Introduction to Circuit Bending by Richard Aicher

Circuit Bending & Bend Art by Richard Aicher
auf dem Montagsgespräch in der Hochschule für Musik, München

22.Juni 2005

“Open a Gameboy, tinker with its electronic guts, plug the re-engineered result into a Speak & Spell, duct tape it all together, sprinkle liberally with glitter, hook it up to an and let the good times roll.”

Ziel ist hierbei, die enthaltenen elektronischen Regelkreise in labile und instabile Zustände zu versetzen, in denen sie dann, beraubt ihrer vom Entwickler implementierten Stabilität, übergehend zu labilen und instabilen Zuständen, zu neuen „Instrumenten“ werden und ursprünglich nicht vorhergesehene bzw. nicht vorhersehbare Geräusche und Klangmuster von sich geben, die vorzüglich als individuelles Klangmaterial einsetzbar sind.

Der Begriff Circuit Bending beschreibt eine neue Bewegung innerhalb der Klangkunst und genießt in den USA bereits Kult-Status. Der Begriff wurde 1992 vom Multimedia-Künstler Quabais Reed Ghazala geprägt, um eine eher intuitive als zielgerichtete Vorgehensweise zur Modifikation elektronischer Klangerzeuger zu beschreiben. Einfache Synthesizer, klingendes Spielzeug oder sonstige elektronische Helferlein, wie z.B. der Taschenübersetzer „Speak&Spell“ von Texas Instruments, werden dabei Opfer der manipulierenden künstlerischen Aktionen. Diese Manipulationen werden entweder vor oder virtuos direkt während der Aufführung vorgenommen. Performances mit Lötkolben am laufenden geöffneten Gerät – angeschlossen an Verstärker wird das klangliche Ergebnis dem Publikum präsentiert. Mit der „Bend 2004“ wurde im letzten Jahr in New York das erste Festival und Symposium zum Thema abgehalten. Dabei zeigte sich, dass nicht nur die Suche nach neuen Klängen treibende Motivation der Kunstschaffenden ist: Hier geht es um die Brechung vermuteter von Industrie und Wirtschaft vorgegebener Handlungs- und Verwendungsmuster durch unabhängige, subversiv handelnde Künstler. Verwendete Ausdrücke wie z.B. „Bending Targets“ also „zu beugende Ziele“ als Bezeichnung des gerade modifizierten Gerätes veranschaulichen diese kämpferische Haltung.er Begriff Circuit Bending beschreibt eine neue Bewegung innerhalb der Klangkunst und genießt in den USA bereits Kult-Status. Der Begriff wurde 1992 vom Multimedia-Künstler Quabais Reed Ghazala geprägt, um eine eher intuitive als zielgerichtete Vorgehensweise zur Modifikation elektronischer Klangerzeuger zu beschreiben. Einfache Synthesizer, klingendes Spielzeug oder sonstige elektronische Helferlein, wie z.B. der Taschenübersetzer „Speak&Spell“ von Texas Instruments, werden dabei Opfer der manipulierenden künstlerischen Aktionen. Diese Manipulationen werden entweder vor oder virtuos direkt während der Aufführung vorgenommen. Performances mit Lötkolben am laufenden geöffneten Gerät – angeschlossen an Verstärker wird das klangliche Ergebnis dem Publikum präsentiert. Mit der „Bend 2004“ wurde im letzten Jahr in New York das erste Festival und Symposium zum Thema abgehalten. Dabei zeigte sich, dass nicht nur die Suche nach neuen Klängen treibende Motivation der Kunstschaffenden ist: Hier geht es um die Brechung vermuteter von Industrie und Wirtschaft vorgegebener Handlungs- und Verwendungsmuster durch unabhängige, subversiv handelnde Künstler. Verwendete Ausdrücke wie z.B. „Bending Targets“ also „zu beugende Ziele“ als Bezeichnung des gerade modifizierten Gerätes veranschaulichen diese kämpferische Haltung.

