Auf der British Music Fair in London präsentierte Sequential das neue Studio 440 Drums Sampling Sequenzer. Es bietet 12-Bit Sampling, 4x 8 User-Definable Sample-Sounds, und einen Sequenzer mit 40000 Noten Speicherkapazität, 32 Midi-Channels synchronisierbar über Midi-Timecode und SMPTE.
Obwohl es sich bei dem Gerät noch um einen Prototypen handelte, ließ sich jedoch schon hier feststellen, dass Sequential mit diesem „High End Produkt wieder eindeutig auf den professionellen Studiobereich zielt.
Midi-Recording-Spezialisten, die etwas auf sich halten, programmieren selbstverständlich auch die Drum-Patterns über den Midi-Sequenzer bzw ihr Computer/Recordingsoftware- System. Der Vorteil: Sämtliche Steuerinformationen, also die für das Keyboard-System und die für die Drummaschine, kommen von ein und derselben Quelle. An der Drummaschine muss nicht erst der richtige Song gesucht oder der zugehörige Memory-Satz geladen werden,denn auf diese Weise kommt der komplette Song auf Anhieb richtig aus dem einen Arbeitsspeicher.
Feature von Richard Aicher. Veröffentlicht im SOUND CHECK Musikmagazin, März 1986.
Jetzt ist sie also da, die erste Drum Machine mit Samplingoption im „Low Cost‘! Bereich, sie stammt von Casio und nennt sich RZ-l. Das Panel ist in drei Bereiche geteilt. Im oberen befinden sich 8 Level Schieberegler für Tom I, 2 und 3, Bass Drum, Rimshot / Snare, Open Hi-Hat / Closed Hi-Hat, Claps / Ride und. Cowbell / Crash sowie Sample 1/2 und Sample 3/4. Insgesamt lassen sich also 10Instrumente bzw. Kombinationen ‚von 2en getrennt regeln. Dieselben Instrumente bzw. Kombinationen verfügen auch je über einen separaten Output an der Rückseite des RZ-l. Leider können auch die vier Samples nicht getrennt, sondern nur kombiniert abgenommen werden (1 mit 2 und 3 mit 4). Zwei weitere Schieberegler, einer für das Sampling-Level (Aussteuerung) qnd einer für das Master, schließen den Reglerbereich ab. Im mittleren Bereich des RZ-I befinden sich sämtliche Funktionsschalter und.das türkisblau beleuchtete LCD-Display, ,das hiermit nun auch bei Casio Einzug hält. Es ist sowohl im Hellen als auch Dunkeln, also in allen musikalischen Lebenslagen, hervorragend lesbar und stellt damit einen wesentlichen Fortschritt im Vergleich zu den bisher eingesetzten, unbeleuchteten LCD-Displays, dar. Im unteren Panel-Bereich sind die Switches für Start / Stop, Continue Start, Accent und Mute, sowie die 10 Instrumente- Trigger, und die vier Sample-Triggerschalter angebracht.
Die Sounds
Das RZ-I verfügt über 12 fest installierte PCM-Sounds: Bass Drum, Snare, drei Toms, Rimshot, Open und Closed Hi-Hat, Claps, Ride, Cowbell und Crash. Zusätzlich lassen sich vier eigene Sounds samplen: Sample I, 2, 3 und 4. Alle Sounds klingen sehr an natürlichen Drums orientiert. Keine Simmons-Tom-Imitationen, sondern das Origina1-Set der 70er Jahre erwacht hier wieder zum Leben. Die Bass besitzt in meinen Ohren zu wenig Druck, die Snare ist kräftig, aber nicht sehr modern. Besser gefallen mir die beiden Hi-Hats, sowie Ride und Crash. Allerdings ist das Crash auch hier, wie bei den meisten anderen Drum Machines, sehr kurz. Die Claps haben viel Mühe, den Hörer von echten Hand-Claps zu überzeugen. Guten Durchschnitt schließlich bilden Cowbell und Rimshot.
