gleicher Phasendifferenz lassen sich am problemlosesten zu einem Loop verbinden. Am besten nimmt man als Loop- Start und -Endpunkt zwei Stellen mit der Phasendifferenz Null. Leider lässt sich der informative Wert der Bildschirmdarstellung mit der Wavesoft Software nicht so einfach in die Praxis umsetzen., Denn die Loop Points können mit dieser Software nicht direkt am Bildschirm gesetzt werden. Die Bedienungsanleitung schweigt sich über die theoretischen Grundlagen des Samplings völlig aus. Im Vergleich zu sämtlichen……??????? ?????

Das Soundchaser oder MX 5 Musiksystem für Apple II

Das Soundchaser oder MX 5 Musiksystem für Apple II

Review von Richard Aicher, September 1985

Die Hardware des alten Soundchasers war fast identisch mit dem Alpha Syntauri System. Das neue Soundchaser System nennt sich MX 5 Musicsystem und benutzt eine neue Einplatinenversion der Mountainboard-Cards. 16 Oszillatoren, 16 Konturgeneratoren, ein Drum-Sync Port, Keyboard Interface und Stereoausgang sind die technischen Features, mit denen man per additiver und auch Frequenzmodulations-Synthese (FM) Klänge erzeugen kann. Das Keyboard besitzt einen Split-Point und Pitch-Bend. Sounds können in Real-Time kontrolliert werden. Die Klangsynthese mit der Software Wave Maker unterscheidet sich prinzipiell nicht von der Syntauri Methode. Eine zweite Diskette, Tunings and Waveforms genannt, enthält eine Zusammenstellung von Wellenformen bekannter Synthesizer, sowie weitere Waveshaping Routines und Programme, mit denen man die Stimmung und Intonation des Keyboards verändern kann. 2 Recorder Systeme bietet die U.S. Herstellerfirma Passport Design an, eine kleinere Four Track Version namens Four Trak und Turbo Traks, eine 16-Spur-Version. Maximal 8-stimmige Songs mit 4 verschiedenen Einspielungen schafft Four Trak. Mit einer anderen Programmroutine können diese nachträglich editiert und zu längeren Songs verknüpft werden. Der größere Softwarebruder von Four Trak, Turbo Trak, erlaubt 16 Spur-Recording mit komfortablen Editierfunktionen, Loops, Tempowechseln, Transpositionsmöglichkeiten. 16 verschiedene Presetsounds stehen für jede 16 Track Aufnahme zur Verfügung. Die Aufnahmekapazität beträgt 8000 Töne, Klänge können während des Abspielens einer Komposition geändert werden.

Für Notationspezialisten bietet Passport Design zusätzlich eine komfortable Notationssoftware namens Polywriter an. Man spielt seine Komposition in das Keyboard ein und nach wenigen Sekunden erhält man die fertige Notation auf dem Bildschirm. Das Ergebnis kann man auch ausdrucken. Natürlich benötigt man hierzu einen externen Drucker. Acht verschiedene Ausdruckformate, diverse Notenschlüssel und Taktarten, variables Metronom und Transposition sind einige der interessanten Features von Polywriter.

Dann existiert noch eine Menge Software zur Musiktheorie. Notes and Keys unterstützt Gehörübungen und führt in die Technik des Klavierspiels ein. Chords bringt einem alles zum Thema Harmonie und Akkordbildung bei.

Apple II Musik-Systeme. Artikel von Richard Aicher, September 1985 

Apple II Musik-Systeme. Artikel von Richard Aicher, September 1985

Betrachten wir Computer-Keyboard-Systeme, die professionelle Arbeit ermöglichen: das Alpha Syntauri System, das Sound Chaser System und das ]en Musicpack. Man muss beträchtlich mehr investieren, will man mit einem dieser Systeme arbeiten. Zunächst benötigt man einen Apple Computer mit mindestens einer Floppystation und Monitor, das macht zirka 4.500, – DM. Zwei Floppystationen erleichtern das Arbeiten, sind aber nicht unbedingt nötig. An den Apple kann man übrigens nicht so ohne weiteres einen Fernseher anschließen, man braucht einen Monitor.

Mit dem Apple besitzt man ein schon sehr professionelles System. Er stellt übrigens 16 Farben zur Verfügung. Die maximale Grafikauflösung beträgt 280 x 192 Bildpunkte. Der eigentliche Vorteil eines Apples, er kann hervorragend ausgebaut werden, es gibt endlos Zubehör zu kaufen. Ist einem der Original Apple zu teuer, so kann man auch zum Lötkolben greifen und einen der billiger angebotenen Apple-Bausätze zusammenlöten. Dies sei aber nur absoluten Computer-Elektronik-Spezialisten geraten. Hat man das Gerät zwar zum Laufen gebracht, ist doch noch nicht gesagt, dass sich der nachgebaute Apple mit dem angeschlossenen Musiksystem verträgt. Dasselbe gilt auch für die vielen Apple-kompatiblen Rechner, die zu weit billigeren Preisen wie die Original-Apples angeboten werden. Hier heißts aufpassen. Kompatibel heißt noch lange nicht gleich.  Das Gleiche gilt auch für die diversen Apple-Versionen, nämlich Apple II, Apple II + und Apple Ile.

Mit dem neuen Apple II  kann man die Musiksysteme überhaupt nicht betreiben. Er besitzt leider keine Slots mehr. Was das ist, erfahren wir gleich‘. Man sollte sich vor dem Kauf von Rechner und Musiksystem also immer beidseitig zusichern und vorführen lassen, dass der Computer mit dem Musiksystem zusammen funktionieren wird.

Mit der Investion für das Apple System inclusive Floppystation und Monitor ist es in dieser Leistungsklasse jedoch nicht getan. Ebenfalls viel Geld verschlingt die zusätzlich erforderliche Musik-Hardware. Der bessere Sound will bezahlt sein. So kosten Syntauri und Sound Chaser nochmals etwa 5.000, – DM, je nach Ausstattung. Das Jen Musicpack, das jüngste der drei und der Preisbrecher zugleich, kostet ca. 2.500,– DM.

Alle drei Systeme bestehen aus einem Keyboard, einer Interfaceplatine und zwei Synthesizerplatinen. Alpha Syntauri und Sound Chaser benutzen die sogenannten Mountainboard-Cards, das ]en Musicpack ähnliche Platinen. Auf diesen Synthesizercards sind 16 Digitaloszillatoren (DCOs), 16 Hüllkurvengeneratoren (ADSRs) und zwei Lowpaßfilter untergebracht. Kürzlich erschien eine neue Einplatinen-Version dieser Mountainboard-Cards. Leider werden die 16 Oszillatoren auf den Mountainboard-Cards bereits intern auf 2 Outputs abgemixt. Getrenntes Abmischen der einzelnen Stimmen ist so leider nicht möglich.

Viel wichtiger als die Hardware ist bei all diesen Systemen jedoch die Software. Genau wie bei jedem anderen Computersystem steckt die Hardware einen bestimmten Rahmen, der auch mit besten Programmierkenntnissen nicht überschritten werden kann. Die Software bestimmt, welche Möglichkeiten innerhalb dieser Grenzen tatsächlich verwirklicht werden. Und genau hier unterscheiden sich auch die drei Systeme: Solche Musiksysteme mit externer Hardware gibt es übrigens nur für den Apple. Warum? Nun, er ist einer der wenigen Computer in noch erschwinglichem Preisbereich mit internen Steckplätzen für usatzplatinen. In diese sogenannten Slots muß man die Systemplatinen stecken. Keine Angst, dies ist völlig unproblematisch und wird in allen Bedienungsanleitungen genau erklärt.

Die Klänge entstehen bei allen diesen Systemen nach dem Verfahren der Additiven Synthese, d.h., durch Überlagerung diverser, wählbarer harmonischer Oberschwingungen mit der Grundschwingung. Die Amplituden, mit denen die einzelnen Harmonischen am Gesamtklang beteiligt sind, kann man per Software bestimmen. Die entstandenen Kurvenformen können dann mit jeweils einer sehr komplexen Hüllkurve versehen werden. Dies bedeutet für den Computer nichts anderes als eine Riesenrechnerei. Deshalb dauert es teilweise auch einige Minuten, bis er aus den eingegebenen Daten einen Sound berechnet hat.

Das Laden der Programme von der Diskette geht bei einem Apple-Computer übrigens sehr viel schneller als etwa bei einem Commodore 64. Irgendwie muß sich der Preisunterschied ja zeigen. Während der Commodore 64 zum Laden eines längeren Programmes gut und gerne 2 Minuten braucht, schafft der Apple dies in etwa 10 Sekunden. jeder, der einigermaßen professionell mit einem Rechner arbeiten muß, weiß diesen Zeitgewinn zu schätzen

Artikel von Richard Aicher, September 1985

Korg Multitrack 8-Spur-MIDI-Recorder-Software für Commodore 64

Korg Multitrack 8-Spur-MIDI-Recorder-Software für Commodore 64

Testbericht von Richard Aicher, erschienen Juni 1985

Gut, dass Software nicht tropft. Sonst stünde ich mittlerweile bis zum Hals im Wasser. Eine Softwareflut hat die Musik erfasst. Und wenn ich total übernächtigt das Brot im Kühlschrank suche, liegen meist Disketten drin.

Korg setzt endlich auch auf Midi. Spät aber mit viel Elan. Zur Musik Messe erschienen zwei Midi-Programme, ein 8-Track Sequencer und ein Sound Editor für den EX-800 Expander. Dazu gibt’s eine Midi-Interface-Card, genau wie die Software, an den Commodore 64 angepasst. Das Midi-lnterface gibt es jedoch nicht alleine, sondern nur in Verbindung mit einem der bei den Programme zu kaufen. Es hat einen Midi-Input, einen Midi-Output und eine Midi- Thru-Buchse. Dies alles ist auf einer kleinen Platine untergebracht, die man in den Expansion Port des C 64 steckt. Dann braucht man die ganze Chose bloß noch zu verkabeln und los geht‘ s.

