MIDI – Glanz und Elend eines Interfaces, Artikel von Richard Aicher für C64er Magazin, 09/1984
Für die meisten Profi-Keyboarder ist der Computer mittlerweile zum unentbehrlichen Begleiter auf den Bühnen der Wert geworden. 1983 haben sich fast alle Synthesizerhersteller auf ein einheitliches Keyboard-Bus-System, das Midi, geeinigt. Seither ist es auch ohne Lötkolben möglich, mehrere Keyboards, Rhythmusmaschinen und Effektgeräte, Takt für Takt synchron, durch einen Song zu jagen. Und wenn man will, nimmt einem der Computer sogar das Spielen ab. Doch war die Einführung dieses Systems auch mit Schwierigkeiten verbunden.
Bild 1. Ein Midi-System live im Einsatz, Manfred Rürup von der Inga Rumpf Band. Ich traf Manfred Rürup im ehemaling PN-Hithouse in einem Keller in der Schwabinger Leopoldstrasse zu einem Interview, bzw. gab er mir Informationen zum Stand der Softwareentwicklung im Hause Steinberg. Dieses Foto mit seinem SX-64 entstand dort bei seinem Auftritt 1984. Wir hatten uns dort verabredet, da mit die ersten Inserate von Steinberg auffielen, die damals in den Musikzeitschriften auftauchten.
Sternförmige Verkabelung ist auf jeden Fall der kettenförmigen vorzuziehen. Das ist wichtig. Und eines Tages (Midi kompatible Geräte haben die Eigenschaft, immer zahlreicher zu werden) kommt man ohne eine Midi-Thru-Box nicht mehr aus. Im einfachsten Fall verteilt sie einen Midi-Input auf eine bestimmte Zahl Outputs. Wie zum Beispiel die MPU-501 von Roland. Sie besitzt einen Midi-Input, den man auf gleichzeitig bis zu fünf Outputs schalten kann. Solche Midi Verteiler sind relativ billig und genügen für den bloßen Anschluss von mehreren Expandern oder Effektgeräten an ein Master Keyboard bereits vollauf.
Für Keyboarder gehört Midi längst zum Alltag, Drummer lernen gerade die Vorzüge kennen. Jetzt ist das Midi-Zeitalter auch für Gitarristen angebrochen. In diesem Exclusiv-Bericht erklären SOUND CHECK-Mitarbeiter Richard Aicher und Charly Braun, wie der Shadow Guitar To Midi Converter funktioniert, welche Möglichkeiten er bietet, und beschreiben ihre ersten Eindrücke aus der Sicht des Gitarristen. Das System ist für elektrische, akustische und klassische Gitarren jeder Marke konzipiert. Und die nötigen Umrüstarbeiten sind minimal. Was macht der Guitar To Midi Converter eigentlich? Die Antwort ist einfach. Er wandelt Gitarrenspiel in Midi-Signale. Für Gitarristen, die ja bisher mit Midi noch weniger zu tun hatten: Midi ist eine international gültige Norm. Alle mit Midi ausgerüsteten Instrumente lassen sich mehr oder weniger problemlos (mittlerweile Gottseidank weniger problemlos) zu einem gemeinsam funktionierenden System verbinden. Keyboarder können sich mittlerweile eine Welt ohne Midi nicht mehr vorstellen. Sie basteln seit zirka 2 Jahren aus einzelnen midikompatiblen Instrumenten, Synthesizern, Sequenzern und Drum Machines immer bombastischer klingendere „Sound Maschinen“ zusammen. Melodien auf dem Keyboard spielen und andere Synthesizer parallel dazu laufen lassen – das gibt die gewaltigen Sound-kombinationen. Melodien in einem Sequenzer speichern und später automatisch von diesem Softwareband zum Live-Spiel ablaufen lassen. So haben Keyboarder quasi zehn Hände zur Verfügung All das kann der Gitarrist in Zukunft auch. Der Guitar To Midi Converter stellt die hierzu nötigen Midi-Signale. Mit ihm kann ab sofort jeder Gitarrist jedes mit Midi ausgerüstete Keyboard von der Gitarre aus steuern. Er spielt auf der Gitarre, hört den Gitarrensound aus dem Amp und dazu parallel die gleiche Melodie aus dem angeschlossenen Synthesizer. Es lassen sich auch mehrere Synthesizer anschließen. Mit jeder Saite kann gezielt ein Synthesizer gespielt werden. Stellt man sie auf verschiedene Sounds, befiehlt man so als Gitarrist ein bis zu sechsstimmiges „Keyboardorches\er“. Zum Beispiel Slap Bass auf der tiefen ESaite, Trumpets auf A, auf D ein Cello, und wie wär’s mit Stringsound für die