Während man nun jedoch bei anderen Drum Machines mit den internen Sounds zufrieden sein muß, geht’s hier eigentlich damit erst los. Die Samplingoption macht’s möglich. Die Snare zu brav? Kein Problem, dann sampled man sich halt eine eigene. Und wem das immer noch nicht reicht, der hat noch drei weitere Samples für eigene, tierische Soundkreationen zur Wahl. Auch längere Crashs stellen nun kein Problem mehr dar. Die vier Sample-Speicherbereiche lassen sich nämlich entweder paarweise oder alle vier zusammen aneinanderhängen. Da jeder Sample-Speicher 0,2 Sec Sound fasst, lassen sich also entweder vier Sounds a 0,2 Sec, zwei Sounds a 0,4 Sec, oder ein Sound mit 0.8 Sec speichern. Im Normalfall beträgt die Sampling Rate laut Casio 20 kHz, das heißt, der wiedergegebene Frequenzbereich beträgt zirka 10 kHz. Dafür ist die Qualität der Samples erstaunlich. Probleme ergaben sich beim Test lediglich im tiefen Bass- sowie im Hochtonbereich. Da lassen sich Digitalisierungsgeräusche vernehmen. Doch mit demselben Problem kämpfen auch wesentlich teurere Sampler.
Die vier Sample-Sounds können leider nicht alle zusammen gleichzeitig gespielt werden. Sample I kann nie zusammen mit Sample 2 und Sample 3 nie zusammen mit Sample 4 klingen. Das ist bei der Speicherorganisation des RZ-I nicht möglich. Setzt man im Play Mode doch eine „verbotene“ Kombination auf einen Step, also etwa I mit 2, dann wird der zuletzt eingegebene Sample gespielt, der andere unterdrückt. Die Aufnahme der Samples ist ein Kinderspiel. Der Input Jack für das Sample- Signal befindet sich auf der Rückseite des RZ-l. Mit einem Switch läßt sich der Input wahlweise auf Mikrofon oder Line-Empfindlichkeit schalten. Als nächstes steuert man mit dem Samplinglevel-Regler das Signal optimal aus. Eine Signal-LED zeigt eventuelle Übersteuerungen an. Durch gleichzeitiges Drücken des blauen Sample- Switches unterhalb des Displays und des entsprechenden Sample 1l“iggerSwitches (je nach gewünschtem Sample, 1- 4) bringt man jetzt das RZ-I in den Sampling- Aufnahmemodus. Lässt man die Switches wieder los, erscheint im Display der Hinweis „Sample“ und die Nummer des angewählten Samples. Das RZ-l befindet sich nun im Sampling-Standby.
Sobald ein Signal am Input erscheint, triggert der Sampler automatisch und nimmt es auf, bis der Speicher voll ist. Dann erscheint im Display der Hinweis “ Sample O.K:“, der Sampler geht in den Play Mode über, der Sample kann getestet werden. Er steht nun sofort für alle Patterns zur Verfügung. Für längere Sounds verbindet man die Sample-Speicher. Man kann entweder Sample 1 mit 2 bzw. 3 mit 4 verknüpfen, das ergibt je 0.4 Sec Sampling Time. Oder alle vier Samples zu einem Sample von 0.8 Sec Dauer. Auch dieser Vorgang ist narrensicher einzugeben. Überhaupt wurde bei dieser Drum Machine sehr viel Wert auf Bedienkomfort gelegt.
Sind die Samples einmal im RZ-l, lassen sie sich als Daten auf Tape sichern. Eine Verify-Option gestattet die Überprüfung auf Fehlerfreiheit. Umgekehrt lassen sich die Sounddaten selbstverständlich auch wieder vom ‚Tape-In das RZ-l 1aden. Es werden hierbei immer alle vier Samples auf einmal übertragen. Casio liefert voraussichtlich eine Cassette mit 96 analog aufgezeichneten Drum-Sounds zum Einladen ,in das RZ-l. Man spielt sie hierzu einfach vom ‚Taperecorder in den Sample-Input. Dank des Auto-Triggers geht das ziemlich problemlos. Auf der Rückseite des RZ-l sind zwei Tone Control-Potis angebracht. Sie wirken als einfacher Filter. Der eine beeinflusst Sample I und 2, der andere Sample 3 und 4. Mit diesen Tone Control-Potis kann man den Sample von unerwünschten Nebengeräuschen befreien, einen eventuell mit gesampelten Rauschanteil etwas ausfiltern, oder eben einfach, sofern am Mixer keine Klangregelung vorhanden ist, den Klang an das eigene Equipment anpassen.
Die Modes
Das RZ-l verfügt über sieben Modes: Pattern Play und Pattern Record, Song Play und Song Edit, Sampling, MT (Tape Memory) und den Midi Function Mode. Im Pattern Record Mode nimmt man Patterns auf, entweder in Realtime oder Step by Step. Bis zu hundert Patterns lassen sich speichern. Aus diesen lassen sich im Song Edit Mode bis zu 20 Songs bilden. Jeder Song kann maximal 100 Pattern-Steps lang sein.