Da wir gerade beim Thema sind: ein paar Worte zu den Midi-Kabeln. Die Midi-Spezifikation schreibt für die Verkabelung ausdrücklich zweipolig verdrillte und einfach abgeschirmte Kabel vor. Normale Überspielkabel wie sie im Rundfunkhandel erhältlich sind, bestehen meist aus zwei parallelen, jeweils einzeln abgeschirmten Leitungen. Bei geringen Kabellängen spielt dieser Unterschied keine Rolle. überbrückt man jedoch längere Entfernungen, also zum Beispiel mehr als 10 Meter, sollte man auf jeden Fall ein der Norm entsprechendes, spezielles Midi-Kabel benutzen. Sonst können, verursacht durch Leitungsverzerrungen Datenfehler bei der Übertragung der Midi-Information eintreten. Dann entspricht unter Umständen das, was am Ende der Leitung rauskommt, nicht mehr genau dem, was man am Anfang auf die Reise geschickt hat.

Eingabe der Informationen

Mit dem Korg 8-Track Midi-Sequenzer stehen acht vollpolyphone Sequenzerspuren parallel zur Verfügung. Die einzelnen Spuren spielt man Realtime über das angeschlossene Masterkeyboard ein, nach und nach, genau wie bei der Arbeit mit einem 8-Spur Taperecorder. Natürlich kann man mit der Software keine Tonsignale, sondern nur Midi- Steuerinformationen speichern. Diese steuern im Wiedergabemodus dann bis zu acht angeschlossene Keyboards, Expander, Drum-Machines oder auch Effektgeräte, wie zum Beispiel das Korg SDD-2000 Sampling-Delay. Gespeichert werden nicht nur Ton-, sondern unter anderem auch Programmwechsel-, Pitchbend- oder Triggerinformationen. Insgesamt haben bei dieser Sequenzer- Software 64 verschiedene Sequenzen gleichzeitig im Arbeitsspeicher Platz. Mit einer Song- Table kann man die einzelnen Sequenzen nach der Aufnahme in beliebiger Reihenfolge zu einem Song verknüpfen. Die Song-Table lässt sich nach Belieben jederzeit wieder verändern, ohne das man die Aufnahmen löschen müsste. Das entspricht dem Schneidevorgang bei der Arbeit mit der Bandmaschine. Nur, dass man bei einer Midi-Aufnahme die Instrumentierung des Stückes auch später jederzeit wieder ändern kann. Das probiere man einmal mit einem Taperecorder! Midi besitzt eben doch einige Vorteile.

Bildschirmaufbau

Der Bildschirmaufbau entspricht in etwa dem Pro 16 Sequenzer von Steinberg. Genau wie dort wählt man alle Parameter mit den Cursortasten durch Verschieben eines Leuchtfeldes (Cursor) auf dem Bildschirm an. Diese Methode ist sehr schnell und übersichtlich. In der oberen Bildschirmhälfte sehen wir die Kanalinformationen. In der ersten Reihe hiervon die Ein- & Ausschalter für die Spuren. Sie zeigen gleichzeitig durch Farbwechsel an, ob sich auf der Spur schon eine Aufnahme befindet oder nicht. Darunter eine Reihe mit Solo-Schaltern für die 8 Spuren. Steht ein Solo-Schalter auf On, hört man ausschließlich diese Spur im Monitoring, genau wie bei einem guten Mixer. In der dritten Zeile die Kanalwahlschalter für die 8 Tracks. Mit diesen legt man fest, über welche der angeschlossenen Instrumente der betreffende Track wiedergegeben wird. Etwa in der Mitte des Bildschirms die zwei Zeilen für die Anzeige von Tempo, Anzahl der Takte der Sequenz (1-64), Taktmass, Quantize-Einstellung, Synchronisations-Mode (Intern oder Midi) und der aufzunehmenden Spur. Durch Wahl des Midi-Synchronisations-Modes lässt sich der Sequenzer eines angeschlossenen Poly 800 takten, starten beziehungsweise stoppen. Einen weiteren Stock tiefer die Anzeigen für den noch freien Speicherplatz und den aktuellen Takt sowie Beat. Hier wählt man auch die Diskettenfunktionen, also Laden und Speichern der Sequenzen von Disk in den Computer beziehungsweise umgekehrt. Auch ein Inhaltsverzeichnis der Disketten kann man von hier aus abrufen. Oder angeben, um wieviele Halbtonschritte die Sequenz automatisch vom Computer nach oben bzw. unten transportiert werden soll.

Verschiedene Funktionen

Damit nicht genug. Der Korg Midi-Sequenzer kann in verschiedenen Modi arbeiten. Im Sequence-Mode nimmt man normalerweise die Sequenzen auf. Der Sequenzer spielt in diesem Fall die Sequenzen zyklisch immer wiederkehrend durch. Automatisch schaltet der Recorder nach dem optisch signalisierten Einzähler auf Aufnahme, zeigt den Record-Mode durch roten Bildschirmhintergrund an und nach Ablauf der gewünschten Anzahl von Takten wieder auf Wiedergabe. Das Ergebnis der Computer-Session hört man sofort im Speaker. Im Song-Mode spielt der Sequenzer die eingegebene Song-Chain der Reihe nach ab. Dann gibt es für schwierige Passagen neben dem normalen Realtime Aufnahmemodus noch den Single- Step-Mode. In diesem kann man die Sequenz Ton für Ton, genau wie bei einem Composer, eintippen. Man gibt jeweils die Tonhöhe per Keyboard und den Notenwert über die Quantizefunktion ein. Jeder Druck auf die Space-Taste des Computers schaltet den Sequenzer um den eingestellten Notenwert weiter. Dieser Mode ist besonders für die Eingabe schwieriger Passagen interessant. Zu guter Letzt kann man die gerade aktuelle Sequenz in den Song- Table einfügen (insert) beziehungsweise daraus entfernen (Delete). Bleibt noch die Informationszeile ganz am unteren Bildschirmrand, in der jeweils der mit dem Cursor angewählte Parameter erscheint. Rechts am Bildschirmrand sehen wir die Song-Chain. Die Reihen von Zahlen sind nichts anderes als die Sequenznummern, die im Song-Modus der Reihe nach abgespielt werden. Ein nützlicher Zusatz zum Midi-Sequenzer von Korg ist der Midi-Synchronizer KMS-30 aus dem selben Hause. Mit ihm lässt sich beispielsweise eine Clock-gesteuerte Drum-Machine synchronisieren. Auch Sync-to-Tape-Aufnahmen sind mit einem angeschlossenen Mehrkanalrecorder möglich. So spart man sich das Überspielen der mit Computer und Midi-Synchronizer aufgezeichneten Spuren auf den Multitrack-Recorder zwecks Weiterverarbeitung.

Zusammenfassung

Fazit: Korg goes Midi, der Einstieg ist gelungen. Ein Software-8-Spur-Recorder in Steinberg-Qualität, übersichtlich und leicht bedienbar, mit allen wichtigen Aufnahme und Wiedergabefeatures zu einem angenehm günstigen Preis, war das Ergebnis. Die Software kostet ca. DM 190,- ohne und DM 295,- mit dem Midi-Interface.

Wersiboard Music 64

Wersiboard Music 64

Testbericht von Richard Aicher, Mai 1985

Commodore 64 und das Wersiboard ähneln sich beinahe wie ein Ei dem anderen. Man könnte fast meinen, ein übernächtigter Fließbandarbeiter hätte aus versehen schwarze und weiße Tasten in ein Commodore-Gehäuse eingebaut. Selbes Beige, selbes Plastik, selbes Design, nur länger ist das Ganze. Genauer gesagt 46 Tasten lang. Das Keyboard besitzt einen Tonumfang von 4 Oktaven. Der Anschlag ist etwas lapprig, aber nun denn, der Mensch ist ein Gewohnheitstier und als Tastenspieler ist man ja bereits einiges gewohnt. Das Wersiboard wiegt beinahe gar nichts. Die ca. dreihundert Gramm lassen sich problemlos transportieren. Natürlich darf man Computer und Monitor sowie die Diskettenstation nicht vergessen. Ohne diese Gerätschaften läuft nämlich gar nichts. Man benötigt einen Commodore 64 mit Diskettenstation VC 1541 und als Sicht gerät entweder einen Fernseher oder besser einen Monitor. Und hier stellt sich denn auch erstmals die Frage, ob die Anschaffung dieses ganzen Geräteparkes die drei Stimmen, die das Wersiboard-System produzieren kann, rechtfertigt. Sicher wird kein Keyboarder knapp DM 2.000,- ausgeben, um dann einen dreistimmigen computergesteuerten Analogsynthi daheim zu haben. Der Anwenderkreis dürften eher die ‚Schon-Computerbesitzer‘ sein. Für sie ist das Wersiboard eine billige Ergänzung mit einigen raffinierten Features.

Demo-Sounds

Auf der Systemdiskette befinden sich 2 Programme und viele Demo-Sounds, die für 64er Verhältnisse überraschend gut klingen. Natürlich darf man keine Moog-Bässe oder Prophet-Bläser erwarten.

Bild J: Die Hardware – das Wersiboard mit Commodore SX 64

Im Commodore 64 sorgt der SID-Chip, ein einziges IC, für den gesamten Sound. Und dieses klingt nur in den Mittellagen gut. Außerdem sind die Sounds nie völlig frei von leichten Nebengeräuschen, die von hochfrequenten Einstreuungen im Computer herrühren. Zwei Basisprogramme, Mono 64 und Poly 64, bilden mit dem Keyboard die Grundausstattung des Systems. Das Ganze kostet zusammen 495,- DM. Gegen diesen Preis kann man nichts sagen. Verglichen mit anderen Keyboardzusätzen zum Commodore 64 ist die Preis/Leistungsrelation bei diesem System am günstigsten.