Saiten G, H und hohes E? Auch Drum Machines kann man damit von der Gitarre aus spielen. Dann klingt etwa bei jedem Anschlag der E-Saite die Bass Drum und mit der A-Saite spielt er die Snare. Jeder Tonhöhe läßt sich wahlweise ein Instrument der Drum Machine zuordnen. Ein im Converter eingebauter Sequenzer macht den Gitarristen schließlich zum perfekten Alleinunterhalter. Er ersetzt damit eine ganze Band. Man spielt eine Melodie in den Sequenzer. Lückenlos übernimmt dann der angeschlossene Synthesizer diese Sequenz und spielt sie endlos automatisch weiter, genau so, wie sie auf der Gitarre gespielt wurde, nun aber mit Synthesizer-Sound. Dazu improvisiert man nun auf der Gitarre mit Original klang, oder, sofern man weitere Synthesizer angeschlossen hat, zusätzlich noch mit verschiedenen Synthesizer-Sounds. Uferlos! Das Wichtigste: Der Guitar To Midi Converter funktioniert schlichtweg mit fast jeder Gitarre, und zwar nicht nur mit elektrischen, sondern auch mit Konzert-Gitarren. Lediglich ein spezieller Steg mit den paten…..??????….. tarre nach dem Gerät stimmen, zupft man einfach die betreffende Saite an, und automatisch erscheint im Display in Cents angegeben die Abweichung der Stimmung dieser Saite von der Standardstimmung. Nun dreht man einfach so lange am Wirbel, bis im Display Null angezeigt wird. Das heißt, die Saite stimmt. Dann kommt die Nächste an die Reihe und so weiter. Will man den Converter auf die Gitarre einstimmen, zupft .man die A-Saite, das genügt. Der Converter stimmt sich jetzt automatisch ein. Mit der Transpose-Funktion lassen sich die Ausgabekanäle im Bereich von 3 1/2 Oktaven in Halbtonschritten nach oben oder unten verstimmen. Das kann sehr wichtig sein. Will man zum Beispiel aus spieltechnischen Gründen einen Synthiesound in hoher Oktave mit der tiefen ESaite spielen, transponiert man den zugehörigen Kanal einfach um die gewünschte Anzahl Oktaven höher. Ohne Transpose sind Synthesizer und Saite ja gleich gestimmt.
Die Midi-Channels
Der Converter kann 8 Midi-Instrumente gleichzeitig mit verschiedenen Melodien versorgen. Jede Saite kann einen anderen Synthesizer ansteuern. Das macht sechs. Synthesizer Nr. 7 könnte nun zum Beispiel die im internen Sequenzer eingespeicherte Melodie wiedergeben und Nr. 8 ein ebenfalls eingegebenes Hold. Man muß natürlich nicht unbedingt acht Synthesizer anschließen. Das Ganze funktioniert auch mit einem einzigen Synthesizer. Doch es gilt die Regel: Je mehr Synthesizer angeschlossen sind, desto größer sind die Möglichkeiten. Welche Melodie über welchen Synthesizer wiedergegeben wird, kann man genau einstellen. Das ist wichtig, denn jeder Synthesizer ist ja auf einen anderen Klang eingestellt. Hat man acht verschiedene Synthesizer, kann man tatsächlich jedes dieser 8 Signale (Melodien) über einen eigenen Synthie wiedergeben. Die genaue Zuordnung bestimmt man mit den sogenannten Channels (Kanälen). Legt man etwa die tiefe ESaite auf Channel 1 und stellt den ersten Synthesizer auf denselben Kanal, spielt er automatisch mit der tiefen E-Saite mit. Dann programmiert man den zweiten Synthesizer etwa auf einen Trumpet-Sound und stellt ihn und die A-Saite auf Kanal 2. Alles, was man nun auf der A-Saite spielt, klingt mit Trumpet-Sound aus Synthesizer 2, alles, was man auf der tiefen E-Saite spielt, mit Slap Bass aus Synthesizer I. Dazu, ganz nach Belieben, der Originalton Pickup. Ganz einfach! Hat man nur einen Synthesizer, stellt man ihn und alle Saiten auf denselben Channel. Er spielt dann mit allen Saiten mit. Sensitivity und Dynamik