Die Kunst des Benders besteht darin, in möglichst chaotischer Vorgehensweise Kurzschlüsse auf den Platinen zu produzieren, Bauteile zu Entfernen sowie zusätzliche neue einzubauen und das alles nach der Methode von Zufall und Irrtum. Elektronisches Grundwissen ist als eine von Wissen und Denken bestimmte Methode verpönt. Das heisst: Jeder kann Circuit Bender sein!

Im Laufe der Zeit fand ich im Circuit Bending mehr und mehr Parallelen zu den Techniken und Ideen, die ich zur Erstellung meiner Arbeiten im Bereich Digital Art und Digital Sound entwickelte und nutze. Dabei setze ich als klangliches bzw. bildnerisches Ausgangsmaterial oft im Web oder im täglichem Leben vorgefundene Bild-, Text- und Klangfragmente ein, die dann, nach Durchlaufen verschiedenster „Bending-Prozesse“, bis zur Unkenntlichkeit verfremdet, neues Ausgangsmaterial ergeben. Diese Vorgehensweise nenne ich seither „BEND ART“.

In diesem Montagsgespräch stelle ich die geschichtliche Entwicklung des Circuit Bendings vor, erläutere was man als „Bender“ alles benötigt und gehe auf die wichtigsten „Chaos-Bending-Techniken“ ein. An einigen meiner Bent Instruments hören wir schliesslich wie Bending klingt und werden versuchen, ein Gerät live vor Ort zu Benden. Abschliessend Beispeile meiner „Bend Art“

Richard Aicher, 22.5.2005

Vita Richard Aicher

1965-1972 verschiedene Bandprojekte als Gitarrist
1968-1976: Studium Chemie an der LMU München, sowie Ausbildung in klassischer Gitarre bei Alex Andryszak und Sitar bei Al Gromer Khan.
Seit 1976 bis Heute: Elektronische Musik Live und im Studio – Solo sowie in verschiedenen Bandprojekten.
Seit 1978 bis Heute: Konzerte und Studioproduktionen zusammen mit Andreas Merz als Elektronik Musik Formation „Weltklang“.
1980-1983: Selbstbau mehrerer Analog Synthesizer Systeme und des legendären Computers Sinclair ZX81 sowie Entwicklung und Vertrieb der weltweit ersten „Speichererweiterung“ für Synthesizer.
1983-1993 Freiberuflicher Journalist und Autor vieler hundert Beiträge in allen wichtigen Musik- und Computerzeitschriften zum Thema Musiksoftware, Synthesizer- & MIDI-Technik sowie viele Workshops und Seminare.
1985-1989 Autor der Bücher „Da steckt Musik drin (Wilhelm Heyne Verlag)“ und der ersten „MIDI-Bibel“ des deutschsprachigen Raums „Das MIDI-Praxisbuch“ (Signum Medien Verlag)“ und Herausgeber der Musik&Computer-Buchreihe des Signum Medien Verlags
1980-Heute: Veröffentlichung von insgesamt sechs Solo-CDs und sieben CDs mit „Weltklang Electronic Music“, sowie Mitwirkung an verschiedenen anderen CD-Projekten
Seit 1993 Arbeiten als freiberuflicher Grafik- / Web- & Foto-Designer
Seit 1998 „Moving Electronics Projekt“ mit Weltklang Electronic Music sowie diverse Klanginstallationen (u.a. Materialausgabe)
Seit 2002: Kompositionen für das eigene computergesteuerte 16+24-Kanal-Audio-Wiedergabesystem sowie bewegliche Audiosysteme.
Seit 2005 im Circuit Bending Fieber!

