Sequential Prophet 2002 – Richard Aicher für SoundCheck – 1986

Sequential stellte zur Musikmesse in Frankfurt den Prophet 2002 Sampler vor. Es handelt sich hierbei um eine 19-Zoll-Expanderversion des Prophet 2000. Der Prophet 2002 sampelt mit einer Auflösung von 12 Bit linear. Der Arbeitsspeicher verfügt über 2 x 128 KByte RAM, er ist achtstimmig über eine Midi-Masterklaviatur spielbar.

Nach dem Einschalten befindet sich der Sampler automatisch im Preset-Spielmodus und prüft, ob sich eine Diskette mit Sample-Daten im Laufwerk befindet oder nicht. Wenn ja, werden die 12 auf der Diskette befindlichen Samples automatisch geladen, wenn nicht, stehen 12 digitale Preset-Digital-Waveshapes als Ausgangssounds zur Verfügung. Über 12 Preset-Switches in der untersten Zeile der Switch-Matrix am Panel des Expanders kann man 12 verschiedene Presets aufrufen. Im Edit Mode (Preset Off) werden die Samples bzw. Analogeinstellungen geändert. Auf dem Panel ist eine Parametermatrix mit 64 Parametern in vier Zeilen mit jeweils 14 Spalten angeordnet. Damit lassen sich sämtliche Parameter des Prophet 2002 abrufen.

Im Value-Display oben links am Panel erscheint nach Anwahl eines Parameters entweder der aktuelle Wert oder eine kurze, meist zwei Zeichen lange Information. Mit dem schräg darunter liegenden Parameter- Value-Drehregler kann man den aktuellen Wert verändern. Jedes Preset speichert ein ganzes Set von Daten ab: den Sample inklusive zugehöriger Parametereinstellungen der Digital- und Analogsektion, also Sample-Start und -End-Points, die Loop Points, sowie Filter-, Hüllkurven- und Velocity-Parameter und die sogenannten „Maps“, von denen wir noch etwas später hören werden. Der RAM-Speicher lässt sich in maximal 16 Sample-Bereiche unterteilen. Je länger die Sounds, desto weniger haben Platz. Der Prophet kann mit drei verschiedenen Sampling Rates arbeiten: 15,625 kHz, 31,250 kHz und 41,667 kHz. Das entspricht Bandbreiten von zirka 8 kHz, 16 kHz und 20 kHz. Diesen Sampling Rates entsprechen Aufnahmezeiten von zirka acht, vier und drei Sekunden. Mit der mittlerweile erhältlichen Memory Expansion lässt sich das Memory verdoppeln. Damit erreicht man dann eine maximale Sampling Time von sechs Sekunden bei 20 kHz Bandbreite. Für die Aufnahme der Samples lassen sich Aussteuerung, Treshold Level, ab dem sich der Sampler triggert, und die Anzahl der Blocks des Arbeitsspeichers, die verbraucht werden sollen, einstellen.

Nach der Aufnahme eines Samples kann man den optimalen Wiedergabestart- und -endpunkt definieren. Die Software such dabei automatisch nach günstigen Start- bzw. End-Points (Zero-Crossings), die knackfreien Einsatz bzw. Verklingen des Samples gewährleisten. Mittels Recover Memory lässt sich eventuell nicht benötigter freigewordener Speicherplatz für weitere Aufnahmen zurückgewinnen. Nicht exakt gestimmte Samples kann man im Bereich eines Halbtones nach stimmen. Hierzu steht ein interner 440 Hz Referenzton zur Verfügung. Zwei verschiedene Loop-Bereiche gestatten eine Verlängerung des Sounds sowohl im Sustain-(Sustain-Loop), auch im Release- Bereich (Release Loop). Die Software unterstützt die Suche nach optimalen Loop Points. Mit der Funktion „Combine Sample“ lassen sich Samples zusammenmischen. Mit der Copy/ Append-Funktion können sogar einzelne Teilbereiche der Samples verschmolzen werden. Revers Sample spielt die Samples rückwärts.