Mono 64-Programm

Mono 64 ist ein Eldorado für Klangbastler und Liebhaber von Geräuscheffekten. Vom Hubschrauber zum Dieselmotor, vom Gong bis zur Panflöte – ‚Mono 64‘ macht’s möglich. Mit ‚Poly 64‘, dem zweiten Programm, kann man dann richtig in die Tasten greifen. Dies ist das Programm für ‚Keyboarder‘ , weniger für Klangfetischisten. Nach dem Laden des Anfang-Programms können wir uns erst einmal für Mono 64 oder Poly 64 entscheiden. Das System lädt dann das Gewählte automatisch. Wie schon der Name sagt, verwandelt Mono 64 den Commodore 64 in einen monophonen Synthesizer mit sehr vielen Modulationsmöglichkeiten. Dieses Programm nutzt man zum Solo-Spiel oder für Effekte. Der Verzicht auf die restlichen zwei Stimmen des SID-Chips macht komplexe Modulationen möglich. Der dritte Tongenerator wird bei diesem Programm als langsamschwingender Modulationsoszillator genutzt. Der zweite Oszillator läuft mit dem ersten parallel, um eine bessere Klangfülle zu erreichen. Der Abstand, in dem die bei den Oszi‘ s laufen, ist stimm bar. Durch Einstellen einer leichten Schwebung klingen die Sounds dann etwas lebendiger. Die beiden Oszillatoren kann man mit unterschiedlichen Kurvenformen und Hüllkurven versehen.

Das Einstellfeld des Mono 64-Programmes

Solche Soundüberlagerungen ergeben schon beachtlich komplexe Klänge. Drei verschiedene Kurvenformen: Dreieck, Sägezahn und Rechteck sowie Rauschen stehen für jeden der beiden Tonoszillatoren zur Auswahl. Die Pulsweite des Rechtecks ist veränderbar. Ein Ringmodulator sorgt für besondere Soundeffekte.

Der Modulationsoszillator kann mit Dreieck, aufsteigendem Sägezahn oder Rauschen modulieren

Bild 3: Mehr Stimmen. aber weniger Klangvielfalt mit Poly 64

Geschwindigkeit und Grad der Modulation des Filters und der Oszillatoren lassen sich regeln. Wie auch bei allen anderen Parametern erscheinen die eingestellten Werte in numerischer Form im Display. Die Envelope Sektion verfügt über einen Hüllkurvengenerator der gleichzeitig auf Filter und VCA wirkt. Wie üblich lässt sich Attack, Decay, Sustain und Release regeln. Der Filter des SID-Chips bietet neben Low Pass, Band Pass und High Pass noch 4 verschiedene Filter-Mischformen. Cutoff Frequency, Resonanz und der Grad der Modulation durch den LFO sind veränderbar. Die Parameter stellt man mit den Funktionstasten ein. Hierzu bewegt man mit Taste F 1 bzw. F 2 einen kleinen Cursorpfeil am Bildschirm von Parameter zu Parameter. Mit F 5 bzw. F 7 kann man die Werte dann erhöhen oder erniedrigen. Die erstellten Sounds lassen sich in der Programmgrundversion nicht auf Diskette abspeichern. Es haben auch nur maximal 12 Sounds bei Mono 64 bzw. 5 Sounds bei Poly 64 im Arbeitslager Platz. Nicht gerade viel. Doch mit der Programmerweiterung des Sound Pak 1, soviel gleich hier, kann man erstens sehr viel mehr Sounds bearbeiten und diese überdies auch auf Diskette abspeichern. Mit dieser Erweiterung haben je Programm 320 verschiedene, also insgesamt 640 Sounds im Arbeitsspeicher Platz. Jeweils 32 Sounds bilden eine Speicherbank. 10 Speicherbanken stehen für jedes Programm zur Verfügung. Bei so vielen Programmen verliert man leicht den überblick. Deshalb kann man die Namen der eingespeicherten Sounds jeder Bank in einer Bildschirm-Tabelle abrufen.

Die eingestellten Parameter der einzelnen Sounds kann man mit einem angeschlossenen Matrixdrucker ausgeben. Die ist praktisch für die Archivierung der Klänge.

Poly 64-Programm

Wer des monophonen Geklimpere auf den Tasten überdrüssig ist, kann mit Poly 64 dreistimmig in die Tasten greifen. Die klanglichen Möglichkeiten sind dann im Vergleich zu Mono 64 jedoch eingeschränkt. Bild 3 zeigt das Klang-Wahl-Menue von Poly 64. Die drei Stimmen lassen sich hier nicht mit unterschiedlichen Sounds versehen. Wie wir im Bild erkennen, lassen Envelopes, Pitch, Waveform und Pulsbreite nur für alle drei Oszillatoren gemeinsam regeln. Genau wie bei Mono 64 kann man die Namen der abgespeicherten Klänge Bank für Bank in einer Tabelle am Bildschirm betrachten. Genau wie dort druckt die Software auf Wunsch eine Liste mit den Soundparametern einer Soundbank aus.

Sound Pak Programme

Als Ergänzung zu diesen zwei Programmen bietet Wersi diverse Zusatzsoftware, die sogenannten Sound Paks an.

Der Sequenzerzusatz bietet immense Modulationsmöglichkeiten

Zusatzsoftware ist allerdings untertrieben. Es handelt sich bei allen diesen Sound Paks um eigenständige Programme. Sie bieten ähnliche Klangeinstellmöglichkeiten wie die beiden Grundprogramme, weisen darüberhinaus aber noch interessante Zusatzfeatures auf.

Sound Pak 1 ist ein Sound-Memory-System. Wie schon erwähnt, erweitert es die Speicherkapazität der Grundprogramme bis auf 640 Sounds in 20 Banks mit jeweils 32. Sounds. So gibt man die Sequenzen in die Notenzeilen ein. Die Sounds lassen sich alle mit eigenen Namen versehen, am Bildschirm auflisten oder als Hardcopy über einen angeschlossenen Commodore-kompatiblen Drucker ausgeben.

Sound Pak 2 ist eine Sequenzer- Software. Sie verfügt zusätzlich über sehr ausgefeilte Klangeinstellmöglichkeiten, die sowohl im monophonen als auch polyphonen Modus wirkt. Jeder der drei Oszillatoren lässt sich mit eigenem Sound versehen. Lediglich der Filter bleibt für alle drei Stimmen der gleiche. Alle anderen Parameter wie ADSR Einstellungen, Waveforms, Pulsweite und Filter on/ off kann man jedoch unabhängig voneinander auf die einzelnen Stimmen schalten. Alle Parameter sind Realtime veränderbar. Das heißt, man kann gleichzeitig spielen, hören und verändern. Dies ist zwar für Synthesizer mittlerweile ganz normal, für Commodore 64 Musikprogramme jedoch nicht alltäglich. Die Oszillatoren lassen sich synchronisieren und ringmodulieren und zwar wählbar, jeder Parameter mit jedem. Hervorragend sind die Modulationsmöglichkeiten über die zwei LFO’s. Sie lassen sich unabhängig voneinander auf fast alle modulierbaren Parameter aufschalten. Alle Klangeinstellparameter haben auf einer Bildschirmtafel Platz, die recht übersichtlich gestaltet ist. Natürlich benötigt man etwas Einarbeitungszeit, bis man sämtliche Befehle kennt. Hier hilft jedoch die Help-Page. Das ist eine Art Software-Bedienungsanleitung. In Notfällen ruft man sie auf den Bildschirm.

Sound Pak 3: jeder Taste der eigene Ton

In ihr werden alle Funktionen und die dazugehörigen Befehlseingaben auf gelistet. Die Aufnahme der Sequenzen erfolgt in einer Art Mischung von Composer und Step by Step Eingabe. Die drei Stimmen können nur nacheinander programmiert werden. Drei verschiedene Taktarten, 2/4, 3/4 und 4/4 sind wählbar. Im Bild sehen wir das Sequenzeingabe-Display. Zunächst wählt man die gewünschte Stimme an, dann die Notenwerte die im anliegenden Takt vorkommenden Töne. Danach gibt man über das Keyboard die zugehörigen Tonhöhen ein. So programmiert man der Reihe nach Takt für Takt. Die einzelnen Takte können im Controltrack-Mode in beliebiger Reihenfolge aneinander geheftet werden. Die ist nichts anderes als eine Sequenzchain. Jeder Takt lässt sich mit eigenem Sound versehen. Natürlich kann man nur aus den Sounds der geladenen Soundbank auswählen. Jeweils 10 Sounds bilden eine Bank. Die Soundabfolge programmiert man in einer Song-Chain im Soundtrack-Mode. Auf der Diskette sind bereits diverse Sounds und viele Sequenzbeispiele mitgeliefert. Natürlich lassen sich auch alle erstellten Sounds und Sequenzen auf Disk speichern. Der Inhalt der Diskette kann auf dem Bildschirm ausgegeben werden.