Richard Aicher – Ausstellung und Vernissage Landsberger Kunstautomat

Richard Aicher – Virtual Sky Scrapers

Die Idee zu den musikalischen Loops und den fotografischen Loops in meinen „Virtual Sky Scrapers“

Video: Virtual SkyScrapers by Richard Aicher: Multiplying SkyScraper Architecture Parts and more… Size 2,20m x 0,6m or more

Zu einer wirklich einzigartigen und netten Ausstellung wurde ich im Februar 2017 eingeladen. Vom Landsberger Kunstautomat. Dort werden in Zigarettenautomaten künstlerische Arbeiten ausgestellt, in Zigarettenschachtelform, die die Käufer dann wie eine Zigarette ziehen können. Tolle Idee. War ich sofort dabei. Ich schuf Mini-Versionen meiner Virtual Skyscrapers und auf den Zigarettenschachteln montiert, sahen diese dann wirklich wie kleine Wolkenkratzer aus. 30 Verschiedene. Darin ein Link zu passend dazukomponierter Musik, die die Käufer dann downloaden konnten. Tolle Idee von den beiden Betreibern des Landsberger Kunstautomat: Elke Jordan und Gregor Netzer – ein paar künstler. Im öffentlichen Raum hängt ein Automat voll mit Kunstwerken, original, signiert, nummeriert – 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche.

Die Idee zu den Virtual Sky Scrapers entstand auf meinen Reisen nach Hongkong, Chikago und Dubai. Städte deren Zentren durch riesige Wolkenkratzer (Sky Scrapers) dominiert werden, die sich schier endlos in den Himmel erheben. Bedrohend und schön zugleich. Türme von Babel oder Zentrum modernen urbanen Lebens?

Aus regelmässig sich wiederholenden Bausteinen ergibt sich neues Ganzes. Ein Prinzip der Natur: Vier chemische Bausteine, A – C – T – G, die nach bestimmten Mustern fast „endlos“ aneinandergereiht (gelooped), neues Leben geben, bestimmt durch die Art der Reihenfolge. Chemie – Musik – Fotografie und der Loop. Der Loop – ein faszinierendes Prinzip! In unterschiedlichen Formen mmer wieder Mittelpunkt meines Lebens: Studium der Biochemie – Elektronikmusiker – Fotograf und Grafik-Designer.

Der Loop – Die Wiederholung kleiner Bausteine, die dann neu kombiniert ganz Neues ergeben. Die Art der Kombination bestimmt das Ergebnis. In der Natur – In der Elektronischen Musik – in der Photografik. Was wenn Ausschnitte dieser Loops selbst wieder zu neuen Bausteinen werden und sich anschliessend neu kombinieren? Meine Antwort darauf, ich nenne sie „ Virtual Skyscrapers“.

In der Bildrealisation diese Prinzips werden Detailausschnitte realer Sky Scraper, elektronisch mehrfach überlagert zu neuen Bausteinen, diese dann „endlos“ grafisch multipliziert (gelooped), zu dem „Virtual Sky Scrapern“. Das Bildformat eine Remineszenz an ihre realen Vorbilder aus Stein und Glas. Genau demselben Prinzip folgen meine Virtual-Skyscraper-Klangkompositionen. Hier werden Klangbausteine aufgenommen, zum Teil an den Orten der Bildaufnahme und anschliessend mit „elektronischen Klangmanipulatoren, Synthesizern“ bearbeitet und überlagert. Diese neuen Klang-Bausteine werden anschliessend gelooped, zu einem neuen Ganzen, dem „Virtual Audio Scraper“. Das Audio-Analogon zum Bild.

Bild und Klang nach dem Grundprinzip der Natur, der DNA! Die Art der Kombination bestimmt das entstehende neue „Wesen“. In der Klanginstallation Sky Scraper Pentagon wurde dies aufgeführt.

Die Klanginstallati0n besteht aus insgesamt fünf quadratischen Türmen, jeweils 2.70m hoch und 1x1m im Quadrat. In jedem dieser virtuellen Sky Scraper ist eine 4-Kanal-Tonanlage installiert, die jeweils 4 Kanäle der insgesamt 20-kanäligen Komposition in vier Himmelsrichtungen abstrahlt. So erfüllt die Komposition den gesamten Raum. Der Besucher kann sich zwischen den Sky Scrapern bewegen und hört an jedem Punkt einen anderen Teilaspekt der Gesamtkomposition.