Im Sampling Mode lassen sich, wie schon beschrieben, vier eigene Samples aufnehmen. Der MT Mode dient zum Sichern der Patterns, Songs und Sample-Sounds auf Tape. Für die Aufnahme und Wiedergabe stehen insgesamt 10 Funktionen bereit, die über 7 Funktionsschalter angewählt werden können. Sie sind in einer 2 x 5 Matrix angeordnet. Und das macht die Bedienung des RZ-l besonders einfach. In‘ jedem Kreuzpunkt einer Zeile mit einer Spalte des Matrixfeldes steht die zugehörige Funktion aufgedruckt. So weiß man immer sofort, welche beiden Switches zu drücken sind, damit eine bestimmte Option läuft. Mit dem Song Pattern Key in der oberen Matrixzeile wählt man die 5 Songfunktionen, Edit, Delete, Insert, Chain und Reset Copy, an. Der Pattern Key in der unteren Matrixzeile dient zum Aufrufen der Pattern-Funktionen Record, Delete, Auto Compensate, Beat und Reset / Copy. Neben Song- und Pattern-Switch befindet sich jeweils eine Signal-LED. Im Play Mode leuchtet sie bei gewähltem Switch grün, im Record Mode rot.
Wie nimmt man ein Pattern auf? Zunächst wählt man über die Telefontastatur rechts neben dem Panel, das gewünschte Pattern an. 99 stehen zur Verfügung. Dann drückt man den.Pattern-Switch und anschließend den, Switch unterhalb der gewünschten Funktion. Im Display erscheint augenblicklich die zugehörige Meldung. Über die beiden Value Switches kann man nun entweder mit „No“ die Funktion stornieren oder mit“Yes“ anwählen. Im Pattern Record Mode nimmt man entweder in Realtime auf oder Step by Step. Im ersten .Falle drückt .man lediglich den Startschalter, der Click ertönt, und ab sofort wird jeder Schlag auf einen Instrument-Trigger-Button gespeichert. Die Buttons erscheinen auf den ersten Blick sehr wackelig, erweisen sich jedoch bei der Arbeitals sehr gut „zu spielen“. Beim Einspielen von Hand registriert das RZ-l keine kontinuierlichen Dynamik. Informationen. Lediglich mit dem Accent und Mute Button lassen sich die Schläge gegenüber dem Normalwert lauter bzw. leiser eingeben. Drückt man gleichzeitig auf Instrument und Accent, wird der Schlag lauter, drückt man auf Mute, wird er leiser. Taktmaß und gewünschte Anzahl von Beats für das Pattern gibt man zuvor über die Beat-Funktion ein. Der’Taktzähler kann hierbei jeden Wert von 1 mit 29, der Taktnenner 4, 8 oder 16 betragen. Auch die.Anzahl der Bars ist im Bereich 1- 24 frei bestimmbar. Die Autocorrect-Funktion (Auto Compensate) erleichtet das Einspielen der Patterns wesentlich. Wie üblich wählt man sie im Record Mode durch Druck auf den entsprechenden Switch unter Auto Compensate an. Den gewünschten Wert tippt man über die Telefontastatur ein. Dort stehen die Auto Correct-Werte über den Tasten aufgedruckt. Folgende Correct-Werte sind möglich: 1/2, 1/4, 1/6, 1/8, 1/16, 1/24, 1/32, 1/48 und 1/96. Im 1/8 Mode erscheint im Display zusätzlich der Parameter „SWG“. Dieses Kürzel steht fürSwing und macht genau das; was es sagt, läßt die Patterns etwas „swingen“. Die Swing-Parameter sind 50, 54, 58, 63, 67 und 71. Sie geben die prozentuale Abweichung der geraden Beats vom Normal- Beat an.
Zur Step Time-Aufnahme drückt man nach Pattern Record nicht den Start- Button, sondern den Value-Switch. Damit wird das RZ-l nun Step für Step weitergeschaltet. Im Display erscheinen jeweils aktueller Step und Bar. Jeder Beat ist mit allen eingegebenen Instrumenten zu hören. Drückt man einen Trigger Button, wird der entsprechende Schlag automatisch zum aktuellen Step ins Memory übernommen.
Neben dem Display das alphanumerische Ziffernfeld. Record- und Play-Funktionen werden über die Matrix angewählt.