Das Intonationsprogramm des Sound Pak 3 lässt sich auch in das Sequenzerprogramm laden. Skalierungsprogramm Ein besonderer Gag ist das Skalierungsprogramm auf der Sound Pak 3-Diskette. Hiermit ist die Intonation des Keyboards beliebig festlegbar. Das heißt, jede Taste lässt sich einzeln stimmen. Ein Feature, mit dem das Wersiboard-System fast alle gängigen Keyboards schlägt. Die Stimmung lässt sich entweder manuell oder automatisch vornehmen. Bei der manuellen Eingabe fragt die Software für jede Taste die gewünschte Frequenz ab. Nach dem Eintippen wird die neue Stimmung am Bildschirm aufgelistet und lässt sich dann mit 10 Preset Sounds auf dem Keyboard spielen. Im Automatik-Mode berechnet die Software die neue Stimmung. Man kann hierbei zwischen Linearer, Geometrischer und Exponentieller Stimmung wählen. In jedem Fall gibt man einen Faktor ein, der im Fall a) als konstanter Summand, im Fall b) als konstanter Faktor und im Fall c) als konstanter Exponent in die Berechnung eingeht. So erhält man schnell Skalierungen, die bisher nicht zu verwirklichen waren. Vor allem für Experimentalmusiker dürfte dieses Programm äußerst interessant sein und unter Umständen die Anschaffung dieses Systems überlegenswert machen. Sowohl das Sequenzer- als auch Mono 64 und Poly 64 sind mit dem Skalierungsprogramm kompatibel. Die Stimmungen lassen sich also von diesen Programmen übernehmen.

Zusammenfassung

Das Wersiboard-System ist etwas für Musiker, die bereits einen Commodore 64 besitzen. Da das System mit dem Sound-Chip des Commodore 64 arbeitet, sind die Sounds leider von leichten Nebengeräuschen begleitet. Die Klangmöglichkeiten des Systems sind nicht zuletzt Dank der vielfältigen LFO und Ringmodulations- sowie Synchronisationsmöglichkeiten ausgezeichnet. Besonders die Möglichkeit der freien Intonation des Keyboards sucht nach seinesgleichen. Der Sequenzer ist gut durchdacht. Schade ist jedoch, dass die Sequenzen nicht auch Realtime einspielbar sind und keine ernst zu nehmende Notendarstellung am Bildschirm möglich ist. Alles in allem ist das Wersiboard Music 64-System in Verbindung mit den Sound Paks momentan von der Preis/Leistungsrelation eine der interessantesten Keyboard/Musiksoftware-Erweiterungen zum Commodore 64.

Die ungefähren

Preise für das Wersi-System

betragen: Keyboard mit den zwei

Grundprogrammen DM 495,-

Sound Pak 1: DM 65,-

Sound Pak 2: DM 89,50

Sound Pak 3: DM 39,50.

Richard Aicher, Mai 1985

Pro 16 MIDI Sequenzer Software von Steinberg Research

Pro 16 MIDI Sequenzer Software von Steinberg Research

Testbericht von Richard Aicher, geschrieben im April 1985

Steinberg Research hat sich mittlerweile bei allen Midi-Musikern einen sehr guten Namen gemacht. Doch die Jungs ruhten sich nicht auf ihren Lorbeeren aus, sondern arbeiteten fleißig. Das Ergebnis: Die neue Pro 16 Midi Sequenzer Software und ein Notenschreiber in Vorbereitung. Gleich vornweg: Der Pro 16 wird den guten Ruf der Firma weiter festigen. Er macht jede Midi Recording Session zum angenehmen Zeitvertreib.

Midi als Philosophie

Für alle, die immer noch nicht wissen, wo der Hase lang läuft: Midi ist nicht bloß ein Wort, sondern eine ganze Philosophie. Ein genormtes Interface macht die Koppelung von Keyboards, Drum Machines und Effektgeräten möglich. Die Instrumente dürfen von verschiedenen Herstellern stammen. Mittlerweile halten sich die meisten an die Midi Spezifikationen. Von einem Keyboard aus lassen sich so mehrere andere steuern. Drum Machines können so mit Sequenzern synchronisiert werden. Expander lassen sich bequem über den Bildschirm programmieren. Ein Homecomputer kann als Zentralcomposer das gesamte Equipment steuern. Voraussetzung sind natürlich midikompatible Geräte, Homecomputer“ Midi-Interfaces und geeignete Software.

Die Pro 16 Software gehört in die Kategorie der Midi Recorder und ist auf den Commodore 64 Computer abgestimmt. Prinzipiell kann man das Ding mit einer 16-Spur Maschine vergleichen. Nur dass hier die Aufnahmen nicht auf Band, sondern zunächst im Computer und dann auf der Diskette gespeichert werden. Natürlich lassen sich mit dem Pro 16 nur Informationen von Keyboards, Drumcomputern oder midikompatiblen Effektgeräten aufnehmen. Ein Mikrofon jedenfalls, lässt sich nicht an diesen Recorder anschließen. Leider sehen die Signal Out-Buchsen diverser Taperecorder genauso aus wie die Midi-Buchsen. Was liegt also für manchen näher, als den Sound des Recorders über ein Midi-Kabel in das Interface zu jagen und mit geeigneter Midi-Recorder Software aufzunehmen? Auch das beste Midi-Interface versteht solche Toninformationen nie. Es kapiert wirklich ausschließlich Steuerinformationen von midikompatiblen Geräten.

Stimmenvielzahl

Die 16 Spuren des Pro 16 können theoretisch beliebig vielstimmig bespielt werden. Praktisch bringt man natürlich nur so viele Stimmen auf jeder Spur unter, wie das angeschlossene Einspielkeyboard spielen kann. Außerdem muss man sich immer im Klaren sein, dass für jede aufgenommene Stimme auch zum Abspielen eine vorhanden sein muss. Hat man meinetwegen drei sechsstimmige Keyboards, kann man zwar hintereinander in 16 Durchgängen 96 Stimmen aufnehmen, davon werden aber nur insgesamt 18 Stimmen wiedergegeben. Die Moral von der Geschieht, will man den konventionellen 16 Spurrecorder völlig durch ein Midi-System ersetzen, bräuchte man theoretisch 16 Instrumente. Das kommt natürlich ziemlich teuer. Doch stellt sich für Keyboarder zumindest heute schon die Frage, ob sieh die Anschaffung eines 16-Spur Taperecorders noch lohnt. Meine Meinung: lieber ’nur‘ ein Achtspurtape kaufen und vom gesparten Geld das Midi-System erweitern. Denn Midi Recording bietet im Vergleich zum konventionellen Taperecording einige wichtige Arbeitserleichterungen.

Das Bedienpanel

Das Bildschirmfoto zeigt das Bedienpanel des Pro 16 Sequenzers. Es bleibt die ganze Recordingsession über das Gleiche. So entfällt Gottseidank nerviges Hin- und Herschalten zwischen verschiedenen Pages. Dafür mussten die Entwickler natürlich sämtliche Funktionen auf dieser einzigen Page unterbringen. Doch keine Angst, nach kurzer Einarbeitung hat man den Pro 16 bald begriffen. Man muss kein Programmierprofi sein, um mit ihm arbeiten zu können.

Ein Farbfernseher oder -monitor erleichtert die Arbeit ungemein. Viele Funktionen zeigt der Pro 16 durch Farbwechsel an. So signalisiert ein roter Bildschirmrand . den Record-, ein grüner hingegen den Playmode. Hat man keine Farbe, tut’s zur Not ‚jedoch auch ein Schwarz/Weiß-Gerät. Die Bedienpage ist in mehrere Zonen aufgeteilt. Im oberen Bildschirmdrittel sehen wir die Spurentable. Hier können wir die 16 vorhandenen Spuren ein- und ausschalten. Im Play Mode hört man nur die eingeschalteten Spuren. Die Aufnahmen bleiben jedoch auch beim Ausschalten erhalten. Unter der Spurnummer sehen wir das Feld für die

Midi-Kanal-Wahl. Der Midi-Kanal bestimmt, über welches angeschlossene Gerät die Spur im Playmode wiedergegeben wird. Voraussetzung ist natürlich, am angeschlossenen Gerät lässt sich der Empfangskanal einstellen (1-16). Ein Stockwerk unter der Spurentable, die Informationszeile. Hier schreibt der Pro 16 jeweils im Klartext in welcher Bedienfunktion wir uns befinden, und auf welchen Parameter der zugehörige Wert gesetzt ist. Auch Bedienfehler werden hier angezeigt. Darunter die Funktionstable. Hier bestimmen wir, welche Sequenz bearbeitet wird, Tempo (TMP), die Länge der Sequenz (LEN) den Takt (TMSIGNTR) und die Quantisierung der Autokorrektur. Sie lässt sich von 1/4 bis 1/96 (Realtime) wählen. Auch Triolen lassen sich korrigieren. Gibt man etwa den Wert 16 ein, heißt das, dass alle eingespielten Töne auf die nächstliegende Sechzehntel Note korrigiert werden. So erhält man auch bei ungenauem Spiel exaktes Timing. Je höher die Quantize- Einstellung ist, umso genauer muss man natürlich einspielen. In der Einstellung 96 ist die Quantisierung praktisch unhörbar fein. Dies ist Realtime Mode.

In der Funktionstable bestimmen wir weiterhin, welche der 16 Spuren aufgenommen wird (REC). Im Feld SGL können wir uns für Step‘ By Step-Eingabe oder Einspielen entscheiden. Hier entscheiden wir auch, ob der Pro 16 im Sequenz Mode (zyklisches Abspielen eines kompletten Songs) arbeitet.

Eine Zeile darunter wird der noch freie Speicherplatz (MEM) angezeigt. Daneben:. Taktanzeige (BAR), Stepzähler (NUM) und ein Velocity Display (VEL). Letzteres zeigt die Dynamik des Einspielinstruments. Ganz am unteren Bildschirmrand haben die Steinberg Programmierer einen besonderen Gag plaziert. Eine Art Software Pegelanzeige aller Tracks. Vergleichbar mit den Aussteuerungsinstrumenten eines Taperecorders. So sieht man immer, was auf den einzelnen Tracks gerade los ist. Für jeden Track ist ein separater Balken zuständig.

SYN, TRP – WID?