Bild: Gregor Netzer (links), Betreiber des Kunstsalons bei der Vernissagen-Eröffnung

Richard Aicher
Richard Aicher lebt als interdisziplinär arbeitender Multimediakünstler in Karlsfeld bei München. Seit 1973 entstanden unzählige Werke in den Bereichen Klang- und Bildkunst: Elektronische und Elektroakustische Musik, Klanginstallationen, Fotoarbeiten, Computergrafiken und Grafikdesign. Zusammen mit Andreas Merz bildet Richard Aicher die Elektronik Musik Gruppe Weltklang, die seit 1978 Live-Konzerte gibt und 9 CDs produziert hat.
Als Spezialist für MIDI, Computermusik und elektronische Musikinstrumente schrieb
Richard Aicher ca. 350 Fachartikel und drei Bücher zum Thema MIDI und Computer&Musik. Aktuelle Projekte sind die Klanginstallation „No Comment“ sowie Weltklang Electronic Music Live Events „Weltklang Electronic Street Music“ (zusammen mit Andreas Merz) und das Live-Rock-Projekt „Nekropolis“ (zusammen mit Peter Frohmader).

Richard Aicher – NO COMMENT – Klanginstallation

Die Klanginstallation „No Comment“ besteht aus momentan insgesamt zwölf, jeweils 2.10 m hohen Skulpturen in Kreuzform. Jede Skulptur beherbergt eine zweikanales Lautsprechersystem. Auf den 12 Skulpturen sind alle dpa-Nachrichten zur US-Militär-Kampagne „Shock and Awe“ (2.ter Irakkrieg) in chronologischer Abfolge angebracht, dazu Bilder von Einwohnern des Zielgebiets vor der Aktion. Über die 24 Lautsprecher werden im Internet eingefangene Originaltöne von Rundfunkstationen aus aller Welt mit Berichten über die Militäraktion sowie Originaltöne von Originalschauplätzen abgestrahlt. Hierzu wurden mehrere WEB-Sender rund um die Uhr, den gesamten Zeitraum der Kampagne über, in Form von MPG-Files aufgezeichnet und ausgewertet sowie das Internet nach Seiten mit Originalton-Dokumenten durchsucht.

Die Klanginstallation soll keine Stellungnahme zur Militäraktion „Shock and Awe“ darstellen. Besagte Militär-„Kampange“ steht für viele andere und wurde von mir exemplarisch für diese Installation ausgewählt, als ein momentan jedem bekanntes, besonders schreckliches Beispiel der aktuellen Zeitgeschichte. Die Klanginstallation „No Comment“ soll Mahnmal sein gegen den Einsatz von Gewalt zur Durchsetzung politischer Visionen, aber auch im täglichen Leben. „No Comment“ verdichtet die Ereignisse der „Shock and Awe“ Militärkampagne, die sich nun bereits über viele Tage erstreckt, wahrscheinlich Wochen dauern wird, durch die gleichzeitige Präsenz aller Ereignisse dieses Zeitraums in Form der DPA-Pressemeldungen und macht damit verdrängendes Vergessen und nachträgliche Verfälschung und Schönfärberei dieser Aktion unmöglich. Das abgespielte Klangmaterial umfasst insgesamt 24 Stunden Originalton, ausgewählt aus tausenden Stunden via WEB aufgezeichnetem und zum Teil verfremdeten „Shock and Awe“ Sendetons aus aller Welt, der über 24 Klangkanäle verteilt parallel abgespielt, innerhalb einer Stunde verdichtet auf den Hörer einwirkt, gleich einem akustischen Zeitraffer mit absoluter Schock- Intensität.