Auf der Frontplatte befinden sich ein Dynamik-Poti und sechs kleine Sensitivity- Regler. Mit dem Dynamik-Poti stellt man ein, wie stark die Anschlagsdynamik des Gitarrenspiels an die angeschlossenen Instrumente weitergegeben werden soll. Man kann so bei Bedarf schnell die Wiedergabedynamik aller angeschlossenen Instrumente mit einem Griff verändern. Selbstverständlich funktioniert dies nur in Verbindung mit Synthesizern, die über Anschlagsdynamik verfügen. Mit den Sensitivity-Reglern läßt sich die Empfindlichkeit einstellen, mit der der Converter die von den sechs einzelnen Piezo-Pickups kommenden Signale, weitergibt. So passt man quasi die Wiedergabelautstärke der einzelnen Saiten über die Synthesizer der eigenen Spielweise und den mechanischen Gegebenheiten des Pick ups an. Was wäre Gitarrensound ohne gezogene Saiten! Keyboards haben leider keine Saiten. Das Problem für den Converter ist, Keyboards so klingen zu lassen, als würden tatsächlich Saiten gezogen. Der Bedeutung dieser Sache entsprechend hat man drei verschiedene Modes bereitgestellt: Bend, Quantize und Trigger. Man hört den Unterschied am besten, wenn man eine Saite ganz langsam zieht. Im Bend Mode verhält sich der Synthesizer wie die Saite, der Ton geht stufenlos von oben nach unten mit und klingt langsam ab. Anders im Quantize Mode. In diesem Fall wird der Synthesizer nicht stufenlos, sondern in Halbtonschritten gezogen. Der Ton klingt dabei entsprechend dem eingestellten Decay ab, Anders wiederum der Trigger Mode. Genau wie im Quantize Mode wird jetzt auch in Halbtonschritten „gestuft“, zusätzlich aber bei jedem Halbtonschritt ein neues Triggersignal ausgegeben. Das heißt, der Synthesizer wird zu jedem Halbtonschritt von der Software neu angeschlagen. Auch ein interessanter Effekt. Das große Problem: Ein Gitarrist kann drei Saiten anschlagen und nur eine davon ziehen. Schließt man drei Synthesizer im Poly Mode an und ordnet jedem eine Saite zu, gibt es keine Probleme. Mit einem Mono Mode-Synthesizer geht das jedoch nicht. Zumindest bisher gibt es keinen, der einzelne Akkordtöne mit eigenen Pitch Bends wiedergeben könnte. Der Converter sendet zwar für jeden Akkordton eine eigene Pitch Bend-Information ab, aber kein Mono Mode-Synthesizer kann dies zum momentanen Zeitpunkt nachvollziehen. Auch dieses Problem hat man bei der Entwicklung des Converters berücksichtigt. Die Software überwacht im Bend Mode ständig alle sechs Saiten. Spielt man monophon ist alles o.k. Aber sobald zwei Töne angeschlagen werden, wechselt der Converter automatisch in den Quantize Mode. Werden also bei polyphonem Spiel Saiten gezogen, werden die Keyboards nicht stufenlos „gezogen“, sondern geben die nächstliegenden Halbtöne wieder.
Die Hold-Funktion Die Hold-Funktion arbeitet in allen Spiel~ Modes. Man gibt dem Converter über die Gitarre einen Ton oder Akkord ein, löst den Hold Mode mit dem Pedal aus, und schon spielt einer der angeschlossenen Synthesizer diesen Ton oder Akkord ewig weiter. Bleibt nur noch, auf der Gitarre zu diesem Fundament dazu zuspielen. Der Converter erkennt dabei automatisch, ob ein oder mehrere Synthesizer angeschlossen sind. Angenommen man hat einen Synthesizer angeschlossen, ihn und sämtliche Saiten auf Channel 1 gelegt. Man schlägt jetzt einen Akkord an und drückt das Hold-Pedal. Schon steht der Akkord auf dem Synthie, und das Gitarrenspiel klingt im Originalton. Hat man zwei Synthies angeschlossen, stellt man den ersten und alle Saiten auf Channel 1, den zweiten und das Hold auf Channel 2. Was passiert? Man spielt ein Solo auf Chanels, man hört den Original-Pickup-Sound gemischt mit dem Sound des Synthie 1.Nun drückt man, während der Akkord klingt, das Hold-Pedal und spielt den Akkord, der liegen bleiben soll. Dieser Anschlag wird vom Converter automatisch als Hold an Synthesizer 2 weitergegeben, der Akkord steht. Läßt man jetzt das Pedal wieder los und spielt das Solo weiter, klingt das Solo wieder im Originalton der Gitarre gemischt mit Synthie-Sound 1 weiter. Bei geschicktem Spiel kann man auf diese Weise sogar während des Solos die stehenden Begleitakkorde auswechseln. Drückt man das Hold-Pedal aber in einer Pause, also wenn kein Ton klingt, kann man das Solo zwischen zwei Synthesizern hin- und herschalten, was einem Sound wechsel während des Spiels gleichkommt.