Zu guter letzt noch die Felder SYN, DSK,TRP und I/C. Keine Angst vor den Kürzeln. Wie schon gesagt, bei Anwahl eines Parameters erscheint es in der Infozeile jeweils im Klartext. Mit SYN bestimmen wir eine der drei möglichen Synchronisationsarten. Der Pro 16 kann intern oder extern synchronisiert werden. Im letzteren Fall zum Beispiel durch einen Drumcomputer (48 Clocks pro Viertel) oder von einer Bandmaschine. Die dritte Möglichkeit ist die Synchronisierung durch die Midi-Clock eines am Eingang des Interfaces angeschlossenen Instruments. In dieser Stellung kann der Pro 16 1″‚“- von diesem Gerät aus gestartet werden. Aufnahme ist in diesem Mode (MID) nicht möglich. In Verbindung mit dem Steinberg Synchroniser hat man noch sehr viel mehr Synchronisationsmöglichkeiten.

DSK steht für Disketten Operationen. Klar, dass man die eingespielten Songs auf Diskette sichern kann. Man sollte sich übrigens, das kann ich nicht oft genug betonen, angewöhnen, Zwischenergebnisse so oft wie möglich auf Diskette zu speichern. Spätestens, wenn man eines Tages durch eine Netzschwankung oder den Schalt funken von Nachbars Kühlschrank, die Arbeit vieler Stunden verloren hat, bereut man, vorher nicht zwischengespeichert zu haben. Ganz Vorsichtige fertigen sogar von jeder Datendiskette eine Sicherheitskopie an. Disketten nehmen nämlich jede unsanfte Behandlung sehr übel und weigern sich dann strikt, ihren Inhalt wiederzugeben. Fatal!

Transponierte Strophen

Der Pro 16 kann komplette Tracks und Sequenzen auf Knopfdruck transponieren. Verschieden transponierte Strophen muss man also nicht mehrfach einspielen. Im Feld TRP gibt man einfach die Anzahl der Halbtonschritte an, die die aktuelle Sequenz nach oben oder unten transponiert werden soll. Insgesamt lassen sich 67 Halbtonschritte von Cl nach oben oder 60 nach unten transponieren. Bleibt noch das letzte Feld, I/C = „Insert Copy Sequenz“, zu besprechen. Die aktuelle Sequenz oder Spur lässt sich hiermit per Knopfdruck auf eine andere freie Sequenz oder Spur kopieren. So baut man gleichbleibende Basistracks schnell in eine neue Sequenz ein. Mit dieser Funktion lässt sich die aktuelle Sequenz auch in die Songtable eingliedern (insert). Am rechten Bildschirmrand schließlich die Songtable. Mit ihr können wir die Sequenzen in bestimmter Reihenfolge verknüpfen (Sequence chain). Insgesamt merkt sich der Pro 16 maximal 64 verschiedene Sequenzen. Vorausgesetzt, der zulässige Speicherbereich wird nicht überschritten. Die Song Kette hat 256 Glieder. Jedes Glied entspricht einem Durchgang einer Sequenz. Im Song Mode arbeitet der Pro 16 die gesamte Kette Sequenz für Sequenz ab. Gibt man eine Null anstelle einer Sequenznummer ein, fasst er das als Stop Signal auf und beendet das Spiel.

Beispiel

Wie geht eine Recording Session vor sich? Als erstes gliedern wir unseren Song in logische Funktionsblöcke, also Intro, verschiedene Strophen, Refrains, Schluss usw. Der Grund: Parts, die mehrfach wiederholt werden, brauchen wir nur einmal einzuspielen. Wir können sie ja im Song Mode in beliebiger Reihenfolge aneinanderketten oder dieselbe Sequenz mehrfach hintereinander abspielen. Die einzelnen Sequenzen nehmen wir im Sequenz Mode auf. Der Pro 16 spielt die Sequenz dann ohne Unterbrechung zyklisch. Wir geben zunächst die Parameter Takt, Tempo, die Länge unserer Sequenz in Takten und den Quantisierungsfaktor vor. Jetzt müssen wir nur noch den Cursor auf das REC-Feld setzen und mit der Funktionstaste F1 die Nummer der aufzunehmenden Spur in dieses Feld tasten. Druck auf die RETURN-Taste gibt jetzt den Startschuss. Der Bildschirm rand wird rosa und aus dem Lautsprecher des angeschlossenen Fernsehers tönen acht gleiche Metronomschläge als Vorzähler. Es werden immer 2 Takte vorgezählt. Mit dem letzten Vorzählschlag wird der Bildschirmrand weiß, das Achtung- Signal gewissermaßen. Dann beginnt automatisch die Aufnahme, der Bildschirm rand ist jetzt rot: Record Mode. Der Pro 16 nimmt die vorbestimmte Anzahl von Takten auf. Aus dem Fernsehlautsprecher hören wir den Metronom-Pieps. Im BAR und NOM Feld erkennen wir im mer, in welchem Takt und an welchem Beat wir uns momentan befinden. Dann wird der Bildschirmrand grün, der Sequenzer wechselt automatisch in den Wiedergabe Modus und spielt unsere Aufnahme wieder ab. Das Kanal on/off Feld der aufgenommenen Spur ist nun weiß geworden. Es signalisiert so, dass sich auf dieser Spur eine Aufnahme befindet. That’s all!

Spurwechsel

Die nächste Spur nehmen wir genauso easy auf. Wir stoppen hierzu den Sequenzer mit der RUN/STOP Taste, wählen im Record-Feld die nächste aufzunehmende Spur, RETURN gedrückt, und das Ganze beginnt von vorne. Die zuvor aufgenommene Spur hören wir natürlich als Playback. Wir können sie aber auch, sofern gewünscht, mit dem on/ off Schalter stumm schalten. So einfach ist das alles. Die Songparameter,Tempo, Time Signature und Taktanzahl lassen sich übrigens auch während des Abspielens bzw. der Aufnahme ändern. Schwierige Passagen, die unsere spieltechnischen Fertigkeiten übersteigen, können wir Step By Step eintippen. In diesem Fall bestimmt der eingestellte Quantize-Wert den Notenwert, den der Pro 16 bei einem Druck auf die Leertaste des Commodore 64 weiterzählt. Die Tonhöhe bestimmen wir wie gewohnt über die Tasten des Keyboards. Pausen erzeugen wir durch ‚Nur ‚-Drücken der Leertaste. Sind wir mit unserer Sequenz zufrieden, geht’s ans Arrangieren. Hier zeigt sich nun, wie vorteilhaft man mit einem Midi System arbeiten kann. Für Taperecorder Freaks bedeutet Neuarrangieren immer gleich Neuaufnahme. Nicht so für uns. Wir können unsere Sequenzen abfahren und nach Herzenslust so lange an den Soundprogrammen rum feilen oder die Tracks von verschiedenen Keyboards spielen lassen, bis alles soundmässig zusammenpasst. Zu guter letzt probieren wir mit der Songtable noch die optimale Verknüpfung der einzelnen Parts aus. Und schneller als gedacht ist der Song im Kasten.

Der Pro 16 besitzt übrigens genau wie ein guter Mixer auch eine Solotaste zum Solo-Hören einzelner Tracks. Sehr praktisch. Durch Drücken der Taste A des Computers wird der Ton Al auf alle Midi-Kanäle ausgegeben. So lassen sich die angeschlossenen Instrumente leicht stimmen.

Zusammenfassung

Midi ist ein Segen für Keyboarder und Studios. Doch das System nützt nichts ohne gute Software. Der Steinberg Pro 16 erfüllt alle Anforderungen an einen guten Midi-Recorder. Er ist leicht zu bedienen, sicher im Umgang und bietet viele Vorteile im Vergleich zur Arbeit mit einem Tape-Recorder. Ein großes Plus: Realtime- und Step By Step- Eingabe sind innerhalb eines Recording Vorgangs gleichzeitig nutzbar. Beim Arbeiten mit dem Sequenzer merkt man sofort, dass hier nicht nur Software produziert wurde, sondern sich Musiker etwas bei der Entwicklung gedacht haben. Die Software kostet ca. 290,- DM. Bei der Verfassung dieses Manuskriptes erfuhr ich, dass in den nächsten Tagen eine Update Version des Pro 16 fertig ist. Die Update Version ermöglicht zusätzlich Punch in/ Punch out, Mixdown durch Festlegen der Velocity-Werte und als Gag am Rande eine Echtzeituhr , die die Länge des Songs auf Minute und Sekunde genau angibt.

Text und Fotos, Richard Aicher, 1985 für SoundCheck

Musiksoftware ein Überblick – Artikel von Richard Aicher

Music Hard and Soft: eine kleine Marktübersicht von Richard Aicher für das 64er Magazin, November 1984

Von der Qualität und leichten Bedienbarkeit der Programme hängt die Qualität der Keyboardarrangements immer mehr mit ab. Nichts-desto-trotz sollte man immer daran denken, daß ein schlechter Song auch mit der ausgefeiltesten Software nicht besser wird. Hier ein kurzer Überblick über Midi-Software und -Interfaces für den Commodore 64.

Steinberg Research: 16-Spur-Midi-Recorder, Interface und Drum to Midi Converter

Vom Keyboarder für Keyboarder entwickelt wurde die Steinberg-Midi-Software: Einer der beiden Entwickler ist selbst Keyboarder in der Gruppe um die Rock-Lady Inga Rumpf. Dieselbe Firma verteibt auch ein Mini-Midi-Interface mit einem Midi-Input und zwei Outputs. Das Interface selbst besteht aus einer Platine mit festgelöteten Buchsen. Die Platine wird direkt in den User-Port des C 64 gesteckt. Leider hat man, wahrscheinlich aus Kostengründen, auf ein Gehäuse verzichtet. Hier empfiehlt es sich, auf jeden Fall selbst Hand anzulegen. Preis zirka 120 Mark.