Durch nochmaliges Drücken des Pattern Buttons gelangt man aus dem Record Mode wieder in den Play Mode. Die Signal-LED wechselt hierbei wieder automatisch ihre Farbe von rot nach grün. Drückt man nun auf Start, fährt. das Pattern ab. Das Record- bzw. Play-Tempo läßt sich in Realtime, also auch während des Spiels, im Bereich von 40 bis 250 Beats per Minute verändern. Mit der Reset / Copy-Funktion läßt sich das aktuelle Pattern auf ein anderes kopieren. Letzteres muß hierbei leer sein, andernfalls erscheint die Frage „Delete?“. Verneint man diese, wird die Kopiefunktion nicht ausgeführt. Dies hat einerseits den Vorteil, daß keine Patterns gelöscht werden können, andererseits lassen sich so verschiedene,Patterns nicht mixen, was oft eine Arbeitsvereinfachung darstellen würde. Die Delete- Funktion dient schließlich zum Löschen kompletter Patterns.
Ähnlich problemlos wie im Pattern Mode arbeitet man im Song Mode. Im Song Edit Mode wählt man über .das Display und den Value Switch den gewünschten Song Step und über die Telefontasten das gewünschte Pattern an. Auch im Song Mode existieren die Funktionen Delete (Löschen eines Songs) und Reset / Copy (Kopieren des aktuellen Songs in einen anderen Song Speicher). Insert gestattet das nachträgliche Einfügen von Patterns an jeder beliebigen Stelle in der Song Chain, Delete das Löschen einzelner Song Steps.
Stoppt man einen Song im Play-Modus, kann man ihn entweder mit dem Start / Stop- Button wieder direkt von Takt 1, Beat 1 neu anlaufen lassen, oder mit dem Continue / Start-Button von der Stop-Stelle an weiterlaufen lassen. Die Midikonfigurationen stellt man über die beiden Midi- Buttons ein. Das RZ-I arbeitet im Poly Mode/Omni Off. Alle Channels von 1 mit 16 lassen sich als Receive/‘ ftansmit Channels wählen. Der Empfang von Velocity-Daten per Midi kann unterbunden werden (Note enable). Das RZ-I kann im Record Mode von Hand nur mit drei verschiedenen Dynamik- Leveln eingespielt werden (Mute = 48,Normal = 64, Accent = 112).Von einem angeschlossenen Midi-Keyboard aus lässt es sich jedoch voll dynamisch spielen. Es registriert und gibt hierbei die eintreffenden Velocity- Informationen kontinuierlich im Bereich von 1 mit 112 wieder. Die Zuordnung der Midi-Notes zu den Instrumenten ist fest vorgegeben und lässt sich nicht ändern. Mit dem Clock-Button wählt man den Synchronisations-Modus. Er lässt sich entweder auf Internal oder External stellen.
Tape Memory
Die Funktion MT gestattet wie erwähnt getrenntes Speichern und Laden von Rhythmen oder Samples von Thpe. Schade ist, daß sich die Data Files nicht mit Namen versehen lassen, was das Auffinden auf den Cassetten wesentlich erleichtern würde. Bei der
Abspeicherung im Rhythm Mode werden die Pattern-Daten, Song-Daten (inclusive Chain), Tempo-Werte, Midi-Konfigurationen und die gewählten PatternlSong- Nummern abgespeichert. Genau dieselben Daten werden auch im Back Up Memory nach dem Ausschalten des Gerätes. bis zum nächsten Wiedereinschalten gesichert.
Ins und Outs
Die In und Outputs befinden sich alle am Back Panel. Das sind in der oberen Reihe die 10 Line Outs, die beiden Stereo Master Outs (Left und Right/Mix) und die zwei Minipotis zur Sample-Toneinstellung. In der zweiten Reihe befinden sich die drei obligatorischen Midi-Buchsen, In, Out und Thru, sowie die Tape-Buchse. Für letztere wird sinnvollerweise ein 8poliger Spezialstecker verwendet, um Verwechslungen mit den Midi-Buchsen vorzubeugen. Daneben der Foot Switch Input, der Sample-Signal Input mit Mic/Line-Umschalter und der Phones Output.
Auf der Rückseite des RZ-1 sind auch zwei Minipots zur Toneinsteilung.