Der Sequenzer
Im Converter ist ein polyphoner Sequenzer integriert. Das ist ein Melodienspeicher. Er merkt sich einfach alles, was auf den Saiten gespielt wird, und kann das dann automatisch über einen der angeschlossenen Synthesizer wieder abspielen, zyklisch, absolut exakt und ohne müde zu werden. Mit dem Pedal startet und stoppt man die Aufnahme. Im nächsten Moment klingt sie automatisch aus dem angeschlossenen Synthesizer wieder. Man kann nun sofort im Gitarrensound dazu spielen. Zirka 1000Töne haben im Speicher Platz. Auch gezogene Saiten werden natürlich registriert und in Pitch Bend-Informationen für den Synthesizer umgewandelt. Nach dem Ausschalten des Converters bleibt diese Sequenz übrigens im Speicher erhalten. Dies gilt auch für alle anderen ProgrammiereinsteIlungen des Geräts. Man muß also nicht jedesmal wieder von vorne beginnen. Im Speicher des Converters ist immer eine Factorysequenz vorhanden. Sie klingt nach einem Kaltstart aus dem Gerät auf den absoluten Ausgangszustand zurückgesetzt. Dabei gehen die eingespeicherten Programme verloren. Man führt so einen Kaltstart normalerweise nur durch, wenn man wirklich alle Einstellungen neu eingeben will. Schaltet man das Gerät mit dem Netzschalter ein, hat man damit einen sogenannten Warmstart durchgeführt. In diesem Fall werden Sequenz und Programme nicht gelöscht
Programmwechsel und Chain .
Die Programme der Synthesizer lassen sich direkt von der Eingabetastatur des Converters aus umschalten. Das ist natürlich sehr viel praktischer als das Umschalten direkt an den Synthesizern selbst. Diese Programmfernsteuerung kann auch auf einen bestimmten Ausgabekanal gelegt werden. Praktisch ist auch die Chain-Funktion. Mit ihr kann man eine Kette von maximal 32 Programm nummern speichern und der Reihe nach über einen Fußschalter durchschalten. Automatisch wechseln dann die Programme des oder der (Mode und Channel!) angeschlossenen Synthesizer. Das spart während des Gigs natürlich einen Haufen Arbeit.
Die Pedale
Drei Pedale gehören zum Converter. Pedal 1 besitzt eine Doppelfunktion. Ist der Sequenzer ausgeschaltet, kann man damit den Converter vom Midi-Bus abtrennen. Er empfängt dann keine Midi-Signale mehr und gibt auch keine ab, ist also quasi abgeschaltet, es klingt nur der Gitarren-Sound. Ist die Sequenzertaste gedrückt, beginnen die zwei LEDs zu blinken, die den Wartezustand des Converters signalisieren. Er erwartet die Sequenz, die er speichern soll. Man kann nun auf der Gitarre spielen als sei nichts. In dem Moment, in dem man jedoch Pedal 1drückt, wird die Sequenz aufgenommen. Drückt man nochmal, geht der Sequenzer vom Aufnahme- in den Wiedergabemodus. Pedal Nr. 2 dient zum Auslösen der Hold- Funktion, Pedal Nr. 3 zum ferngesteuerten Wechseln der Programme (Chain).
