Apple II Musik-Systeme. Artikel von Richard Aicher, September 1985
Betrachten wir Computer-Keyboard-Systeme, die professionelle Arbeit ermöglichen: das Alpha Syntauri System, das Sound Chaser System und das ]en Musicpack. Man muss beträchtlich mehr investieren, will man mit einem dieser Systeme arbeiten. Zunächst benötigt man einen Apple Computer mit mindestens einer Floppystation und Monitor, das macht zirka 4.500, – DM. Zwei Floppystationen erleichtern das Arbeiten, sind aber nicht unbedingt nötig. An den Apple kann man übrigens nicht so ohne weiteres einen Fernseher anschließen, man braucht einen Monitor.
Mit dem Apple besitzt man ein schon sehr professionelles System. Er stellt übrigens 16 Farben zur Verfügung. Die maximale Grafikauflösung beträgt 280 x 192 Bildpunkte. Der eigentliche Vorteil eines Apples, er kann hervorragend ausgebaut werden, es gibt endlos Zubehör zu kaufen. Ist einem der Original Apple zu teuer, so kann man auch zum Lötkolben greifen und einen der billiger angebotenen Apple-Bausätze zusammenlöten. Dies sei aber nur absoluten Computer-Elektronik-Spezialisten geraten. Hat man das Gerät zwar zum Laufen gebracht, ist doch noch nicht gesagt, dass sich der nachgebaute Apple mit dem angeschlossenen Musiksystem verträgt. Dasselbe gilt auch für die vielen Apple-kompatiblen Rechner, die zu weit billigeren Preisen wie die Original-Apples angeboten werden. Hier heißts aufpassen. Kompatibel heißt noch lange nicht gleich. Das Gleiche gilt auch für die diversen Apple-Versionen, nämlich Apple II, Apple II + und Apple Ile.
Mit dem neuen Apple II kann man die Musiksysteme überhaupt nicht betreiben. Er besitzt leider keine Slots mehr. Was das ist, erfahren wir gleich‘. Man sollte sich vor dem Kauf von Rechner und Musiksystem also immer beidseitig zusichern und vorführen lassen, dass der Computer mit dem Musiksystem zusammen funktionieren wird.
Mit der Investion für das Apple System inclusive Floppystation und Monitor ist es in dieser Leistungsklasse jedoch nicht getan. Ebenfalls viel Geld verschlingt die zusätzlich erforderliche Musik-Hardware. Der bessere Sound will bezahlt sein. So kosten Syntauri und Sound Chaser nochmals etwa 5.000, – DM, je nach Ausstattung. Das Jen Musicpack, das jüngste der drei und der Preisbrecher zugleich, kostet ca. 2.500,– DM.
Alle drei Systeme bestehen aus einem Keyboard, einer Interfaceplatine und zwei Synthesizerplatinen. Alpha Syntauri und Sound Chaser benutzen die sogenannten Mountainboard-Cards, das ]en Musicpack ähnliche Platinen. Auf diesen Synthesizercards sind 16 Digitaloszillatoren (DCOs), 16 Hüllkurvengeneratoren (ADSRs) und zwei Lowpaßfilter untergebracht. Kürzlich erschien eine neue Einplatinen-Version dieser Mountainboard-Cards. Leider werden die 16 Oszillatoren auf den Mountainboard-Cards bereits intern auf 2 Outputs abgemixt. Getrenntes Abmischen der einzelnen Stimmen ist so leider nicht möglich.
Viel wichtiger als die Hardware ist bei all diesen Systemen jedoch die Software. Genau wie bei jedem anderen Computersystem steckt die Hardware einen bestimmten Rahmen, der auch mit besten Programmierkenntnissen nicht überschritten werden kann. Die Software bestimmt, welche Möglichkeiten innerhalb dieser Grenzen tatsächlich verwirklicht werden. Und genau hier unterscheiden sich auch die drei Systeme: Solche Musiksysteme mit externer Hardware gibt es übrigens nur für den Apple. Warum? Nun, er ist einer der wenigen Computer in noch erschwinglichem Preisbereich mit internen Steckplätzen für usatzplatinen. In diese sogenannten Slots muß man die Systemplatinen stecken. Keine Angst, dies ist völlig unproblematisch und wird in allen Bedienungsanleitungen genau erklärt.
Die Klänge entstehen bei allen diesen Systemen nach dem Verfahren der Additiven Synthese, d.h., durch Überlagerung diverser, wählbarer harmonischer Oberschwingungen mit der Grundschwingung. Die Amplituden, mit denen die einzelnen Harmonischen am Gesamtklang beteiligt sind, kann man per Software bestimmen. Die entstandenen Kurvenformen können dann mit jeweils einer sehr komplexen Hüllkurve versehen werden. Dies bedeutet für den Computer nichts anderes als eine Riesenrechnerei. Deshalb dauert es teilweise auch einige Minuten, bis er aus den eingegebenen Daten einen Sound berechnet hat.
Das Laden der Programme von der Diskette geht bei einem Apple-Computer übrigens sehr viel schneller als etwa bei einem Commodore 64. Irgendwie muß sich der Preisunterschied ja zeigen. Während der Commodore 64 zum Laden eines längeren Programmes gut und gerne 2 Minuten braucht, schafft der Apple dies in etwa 10 Sekunden. jeder, der einigermaßen professionell mit einem Rechner arbeiten muß, weiß diesen Zeitgewinn zu schätzen
Artikel von Richard Aicher, September 1985