Sequential Studio 440 – Artikel von Richard Aicher für SoundCheck – 1986

Modes und Funktionen

Sämtliche Funktionsparameter des Studio 440 lassen sich über die Funktions- Switches am Panel abrufen. Das Gerät arbeitet in drei Modes, die jeweils in Funktionen und diese wiederum in verschiedene Parameter unterteilt sind. Der Sound Edit Mode bietet die Funktionen: Sample (Size/Rate, Threshold, Time, Name); Edit 1 (Loop Points, Loop Type, Direction, Vel. Start); Edit 2 (Delete, Recover Memory, Copy Append, Mix); Output (Audio Out, Initial Panning, Pitch/Panning, Midi Mode 4); Attack (Initial, PitchTrack, Velocity); Sustain (Duration, Pitch/Duration, Level, Cut Off Track, Velocity); Release (Initial, Pitch Track, Velocity); und Bend (Depth, Rate, Pitch Track, Velocity).

Im Sequenzer-Mode stehen die Funktionen: Set Up (Name, Time Signature, Measures, Repeat, Me. Status); Record 1 (Track Type, Autocorrect, Metronome, Swing); Record 2 (Punch In/Out, Loop, Mute); Timing (Tempo, Record Tab, Edit Tab), Song (Build Song, Dub to Seq); Edit 1 (Erase, Transpose, Channelize, Replace, Velocity Scale); Edit 2 (Delete, Copy, Insert, Rotate, Bounce) und Playback zur Verfügung. Im System Mode gibt es die Funktionen Midi 1 (Channel, Mode, Echo, Data Transfer); Midi 2 (Modulation Wheel, Velocity, Pressure, Program Select); Inputs (zur Selektion der Inputs, Footswitch und Trigger), Disk, Kits (Build, Replace, Clear); Clocks, SMPTE (Start, ‚Type, FPB/BPM, Time Display und Count Tab).

Sampling

Der Speicherbereich beträgt 512 KWords á 12 Bits, das entspricht einem Memory von 768 kBytes. Es stehen genau wie auch beim Prophet 2000, dem das Studio 440 übrigens in einigen Punkten sehr ähnelt, drei verschiedene Sampling Rates zur Verfügung: 15,635 kHz (33,6 Sec/12 kHz Bandweite), 31,250 kHz (16,8 Sec/21 kHz Bandweite), 41,667 kHz (12,6 Sec, 21 kHz Bandweite).

Studio 440 erlaubt es im Gegensatz zum Prophet 2000 aber, insgesamt 32, und nicht nur 16 verschiedene Splitbereiche, hier Drum-Sounds, zu definieren. Von jedem Sample lässt sich zusätzlich eine Variation mit einem anderen Set von sogenannten Sound-Parametern anlegen. Zu del1 Sound- Parametern zählen Abspielrichtung, Loop Start/End Point, Loop-Länge und diverse Analog-Parameter wie VCA/VCF Parameter.

Die 32 Samples lassen sich beliebig über vier Kits mit jeweils acht Sounds verteilen. Die vier Kits können mit zugeordneten Switches angewählt werden, die zugehörigen Sounds liegen dann sofort spielbereit auf den acht anschlags- und druckempfindlichen Pads.

Mit den Performance-Parametern werden die Pads für jedes Kit mit optimalen Samples, bzw. Variationen der Sample-Sounds, belegt. Zu diesen Performance-Parametern zählen Soundnummer, Panning, Pitch, Volume und das gewünschte Sound-Parameter- Set. Insgesamt stehen also 64 verschiedene Sounds zur Verfügung. Jeder der Sounds lässt sich auf einen der acht Einzel- oder auf den Stereo-Output legen. Für jeden Sample kann, im Gegensatz zum 2000 ein Low und ein High Key definiert werden. Das Studio 440 arbeitet mit dem erweiterten Midi Mode 4, Sequential nennt ihn Multimode. In diesem erweiterten Mono Mode können die Samples polyphon gespielt werden, selbstverständlich nicht mehr gleichzeitig, als Stimmen vorhanden sind, also acht.

Das Studio 440 verfügt über zwei getrennte Midi-Outputs. Damit lassen sich nicht nur 16, sondern insgesamt 32 verschiedene Midi-Channels verwalten. Jedes Instrument kann einem der 32 Channels zugeordnet werden.

