Computer-Software-Zubehör-1986 von Roland, Orgel-Bauer, Opcode, Steinberg

Musikmessebericht: Computer, Software und Zubehör, 1986 von Roland, Orgel-Bauer, Opcode, Steinberg
von Richard Aicher für SoundCheck, April 1986

Roland
Interessante Musiksoftware für IBM und kompatible Rechner zeigte die Firma Roland. Das sogenannte MPS-System besteht aus einem IBM mit minimal 256 kByte Memory (besser 640 kByte), zwei Disk Drives und einem Graphikdrucker. Das System arbeitet als komfortabler 8-Spur Realtime Midi- Recorder mit Step by Step Eingabe und Korrekturmöglichkeit von Kompositionen via Notationssymbolik.

In Realtime eingespielte Songs können automatisch in Notation gewandelt und als Klavierauszug über den Printer ausgedruckt werden, inklusive Lied-Texten. Mit 640 KByte Memory haben zirka 60000 Töne im Arbeitsspeicher Platz.

Ein weiteres Programm derselben Firma, ebenfalls für den IBM, heißt MRE- IPC. Hierbei handelt es sich ebenfalls um einen 8-Spur Realtime-Recorder. Die eingespielten Kompositionen lassen sich korrigieren (Punch In/Out). Diese Software verfügt jedoch weder über einen Step-Editor noch über eine Notationsmöglichkeit. Dafür ist ein Sound-Editor für das neue MKS-7 Synthesizer-Modul mit integriertem Elektronikschlagzeug vorhanden.

Roland zeigte außerdem einen Toshiba MSX-Rechner mit integrierter Floppy Drive und zwei Cartridge Slots. Dazu gibt es das MSX-Midi Interface MIF-MSX, das in den Cartridge Slot gesteckt wird. Die zugehörige Midi-Software war im Betriebssystem des Rechners integriert. Es handelt sich hierbei um einen simplen 8-Spur Realtime-Recorder. Jede der acht Spuren kann gleichzeitig mit verschiedenen Midi- Channels versehene Informationen aufnehmen.

Orgel-Bauer
Die Firma Orgel-Bauer importiert die Software Total Music der Firma Southworth aus den USA. Bei dieser Software handelt es sich um eine komfortable Midi- Recording-Software für den Apple Macintosh. Die Songs können entweder direkt von der Synthesizerklaviatur eingespielt oder Step by Step via Notationssymbolik mit der Maus eingegeben werden. Das zugehörige Interface erlaubt es, gleichzeitig von zwei verschiedenen Instrumenten einzuspielen. Umfangreiche Editiermöglichkeiten erlauben ein komfortables Arbeiten. Die Songs werden im sogenannten Grid-Mode in Form einer Balkengraphik am Bildschirm dargestellt. Jeder Ton wird durch einen Balken symbolisiert. Die Balkenlänge entspricht der Tondauer. Demnächst wird eine weitere Version mit „richtiger“ Notendarstellung am Bildschirm fertig sein. Sie macht die Notendarstellung in gewohnter hervorragender Macintosh-Qualität am Bildschirm möglich. Die „Partitur“ lässt sich dann mit einem Image Writer ausdrucken.

Opcode
Der Midimac Sequenzer der Firma Opcode Systems (USA) verfügt über 32 Aufnahmespuren. Mit einem sogenannten „Switcher-Programm“ kann man gleichzeitig ein anderes Programm, etwa den DX-7 Editor derselben Firma, bearbeiten Bis zu 48 000 Midi-Events lassen sich mit einem 512 KByte Mac und dem Sequenzer aufnehmen. Für die Eingabe steht ein Realtime- und ein Step Time Mode zur Verfügung (Version 2). Alle Midi-Daten werden registriert und aufgenommen. 26 verschiedene Sequenzen lassen sich eingeben. Jede dieser Sequenzen verwaltet bis zu 16verschiedene Tracks. Im Wiedergabe- Mode lassen sich bis zu 16 Sequenzen gleichzeitig wiedergeben. Die Tracks lassen sich unabhängig voneinander Loopen. Eine spezielle Option erlaubt die Generierung von Zufallssequenzen. Zur Bearbeitung der eingespielten Sequenzen stehen folgende Optionen parat: Cut, Copy, Paste, Merge Tracks und Sequences. Im Edit- Mode ist eine Auto-Locator Funktion vorhanden.
Weitere Programme derselben Firma für den Macintosh: Midimac DX/Tx Patch Editor zum Editieren der DX-Sounds, und Midimac Patch Librarians, das sind Bank Loader für diverse Keyboards, wie Yamaha DX/TX, Casio CZ, Oberheim XPander, Matrix 12, OB-8, Juno-l06, JX-8P und Chroma Polaris.
Außerdem stellt Opcode zwei Midi-Interfaces für den Macintosh her. Die kleinere Version verfügt über zwei parallele Eingänge, zwei Midi Outs und einen Thru, die größere Version über drei Outs und einen zusätzlichen Clock Select Switch.