Zusammenfassung
Nachdem also Keyboarder schon lange und Drummer gerade verkabelt wurden, sind nun die Gitarristen an der Reihe. Das Endziel, die total „midisierte“ Band ist damit nicht mehr fern. Tatsächlich eröffnet der Shadow Guitar To Midi Converter jedem Gitarristen absolut neue Perspektiven. So neu, das momentan, so glaube ich, die tatsächlichen Auswirkungen dieses Gerätes auf die Musik und die Bandzusammensetzungen noch gar nicht ganz vorhersehbar sind. Gitarristen werden demnächst „ihren Gitarren“ Sounds entlocken, die bisher einzig Domäne der Keyboarder waren. Und da ein Gitarrist sechs Saiten gleichzeitig bedienen kann, der Keyboarder aber höchstens zwei Manuale seines Masterkeyboards, möchte ich als Keyboarder nicht mehr unbedingt mit jedem Gitarristen ein Live-Match aufnehmen. Das Gerät ist zum Preis von unter 2000,- DM hervorragend konzipiert und einfach zu bedienen. Sicher Midi-Gitarren gibt es schon. Aber bisher kam kein System mit jeder Elektro-Gitarre, geschweige denn mit einer akustischen Gitarre zurecht. Damit kommt der Gitarrist nicht nur voll in den Genuss aller mittlerweile „midisierten“ Keyboards, Drum Machines und Sequenzer, sondern kann sie überdies von seiner gewohnten, eigenen Gitarre aus spielen, ohne dabei auf den ganz eigenen, spezifischen Sound der gewohnten Pickups verzichten zu müssen. Richard Aicher
Die Entwicklung
Der Ungar Andras Szalay ist Entwickler I des Shadow Guitar To Midi Converters. I Hier in Kürze die Story zur Entwicklungsgeschichte des Gerätes und Entwicklers. I Eines der Highlights der Frankfurter Musikmesse von 1984 stellte in meinen Augen das Notewriter-Programm Szalays dar. Die Bedeutung des Programms wurde damals in der zuständigen Fachpresse jedoch fast völlig übersehen, obwohl es damals schon auf einem Keyboard eingespielte oder auch gesungene Sequenzen direkt in Notation am Bildschirm wandeln konnte. Das einzige Manko: Es arbeitete mit dem SincIair Spectrum Computer, der hierzulande nicht gerade der große Renner war. Die Folge: Die I Software. verschwand in der Versenkung. Trotzdem hatte sich die .Entwicklungszeit für Szalay gelohnt. Denn in diesem Notewriter-Programm waren bereits die I mathematischen Zusammenhänge versteckt, die den Guitar To Midi Converter möglich machten. Szalay ließ sich von diesem Fehlschlag I nicht irritieren. Seine Antwort: noch intensivere Arbeit. Nach weiteren sechs Monaten Arbeit war der Guitar To Midi Converter fertig. Es ist selbstverständlich kein Zufall, dass ausgerechnet ein Mann wie Szalay dieses Gerät entwickeln konnte. Er ist „nicht nur“ Physiker, sondern gleichermaßen Musiker und Software-Spezialist. I Bereits 1971konstruierte und baute er gemeinsam mit seinem Bruder seinen ersten Synthesizer. „Als ich mit der Entwicklung dieses Geräts begann, hatte ich noch nie einen Synthesizer gesehen. Aber ich hatte gerade einen gehört. Auf einer Platte von Emerson, Lake und Palme..:‘ 1975 wurde dann die progressive …Elektronikrock-Formation Panta Rhei gegründet. Szalay sorgte darin für das nötige Bassfundament und die zu dieser Zeit noch ungewöhnlichen Elektronik-Effekte. Die ersten selbstgebauten Sequenzer und Synthesizer standen auf der Bühne. In dieser Zeit entstand die LP Panta Rhei. 1981 begann dann der Story dritter Teil. Szalay kaufte sich auf einer England-Tour einen der ersten SincIair ZX-81 Computer. Bereits ein Jahr später war der Muzix Composer, sein erstes Computer-gesteuertes Sequenzer-System fertig. Zu dieser Zeit löste sich Panta Rhei auf. Was lag näher, als die scheidenden Mitglieder durch den Computer zu ersetzen? 1982traf Szalay auf die in Ungarn als Top-Band zählende Gruppe Omega. Szalay unterstützte von nun an die Band bei Live Gigs und Studio-Sessions mit den nötigen Electronics. Szalay knüpfte die ersten Kontakte in den Westen. „Wir durften auf der Musikmesse ’83 in Frankfurt in einem Eck am Stand von Studiosound + Music demonstrieren:‘ Wiegesagt – der große Durchbruch gelang nicht. Auch nicht, als knapp ein dreiviertel Jahr später der Muzix Sampler folgte. „Wir waren damals mit dem Composer zu früh am Markt. Kein Musiker wusste zu diesem Zeitpunkt überhaupt, dass man mit Computern auch Musik machen kann:‘ Allerdings muß man wohl auch dem zwar billigen, aber für die Musik nicht gerade optimalen ZX-81 die.8chuld für den schnellen Untergang des höchst innovativen Muzix Samplers zuschieben. Der Guitar To Midi Converter wird weltweit von der Firma Shadow vertrieben. Szalay wechselt seinen Wohnsitz von Ungarn nach Erlangen, wo er demnächst von als Entwickler für Shadow arbeiten wird. Richard Aicher
Der erste Erfahrungsbericht
An dieser Stelle soll das Gerät auch einmal vom Standpunkt des „normalen“ Gitarristen, der ja in der Regel kein Computerspezialist ist, beleuchtet werden. Wie sieht es mit der praktischen Anwendung aus bzw., wie ist die Handhabung, wie spielt es sich mit dem Shadow Guitar To Midi Converter? Da ein Prototyp des Geräts vorerst nur für einen kurzen Zeitraum zur Verfügung stand, kann und soll dies kein endgültiger Testbericht im üblichen Sinne werden. Ein Test über einen längeren Zeitraum und ein Erfahrungsbericht werden aber selbstverständlich folgen. Hier sind also erste Eindrücke vom Shadow Converter.