Zusammenfassung
Das RZ-I stellt momentan eine interessante Alternative zu den Drum Machines im „Low Cost“-Bereich dar. Die PCM-Sounds sind nicht gerade überwältigend, die Sampling-Option ist jedoch recht interessant. Selbstverständlich darf man hier keine Sampling-Qualität a la Emulator, Kurzweil oder ähnliches erwarten. Aber der Preis ist ja auch nicht der gleiche. Dank der einzelnen Outputs läßt sich mit nachgeschaltetem Mixer und Effekten auch aus den internen PCM-Sounds noch etwas machen. Die Einzel- Outs lassen auch verschmerzen, daß sich das Panning der Sounds intern nicht programmieren läßt, es ist fest vorgegeben. Schade ist, daß die vier Samples nicht gleichzeitig gespielt werden können und nur jeweils paarweise in einen Output geleitet werden. Der Preis für das RZ-I beträgt ca. 1.400,- DM. Damit ist eine gute Preis/Leistungsrelation
gegeben.
Richard Aicher, März 1986, veröffentlicht in SOUND CHECK
zum Test habe ich damals mit dem Alpha Juno 1 in Verbindung mit dem Sequenzer Supertrack auf meinem SX-64 den Song „Ein Zug – Ein Zug“ komponiert und eingespielt. Mit dabei war damals auch noch die SCI TOM Drummachine. Zu hören in „Ein Zug – Ein Zug“. Den Song haben wir auch Live auf den Weltklangkonzerten gespielt. Auch schon lange her….
Nach Max nun Tom. Sequential Circuits versteift sich auf Männernamen. Wo bleibert die Ladies? Klar paßt Tom besser zu einem Elektronik-Drum-Kit als zum Beispiel Priscilla. Und überdies bleibt so noch die Assoziation zu den Toms, deren Sound in den letzten Jahren neben der Snare, wichtiger und wichtiger wurde.
Das Tom Model 420, wie es genau heißt, ist also eine Drum Maschine mit digital gesampelten Sounds. Acht Stück, nämlich Bass, Snare, zwei Toms, open and closed Hi-Hat, Crash und Cymbal sind fest im internen ROM-Speicher abgelegt. Die Sounds sind alle recht gut aufgenommen, knackiger Bass, sauberes Cymbal. Leichtes Digitalgrispeln in den Höhen hört man bei genauem Hinhören jedoch schon.
Tom läßt sich sehr bequem um jeweils 7 weitere Sounds erweitern. Diese Zusatzsounds gibt es in Cartridges gespeichert. Endlich findet man dieses in der Keyboardscene schon lange und mit Erfolg eingesetzte Speichermedium auch bei einer Drum Maschine. So umgeht man die Gefahr, beim ständigen Rausziehen und Rein-drücken einzelner Soundspeicher-Chips doch einmal einem dieser schwarzen Käfer ein Bein abzureißen. Ganz zu schweigen natürlich von der vorangehenden umständlichen Aktion der Gehäuseöffnung. Zusatzsounds also auf Cartridge, jeweils 7 auf einer. Die Cartridge schiebt man einfach in den Schacht auf der Vorderseite von Tom, wählt sie durch Drücken des CartridgeWahischalters an und schon hält Tom insgesamt 15 Sounds und eine Trigger-Spur parat. Tom verfügt also zwar nur über acht interne Instrumente, kann aber bereits 16 Instrumente adressieren. Die Cartridge ist von vornherein eingeplant. Momentan gibt es eine Cartridge mit Latin-Percussion. Weitere werden folgen.
Mehr Features
So weit so gut, doch nun beginnt der Zauber. Die Features! Sie können sich wahrlich sehen lassen. Doch das ist auch nötig, angesichts der schlechten Dollarlage ist Tom ja nicht gerade billig. Zirka 2700,- DM muß man für das Teil hinblättern. Doch wie gesagt, die Features erleichtern die Entscheidung.
Zunächst einmal lassen sich sämtliche Sounds stimmen. Innerhalb eines großen Bereiches (32 Steps) und natürlich unabhängig voneinander. Die Stimmung ist in Halbtonschritten gequantelt. Es stellt also kein Problem dar, ganz melodiöse Percussion oder Tom-Roll, einzugeben. Die Stimmung der einzelnen Instrumente wird mit ins Memory übernommen und läßt sich innerhalb eines Patterns beliebig oft ändern. Genau wie das Panning der einzelnen Instrumente und deren Volumeneinstellung. Leider lassen sich die einzelnen Sounds nur entweder Links, Mitte oder Rechts auf die zwei Outputs von Tom legen, aber nicht stufenlos pannen. Die Lautstärke der Instrumente ist in acht Stufen gequantelt. Sie kann sowohl für den ganzen Track, als auch für jeden Schlag gesondert einprogrammiert werden. Schließt man ein Midikeyboard mit Anschlagsdynamik über die Midibuchse an Tom an, lassen sich die Patterns auch vom Keyboard aus eingeben, inklusive Dynamik.