Steinberg Research
Steinberg Research zeigte die 24-Track Software für den Atari 520 St +. Sie arbeitet genau wie eine 24-Spur Bandmaschine. man nimmt eine Phrase auf, kann die nun nach Belieben bearbeiten und dann an jede Stelle des 24-Spur „Softwarebandes“ kopieren. Die Software ist graphisch recht eindrucksvoll aufgebaut, und an arbeitserleichternden und nützlichen Features besteht kein Mangel. (Vergleiche Testbericht in SOUNDCHECK März 86). Mittlerweile wurde die Software auch mit einem graphischen Editiersystem erweitert. Es liefert eine Balkendarstellung der Midi-Events ähnlich dem sogenannten Grid- Mode einiger Macintoshprogramme. Dank des hervorragenden Betriebssystems lässt sich die Software mit der Maus kinderleicht bedienen. „Computern“ macht mit diesem Computer Spaß.

Einen gleichermaßen witzigen, wie interessanten neuen Realtime-Midi-Recorder gab es ebenfalls bei Steinberg. Er arbeitet voll graphisch orientiert. Genau wie einst der Lochstreifen des Orchestrions vor den Augen des Zuschauers, laufen hier die Noten in Form von farbigen Balken von links nach rechts über den Bildschirm. Jede Stimme des Keyboards wird in einer eigenen Spur dargestellt. Die Länge der Balken ist proportional zur Tondauer. Der Umgang mit dem Recorder ist äußerst einfach und macht Spaß.
Ebenfalls für Leute, die Midirecording ohne Stress erleben wollen: Thack Star, ein Midi- Recordingprogramm für Einsteiger. Obwohl es mit allen wichtigen Features ausgestattet ist, hat man einige lustige Graphik-Gags unterbringen können und alles sehr einfach bedienbar „konstruiert“. Sogar ein „Elektronikschlagzeug mit vier gesampelten Sounds ist in der Software eingebaut. Acht separate Tracks stehen für die Aufnahme zur Verfügung. Vier davon sind für die SampIe- Drums (Bass, Snare, Hi-Hat und Toms) reserviert. Die Spuren lassen sich „muten“. Thack . Star wird zusammen mit einem passenden Midi-Interface geliefert

Richard Aicher für Soundcheck, April 1986

Computer-Software-Zubehör-1986 von C-Lab, Jellinghaus, Amadeus, Hitec, SFX

Musikmessebericht: Computer, Software und Zubehör, 1986
Teil 1: C-Lab, Jellinghaus, Amadeus, Hitec, SFX
von Richard Aicher für SoundCheck, April 1986

Musikmessebericht: Computer, Software und Zubehör, 1986 – Richard Aicher für Soundcheck, April 1986
Der Trend auf der diesjährigen Musikmesse ging eindeutig in Richtung größere Computer-Systeme. Trotzdem ist der Commodore 64 noch nicht tot. Für ihn existiert immer noch die meiste Midi Software!

C-Lab
Scoretrack, eine erweiterte Version des Supertrack Midi- Recorders von C-Lab, war eine der Software-Neuigkeiten für den Commodore 64. Scoretrack verfügt über eine Notationsoption. Neben den beiden schon bekannten Notationssystemen Score Writer von Jellinghaus und dem TNS Notator zum Pro 16 Recorder von Steinberg Research, ist dies damit die dritte Notations-Software für den Commodore 64. Scoretrack übersetzt per Midi eingespielte Songs automatisch in Notation. Scoretrack beinhaltet zusätzlich alle Features des schon bekannten Supertrack. Der Event-Editor des Supertrack ist nun mit dem Score Editor kombiniert. Man sieht also die Midi-Daten auf einen Blick sowohl alphanumerisch, als auch in Form von Noten. Ein Notensystem bestehend aus maximal zwei Notenzeilen hat am Bildschirm Platz. Vier verschiedene Quantisierungsparameter

stehen zur Verfügung, um eine bestmögliche Darstellung zu erzielen. Die Noten werden in hoch auflösender Graphik dargestellt. Polyphone Sequenzerspuren werden polyphon notiert. Die Notation lässt sich ausdrucken. Scoretrack kostet zirka 590,- Mark. Der Supertrack lässt sich durch ein Update zum Scoretrack aufrüsten. Preis zirka 290,- Mark.