Entsprechend dem Prophet 2000 kann auch das Studio 440 mit der doppelten Midi-Baud-Rate arbeiten. Dies gewährleistet eine schnellere Übertragung der Sample-Daten via Midi. Um mit der Midi- Spezifikation, die diese doppelte Rate eigentlich nicht erlaubt, konform zu bleiben, hat Sequential neben den Midi Outs für die normale Rate weitere Midi Outs für die erhöhte Rate vorgesehen.

Über die Midi-Schnittstelle werden nicht nur Midi, sondern auch SMPTE Daten übertragen. Hierzu wird laut Sequential ein neuer Midi-Timecode benutzt, der SMPTE enkodiert und via Midi zur weiteren Verwendung in Schnitt- oder Event-Listen überträgt. Mit geeigneter Software ist es dann möglich, Punch In/Out nicht nur über Bar-, sondern auch Sub-Frame- Lokalisierung durchzuführen.

Das Frontpanel: unterteilt in die Sound Edit., Sequenzer- und System-Sektionen. Aus bis zu 64 Sounds lassen sich vier Kits a acht Sounds zusammenstellen.

Neben der Midi-Schnittstelle verfügt das Studio 440 über eine Parallel-Schnittstelle SCSI (Small Computer Systems Interface). Sie wurde speziell zum Anschluss von Hard- Disks sowie CD-ROMS und Personal Computer entwickelt und gestattet insbesondere den direkten Anschluss der 21 MByte Hard Disk des Mac Plus.

Dies ist besonders interessant, da Apple eine 356 kByte Hard Disk angekündigt hat und damit der extrem schnelle Zugriff auf riesige Datenmengen direkt vom Studio 440, ohne separaten Computer, möglich ist.

Wie schon erwähnt ist das Studio 440 über Midi oder SMPTE synchronisierbar. Insgesamt stehen fünf verschiedene Synchronisations- Modes zur Verfügung: 1) Intern, 2) Extern als Slave zu SMPTE, 3) extern via Midi, 4) extern via Midi Time Code, und 5) extern via Sync. Als Click-Rates sind im letzteren Mode 96, 48 oder 24 Pulses per Viertelnote möglich. Hierzu steht ein extra Sync-Eingang zur Verfügung.

Im Gegensatz zum 2000 erlaubt die Realtime Sample Monitoring-Funktion das Abhören der Samples direkt während des Sample-Vorganges. So kann man sofort entscheiden, ob die gewählten Einstellungen, wie Aussteuerung, Sampling Rate, Analog- Parameter usw., optimal gewählt wurden oder nicht.

Der Sample-Input arbeitet im Play Mode als Input für einen Audiotrigger. In der zweiten Reihe befinden sich Switches zum Einstellen der Analog-Parameter: Level, Pitch und Pitch-Control von Attack, Decay, Sustain und Release.

Sequenzer

Der Sequenzer arbeitet mit acht Tracks und fasst etwa 50000 Midi-Events. Maximal können 99 Sequenzen mit jeweils maximal 999 Takten verwaltet werden. Die Einspielung erfolgt wahlweise in Realtime oder Step by Step. Jeder Track kann 32 verschiedene Midi-Channels gleichzeitig verwalten, die Channel-Information wird mit gespeichert! Die Sequenzdaten können separat nach Bars, Tracks und Channels editiert werden, in Realtime oder Step by Step. Einzelne Events lassen sich einfügen oder löschen. Hierzu stehen umfangreiche Features zur Verfügung: Rotate, Copy und Bounce Tracks/Bars, Tempo-Editing, Änderung von Sequenzbeginn und Ende.

Disk-Funktionen

Die Disk-Funktionen erlauben das Speichern/ Laden von Sound-Banks, einzelnen Sounds und Sequenzen, Abrufen des Directories auf/von Diskette. Zur Datenspeicherung ist ein doppelseitig arbeitendes Laufwerk für 3,5 Zoll Disketten integriert. Auf jeder Diskette haben 512 kWords (768 KBytes) Daten Platz. Dies entspricht genau einmal dem Inhalt des Arbeitsspeichers des Studio 440.