Sofern die finanziellen und zeitlichen Mittel es erlauben und ein Raum für die Ausstellung gefunden werden kann, soll für jeden Tag der „Shock and Awe“- Kampagne eine eigene Skulptur entstehen, die jeweils an das unermessliche Leid erinnert, das die an dem entsprechenden Tag von den Ereignissen unmittelbar Betroffenen, egal welcher Nationalität, welchen Glaubens, welchen Geschlechts und welchen Alters sie sind und waren überkam. Tägliches Mahnmal für all die Verletzten, Verstümmelten, Getöten, Heimatlos gewordenen und an diesem Tag ihrer Nächsten beraubten, während die Verantwortlichen Befehlshaber und wir alle, sicher in Bunkern, auf Ranchs und in unseren gemütlichen Heimen bei Kaffe und Kuchen über die Ereignisse diskutierten, im Augenwinkel immer das Fernsehbild, das zeigt, wie eine Stadt langsam Schritt für Schritt zu Schutt gebombt wird – im Namen des Friedens. „Live dabei – aber sicher!“

Die Klanginstallation soll keine Stellungnahme zur Militäraktion „Shock and Awe“ darstellen. Besagte Militär-„Kampange“ steht für viele andere und wurde von mir exemplarisch für diese Installation ausgewählt, als ein momentan jedem bekanntes, besonders schreckliches Beispiel der aktuellen Zeitgeschichte. Die Klanginstallation „No Comment“ soll Mahnmal sein gegen den Einsatz von Gewalt zur Durchsetzung politischer Visionen, aber auch im täglichen Leben. „No Comment“ verdichtet die Ereignisse der „Shock and Awe“ Militärkampagne, die sich nun bereits über viele Tage erstreckt, wahrscheinlich Wochen dauern wird, durch die gleichzeitige Präsenz aller Ereignisse dieses Zeitraums in Form der DPA-Pressemeldungen und macht damit verdrängendes Vergessen und nachträgliche Verfälschung und Schönfärberei dieser Aktion unmöglich. Das abgespielte Klangmaterial umfasst insgesamt 24 Stunden Originalton, ausgewählt aus tausenden Stunden via WEB aufgezeichnetem und zum Teil verfremdeten „Shock and Awe“ Sendetons aus aller Welt, der über 24 Klangkanäle verteilt parallel abgespielt, innerhalb einer Stunde verdichtet auf den Hörer einwirkt, gleich einem akustischen Zeitraffer mit absoluter Schock- Intensität.

Sofern die finanziellen und zeitlichen Mittel es erlauben und ein Raum für die Ausstellung gefunden werden kann, soll für jeden Tag der „Shock and Awe“- Kampagne eine eigene Skulptur entstehen, die jeweils an das unermessliche Leid erinnert, das die an dem entsprechenden Tag von den Ereignissen unmittelbar Betroffenen, egal welcher Nationalität, welchen Glaubens, welchen Geschlechts und welchen Alters sie sind und waren überkam. Tägliches Mahnmal für all die Verletzten, Verstümmelten, Getöten, Heimatlos gewordenen und an diesem Tag ihrer Nächsten beraubten, während die Verantwortlichen Befehlshaber und wir alle, sicher in Bunkern, auf Ranchs und in unseren gemütlichen Heimen bei Kaffe und Kuchen über die Ereignisse diskutierten, im Augenwinkel immer das Fernsehbild, das zeigt, wie eine Stadt langsam Schritt für Schritt zu Schutt gebombt wird – im Namen des Friedens. „Live dabei – aber sicher!“

Stabil – Labil – Instabil – Part1 – Sound Installation and Live Circuit Bending by Richard Aicher – Hochschule für Musik – München

Den Clip hierzu gibt es auf meinem anderen Youtube Kanal richardaicherde

Videoclip: Stabil – Labil – Instabil – Event Richard Aicher @ Hochschule für Musik, München