Amadeus
Amadeus, nennt sich das Notationssystem der Firma Kurt Maas. Hierbei handelt es sich um ein professionelles Computer- Notationssystem, das auch den extremsten Ansprüchen gerecht wird. Es erlaubt polyphones Einspielen in Realtime, auch von zwei Manualen. Die Songs lassen sich in alle Tonarten transponieren. Umfangreiche Editiermöglichkeiten erlauben schnelles Arbeiten. Der Ausdruck kann über Matrixdrucker, Plotter oder Laserfotosatz erfolgen. In die Notationsdarstellungen lassen sich problemlos Titelsatz, Beschriftungen und Lied-Texte mit einfügen. Die Software erlaubt die Darstellung komplexer Notensysteme, die Qualität des Ausdrucks steht ‚in nichts dem mit herkömmlichen Druckverfahren erstellten Partituren nach. Amadeus ist Besonders interessant für professionell arbeitende Musikverlage.

Hitec

Hitec zeigte den schon in SOUND CHECK getesteten Masterkeyboard-Controller auf EPROM-Basis für den Commodore 64. Mit dem Masterkeyboard- Controller kann man jeden x-beliebigen Synthesizer in ein Masterkeyboard mit exzellenten Features verwandeln. An Hardware benötigt man einen Commodore 64 und einen Monitor zur Programmierung. Eine Diskettenstation ist nicht unbedingt erforderlich. Der als Masterkeyboard eingesetzte Synthesizer lässt sich mit maximal sieben Split-Points versehen. Jeder Bereich kann mit separatem Midi-Channel und beliebigem Transpose versehen werden. Außerdem lässt sich für jeden Bereich getrennt bestimmen, ob Program Change-, Velocity-,After Touch- oder Modulation- Daten an den angeschlossenen Expander gesendet werden sollen oder nicht. Insgesamt finden 64 verschiedene Expanderkonfigurationen im RAM-Memory des Masterkeyboard-Controllers Platz. Sie lassen sich entweder direkt über die Programm- Switches des Masterkeyboards oder über die Funktionstasten des C 64 anwählen. Insgesamt lassen sich maximal acht Expander auf diese Weise separaten Split-Bereichen der Klaviatur zuordnen. Die Controller Box wird einfach in den Expansion Port gesteckt, eingeschaltet, und die Software ist augenblicklich im Rechner. Die Daten werden auf akkugepufferten RAMs im Inneren der Box gespeichert. Eine Diskettenstation ist nicht nötig, lediglich ein Bildschirm zur Programmierung. Einmal programmiert, können Computer und Controller irgendwo im Flightcase eingebaut werden. Sie arbeiten versteckt, die einzelnen Einstellungen lassen sich über die Programmschalter des Synthesizers abrufen.
Nicht Software im eigentlichen Sinne, aber doch ein interessantes Produkt für Midi- Recording-Spezialisten: der Hitec Midi Timecode Synchronizer. Er ist in einer 19Zoll HE integriert und verfügt über zwei Midi In, zwei Midi Outs, einen Tape In und einen Tape Out. Der Synchronizer synchronisiert Band und Midi-Sequenzer via Midi-Time-Information und ermöglicht es, das System an irgendeiner Stelle des Aufnahmevorgangs zu unterbrechen und voll synchron wieder zu starten.