Acoustics und E-Gitarren
Eine bahnbrechende Neuerung ist die Tatsache, dass jede beliebige Gitarre verwendet werden kann, sei es Electro- oder Acoustic-Gitarre. Das von Shadow neu entwickelte (und patentierte) piezo-keramische Tonabnehmersystem ist bei ein bisschen handwerklicher Begabung leicht selbst zu montieren. Für E-Gitarren mit Strat-artiger Bauweise gibt es Replacement-Einzelbridges und auch einen kompletten Steg (Schall er), worin die sechs Piezo-Pickups integriert sind. Für Les Paul-ähnliche Gitarren ist eine spezielle Stegeinlage mit Röllchen geplant. Für die Montage des Systems sind somit kaum Holzarbeiten erforderlich, abgesehen von der Öffnung für die 37-Pin Ausgangsbuchse und zwei kleinen Schrauben für die Befestigung der zusätzlich noch aufgeklebten Remote Control. Die Fernbedienung wird auch in einer separaten Box (zum Befestigen am Gürtel, Trageband, Microstativ oder ähnlichem) erhältlich sein. Da der Piezopickup nicht nur den Converter ansteuert, sondern auch einen eigenständigen Tonabnehmer darstellt, wird auf der Gitarre zusätzlich ein kleines Poti für dessen Lautstärkeregelung angebracht. Die übrige Gitarrenelektronik wird hiervon nicht berührt. Für die Montage auf Acoustic-Gitarren (sowohl Western- als auch Konzertgitarren) wird einfach die Stegeinlage ausgetauscht. Allerdings ist das Bohren von sechs kleinen Löchern (mit Hilfe einer beigefügten Schablone) erforderlich, durch die die Anschlüsse der Einzeltonabnehmer in das Innere des Instruments und somit zur Remote Control (wird in der oberen Zarge befestigt) bzw. Ausgangsbuchse (unterhalb des Endknopfes) gelangen. Ansonsten gilt das für EGitarren Gesagte.
Der Stimmvorgang
Bevor man beginnt, mit dem Gerät zu arbeiten, wird die Gitarre zunächst auf herkömmliche Art und Weise gestimmt (A = 440 Hz). Da jeder Gitarrist einen anderen Anschlag hat, muß man die Empfindlichkeit mit Hilfe von sechs Trim-Potis am Converter einstellen. Ist dies einmal geschehen, stimmt man das Instrument in Zukunft mit dem im Gerät eingebauten Tuner. Dazu drückt man auf der Remote Control den Knopf „Funktion“ einmal. Sofort stellt sich der Computer auf die Stimmung der Gitarre ein, sobald man die A-Saite anschlägt. Das Gerät toleriert eine Abweichung von + 1- zwei Halbtönen von der normalen Stimmung. Drückt man zweimal auf „Funktion“, arbeitet das Gerät wie ein normaler Tuner. Die Abweichung von der richtigen Stimmung wird auf dem Display in Cent angezeigt. Zahlen mit Punkt bedeuten, der Ton ist zu tief. Ist der Ton zu hoch, leuchten Zahlen ohne Punkt auf. Bei richtiger Stimmung leuchten entweder zwei waagerechte Striche oder zweimal die ,,0″ auf. Nach jedem Stimmvorgang muß wieder die „Mode“- Taste gedrückt werden. Soviel zum Thema Stimmen. Thema Spielweise Da man ja auf dem eigenen, gewohnten Instrument spielt, braucht man sich zunächst gar nicht großartig umzustellen. Die Ansprache ist hervorragend, vorausgesetzt die 1tim-Potis sind richtig eingestellt. Auch die sogenannten ,,1tacking’~Probleme (einmal Anschlagen ergibt mehrere Töne hintereinander), tritt hier nicht auf. Was aber auftritt, ist eine geringfügige Verzögerung, die bei den hohen Saiten mit etwa 10 m/sec kaum ins Gewicht fällt, bei den tieferen Saiten mit bis zu 30 m/sec aber schon hörbar wird. Diese Verzögerungszeit ist aber unvermeidlich (aufgrund der größeren Amplitude bei den tieferen Tönen) und durchaus Midi-Standard, habe ich mir sagen lassen. In der Praxis kann das so aussehen, dass das Gerät bei sehr schnellem Spielen die Töne einfach nicht mehr „verdaut“. Bei vielen Synthie-Sounds wie z.B. Streicherteppichen mit einer gewissen Decay-, also Anfangs- und