Meine Klanginstallationen – Gedanken

In meinen Klanginstallationen versuche ich einen Raum sowohl optisch als auch klanglich über einen unbestimmt langen Zeitraum zu gestalten. Ob es sich nun letztlich hierbei um eine Annäherung der Musik an die Bildende Kunst oder umgekehrt die Integration auditiver Elemente in die Skulptur handelt, spielt für mich untergeordnete Rolle. Die Klanginstallationen beinhalten stets eine zeitliche´ als auch räumliche Organisation der Klänge. Die grosse Vielzahl der verwendeten Wiedergabe-Systeme spielt dabei entscheidenden Einfluss auf die Wirkung meiner Installationen. Momentan arbeite ich an einer Installation mit 24 im Raum verteilten Stereo-Systemen. Nur durch diese grosse Vielzahl entsteht meines Erachtens im Hörer tatsächlich auch der Eindruck, einen echten Klangraum zu durchschreiten.
Wie schon erwähnt, ist für mich die optische Gestaltung des Klang-Raumes mindestens ebenso wichtig wie die akustische. Die Wiedergabesysteme sind deshalb stets „Skulpturen“, mit bestimmter thematisch angepasster Erscheinungsform und auf den Raum oder die Thematik der Installation bezogener räumlicher Position.
Meine erste Klanginstallation im Jahr 1987 bestand aus vier grossformatigen Copy-Art Bilder, mit daran befestigten Cassettenrecordern, die in einem der ersten damals erhältlichen Sampler erzeugte Sprachfetzen endlos von Bandschleifen abspielten. Vorreiter der heutigen sogenannten Loops. Diese Audio-Loopos wiederholten sich auf den Bildern in Form von endlos kopierten Bild-Loops. In der im Jahre 2003 aufgeführten Klanginstallation „No Comment“ sorgten in übermannsgrosse Kreuze eingebaute Blaster für den Klang. Die Kreuze standen symbolhaft für das vom Krieg im Irak über die Bevölkerung gebrachte Leid, die Klänge Kriegsgeräusche von der Front. Mit selbst sichtbarer Bestandteil der Skulptur wurden die Blaster bei Water World. Die Klang-Skulptur bestand hier aus einem grossen Doppelkreuz, in den Farben des „Wassers“ lackiert, auf dem die Blaster in strenger Ausrichtung nach den vier Himmelsrichtungen montiert waren und Wasserklänge von verschiedensten Kontinenten wiedergaben. Die „Digital Totems“ sind in streng geometrischer Ausrichtung über eine 12 x 12 m grosse Fläche verteilte Anordnung von“Computer-Totems“ anachronistisch mit „monitorgepixelten“ Bildschirmgrafiken der 80er Jahre bezogen und unsichtbar integrierten Audiosystemen.
Im Normalfall handelt es sich bei meinen Installationen um Klangabläufe mit nicht begrenzter Erlebniszeit. Zur Vernissage wird die reine „Klanginstallation“ zur einer „Konzertinstallation“ mit „Happening-Charakter und Miteinbeziehung des Publikums. Sei es dass das anwesende Publikum in einer Klangwanderung zunächst von einem Trefflpunkt zum eigentlichen Ort der Installation geführt wird oder die statische Klanginstallation durch Live-Spieler ergänzt wird, die sich mit am Körper montierten Audiosystemen und mitgeführten elektronischen Klangerzeugern im Installationsraum frei bewegen und so eine zusätzliche mobile Klangkomponente mit ins „Spiel“ bringen. Beispiel hierfür die im Sommer 2004 uraufgeführte Klanginstallation Water World, bei zu Beginn der Vernissage gemeinsam mit dem Publikum “Wasser” vom “Monopteros” zum nahegelegenen Installationsort, der Orangerie im englischen Garten in München transportiert und dort symbolisch an die Installation übergeben wurde.

Richard Aicher – Waterworld. Klanginstallation

Am Dienstag, den 10. August um 21 Uhr 2004 startete die Vernissage zu meiner Ausstellung „Munich Motion“ Foto-Art-Serie mit Klanginstallation „Water World“ im Rahmen der internationalen Kunstausstellung „Stark im Park“ in der Orangerie im Englischen Garten in München. (Ausstellungs-Dauer bis 13ten August).