Jellinghaus Musik Systeme

Nach wie vor auf EPROMs gespeichert bietet Jellinghaus Musik Systeme seine Scorewriter- Midisoftware an. Ab sofort wird das Modul jedoch nicht mehr mit dem alt bekannten 12-Track Recording Studio, sondern einem wesentlich leistungsfähigeren Nachfolger geliefert. Dieses neue Midi Recordingstudio 11 verfügt nun über 16 Tracks. Die Eingabe erfolgt entweder in Realtime über die Midi-Klaviatur oder Step by Step (Auflösung 1/ 192). Nach wie vor können die auf den Tracks gespeicherten Sequenzen unterschiedlich lang sein. Die Sequenzen lassen sich kopieren und aneinanderhängen (Append). Fehlerhafte Stellen können überspielt werden. Die Sequenz muss jedoch in diesem Fall immer komplett von der fehlerhaften Stelle bis zum Ende der Sequenz neu eingezeichnet, um Memory zu sparen. Maximal finden 9200 Midi- Events im Speicher Platz. Das Recording Studio 11 lässt sich mit externen Geräten über Midi, 24er oder 48er Clock synchronisieren.

Völlig neue Aspekte bietet CX-Mix, die JMS Fader Automation für den Atari 520 STX. Das System lässt sich nachträglich in die meisten Mischpulte einbauen. Es gibt verschiedene Ausführungen, eine zum direkten Einbau in den Mixer, mit externem Netzteil und Synchronelektronik, und eine im 19 Zoll- Gehäuse. Das System ist für 16, 24 und 32 Kanäle erhältlich und kann jeweils mit 8 Kanal-Modulen aufgerüstet werden. Der Mix wird am Monitor des Atari 520 ST+ Computers in Form einer Balkengraphik in Realtime dargestellt. Jede Faderbewegung wird automatisch registriert, gespeichert und am Bildschirm nachvollzogen. Die Mixes werden auf Diskette gespeichert und sind später jederzeit genau reproduzierbar. Preis zirka 4000 Mark (16 Channels + Mute), zirka 860 Mark (VCA Board Add On mit 8 Channels). Etwa im Juni wird ein passendes SMPTE- Board zum Preis von zirka 980 DM dazu erhältlich sein.

SFX
Interessante Softwarezusätze zum Commodore 64 gab es bei SFX. Der Sound Expander erweitert den Commodore 64 um einen FM-Synthesizer. Das Modul ähnelt dem FM-Modul des DX-5M Synthesizers von Yamaha. Das FM-Modul arbeitet acht stimmig. Die Klänge sind für Commodore 64-Verhältnisse überraschend gut. Die zugehörige Software erlaubt das Spielen des FM-Moduls über die alphanumerische Klaviatur oder eine externe Zusatzklaviatur. Weitere Features: 12 Preset-Sounds, 12 Preset- Rhythmen, Begleitautomatik. Nun wurde auch der lange angekündigte Sound-Sampler von SFX gezeigt. Er arbeitet mit dem Commodore 64 und speichert maximal 1,4 Sekunden Sound. Loop und Echo sind möglich. Die aufgenommenen Samples lassen sich am Bildschirm betrachten und editieren. Bis zu vier Sounds lassen sich gleichzeitig triggern. Eine Sequenz mit maximal 16 Steps kann aufgenommen und mit variabler Geschwindigkeit wiedergegeben werden. Die Software ist sehr bedienerfreundlich und verwendet die vom Macintosh bekannte Pull Down Menütechnik. Der Sampler ist midikompatibel. Die Sampling Rate beträgt 20 kHz.

Richard Aicher für Soundcheck, April 1986

24-Track von Steinberg Research

24-Track von Steinberg Research

Testbericht von Richard Aicher, veröffentlicht im April 1986

Eine neue Dimension von Midirecording- Software zeichnet sich ab. Eines der ersten Exemplare konnte ich kürzlich in Hamburg bei Steinberg Research unter die Lupe nehmen. Die Software nennt sich schlichtweg 24-Track und arbeitet mit dem neuen Supercomputer Atari 520 ST+, auch Mega-Atari genannt. 24-Track ist in C, einer höheren Programmiersprache, geschrieben. Kein Wunder, dass diese Software deshalb mit dem, was man bisher von Commodore 64 und herkömmlichen Midirecordern gewohnt ist, nichts mehr zu tun hat. Sie arbeitet nicht nur sehr viel schneller, sondern ist auch wesentlich komfortabler zu bedienen, und zwar dank des hervorragenden Betriebssystems des Atari 520 S1+ (‚ros mit GEM). Auch die graphische Darstellung am Bildschirm ist um Klassen besser. So besitzt der Atari im Schwarz/Weiß-Modus eine Auflösung von 640 x 400 Bildpunkten, womit auch noch sehr feine Details dargestellt werden können.