Alle Sounds können sowohl vorwärts, das ist ja klar, wie auch rückwärts (!) abgespielt werden. Das gibt absolut geile Effekte. Besonders Rückwärts Crash oder Cymbals lassen sich gut einsetzen. InstrumentNummer, Tuning, Volume, Panning, Richtung (Vor/Rück) und der sogenannte ‘Improv Status‘ speichert Tom zu jedem Event, also für jeden Instrumentenanschlag gesondert ab. Das heißt für jeden Anschlag lassen sich diesbezüglich völlig neue Parameter eingeben. Natürlich ist dies im Realtime Mode nur schwer möglich. Deshalb bietet Tom daneben auch einen Step by Step Eingabe-Mode mit wählbarer Schritt-weite von 1/2 bis 1/9tel Note an. In diesem Mode kann man Steps abhören, einzelne Instrumentenanschläge einfügen und löschen. Will man irgendwo am Schluß eines Patterns eine Korrektur vornehmen, braucht man nicht extra das gesamte Pattern von Anfang an durchzusteppen. Man kann es in einer Art “fast forward“ durch-hören, kurz vor dem gewünschten Step in
den Step Mode gehen und dann langsam bis zum gesuchten Beat steppen.
Obligatorisch mittlerweile: die AutoCorrect-Funktion. Sie soll natürlich nicht zu ungenauem Spiel ermuntern, nach dem Motto, Tom wird‘s schon machen. Manchmal ist sie aber sehr hilfreich. Vor allem für Keyboarder und sonstige Nicht-Drummer, die ihre Drum-Tracks ohne Fachpersonal selbst aufnehmen wollen, spart sie einfach Zeit. Der Correct arbeitet wählbar im Bereich von 1/2 bis 1/32tel Note, jeweils gerade oder in Triolen.
Der 1/96te1 Mode zählt als nicht korngierter Mode. Man kann sich darüber streiten, ob die l/96tel Auflösung hierzu fein genug ist oder nicht. Doch hat sich 1/96tel als feinste Auflösung mittlerweile eingebürgert. Ein Metronom gibt das nötige Timing. Es läßt sich an- und abschalten. Die einstellbare Click-Rate reicht von 1/2 bis l/32te1 Beat.
Sehr interessant auch die Funktionen, Auto Repeat, Stack, Improvisation und Copy/Append. Auto Repeat erspart die mehrmalige Eingabe schnell aufeinanderfolgender Anschläge. Die Auto Repeat Rate wird durch den eingestellten AutoCorrect-Wert definiert. Drückt man in diesem Mode die Instrumententaste, spielt das zugehörige Instrument, von Tom automatisch im eingestellten Maß getriggert, bis man die Taste wieder losläßt.
Leben in das Spiel bringt die ‘Improve‘Funktion. Alle Patterns können entweder im Normal oder aber in diesem Mode eingespielt werden.Im Improve Mode eingespielten Patterns werden im Play Mode nicht ständig abgespielt, sondern nur ab und zu. Wie oft, das läßt sich bestimmen. Und zwar mit dem Improve Value. Stellt man den beispielsweise auf 20, so wird das Improve Pattern nur 20% der Gesamtsoundzeit abgespielt. Es erscheint also nicht jeden Loop, sondern nur ab und zu, in diesem Fall so ca. jeden fünften Loop.
Stack Mode
Was SCI schon bei Max, dem Keyboard-Pendant zu Tom kreierte, nun also auch für Drummer: der Stack Mode. Was heißt das? Jeder der Tom-internen Sounderzeuger kann nicht bloß einen Sound sondern vier gleichzeitig abgeben. Also vier snares gleichzeitig, zum Beispiel, alle unterschiedlich gestimmt und jedes mit anderem Panfing. Triggert man hingegen im Normal Mode das Crash mehrmals hintereinander, so wird der noch nicht ausgeklungene Sound jedesmal abgeschnitten, so als wenn ein richtiger Drummer auf das gleiche Crash schlägt. Im Stack Mode werden aufeinanderfolgende Anschläge jeweils mit einem anderen der vier Channels aufgenommen. Das ist, als würde der Real-Drummer mit vier verschiedenen Crashs arbeiten. Jedes klingt aus, kann unterschiedlich gestimmt sein. Im Stack Mode lassen sich mit jedem Instrument vier voneinander unabhängige Spuren hintereinander in jedes Pattern spielen. Nimmt man im Stack Mode dasselbe Instrument zwei-, drei- oder viermal zu exakt demselben Beat auf, ergibt dies eine Art Flanging Effekt. Je öfter das Instrument übereinandergespielt wird (maximal viermal), desto stärker ist dieser Effekt.
