/embed
Interview: Richard Aicher, A Life Full Of Synthesizers – Teil 1
Live Electronic Music & Graphic Design & Photography
In meinen Klanginstallationen versuche ich einen Raum sowohl optisch als auch klanglich über einen unbestimmt langen Zeitraum zu gestalten. Ob es sich nun letztlich hierbei um eine Annäherung der Musik an die Bildende Kunst oder umgekehrt die Integration auditiver Elemente in die Skulptur handelt, spielt für mich untergeordnete Rolle. Die Klanginstallationen beinhalten stets eine zeitliche´ als auch räumliche Organisation der Klänge. Die grosse Vielzahl der verwendeten Wiedergabe-Systeme spielt dabei entscheidenden Einfluss auf die Wirkung meiner Installationen. Momentan arbeite ich an einer Installation mit 24 im Raum verteilten Stereo-Systemen. Nur durch diese grosse Vielzahl entsteht meines Erachtens im Hörer tatsächlich auch der Eindruck, einen echten Klangraum zu durchschreiten.
Wie schon erwähnt, ist für mich die optische Gestaltung des Klang-Raumes mindestens ebenso wichtig wie die akustische. Die Wiedergabesysteme sind deshalb stets „Skulpturen“, mit bestimmter thematisch angepasster Erscheinungsform und auf den Raum oder die Thematik der Installation bezogener räumlicher Position.
Meine erste Klanginstallation im Jahr 1987 bestand aus vier grossformatigen Copy-Art Bilder, mit daran befestigten Cassettenrecordern, die in einem der ersten damals erhältlichen Sampler erzeugte Sprachfetzen endlos von Bandschleifen abspielten. Vorreiter der heutigen sogenannten Loops. Diese Audio-Loopos wiederholten sich auf den Bildern in Form von endlos kopierten Bild-Loops. In der im Jahre 2003 aufgeführten Klanginstallation „No Comment“ sorgten in übermannsgrosse Kreuze eingebaute Blaster für den Klang. Die Kreuze standen symbolhaft für das vom Krieg im Irak über die Bevölkerung gebrachte Leid, die Klänge Kriegsgeräusche von der Front. Mit selbst sichtbarer Bestandteil der Skulptur wurden die Blaster bei Water World. Die Klang-Skulptur bestand hier aus einem grossen Doppelkreuz, in den Farben des „Wassers“ lackiert, auf dem die Blaster in strenger Ausrichtung nach den vier Himmelsrichtungen montiert waren und Wasserklänge von verschiedensten Kontinenten wiedergaben. Die „Digital Totems“ sind in streng geometrischer Ausrichtung über eine 12 x 12 m grosse Fläche verteilte Anordnung von“Computer-Totems“ anachronistisch mit „monitorgepixelten“ Bildschirmgrafiken der 80er Jahre bezogen und unsichtbar integrierten Audiosystemen.
Im Normalfall handelt es sich bei meinen Installationen um Klangabläufe mit nicht begrenzter Erlebniszeit. Zur Vernissage wird die reine „Klanginstallation“ zur einer „Konzertinstallation“ mit „Happening-Charakter und Miteinbeziehung des Publikums. Sei es dass das anwesende Publikum in einer Klangwanderung zunächst von einem Trefflpunkt zum eigentlichen Ort der Installation geführt wird oder die statische Klanginstallation durch Live-Spieler ergänzt wird, die sich mit am Körper montierten Audiosystemen und mitgeführten elektronischen Klangerzeugern im Installationsraum frei bewegen und so eine zusätzliche mobile Klangkomponente mit ins „Spiel“ bringen. Beispiel hierfür die im Sommer 2004 uraufgeführte Klanginstallation Water World, bei zu Beginn der Vernissage gemeinsam mit dem Publikum “Wasser” vom “Monopteros” zum nahegelegenen Installationsort, der Orangerie im englischen Garten in München transportiert und dort symbolisch an die Installation übergeben wurde.