Arbeitsweise

Der 24-Track von Steinberg arbeitet nicht mehr nach dem vom Pro 16 bekannten Song/Song-Pattern Muster. Er orientiert sich eher an der Arbeitsweise einer „ganz normalen“ 24-Spur Maschine. Man spielt einzelne, beliebig lange Takes mit dem Masterkeyboard oder der Drummaschine ein. Das können ein paar Beats, aber auch eine ganze Strophe eines Tracks sein, die Länge ist frei bestimmbar. Diese Aufnahme, ein Track-Pattern, kann nun völlig unabhängig von den anderen auf vielfältige Weise bearbeitet werden, etwa mit eigenem Namen versehen, separat auf Disk gespeichert oder an jede beliebige Stelle auf jeden Track des Songs kopiert werden. Der Einfachheit halber werde ich diese Track-Patterns im folgenden einfach Patterns nennen. In der Menü-Anwahlzeile oben am Bildschirm erkennt man die Namen der fünf Hauptmenüs: Desk, File, Pattern, Track und Options. Fährt man sie mit dem Bildschirmcursor an und „dickt“, so nennt man den Druck auf die Taste an der Maus, rollt

Das Track-Panel des 24-Track

ein sogenanntes „Pull-Down“ Menü mit den weiteren Unter-Optionen am Bildschirm wie ein Rollo herunter. Mit dem Bildschirmcursor kann man nun jede dieser Unter-Optionen anfahren, andicken und sofort öffnet sich das zugehörige Bildschirmfenster mit den entsprechenden Parametern und Funktionen. Es wird einfach über die normale Bildschirmpage mit der Track-Table gezeichnet. Letztere wird dabei nicht völlig gelöscht, sondern einfach je nach Bedarf zu einem mehr oder weniger großen Teil vom neuen Bildschirmfenster überdeckt.

Die Track-Table

Die Track-Table, das eigentliche Bedienpanel des 24-Track ist äußerst klar aufgebaut und das, wie man sich am Foto überzeugen kann, obwohl sehr, sehr viele Dinge darauf untergebracht sind. In der obersten Bildschirmzeile sieht man die 24 Trackboxen. Clickt man eine davon zweimal an, erscheint jeweils das zum speziellen Track gehörende Trrack-Display am Bildschirm. Es enthält alle wichtigen Funktionen und Parameter dieses Tracks. Eine Zeile tiefer, nochmals 24 Boxen. Sie signalisieren, ob der zugehörige Track leer ist, oder sich schon eine Aufnahme darauf befindet. Außerdem lassen sich mit diesen Boxen die Tracks für die Wiedergabe an- bzw. abschalten. Nochmals eine Zeile tiefer, die 24 Record-Boxen, zum Einschalten der Recordfunktion. Im Bildschirmfenster darunter wählt man Tempo und Takt, die Synchronisation und schaltet den Beeper ein bzw. aus. Mit der Master On/Off Option wählt man, ob die im Track-Editor gemachten Einstellungen bezüglich Takt- und Tempowechsel gelten sollen oder nicht. Mit der Funktion Solo On/ Off schaltet man Spuren auf Solo.

Ganz rechts in diesem Bildschirmfenster: die Memory-Anzeige. Und damit beginnt das ganze auch höchst interessant zu werden. 24-Track bringt nämlich im Arbeitsspeicher des Atari 520 St+ die sagenhafte Menge von 2546 Blocks a 256 Bytes unter. Das entspricht immerhin zirka 200000 Midi Events, also hochgerechnet etwa maximal 100000 Tönen! Das ist so viel, dass nicht alles auf einer einzigen Diskette Platz hat. Man benötigt in diesem Fall zwei Disketten, um den Speicherinhalt abzulegen. Rechts der Softwareschieberegler zum Einstellen der Parameter. Wieder einen Stock tiefer befinden sich zwei Bildschirmfenster mit den Recordingfunktionen (rechts) und dem Locator (links). Die Recording Funktionen sehen genauso aus, wie die eines gewöhnlichen Hardware-Taperecorders

Pull Down-Menüs und Bildschirmfenster

erleichtern das Arbeiten.