Die Software kann man als 16 Spur-Multitrack-Recorder bezeichnen. 16 Sequenzen verschiedener Länge haben im Arbeitsspeicher Platz. Die einzelnen Sequenzen spielt man Spur für Spur ein. Jede faßt bis zu 16 polyphone Spuren und unterschiedliche Parameter. Pitchbending und Modulation, Dynamik und After Touch sowie Sound-Änderungen werden mit aufgezeichnet. Natürlich nur, wenn das Instrument dazu in der Lage ist. Jede Spur kann dabei so viele Stimmen aufnehmen, wie das Einspielkeyboard zur Verfügung stellt. Längere Kompositionen bildet man durch Verknüpfen der 16 Sequenzen, wobei die Reihenfolge frei wählbar ist. Die 16 Sequenzen und 16 Spuren erscheinen recht musikerfreundlich in einer Art Songtable am Bildschirm. Man arbeitet ausschließlich mit diesem Bild (Bild 1). Bereits während der Aufnahme werden etwaige Timingfehler korrigiert, wobei die Korrektur für jede Spur individuell anwählbar ist. (Korrektur auf 1/4-, 1/8-, 1/16-, 1/32- und 1/64-Werte möglich). Ein Metronom hilft während des Einspielens, das richtige Tempo zu halten.

Bild 1. Alle wichtigen Daten auf einen Blick bei der Steinberg-Midi-Software

Bis zu 16 Midi-Instrumente spricht das Interface im Playmode an. Die 16 Recorder-Spuren lassen sich natürlich beliebig auf die 16 Channels und somit verschiedenen Instrumente verteilen. Die Software ist für OMNI-, POLY- und MONOmode ausgelegt.

Ein Farbbildschirm ist unbedingt nötig. Die einzelnen Betriebsmodes, wie Aufnahme, Play und so weiter, erkennt man durch verschiedene Hintergrundfarben. Bespielte Spuren lassen sich in jede beliebige Sequenz und dort an jeden Platz kopieren, sowie in einem Bereich von + 32 bis +32 Halbtönen transportieren. Preis 290 Mark.

Für schwierige Synchronisations-Aufgaben in größeren Midi-Systemen, stellt Steinberg eine auf die Midi-Multitrack-Recorder-Software und den C 64 abgestimmte Synchronisier-Platine her. Mit dieser läßt sich dann eine Band-Maschine synchronisieren (Tape Sync) oder der Midi-Recorder extern triggern. Umgekehrt kann man ihm diverse Clock-Signale und einen Start-Impuls zur Steuerung externer, noch nicht Midi-kompatibler Elektronik-Drums entnehmen. Preis zirka 98 Mark.

Demnächst erscheint im Programm von Steinberg ein Drum-to-Midi-Converter. Dies wäre das erste Gerät dieser Art. Mit diesem Gerät kann man dann endlich Percussion-Impulse direkt in die Midi-Software einspielen. Hierzu ist zusätzlich Hardware nötig. Die Impulse können entweder von einem Pad-Set (Simmons oder ähnliches) oder über Mikrofon von einem »echten« Schlagzeugset abgenommen werden.

Jellinghaus Music Systems: Midi-Interfaces und Software

Jellinghaus, einer der deutschen Pioniere auf dem Gebiet der Midi-Technik, bietet zwei verschiedene Interface-Versionen an. Ein sogenanntes Mini-Interface, zum Preis von 115 Mark, daß sich ausschließlich an den Commodore 64 anschließen läßt, sowie eines mit mehr Features, das sich sowohl mit 6502 als auch Z80-Prozessoren ansprechen läßt, zum Preis von 330 Mark. Das Mini-Interface verfügt lediglich über einen In- und zwei Outputs. Die größere Version bietet zusätzlich eine Midi-Thru-Buchse sowie Drum Sync-Möglichkeit.

Jellinghaus bietet diverse Software für den Commodore 64 an. Vor allem Yamaha-DX-7-Besitzer kommen hier auf ihre Kosten. Der Sound-Editor DX-7/DX-9 zeigt alle Soundparameter dieser Keyboards übersichtlich auf dem Bildschirm an. Dies weiß jeder zu schätzen, der sich schon an der Programmierung der beiden Keyboards versucht hat. Die einzelnen Parameter lassen sich nun bequem über die C 64-Tastatur editieren und anschließend ausdrucken.

Überdies entkommt man auf diese Weise auch den teuren RAM-Cartridges, denn mit dieser Software lassen sich sämtliche Sounddaten auch auf die Commodore-Diskette speichern. Preis zirka 185 Mark.

Auch eine Multitracker-Software gibt es hier, den sogenannten Multitrack Live-Sequenzer für den Commodore 64 (Bild 2).

Bild 2. Das Hauptmenü beim Multitrack Live-Sequenzer

Er stellt 12 Spuren zur Verfügung, natürlich wieder voll polyphon. 10000 Events (note on/note off) haben insgesamt im Speicher Platz. Ein Metronom sorgt für den richtigen Takt, die Aufnahme startet mit einem wählbaren Ereignis, zum Beispiel der ersten gespielten Note, einem Druck auf die Programmwechseltaste oder durch Drehen am Pitch-Bender. Für jede Aufnahme-Spur läßt sich getrennt festlegen, welche Parameteränderungen gespeichert werden sollen, zum Beispiel Keyboarddaten, Anschlagsdynamik, Programmwechsel, Pitch Bender und andere. Die Auswahl erfolgt in einem Filter-Menü. Diese Bezeichnung erscheint mir hier allerdings etwas fehl am Platze. Beim Arbeiten mit einer Drum-Box kann entweder diese den Recorder, oder der Recorder diese synchronisieren. Das Tempo läßt sich im Bereich von 40 bis 200 regeln, die Taktart kann von 2/2 bis 11/2, 2/4 bis 11/4, 2/8 bis 11/8 gewählt werden. Natürlich auch hier alle drei Midimodes und wählbare Zuordnung von Spuren auf Channels. Einzigartig bisher: Die gespeicherten Songs lassen sich listen und editieren. Auf dem Bildschirm erscheint hierbei ein korrektes Zeitprotokoll der Reihenfolge, in der bestimmte Tasten gedruckt und wieder losgelassen wurden, mit Angabe der zusätzlich aufgenommenen Parameter. Außerdem lassen sich alle Spuren nachträglich im Timing korrigieren, in 1/4 bis 1/32-Werten, sowie 1/4- bis 1/32-Triolen. Weitere Features: Endlos-Wiedergabe (loops), Fuß-Schalter-Anschluß, Transponierung und Loudness-Skalierung jedes Tracks und die Möglichkeit, mehrere Tracks auf einen abzumischen (Mix-Down). Das Jellinghaus Midi-Recording-Studio kostet 250 Mark.

Eine weitere interessante Midi-Software: das Master-Keyboard (Bild 3). Dieses Programm ist interessant, wenn man viele Instrumente an seinem Midi-System angeschlossen hat und live darauf spielen will. Die Einspielklaviatur läßt sich dann in verschiedenen Weisen zur Steuerung der anderen Synthis einsetzen. So lassen sich zum Beispiel auf dem Einspiel-Keyboard (Master Keyboard) sechs Splitpunkte bestimmen. Mit den so entstandenen Klaviaturabschnitten kann man dann die restlichen Synthis gezielt vom Master-Keyboard aus live spielen. Außerdem können für die angeschlossenen Keyboards oder Effektgeräte 80 Presets programmiert werden, so daß sie bei Anwahl eines dieser Presets durch einen Tastendruck auf die bestimmten Klangbeziehungsweise Effektprogramme geschaltet werden. Ein drittes Feature ermöglicht zu jedem gespielten Ton andere hinzumischen. Diese Software kostet 200 Mark.

Bild 3. Bildschirmdarstellung beim Master-Keyboard

Passport Design: Midi-Interface und Software

Passport Design ist in Computermusik-Kreisen durch ihr System für den Apple II, das Mountain Board Music System, wohlbekannt. Mittlerweile wurde auch Midi-Software und ein Interface für den C 64 von dieser Firma entwickelt. Auf der Midi-Interface-Karte sind drei 5-Pol-DIN-Buchsen vorhanden. Einmal Midi-In, einmal Midi-Out und eine dritte Buchse, für die Synchronisation einer Drum-Maschine (Drum Sync). Die Midi-Interfacecard überträgt und empfängt sämtliche Standard-Midi-Daten. Sie kostet in Deutschland 590 Mark.

Mit dem Midi-Recorder Midi/4 kann man bis zu 16 Stimmen Real-Time einspielen, beliebig über vier Aufnahmespuren verteilt. Hierbei speichert die Software alle für die Komposition wichtigen Informationen, also Tonhöhe, Dauer, Anschlagsdynamik, Pitch-Bend, Presetänderungen und After Touch. Sollte man sich einmal verspielt haben, können einzelne Stellen mit der »Punch-In«-Funktion während des Abspielens korrigiert werden, — so, als hätte man eine der guten alten Vier-Spur-Bandmaschinen vor sich. Natürlich lassen sich alle Midikompatiblen Rhythmusmaschinen synchronisieren. Auch Geräte ohne Midi-Bus, wie zum Beispiel ältere Electronic-Drums der Firmen Roland und Korg, kann man anschließen, sofern sie einen 5-Pol-DIN-Stecker zur Synchronisation besitzen. Das Schlagzeug wird durch die Software gestoppt und gestartet. Weitere Features von Midi/4 sind eine »Loop«-Funktion, »Clicktrack on/off«, die die Synchronisation des Midi-Sequenzers mit einer Bandmaschine erlaubt und »Transposition«. Der Preis beträgt in Deutschland zirka 295 Mark.