Auf den Disketten können nicht nur die Sample-Daten, sondern auch die Sequenzdaten gespeichert werden. Bezüglich der Digital-Parameter ist das Studio 440 kompatibel zum Prophet 2000. Mit letzterem erstellte Sound-Daten lassen sich direkt einladen. Nicht übernommen werden jedoch die Analog-Parameter. Diese unterscheiden sich bei beiden Geräten. Zum Studio 440 hat das amerikanische Softwarehaus Digidesign eine spezielle Midi/SMPTE- Software entwickelt. Sie arbeitet wie ein normaler Midi-Sequenzer, nur dass hier die Events durch ihre jeweilige Time-Position im SMPTE-Code angezeigt werden. Zeitpunkt und Bezeichnung der Events werden in einer Liste am Bildschirm angezeigt. Einzelne Events lassen sich einfügen, löschen und mit Namen versehen. Die Software verwaltet 32 Midi-Channels und ..-/ arbeitet wie das Studio 440 mit allen vier SMPTE- Formaten.

Zusammenfassung

Sequential hat das Studio 440 nicht umsonst mit diesem Namen belegt und nicht einfach Sampling Drum Machine genannt. Erstens ist es aufgrund seines Preises von zirka $ 4000 für „Normalanwender“ nicht Die Rückseite mit acht Audio- und den Stereo-Outs, Midi Outs A und B, SMPTE / CIOCK und dem Anschluss für das SCSI-Interface. Disk-Funktionen

gerade billig und zweites wäre es als reine Drum Machine nicht vollständig bezeichnet. Selbstverständlich kann es, via Midi gespielt, auch als Sampler für Keyboard-Parts eingesetzt werden. Interessante Features sind die 32 Midi-Channels, die Beibehaltung der Midi-Channelinformationen auf den Tracks und die Möglichkeit, alle vier SMPTE-Timecodes sowohl lesen, als auch schreiben zu können. Der Arbeitsspeicher könnte, vor allem im Hinblick auf den späteren Anschluss einer Hard Disk größer sein, auch der Sequenzer erscheint mir mit acht Tracks statt 16 und lediglich 50000 speicherbaren Events für diese Preisklasse und den momentanen Stand der Technik etwas klein geraten. Trotzdem: Linn gibt es nicht mehr, und damit ist das Studio 440 auf seinem Gebiet momentan konkurrenzlos.

Richard Aicher , am 1.9.1986 erschienen in SoundCheck

„Eine superbe Weiterbearbeitung meines Artikels vom September 1986 gibt es im bekannten Portal AMAZONA zu lesen, geschrieben von Peter Grandl (TYRELLred), am 4.März 2017 garniert mit sehr vielen hervorragenden Fotos und einigen Erweiterungen

Zitat hieraus: „Das ist nun 30 Jahre (!!!) her. Inzwischen hatte ich die Möglichkeit, das STUDIO 440 erneut zu testen (die Bilder stammen tatsächlich von meinem eigenen Exemplar). Der Gebrauchtmarktpreis war mir relativ egal, denn ich konnte es kaum abwarten, diesen Sound-Schatz wieder in meinem Händen zu halten und loszulegen. Und dann? Klar, pure Ernüchterung. Die Faszination von damals stellte sich einfach nicht mehr ein. Der Sound war druckvoll und crisp, ohne Zweifel, aber ganz ehrlich, nichts, was man nicht auch mit BATTERY oder einer ähnlichen Software hinbekommen würde. Das Einzige was mir blieb, ich sampelte die Original-Library am Ausgang des STUDIO 440 ab, erstellte einige hübsche Bilder und verkaufte das schöne Stück schließlich weiter.

Und nun … noch während ich diese Zeilen schreibe, denke ich so klammheimlich bei mir selbst: „Mensch, was für ein großer Fehler!“

Viel Spaß nun beim folgenden Artikel, den uns „Zeitzeuge“ Richard Aicher zur Verfügung stellte, der damals selbst als Autor für renommierte Fachmagazine schrieb und diesen Test verfasste, lange bevor es das Internet gab.“

Peter Grandl

Unbedingt Lesenswert!!

https://www.amazona.de/black-box-sequential-circuits-studio-440/