Genau wie dort gibt es „Taster“ für Fast Rewind, Record, Play, Fast Forward und Stop sowie ein Bandzählwerk. Nur dass diese Taster nicht per Hand gedrückt, sondern mit dem Bildschirmcursor angefahren und dann angeklickt werden. Ein Plus des 24-Track ist, dass sämtliche Funktionen sowohl mit der Maus als auch mit den Tasten des alphanumerischen Keyboards angewählt werden können. Denn, die Maus ist zwar ungeheuer praktisch, doch man hat nicht überall eine freie Fläche, um mit ihr darauf herumzufahren, vor allem nicht bei einem eventuellen Live-Gig. Der Locator des 24-Track verfügt über die beiden Funktionen: Left Locator /Right Locator. Zwischen den beiden Positionen bewegt sich das Band. Man stellt sie, wie auch alle übrigen Parameter, mit dem „Softwareschieberegler“ ganz am linken Bildschirmrand ein. Hochfahren des Cursors bedeutet, Wert erhöhen, runterfahren, Wert erniedrigen.

Die drei Funktionen Cycle, Auto Record und Zero in den Boxen links am Bildschirmrand erlauben es, das „Band“ auf Null zurückzufahren, in den Loop Mode zu schalten und die Aufnahme automatisch ab einem bestimmten Punkt zu starten. Die Auto Record-Funktion kann auf zwei verschiedene Weisen arbeiten. Entweder zählt der Beeper zwei Takte lang bei stehendem „Band“ vor, und erst dann beginnt das „Band“ zu laufen und aufzunehmen, oder das Band läuft bereits zwei Takte vor dem Punch In Point an, man hört zwei Takte das Playback, und danach beginnt die Software aufzunehmen. Der Locator wird wieder mit dem Softwareschieberegler eingestellt. Mit der Name Option wird das Pattern benannt. Ganz unten am Bildschirm, nach alter Steinberg-Manier, 24 „Licht balken“ als Aussteuerungsinstrumente. Sie zeigen im Play Mode die Velocity-Informationen der Spuren an. Damit ist man stets auch optisch im Bilde, was auf den einzelnen Track eigentlich los ist.

Der Track-Editor

Fährt man mit dem Cursor ein Trackfeld in der Track-Table an und dickt, erscheint im Display das Fenster mit dem Track-Editor. Hier können Quantize, Velocity, Transpose und Delay entweder im Single Pattern Mode für jedes einzelne Pattern des Tracks auf einmal editiert werden. Sehr interessant sind die beiden Optionen Sound und Volume. Sie gestatten es, für jedes einzelne Pattern oder auch für alle Patterns eines Tracks einen bestimmten Sound und definiertes Volumen einzugeben. Beides wird dann exakt zu Pattern beginn vom 24-Track eingestellt.

Bild 3: Das 24-Track im Copy-Modus

Jedes einzelne Pattern kann im Track- Editor mit einem eigenen Namen versehen werden. Ein sehr komfortabler Output-Filter erlaubt die Filterung von Note On/Offs, Pitch Bend, Controller, Programme Change usw.

Das Desk-Menü

Das Desk-Menü gestattet das gleichzeitige Verwalten verschiedener Programme. So lässt sich etwa während des Multitrackings gleichzeitig ein Synthie mit einem Sound Designer programmieren.

Das File-Menü

Mit dem File Pull Down-Menü werden Songs und Patterns gespeichert bzw. geladen. Es lassen sich sowohl einzelne als auch mehrere Patterns gleichzeitig abspeichern. Dies ist zum Beispiel nützlich, wenn etwa auf diversen Patterns einer bestimmten Anzahl von Tracks die Drums eingespielt sind. Dann kann man diesen Drum-Block gemeinsam abspeichern, und so später gemeinsam weiterbearbeiten.

Die Patterns und Patternblöcke lassen sich so zum Beispiel an jede beliebige Stelle des Bandes kopieren. Diese Funktion ermöglicht es etwa, sich ganze Bibliotheken diverser „Grooves“ anzulegen, und später daraus verschiedene Songs zu basteln.