Sequential Circuits: Model 64-Sequenzer für den Commodore 64

Der Model 64 Midi-Sequenzer Sequential Circuits ist als Cartridge entwickelt, die in den Memory-Expansion-Port des C 64 gesteckt wird. Um ihn voll ausnutzen zu können, benötigt man ein sechsstimmig polyphones, Midi-fähiges Keyboard. Der Sequenzer zeichnet dann exakt das auf, was von der Tastatur her eingespielt wird. Insgesamt können bis zu 4000 Noten gespeichert werden. Verfügt das benutzte Keyboard über Anschlagsdynamik, so wird auch diese mit aufgezeichnet.

Der Sequenzer merkt sich auch alle Pitchbend- beziehungsweise Modulationsinformationen. Im Wiedergabemodus können alle gespeicherten Informationen dann entweder real-time oder auto-corrected, wobei Timing Fehler des Einspielens nachkorrigiert werden, an den angeschlossen Synthesizer gegeben werden. Der Speicher des Sequenzers läßt sich in acht Blocks unterteilen, jeder dieser Blocks enthält dann eine sechsstimmig polyphone Sequenz, die alle unterschiedliche Längen haben können. Die Sequenzen kann man nachträglich per Software ganz, oder in Teilbereichen ändern, transportieren und auf Diskette beziehungsweise Kassette abspeichern. Der Sequenzer ist so konstruiert, daß er auch ohne Monitor betrieben werden kann. LEDs auf der Frontplatte signalisieren den jeweiligen Betriebszustand, was natürlich vor allem für Livemusiker auf der Bühne praktisch ist. An den Sequenzer kann man einen Fußschalter anschließen, zum Starten und Stoppen, wenn keine Hand frei ist; außerdem läßt er sich mit externen Rhythmusgeräten synchronisieren. Es kostet 725 Mark.

Natürlich gibt es noch mehr Software, noch mehr Interfaces. Alles Aufzuzählen würde den Rahmen erheblich sprengen. Für den Keyboarder zumindest, kann ein gut durchdachtes Midi-System mit entsprechender Software ein herkömmliches Recordingsystem mit Mehrspurmaschine und Mischpult in vielen Fällen ersetzen. Billiger kommt man jedoch auch nicht weg. Die Anschaffungskosten eines Computersystems und der Midi-Soft- und Hardware dürften sich in der Größenordnung eines Acht-Spur-Recorders der Low-Cost-Klasse bewegen.

Richard Aicher

https://www.64er-magazin.de/8409/midi_markt.html


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Das MPS-System von Roland

Das MPS-System von Roland

Bezüglich Musiksoftware ging der Trend auf der Frankfurter Messe eindeutig in Richtung größerer Rechner. Roland demonstrierte unter anderem das MPS-System für den IBM-PC und kompatible Rechner. Das Programm benötigt das MPU-401 Midi-Interface von Roland und die Adaptercard MIF-IPC für den IBM. Die Adaptercard verbindet den Rechner mit dem Interface. Sie wird in den Expansionsslot im Inneren des Rechners gesteckt. Benutzt man aus Kostengründen statt des Original-IBMs einen kompatiblen Rechner, empfiehlt es sich, immer vor dem Kauf das gesamte System auf Lauffähigkeit mit der Software zu überprüfen. Ich hatte Gelegenheit, das Programm auf einem Epson PC zu testen. Mit diesem Rechner gab es keinerlei Schwierigkeiten.

Die Software läuft auf dem IBM-PC, PCXT und PCAT. Als Betriebssystem ist MS DOS 2.0 bzw. eine höhere Version erforderlich. Minimalanforderung für den Rechner sind 256 KByte Memory und eine Disk Drive. Zwei Laufwerke erleichtern die Arbeit erheblich. Erst ab 320 KByte kann man mit einem IBM-Kompatiblen, Matrix Printer mit High Resolution Print Modus, Noten zu Papier bringen. Besitzt man 640 KByte, bringt die MPS-Software zirka 60000 Töne im Arbeitsspeicher unter.

Bei der Software handelt es sich um einen 8-Spur- Realtime- und -Step Time-Recorder. Die eingespielten Songs lassen sich automatisch in Bildschirmnotation übersetzen und komfortabel editieren bzw. ausdrucken. Das MPS-System gliedert sich in drei Modes: Song Mode, Print Mode und Score Mode, die interaktiv arbeiten. Jede Eingabe innerhalb eines bestimmten Modes wird automatisch in die restlichen Modes übernommen. Editiert man etwa im Score Mode, werden die Änderungen der bearbeiteten Phrase beim Abspielen des Songs im Song Mode berücksichtigt.

Bild: Das Track-Panel des MPS-Systems im Realtime-Aufnahmemodus:

Nach dem „Booten“ der Software erscheint zunächst die System-Page am Bildschirm. Von hier wählt man einen der drei Modes, kann das Data-Memory löschen, Diskoperations anwählen oder das Programm wieder verlassen. Das MPS-Sytem arbeitet menügesteuert. In jeder Page er scheint am unteren Bildschirmrand eine sogenannte Menüzeile mit den jeweils anwählbaren Optionen. Zur Anwahl der Optionen dienen immer die 10 Funktionstasten.

Der Song Mode

Mit F3 gelangt man in den Song Mode. Nach kurzer Zeit erscheint am Bildschirm die Song Page. Die acht waagrechten Balken symbolisieren die acht Aufnahme-Tracks. Neben den acht Songaufnahmespuren gibt es noch einen sogenannten „Conductor Track“, auf den Tempo und Taktwechsel separat aufgezeichnet werden können. Am unteren Bildschirmrand wieder, wie üblich, das Fenster mit den Menüoptionen. Die Pattern-Balken sind taktweise optisch unterteilt.

Jedes Kästchen symbolisiert einen Takt. Bespielte Takte erscheinen weiß. Im Song Mode stehen insgesamt drei Unter-Pages zur Verfügung: System, Arrange und Midi. Sie werden mit der Page Up bzw. Page Down-Taste durchgestepped. In jedem Fall bleiben die Tracks am Bildschirm erhalten. Die drei Sub Pages unterscheiden sich einzig in den Menüoptionen.

Die MPS-Software arbeitet mit einem sogenannten „Phrase Buffer“. In der Arrange Page wählt man mit F1 die Option „Record“, drückt die Space-Taste, und die Aufnahme beginnt, die MPU-401. clickt. Nun spielt man über das Masterkeyboard ein. Die Einspielung wird zunächst im Phrase Buffer, einer Art Zwischenspeicher, gespeichert. Sämtliche ankommenden Midi- Channel- Informationen werden registriert. Spielt man einen kompletten Song ein, der gleichzeitig Informationen auf verschiedenen Midi-Channels enthält, werden alle Channel- Informationen richtig aufgenommen. Man kann auf diese Weise ein komplettes Demo, bestehend aus 16 Tracks auf unterschiedlichen Channels, aus einem anderen Sequenzer oder Computer auf eine einzige Phrase in die MPS-Software überspielen.

Sollen nur Informationen bezüglich eines einzigen Channels registriert und aufgenommen werden, lässt sich dieser mit der Option „Filter“ bestimmen. Nun kann man die Phrase wiedergeben, mittels Autocorrect korrigieren (l/8tel gerade bis 1/32 Triole), transponieren, mit einem neuem Midi- Channel belegen oder mit Namen versehen und auf Diskette abspeichern. Will man sie in den Song übernehmen, wird sie mit der Option „Insert“ an die gewünschte Stelle kopiert. Man muss hierzu lediglich den Bar und Track bestimmen. Der Insert erfolgt automatisch, die belegten Bars „färben“ sich weiß. Befindet sich schon eine Aufnahme an dieser Stelle, wird sie normalerweise gelöscht und durch die neue Phrase ersetzt. Soll die alte Aufnahme ebenfalls an dieser Stelle erhalten bleiben, kann man mit der Option „Merge“ die neue Phrase zu der schon vorhandenen addieren. Die Midi-Channel-Informationen bleiben dabei separat erhalten.

Am Bildschirm ist selbstverständlich nicht der gesamte Song zu sehen, sondern nur 80 Takte davon. Der Takt, mit dem die Darstellung beginnen soll, lässt sich mit F7 (Start Bar) eingeben. Mit dem sogenannten Song Cursor kann man Tracks und Bars markieren. Die Position des Song Cursors wird links oben am Bildschirm angegeben (Track Bar).

Auf diese Weise kann man beliebig viele Phrasen in die acht Tracks des Songs einfügen. Man kann auch bereits früher auf Diskette abgelegte Phrasen in den Phrase Buffer holen und dann einfügen. Außerdem lassen sich beliebig viele Stücke eines Tracks „liften“ und zurück in den Phrase Buffer holen, um sie dann etwa an einer anderen Stelle des Songs wieder zu insertieren.

Selbstverständlich erlaubt die MPS-Software auch Punch In / Out. Unabhängig voneinander lassen sich für die Aufnahme und Wiedergabe der Start Bar (S Bar) und die Anzahl der aufgenommenen bzw. wiedergegebenen Bars bestimmen. Wählt man den Aufnahmebereich innerhalb des Wiedergabebereiches, kann man auf diese Weise beliebige Automatic Punch Ins'“ bzw. Einzähler festlegen.

Mit der Funktion „Track“ lassen sich einzelne Tracks „muten“, das heißt aus dem Playback abschalten. Track Merge hilft, Spuren zu sparen. Sind zwei oder mehr Tracks o.k., „merged“ (mischt) man sie einfach zusammen. Auch in diesem Fall bleiben die Channel- Informationen erhalten. Das Wiedergabe- und Aufnahmetempo der MPS-Software lässt sich in Realtime über die Plus- und Minus-Tasten verändern, aber auch alphanumerisch eintippen. Für den Takt lassen sich Zähler von 1 bis 24 und die Nenner 2, 4, 8 und 16 eingeben. Midi- Controller- Informationen sind abschaltbar, außerdem lässt sich die Velocity für die Wiedergabe begrenzen (Track oder Song). Neben der Track Transpose-Funktion existiert auch eine Song Transpose-Funktion. Mit der Option „Sync“ lässt sich der Recorder auf externe oder interne Midi-Synchronisation bzw. Tape Sync schalten.