Abfallzeit ist schnelles Spielen aber sowieso nicht angesagt, sie eignen sich einfach nicht dafür. Mit diesen Dingen lernt man aber schnell umzugehen und kann sich darauf einstellen. Ein anderes Thema: Beim Solospiel tritt positiverweise kein Übersprechen der einzelnen Saiten auf, eine große Verbesserung gegenüber bisherigem Standard. Übrigens Solospiel: Eine Gitarre ist, wie jeder weiß, ein Instrument, bei dem man die Töne (sprich Saiten) ziehen kann. Bei verschiedenen anderen Instrumenten, deren Sounds mit Synthesizern kopiert werden, wie z.B. Piano, ist dies nicht möglich. Dieser Tatsache hat man Rechnung getragen. Auf der Remote Control gibt es drei Taster mit den Bezeichnungen „Bend“, „Quantize“ und „Trigger“. Hat man z.B. einen Pianosound am Synthie eingestellt und zieht auf der Gitarre beispielsweise auf der H-Saite das G zum A, so wird – bei vorherigem Drücken der „Trigger’~ Taste – dieser Ganzton in Halbtöne aufgeschlüsselt, in G, Gis und A also. Das Gleiche gilt für Glissandos. Bei Drücken der Taste „Bend“ passiert genau das Gegenteil, der Ton kann gleichmäßig „angezogen“ werden. Die Taste „Quantize“ stellt eine Art Mittelding zwischen Trigger und Bend-Mode dar. Es sind sowohl der gezogene Ton, als auch die Halbtonschritte hörbar.
Zusammenfassung
Das vorab zum Thema Spieltechniken. Zum sehr komplexen Thema Sounds und Anwendungsbereiche wird, wie schon erwähnt, ein weiterer Bericht folgen. Soviel steht aber jetzt schon fest: Der Shadow Guitar To Midi Converter für Gitarre ist eine bahnbrechende Innovation auf dem Musiksektor. Vielleicht ein Anlass dafür, daß sich auch Puristen unter den Gitarreros ein bisschen mit Synthesizertechnologie und Midi befassen, und an der Computerabteilung im Musikgeschäft endlich nicht mehr verschämten Blickes vorbeigehen müssen. Charly Braun
Artikel von Richard Aicher – erschienen in Computer Persönlich, Ausgabe 4 vom 5.2. 1985
Im Bereich der Homecomputer-Musik läßt sich mit den etablierten Computern sicher nicht mehr allzu viel Neues entwickeln. Für alle gängigen Systeme gibt es mittlerweile Musik-Software. So ausgerüstet lassen sich mehr oder weniger komfortable Klänge, Geräusche, Melodien und sogar ganze Kompositionen in den Computer eintippen und abspielen. Die Grenzen liegen eindeutig an der Hardware. Der SID-Chip besitzt erstaunliche Fähigkeiten, aber der C 64wurde nicht als »Musik-Maschine« entwickelt, sondern eben als »musikalischer« Computer. Theoretisch wäre es nicht sehr kompliziert, den C 64mit weiteren zusätzlichen Soundmodulen zu bestücken. So ließen sich wenigstens mehr als drei Stimmen produzieren. Doch die sind für sinnvolle musikalische Anwendungen einfach zu wenig. Dann ließen sich die diversen Klaviaturen, die mittlerweile für den Commodore entwickelt wurden, sinnvoller nutzen. Doch der Klang? Neue Impulse im Bereich der Musik mit Sound-Chips kommen momentan aus dem Bereich der MSXComputer. Denn was passiert, wenn ein japanischer Computerhersteller, dessen Unternehmen gleichzeitig eines der erfolgreichsten der Musikindustrie ist, einen neuen Computer entwickelt? Die Vermutung bestätigt sich: Das Gerät wird ein Musik-Computer. So geschehen mit dem MSX-Computer von Yamaha. Vor kurzem machte Yamaha mit der Entwicklung des ersten FM-Synthesizers (Klangsynthese nach dem Verfahren der Frequenz- Modulation), der DX-Serie Furore. Das Gerät wurde ein Hit. KeinWunder, der Sound und die Fähigkeiten des Synthesizer waren in dieser Preisklasse bisher nicht zu bekommen. Yamaha ging einen Schritt weiter und verkleinerte einen Synthesizer der DX-Serie, den DX-9, auf die Größe einer Zigarettenschachtel, bei gleicher Soundqualität. Das