Das Pattern-Menü

Das Pattern-Menü verfügt über die fünf Unter-Optionen Copy, Append, Repeat, Delete und Extend. Wählt man Copy, erscheinen 24 Source Trackboxen und darunter 24 Destination Track-Boxen. Mit dem Taster der Maus dickt man nun die gewünschten Source- und Destination Tracks an. Die zugehörige Box färbt sich schwarz und ist damit markiert. Man kann das angewählte Track-Pattern nicht nur auf eine Destination, sondern gleichzeitig auf mehrere, verschiedene kopieren. Ebenso lassen sich mehrere Tracks gleichzeitig als Sources andicken und auf entweder einen oder auch mehrere Destination-Tracks kopieren. Die genauen Anfangs- und Endpunkte, von denen, bzw. auf die kopiert werden soll, lassen sich exakt mit dem Softwareschieberegler an der rechten Bildschirmseite eingeben. Append erlaubt das Verlängern von Track-Patterns durch Anstückeln eines anderen Track-Patterns. Auf diese Weise kann man also verschiedene Track-Patterns problemlos aneinanderfügen. Mit Repeat lassen ‚Sich die Track-Patterns mehrmals wiederholen. Track-Nummer, Startpunkt und Name des Track-Patterns erscheinen im Fenster. Die Anzahl der Wiederholungen gibt man ein. Delete dient zum Löschen von Patterns. Mit Extend können auf ungeradzahligen Takten beginnende bzw. endende Patterns auf gerade Taktanfänge hingebogen werden. Der Computer bietet hierbei die neuen Anfangs- und Endpunkte an.

Das Track-Menü

Das Track Pull Down-Menü beinhaltet die Optionen: List, Edit Mastertrack, Copy und Erase Track. Mit List wird der Inhalt des kompletten Tracks am Bildschirm gelistet. Hier erfährt man die Namen, Start und Endpunkte der enthaltenen Patterns. Die Option Edit Mastertrack stellt eine Art Arbeitsvorschrift für den 24-Track Recorder dar. Diese Arbeitsvorschriften werden in einzelnen Befehlszeilen angegeben. Hierzu zählen zum Beispiel Tempo und Time Signature. Eine Erweiterung auf weitere Funktionen ist geplant: Zum Beispiel Midi Timing, Start und Stop. Für jeden Befehl kann ein Start- und ein Endpunkt eingegeben werden. Die Befehle dieses Arbeitsplanes werden vom 24-Track auf einer 25ten Spur abgespeichert. Sie steuert also gewissermaßen den Ablauf des 24-Tracks. Einzelne Befehlszeilen lassen sich einfügen (Insert), löschen (Delete) und ersetzen (Replace). Der Computer sucht automatisch die richtige Stelle für den Eintrag in der Liste. Die einzelnen Zeilen werden dabei automatisch nach den Anfangszeitpunkten katalogisiert.

Das Options-Menü

Das Options-Menü beinhaltet bisher die Optionen: Definitions und Midi Channels. Weitere Optionen werden aber noch folgen (eventuell Step Time Input Mode!). Mit Definitions stellt man Midi Thru (On/Off), Midi-Clock Out (On/Off), Midi-Delay und die Wirkungsweise des Input-Filters fest. Außerdem lässt sich der 24-Track hier auf Midi-Echo (Midi Merge) schalten. Im Input-Filter lassen sich Programme Change, Control Change, Pitch Bend und Note Events einzeln ein- und ausschalten. Mit der Option „Midi Channel“ werden die 24- Tracks auf die 16 Channels zugeordnet.

Bild 4: Das Edit-Mastertrack-Window: Programmierung

von Tempowechseln

Zusammenfassung

Der 24-Track von Steinberg Research zeigt die Vorzüge des Atari 50 ST+ sehr deutlich auf. Mit ihm arbeitet man ähnlich wie mit einer normalen 24-Spur Maschine. Einzelne Einspielungen können völlig unab- ‚hängig voneinander bearbeitet und geladen werden bzw. gespeichert werden. Der ungeheure Speicherplatz des Atari 520 ST+ gestattet es, zirka 200000 Midi Events im Arbeitsspeicher unterzubringen. Die Software nutzt die ausgefeilte Fenstertechnik des GEM-Betriebssystems des Ataris hervorragend und bietet sehr viele Optionen. Schön wäre noch ein Step by Step Eingabenmodus und die Möglichkeit, die eingegebenen Songs in Notation am Bildschirm darzustellen. Doch vielleicht schafft man das noch. Denn so schön er jetzt bereits ist, ist der 24- Track momentan noch ein Prototyp.