Die Vernsissage startete auf dem Monopteros im Englischen Garten in München. Wir.unternahmen gemeinsam eine kleine „Wasser-Klang-Wanderung“ vom Monopteros zum Ausstellungsraum in die Orangerie. Passend zum Thema gab es dort Mineralwässer verschiedenster Quellen und etwas zu Knabbern.

Mehr lesen

Multikulti – Klanginstallation

Datum: Samstag, 24.4.2004 im Rahmen der „Materialausgabe 2004“
Ort: München, Luisenstr.37, Hochschule für Musik und Theater
Veranstalter: Echtzeit e.V. in Zusammenarbeit mit der Hochschule für Musik und Theater

Klanginstallation mit 12 Kurzwellenempfängern und Lautsprecherwiedergabe von Richard Aicher und frisch mit Elektronik von Richard Aicher per Hand Live zubereitetem „Wellensalat“ aus zwei weiteren Empfängern.

Wir leben umgeben von einem Gewirr verschiedenster Schwingungen in allen Frequenzbereichen. Radiowellen liegen ausserhalb unserer direkten Sinneswahrnehmung. Radioempfänger wandeln diese Schwingungen in für unser Ohr hörbaren Klang – Band für Band, Sender für Sender und dann kommt alles einzeln und wohlgeordnet in unser Ohr!
In der Klanginstallation „Multikulti“ wird diese gewohnte Ordnung der Singularität des Radiohörens gründlich durchbrochen. Die gewohnte Singularität in eine ungewohnte Pluralität überführt. Nicht wie üblich ein einzelner Sender ist zu hören sondern gleichzeitig 24 verschiedene. Es wird gemischt, was nicht zum Mischen gedacht sondern eigentlich alleine stehen soll und doch nebeneinander existiert und im Äther „zusammenlebt“. So erkgibt sich ein buntes klangliches Durcheinander, das seines Reizes nicht entbehrt. „Multikulti“ wird von Richard Aicher live „gewürzt“ mit von Hand und Elektronik manipuliertem „Wellensalat“ aus zwei weiteren Empfängern.

Pressebericht

Im Rahmen der Veranstaltung „Materialausgabe 2004“ an der „Hochschule
für Musik und Theater“ in München, präsentierte der Karlsfelder
Multimediakünstler Richard Aicher die Uraufführung seiner
Klanginstallation MULTIKULTI. „Multikulti“ machte das hörbar, was uns
täglich umgibt, aber normalerweise nie so zu hören ist: ein Gewirr
verschiedenster Radiowellen aus aller Welt, gleichzeitig zu Klang
geworden über insgesamt 24 im Raum verteilten Radioempfängern. Das
bricht natürlich mit allen Gewohnheiten „ordentlichen“ Radiohörens.
Richard Aicher mischte, was nicht zum Mischen gedacht, sondern
normalerweise immer alleine klingt und doch nebeneinander existiert,
das heisst, nur „im Äther zusammenlebt“. Aus der Singularität des
gewohnten Radiohörens wurde transferiert in eine ungewohnte
Pluralität einer sich ständig wandelnden Klangcollage.
So war denn das Publikum schnell gefesselt vom ungewohnten
Hörerlebnis und marschierte munter zwischen den im Raum verteilten
Radioapparaten umher, lauschte Sprechern in verschiedensten Sprachen
und Dialekten, Musik unterschiedlichster Kulturkreise, mal von Nahe
und dann von Fern, erlebte ein multikulturelles Klanggericht,
zubereitet aus den im Installations-Raum live empfangenen Stationen aus
aller Welt, von Alaska bis nach China. Dazu bog und formte der Künstler
zwei weitere “ Sender“ mit seinen auf Berührung reagierenden Synthesizern
zu äusserst futuristischen Klanggebilden, einem „Wellensalat“ der ganz
besonderen Art, der sich nahtlos in die multikulturelle Klangkulisse
einfügte.