Oft passiert‘s, daß nachdem ein Pattern super klingt, das Einser-Feeling irgendwo liegt, aber nicht mehr am Einser der Drum-Maschine. Hier haben die SCI-Leute wieder mitgedacht Tom‘s Startpunkt läßt sich
nachträglich problemlos verschieben. Mit der ‘Reframe‘-Funktion läßt sich jeder Step eines Patterns zum neuen Startpunkt definieren. Anschließend startet das Pattern nach dem Druck auf die Start Taste automatisch an diesem neuen Punkt. Die Auto Correct-Funktion bestimmt hier wieder, mit welcher Genauigkeit der neue Start-punkt angewählt werden kann.
Mit Copy/Append lassen sich einzelne Patterns kopieren. Es empfielt sich bei komplexen Rhythmen, neue Spuren immer auf eine kopierte Version des Originals aufzunehmen. Verspielt man sich, muß man die fehlerhafte Spur nicht erst umständlich wieder herauslöschen, sondern greift wieder auf die OriginalversiOn zurück. Mit dieser Funktion kann man auch zwei Patterns aneinanderhängen, um aus zwei Einzelpatterns ein längeres zu bilden.
Für die, die lieber mit Füßen als mit Händen arbeiten, läßt sich ein Footswitch an Tom anschließen. Normalerweise startet oder stoppt man mit ihm den Aufnahmevorgang oder das Playback. Er kann jedoch auch fast alle anderen wichtigen Funktionen kontrollieren. Der FootswitchAusgang ist programmierbar.
Song Mode
Die aufgenommenen Patterns lassen sich mit den Song Functions zu einem Song verknüpfen. Songs können sowohl zyklisch als auch mit definiertem Schluß abgespielt werden. Die Songs werden aus einzelnen Song Steps aufgebaut. Diese Steps können entweder Patterns oder aber auch Kontrollinformationen bezüglich Tempo und Volumenänderungen, sogenannte Sub-Song Numbers oder Start- bzw. Endmarkierungen für Repeat Loops innerhalb des Songs sein. Step Nummer und das jeweilige Pattern oder die Funktion werden immer im
Display angezeigt. Die einzelnen Funktionen wählt man auf dem Bedienpanel an.
In jeden Song lassen sich andere Songs wieder als sogenannte Sub-Songs aufnehmen. Dies macht die Strukturierung eines Songs klarer. Außerdem genugt so eine Eingabe, nämlich die Nummer des Songs, der als Sub-Song gespielt werden soll. Man muß also nicht alle Patterns des Sub-Songs einzeln eingeben. Genauso hilfreich ist die Loop Funktion. Patterns, die mehrmals hintereinander in derselben Reihenfolge gespielt werden sollen, gibt man nicht mehrmals ein, sondern als Loop.
Tempo und Gesamtlautstärke der Songs lassen sich genau definieren, und genau wie für die Patterns existiert auch eine Song Copy/Append Funktion. Alles in allem dauert es eine gewisse Zeit, bis man mit der ungeheuren Fülle von Features zurecht kommt. Dafür sind den Möglichkeiten raffinierteste Drum-Tracks zu kreieren beinahe keine Grenzen gesetzt.
Alles etwas menschlicher macht zum Schluß der programmierbare ‘Human Factor‘. Dieser kleine Mann in der Maschine bringt die nötigen Unregelmäßigkeiten ins -Spiel, programmierbar von 00 bis 99, die alles erst so richtig hörenswert machen.