Mit der Funktion „Base“ kann die Time Base (Auflösung, Clock Ticks je 1/4tel Note) des MPU-401 eingestellt werden. Normalerweise beträgt sie 120. Die möglichen Werte betragen 48,72,96,120,144,168 und 192. Will man notieren, ist die Auflösung 120 Vorschrift. Mit „Echo“ lässt sich schließlich das am Midi- Input des MPU-401 eintreffende Signal direkt an die Outs durchschalten (Midi Merge).

Der Score Mode

Im Score Mode lassen sich im Phrase Buffer befindliche Phrasen automatisch am Bildschirm notieren und editieren. Man muss also zunächst entweder eine Phrase in den Buffer einspielen bzw. von der Diskette einladen. Möglichkeit Nr. 3: Man liftet einen Teil eines Tracks im Song Mode in den Phrase Buffer. Auch der Score Mode besteht aus drei verschiedenen Menü-Pages: System, Analysis und Edit. Am Bildschirm erscheinen nach dem Wechsel in den Score Mode normalerweise zwei Notenzeilen (maximal), die obere im Violin-, die untere im Bassschlüssel. Dies ist die „Grand‘-Darstellung. Die Grenzlinie für die Notation in die Violin bzw. Basszeile lässt sich eingeben. Die Option „Clef“ gestattet daneben noch die Darstellung der Notation in einer einzigen Notenzeile mit Violinschlüssel (Treble) oder Bassschlüssel (Bass).

Acht verschiedene Dur-Schlüssel von C bis Cis und C bis Ces lassen sich anwählen. Die Molltonarten müssen durch verwandte Durtonarten ausgedrückt werden. Vor der Notation muss die Phrase für die Bildschirmdarstellung formatiert werden (Bar oder Phrase). Diese Formatierung bestimmt die Auflösung für die BildschirmdarsteIlung. Sie ist im Bereich 1/32tel Triole bis 1/8tel gerade einstellbar. Die Formatierung kann bei langen Phrasen einige Minuten dauern.

Danach steht jedoch die gesamte Phrase in Notenschrift am Bildschirm. Jedoch ist die Notation meist noch nicht ganz fehlerfrei, geschweige denn optisch hervorragend. Sämtliche Notenhälse sind jetzt nach unten gezeichnet, außerdem kommt es zu Interferenzen der Fähnchen. Das heißt, werden zwei 96tel Töne als Akkord notiert, besitzt der Akkord jetzt nicht einen Hals mit 2 Fähnchen, sondern deren gleich vier. (Sie werden addiert.)

In der Edit Sub-Page lassen sich alle nötigen Schönheitsoperationen durchführen. Hier kann man diese Interferenzen automatisch für die gesamte Phrase oder einzelne Bars korrigieren. In einem weiteren Korrekturdurchgang bereitet man dann automatisch die Richtung der Hälse auf, sofern gewünscht. Ab welcher Tonhöhe sie nach oben bzw. nach unten gezeichnet werden sollen, lässt sich bestimmen.

Mit der Option „Beam“ kann man aufeinanderfolgende l/8tel, l/96tel oder 1/32tel Töne mit Balken binden. Hier arbeitet MPS jedoch nicht immer ganz zuverlässig. Manchmal wurden die Balken zwar korrekt gezeichnet, aber der Rechner vergaß, ein oder zwei Fähnchen wegzunehmen. Die Balkenrichtung (Up / Down) lässt sich wieder wählen. Die Option „Tie“ gestattet das Binden von aufeinanderfolgenden Noten mit demselben Zeitwert. Da MPS interaktiv arbeitet, wird dies im Play Mode berücksichtigt. Mit der Option „Move“ lassen sich einzelne Noten um eine Position nach rechts bzw. links verschieben.

Zum Step -Recorder wird die MPS-Software mit der Option „Object“. Hier lässt sich jetzt bestimmen, welche Notationszeichen mit der Insert-Taste in die Notenzeilen eingegeben bzw. mittels Delete entfernt werden sollen. Zur Verfügung stehen Noten, Accidentials, Pausen, Text, Symbol. Entscheidet man sich für eine bestimmte Option und drückt die zugehörige Funktionstaste, erscheint im Menüfenster die Auswahl der jeweils zur Verfügung stehenden Zeichen. Das sind Zeitdauer für die Töne, Klammern, Wiederholungszeichen usw. und die Pausenzeichen. Im Textmodus lassen sich über die Notenzeilen Song-Lyrics per alphanumerischer Tastatur eingeben. Die Tonhöhe und die Stelle, an der die angewählten Notationszeichen in der Notenlinie erscheinen sollen, bestimmt man mit den Cursor-Tasten. Insert gedrückt, und kurze Zeit später erscheint das Zeichen an der richtigen Stelle. Befinden sich bereits sehr viele Zeichen im Phrase Buffer, kann es unter Umständen bis zu einer Minute dauern, bis das Zeichen am Bildschirm erscheint. Die Option „Modify“ gestattet eine Reihe weiterer Eingaben, mit denen sich die Parameter der in Step Time eingegebenen Noten weiter festlegen lassen. So kann man die Noten oktavieren (- 8va, + 8va, + 16va), triolisch eingeben (l/16-t, 1/8-t, 1/4-t und 1/2-t) und mit bestimmter Midi-Velocity und Gate-Länge belegen.

Bild: Bildschirm-Notation ist im Score-Modus möglich:

Fügt man im Edit-Mode eine Note in eine bestehende Aufnahme ein, erhält sie denselben Midi-Channel, den auch die restlichen Phrase trägt. Mit der Option „Channel New“ kann man jedoch auch die Note mit einem separaten Midi-Channel versehen. Die Komposition lässt sich im Score Mode natürlich jederzeit auch abspielen, wählbar ist entweder die gesamte Phrase, der graphisch dargestellte Bar oder eine bestimmte Anzahl von Bars. Am Bildschirm erscheint dazu Bar für Bar die zugehörige Notation.

Der Print Mode

Im Print Mode lässt sich schließlich die „Partitur“ zu Papier bringen. Die Auflösung ist im Print Mode wesentlich besser als auf dem Bildschirm. Wie gesagt ist jedoch ein minimales Memory von 320 KByte Voraussetzung. Im Print Mode arbeitet die MPS-Software High-Resolution-Pages der Notation aus. Jede Page kann maximal vier Systeme in Grand-Notation beinhalten. Jede Notenzeile kann maximal sechs Bars lang sein. Mit den Optionen „Cut“ und „Paste“ wird die Page aus einzelnen Bars zusammengesetzt. Mit dem Cursor Keys steppt man hierzu die Phrase bis zum gewünschten Bar, gibt dann die genaue Position auf der Page an, in die der Bar eingefügt werden soll, und fertig.

Am Bildschirm sieht man nie die gesamte Page, sondern maximal einen Bar, jeweils den, der eingefügt werden soll. Man muss sich die genaue Zusammensetzung der Page deshalb sehr genau aufschreiben, um nicht die Übersicht zu verlieren. Will man einen kompletten Song notieren, ist überdies meist nicht die gesamt Information in einer einzigen Phrase untergebracht. In diesem Fall muss man die diversen Phrasen hintereinander in den Phrase Buffer laden und bearbeiten.

Am einfachsten ist es, man „merged“ alle acht Tracks in einen und „liftet“ diesen als Phrase in den Phrase Buffer zum Notieren. Will man komplexere Systeme notieren, etwa mit acht verschiedenen Instrumenten (Tracks), ist das Verfahren sehr zeitraubend, da alle acht Tracks hintereinander bearbeitet und gedruckt werden müssen.

Zusammenfassung

Das MPS-System ist ein sehr komfortabler 8-Track Realtime Recorder mit Step by Step-Eingabemodus via Notationssymbolik. Verschiedene Midi-Channel-Informationen können gleichzeitig aufgenommen werden. Tracks und Phrasen lassen sich mischen, wobei ebenfalls die Channel- Informationen beibehalten werden. Die in Realtime eingespielten Phrasen lassen sich automatisch notieren und auf dem Bildschirm ausgeben bzw. ausdrucken. Die Darstellung am Bildschirm ist bemerkenswert übersichtlich, und es stehen extrem viele Korrekturoptionen zur Verfügung.

Die drei Pages Song, Score und Print arbeiten interaktiv, das heißt in Step Time eingegebene Notationszeichen werden im Song Mode für die Wiedergabe berücksichtigt. MPS ist deshalb auch ein vollwertiger Step Time-Composer. In die Bildschirmdarstellung lassen sich Texte eingeben und mit ausdrucken.

Die Zusammenstellung einzelner Druckpages erfordert viel Zeit. Im Gegensatz zum Score Mode verfügt der Print Mode leider nur über wenige Edit-Features. Die Print Outs lassen sich nicht sehr differenziert bearbeiten. Maximal haben nur vier Systeme mit maximal zwei Notenzeilen (Grand) auf einer Page Platz. Die Systeme lassen sich nicht gemeinsam klammern. Die Notationsausdrucke dürften deshalb vor allem für Klavierauszüge, Instrumentennotation, weniger zur Erstellung gesamter Partituren interessant sein. Die Software ist auf Anforderung bei Roland in Norderstedt erhältlich.

Testbericht von Richard Aicher, veröffentlicht April 1984 in Soundcheck Musikmagazin