Yamaha-Klang-Modul war geboren. Natürlich paßt es in den Modulschacht des Yamaha MSX-Rechners. Und, es verwundert niemanden, auch die passende Musiksoftware hatte man parat. Der erste vollmusikertaugliche Homecomputer mit überragender Soundqualität heißt Yamaha CX 5 M. Ob sich dieses System mehr auf dem Musiksektor durchsetzen wird, für den dieser Computer von Yamaha konzipiert wurde oder bei musikinteressierten Computerfreaks, bleibt abzuwarten. Mit billigen LCD-Groß Displays wäre es sinnvoller, den Computer samt Display in das Keyboard selbst zu integrieren. Dies erspart viel Transport und verkabelungs Probleme. Jeder moderne Synthesizer ist sowieso bereits mit mehreren Prozessoren bestückt. Das MIDI-System hat sich innerhalb kürzester Zeit fest etabliert. In London gibt es mittlerweile drei MIDI-Recordingstudios. In London hat sich jedoch kürzlich ebenfalls eine Vereinigung arbeitsloser Studiomusiker gebildet, die gegen den weiteren Einsatz von Computern in Tonstudios protestieren. „Computer machen uns arbeitslos“, meinen sie. „Computer spielen präziser, zu jederzeit und liefern den optimalen Sound gleich mit“, kontern die Studios. Stein des Anstoßes sind hier natürlich nicht musikalische Home Computer. Sondern Spitzenmusik Systeme wie Fairlight und Synclavier. Sie machen mit ausgefeilter Sampling Technik und Bedien Software nicht nur den Studiomusiker arbeitslos, sondern den Tonmeister gleich mit. Doch bei aller Achtung vor Spitzenmusik Computer, eine gespielte Geige bietet ungleich mehr Nuancen und ein guter Musiker spielt sie mit so viel mehr Ausdruck, Spontanität und Gefühl, das zumindest auf viele Jahrzehnte hinaus natürliche Instrumente nicht von Computern ersetzt werden. Aber es ist ein neuer Musikertypus hinzugewachsen: der Computermusiker. und ein neues Instrument ist gleichberechtigt neben die althergebrachten getreten und das billiger! Mit Sicherheit gibt es in nicht allzu weiter Ferne ein Gerät mit dem Potential eines heutigen Fairlights nicht für hunderttausend sondern vielleicht 7000 Mark im Musik Geschäft an der Ecke zu kaufen Richard Aicher Ausgabe 4 vom 6. 2. 85
IMA, die Internationale MIDI Association bietet Mitgliedschaft an
Alle an der Entwicklung des MIDI-Systems Interessierte, können in der International Midi Association (IMA) Mitglied werden. Die IMA ist eine nichtkommerzielle Einrichtung. Sie verfügt über sämtliche Informationen zum aktuellen Stand des MIDI-Geschehens. Die Gesellschaft versucht, ein weltweites Forum des Gedankenaustausches zu sein. Die Mitglieder unterteilt man in drei Gruppen: Hersteller, Händler und Anwender. Für jede Kategorie werden spezifisch zugeschnittene Informationen angeboten.
Der Mitgliedsbeitrag beläuft sich für Anwender auf jährlich 40 Dollar, zuzüglich 5 Dollar Postgebühren. Dafür erhält man das »MIDI Specification Manual« kostenlos. Diese Fundgrube für MIDI-Technik-Freaks kann man auch als Nichtmitglied, zum Preis von 10 Dollar zuzüglich 5 Dollar Postgebühren, beziehen.
Daneben existieren noch eine Reihe anderer interessanter Angebote, die Mitglieder kostenlos oder zumindest ermäßigt erhalten. Zum Beispiel, das monatlich erscheinende »IMA Bulletin« vollgepackt mit den allerneuesten Informationen zum MIDI-Standard, Produktinformationen, Kontaktadressen anderer Mitglieder, Seminarpläne und Termine, der 36 mal jährlich erscheinende »IMA Update Service« und jährlich herausgegebene »IMA Sourcer« mit Nachrichten über MIDI Equipment.
Detailliertere Informationen bietet die »IMA Membership Information Brouchure«. Diese erhält man über:
IMA — The International MIDI Association, 8426 Vine Valley Drive, Sun Valley, CA 91352