Tom kann 2300 Noten speichern. Das ist nicht gerade übermäßig viel. Im Inneren des Geräts sind jedoch drei Steckfassung für Zusatzspeicher-ChiPS. Natürlich lassen sich die Daten auf Tape speichern. Durch Einstecken des entsprechenden Typs kann der Speicherbereich von 8 kByte auf 16 kByte (5000 Noten), 24 kByte (7700 Noten) und maximal auf 32 kByte (10400 Noten) erweitert werden. Die momentan aktuelle Software-Version ist Tom 1.0. Sequential wird in Zukunft Software-UpdateS anbieten, die sicher interessante neue Features bieten. Das Gerät ist für die Zukunft gerüstet.
Synchronisation
Tom kann auf mannigfaltige Weise mit der Außenwelt in Verbindung treten. Sequencer oder andere Drum~Instrumente lassen sich über die Trigger-BuChse synchronisieren (5V/10msec Pulse). Diese Trigger-Impulse sind genau wie ein Instrument programmierbar und werden im entsprechenden Pattern mit abgespeichert.
Auch für schwierige Sync-Verhältnisse ist der Clock-Output gerüstet. Die Clock Rate ist nämlich programmierbar. Je Viertelnote lassen sich 0.5/1/1.5/2/3/4/6/8/12 und 24 Clock Impulse ausgeben. Das dürfte für alle normalerweise vorkommenden SyncProbleme ausreichen.
Tom läßt sich natürlich auch von außen synchronisieren. Auch hier ist das System sehr flexibel. Man kann zwischen MidiClock, 24, 48 und 96 Pulsen per Viertelnote wählen. Bei all diesen Sync-Möglichkeiten ist die ‘Sync to Tape‘-Funktion natürlich schon beinahe selbverständlich.
Sequential hat der Bedienungsanleitung ein gesondertes Heft, den Midi-Guide, beigefügt. Tom ist ein Midi-Maestro. Er kann auf diesem Gebiet so ziemlich alles, was überhaupt möglich ist. Hier in Kürze das Wichtigste. Tom kann in allen drei Modes (Omni on/Poly on, Omni off/Poly on, Omni off/Mono on) arbeiten. Pattern und Song-Nummer Start, Stop, ContinueDaten, Note on/off, Modulation und Pitch Wheel Charige werden übertragen. Auf diese Weise läßt sich Tom mit allen Midikeyboards und Sequenzern oder anderen Drum Maschinen verbinden. Besitzt man zwei Toms, können zwischen diesen Songoder Pattern-Daten ausgetauscht werden.
Vielfältig sind auch die Möglichkeiten, Tom von einem Midikeyboard aus zu steuern. Vom Werk ist er auf ein 5 Oktave Keyboard eingestellt. Jede Taste besitzt eine bestimmte Funktion. Im unteren Keyboardbereich, triggern die Keys die einzelnen Instrumente. Jeweils zwei nebeneinanderliegende Keys kontollieren ein Instrument. Mit vier Keys läßt sich das Panning und der Play Normal oder Revers Mode anwählen. Die obere Keyboardhälfte dient zum Tunen der Instrumente. Man kann jedoch auch über das Pitch Wheel tunen.
Bei sovielen Möglichkeiten stellt sich natürlich die Frage, wie wird das alles programmiert? Genau wie beim Keyboard Pendent, dem Multitrack hat man dieses Problem durch eine Art optischen Kreuzschienenverteiler am Panel gelöst. Jeder
Parameter steht auf einem Kreuzungspunkt der 13 Funktionszeilen mit den 3 Mode-Spalten (Pattern, Song und Control Modes). Zunächst wählt man den richtigen Funktionskreuzungspunkt über die Function Select und die 3 Spalten-Taster. LEDs kennzeichnen die angewählte Spalte und Zeile. Über die Cursor Up and Down Tasten im taschenrechneränlichen Design. Rechts verändert man nun den Wert. Programm- und Songnummer tippt man ebenfalls auf diesem PseudoTaschenrechner ein. Im Display erscheint dann ein Kürzel für die Funktion und daneben der eingestellte Parameter-Wert nach einiger Zeit hat man das System kapiert und kann damit prima umgehen.
Zusammenfassung
Tom ist eine Drum Maschine, die es wirklich in sich hat. Top Sound und einige Features, die in dieser Preisklasse neu sind, wie zum
Beispiel der Reverse Mode, Stacking und wirklich umfangreiche MidiMöglichkeiten. Es ist schade, daß ein Gerät mit diesen Möglichkeiten nicht über Instrumenten-Einzelausgängen verfügt, wenigstens stufenloses Panning wäre die Alternative gewesen. Der Preis von Tom liegt bei ca. 2700,-DM der einer Cartridge bei ca. 390.- DM