Ein vielseitiger Spezialist
Richard Aichers Projekte entstehen am Computer
„Mein Beruf? Ich bin ein kreativer Computeranwender. Ein Medienkünstler und alle Projekte• haben mit Computern zu tun.“ Richard Aicher ist es gewöhnt, dass niemand auf Anhieb versteht, was er damit meint. „Wissen Sie, ich bin halt einfach Künstler.“ Er grinst und beginnt mit einer ausführlichen Erklärung.
Bis zum Vordiplom studiert Aicher Chemie.
„Dann bin ich in die Elektronikgerutscht“. Der ex-perimentierfreu-dige Jugendliche macht sich selbstständig. Er baut Synthesizer und Anfang der achtziger Jahre produziert er bereits elektronische Musik. Als Music Instrument Digital Interface Computer (MIDI) auf den Markt kommen, entwickelt
sich Aicher zum Spezialisten für Kommunikation zwischen elektronischen Musikinstrumenten. Er habe im Münchner Raum so ein Art Monopolstellung gehabt, erinnert sich Aieher. Sieben Jahre schreibt er als Fachjournalist für den Bergkirchner Verlag PPV Medien, außerdem Bücher über Musik und Computer. Dann fehlt ihm das kreative Arbeiten.
Wie gerufen kommt eine Anfrage vom Music-Shop in München, ob Aicher nicht als Kundenberater arbeiten wolle. Sechs Jahre berät er professionelle Bands beim Kauf ihrer Ausrüstung. Nebenbei engagieren ihn Computerfirmen. Für diese macht er auf Messen mit dem Computer erzeugte, elektronische Musik. An Volkshochschulen gibt er Workshops.
Die eigene Musikproduktion läuft parallel. Aicher hat eine Band namens Weltklang. Das Projekt „ Moving Elektronic“ in der langen Nacht der Musik in München ist ein Höhepunkt. Mit Starwars-Helm auf dem
Kopf und Ghettoblaster um den Hals zieht Aicher durch die Innenstadt. Es folgt die Klangausstellung Waterworld in der Orangerie und eine Klanginstallation gegen den Irak-Krieg an der Musikhochschule.
„Ich habe immer Glück und kann von dem leben, was mir Spaß macht“,
sagt der 55-Jährige. Aber zwischen den Projekten liegen oft Durststrecken, das Geld ist knapp. Kein Problem für den vielseitigen Künstler. Er veranstaltet den Karlsf ei-der Künstlermarkt und arbeitet als Graphiker für den MusicShop im OEZ. Außerdem hat er die Graphik für das KarlsfeldGesellschaftsspiel entworfen.
Richard Aicher würde niemals seine künstlerische Freiheit aufgeben. Er wohnt seit zehn Jahren in Karlsfeld und arbeitet derzeit an einem Bildband über Türen. Dafür fotografiert er Häuserfassaden auf der ganzen Welt.
Alexandra Lindinger
Richard Aicher, Medienkünstler. Foto: Heil