Die Analogsektion

Jede der acht Analogstimmen des Prophet verfügt über einen 24 dB Low Pass- Filter als VCF und einen VCA. Am Filter regelbar sind die Cutoff-Frequenz, die Resonanz und das Tracking. Filter und Verstärker verfügen über separate Hüllkurvengeneratoren mit den obligatorischen Regelbereichen Attack, Decay, Sustain und Release. Envelope Amount und Velocity Filter Peak regeln den Einfluss des ADSRs auf den Filter, am Verstärker ist nur der Velocity Amp Peak regelbar. Attack- und Release-Zeit können wieder über die Velocity beeinflusst werden. Durch diese Analogsektion lassen sich sämtliche Sample-Sounds und Digital- Waves leiten.

Modulation und Arpeggiator

Der LFO erzeugt zwei Dreieckschwingungen inverser Polarität. Er kann mit einstellbarer Tiefe positiver oder negativer Phase sowohl auf die Sample-Tonhöhe, als auch die Filterfrequenz und Lautstärke wirken. Die Modulation lässt sich via Velocity beeinflussen. Die Geschwindigkeit des LFOs ist regelbar. Der Arpeggiator des Prophet 2002 bietet Up, Down, Up/Down und Random Mode. Per Fußschalter kann er auf Dauerbetrieb geschaltet werden oder einen neuen Akkord aufnehmen. Geschwindigkeit.., Transponierung und Anzahl der Wiederholungen je Key (1,2, 3,4, 8, 16)sind programmierbar. Mit der Split Point-Funktion lässt sich der Arpeggiator wahlweise im oberen oder unteren Keyboardbereich einsetzen. Er ist per Midi-Clock triggerbar.

Das Modul arbeitet anschlagsdynamisch. Die Dynamik kann wahlweise auf die Attack- und Release-Zeiten der beiden Hüllkurvengeneratoren, die Filterfrequenz der beiden Hüllkurvengeneratoren, die Filterfrequenz des VCFs, die Lautstärke des VCAs und die LFO-Tiefe wirken. Außerdem lassen sich Sample-Start- und -endpunkt via Anschlagsdynamik verschieben und Samples anschlagsabhängig umschalten bzw. überblenden.

Vom Masterkeyboard via Midi eintreffende Pitch Wheel- und Modulation Wheel- Daten werden ebenfalls registriert. Der maximale Bereich des Pitch Wheels beträgt vier Halbtöne. Der LFO kann über das Modulation Wheel wahlweise die Tonhöhe, den VCF oder den VCA beeinflussen.

Keyboard-Modes und Stacking

Acht verschiedene Keyboard-Modes ermöglichen es, die Samples der zwei geladenen Preset Maps auf unterschiedliche Weise von der Klaviatur aus anzusprechen. Im Merge Mode liegen beide Maps im gesamten Spielbereich. Dann lassen sich 2 x 8 = 16 verschiedene Sounds über die Masterklaviatur spielen. Im Split Mode liegt eine Map mit bis zu acht Sounds links vom frei wählbaren Split Point, die andere rechts. Im Left bzw. Right Only Mode ist nur die Map A bzw. Map B auf der Klaviatur präsent. Im Velocity Switch Mode lassen sich die zwei Maps mit der Anschlagsdynamik umschalten. In diesen Modes arbeitet der Prophet 2002 achtstimmig. Anders im Layer, Dual und Velocity Crossfade Mode. Hier arbeitet der Prophet 2002 nur vierstimmig. Im Layered Mode liegen die Maps übereinander. Ebenso im Velocity Crossfade Mode. Hier können jedoch die beiden am Preset beteiligten Maps über die Anschlagsdynamik ineinander übergeblendet werden. Im Positional Crossfade Mode liegen die Sounds der beiden Maps mit gegenläufigem Lautstärkenverlauf auf der gesamten Klaviatur. Mit der Stack-Funktion lassen sich die acht Voices auf verschiedene Weise übereinanderlegen: Insgesamt lassen sich zwei, vier oder alle acht Voices „stacken“ (übereinanderlegen). Zwischen den gestackten Voices lässt sich ein Delay von maximal 1,27 Sekunden legen. Damit lassen sich Effekte wie Doubling und Echo erzielen. Weitere Effekte kann man durch Transposition der gestackten Voices gegeneinander erzielen.

Memorystruktur und Disk Modes

Der Prophet 2002 verfügt über diverse Memories. Das Betriebssystem ist in austauschbaren EPROMs gespeichert. Die Samples und Preset-Daten werden im 256 KByte großen RAM-Speicher abgelegt. Der Prophet 2002 erlaubt 16faches Multisampling. Die Sounds werden in Form von Presets und Maps zusammengefasst im Memory abgelegt.

Jedes Preset besteht aus zwei verschiedenen Maps, einer für den linken, und einer für den rechten Channel. In den Maps legt man fest, welche Sounds an einem bestimmten Preset beteiligt sind, und von welchen Klaviaturbereichen der angeschlossenen Masterklaviatur aus sie gespielt werden.

Bild: Die Rückseite des 2002 Samplers. Die Thru-Buchse kann wahlweise als zweite Midi Out benutzt werden.

. In diesen Maps wird auch für jeden dieser Bereiche der sogenannte „Root Key“ festgelegt. Das ist die Taste, die den Sample in Originaltonhöhe wiedergibt. In den Maps legt man außerdem die relative Stimmung und Lautstärke der einzelnen Multi Samples fest. Jedes Map kann aus maximal acht verschiedenen Sounds, jeweils mit zugehörigem Root Key,tiefster und höchster Taste des zugehörigen Key-Bereichs und relativer Lautstärke, bestehen.

Acht verschiedene Maps haben im Arbeitsspeicher Platz. Das interne Betriebsprogramm und die 12 internen Waveshapes bleiben auch nach dem Abschalten der Netzspannung erhalten. Die Sample- und Preset-Daten lassen sich auf selbstformatierbaren 3,5 Zoll Disketten ablegen. Auf jeder Diskette hat einmal der gesamte Speicherinhalt des Prophets Platz. Das sind die Daten von 16 Sample Sounds, 8 Maps und 12 Presets. Man kann entweder den gesamten Disketteninhalt auch nur den halben Bereich bzw. einzelne Sounds. Auf diese Weise lassen sich die vorhandenen Sounds und Presets zu neuen Kombinationen zusammenstellen. Eine Check-Option dient zur Überprüfung des Save-Vorganges. Mit Copy kann man sich

Sicherheitskopien der Disketten anfertigen.

Midi

Der Prophet 2002 bietet umfangreiche Midi-Möglichkeiten. Er arbeitet im Poly- Mode mit Omni On, bzw. Omni-Off und im Mono-Mode. Registriert werden unter anderem Note On/Off-, Velocity- und After Touch-, Programm Change-, Pitch- und Modulation Wheel-Informationen. Über den Midi-Bus sind sämtliche gespeicherten Wavetables zugänglich.

Ins und Outs

Auf der Rückseite befinden sich folgende 6,3 mm KIinken-Jacks: Zwei für die Signal- Outs (Left/Right bzw. Mono/Phones), zwei für die Fußschalter Alternate Release und Aux, und die Midi-Buchsen In, Out und Out/Thru. Mit dem Alternate Release Foot Switch wählt man eine zweite, programmierbare Release-Zeit für Filter und Lautstärke an. Der Sample-Input befindet sich auf der Frontplatte. Er verfügt über einen Empfindlichkeitsschalter (Line: 0,45-4,7 mV, 245 kOhm / Mic: 16-180 mV, 10 kOhm).

Zusammenfassung

Der Prophet 2002 ist für Midikeyboarder mit Expandersystemen ein sehr interessanter Sampler, der neben den Sample-Sounds auch ganz normale Digitalsounds produziert. Er verfügt über hervorragende Möglichkeiten zur Bearbeitung der Samples. Außerdem können die Samples mit der vorhandenen Analogsektion sehr gut nachbearbeitet werden. Vor allem in Verbindung mit der erhältlichen Memory-Expansion lassen sich sehr lange Sample-Zeiten erreichen. Richard Aicher

Der Prophet 2002 kostet knapp unter DM 5.800,-, das Memory Expansion Model 877 ca. DM 1.100,-.

Testbericht von Richard Aicher, erschienen 15.Mai 1986 in Soundcheck