Richard Aicher, September 1986

DW-8000 Editoren von G.C.Geerdes – und PA-Decoder, Test von Richard Aicher, Soundcheck März 1986

DW-8000 Editoren von G.C.Geerdes – und PA-Decoder, Test von Richard Aicher, Soundcheck März 1986

Beinahe zu jedem Keyboard gibt es mittlerweile Software-Editoren. Das sind Programme, die in Verbindung mit Computer und Midi- Interface das Einstellen der Sounds wesentlich vereinfachen. Die Parameter sind wieder am Bildschirm zu sehen, und oft werden sogar die Hüllkurven graphisch dargestellt. Außerdem sind die meisten Sound- Editoren zugleich Memory Dumps (Sound/Bank-Loader). Das heißt, man kann die Sounds nicht nur editieren, sondern auch auf Diskette abspeichern. Die Speicherung auf Diskette ist wesentlich sicherer und schneller, als die auf Tape und billiger als die Speicherung auf Cartridge. Wobei zu sagen ist, dass die Cartridge- Speicherung vor allem im Live-Betrieb die praktischste Speicherungsmethode ist. Im folgenden möchte ich zwei Sound- Editoren für den DW-8000 von Korg beschreiben. Beide sind auch für den neuen Korg Expander EX-8000 zu verwenden. Das sind der DW-8000 Editor V1.1 von PADecoder und der DW-8000Editor von Markus Freericks aus dem Hause G.C. Geerdes. Ein weiteres DW-8000 Editor-Programm wird demnächst von Steinberg Research auf den Markt kommen. Vorstellung folgt!

DW-8OOO Editor von G.C. Geerdes

Der Editor von Geerdes arbeitet mit einer einzigen Bildschirmpage. Das heißt, sämtliche Parameter des DW-8000 sind immer

Das Bedienpanel des DW-8000 Editors von Geerdes

gleichzeitig am Bildschirm. Man hat alles im Blick. Der Nachteil dieses Verfahrens, die Darstellung ist etwas gedrängt, es sind eben sehr viele Parameter, und auf dem Bildschirm bringt man eben nur eine bestimmte Anzahl von Zeichen unter. In Bild I sieht man das Bedienpanel. Zusammengehörige Parametergruppen sind immer in einer Farbe dargestellt. Das macht die Darstellung übersichtlicher. Auch auf einem Schwarz/Weiß-Monitor kommen, wie man im Bild sieht, die einzelnen Blöcke gut zur Geltung. Am oberen Bildschirmrand werden die beiden Hüllkurven (VCA und VCF) graphisch dargestellt. Daneben jeweils die zugehörigen Parameter: Attack, Decay, Break Point, Slope, Sustain Release und V-S in den 10 Blöcken darunter findet man sämtliche anderen Parameter des DW8000 gegliedert in die Bereiche: Oszillator I, Oszillator 2, VCF, MG (Hüllkurve), Delay, Autobend, Noise, Portamento, Bend, After Touch. Außerdem werden der Assign- Mode und die Parameternummer angezeigt, sowie die Bank (A oder B) und die aktuelle Soundnummer. Zum Editieren eines Sounds muss man lediglich mit den Cursortasten den Bildschirmcursor auf den gewünschten Parameter setzen und dann mit den Funktionstasten FI bzw. F2, erhöhen bzw. erniedrigen. Entweder in leer Schritten (zusätzlich »+“ oder »-“ Taste gedrückt) oder in Wer Schritten (zusätzlich Shift-Thate gedrückt). An Tonart und Grenzbünde, festgeigt sind, wählt man „new entry“, also Neueingabe, und gibt dann die Akkordbezeichnung des gesuchten Griffes ein. Guitarpartner arbeitet mit 7 verschiedenen Akkordtypen: Dur, Moll, + 5, – 5, Quart, vermindert und Moll 7/-5. Sofort erscheint in der Tabulatur das entsprechende Griffschema. Mit der Option „library“, lassen sich verschiedene, alternative Darstellungen abrufen. Wie viele Guitarpartner in seiner Bibliothek gefunden hat, schreibt er in der Infozeile. Die gefundenen Akkorde können, wie schon erwähnt, nicht nur in der Tabulatur, sondern wahlweise auch im Notensystem dargestellt werden. Verändert man im Parameter-Display die Bundgrenzen oder irgendeinen anderen Wert, korrigiert Guitarpartner die Darstellung automatisch entsprechend den neuen Rahmenbedingungen.

Unbekannte Griffe
Genau umgekehrt arbeitet die Option „name chords“. Jetzt kann man auf den sechs Saiten der Tabulatur mittels Computer-Cursortasten

Bild 2: „Name chords“: Griffschema eingegeben- Akkordbezeichnung gefunden.

und diverser Befehle gedrückte oder gedämpfte Saiten markieren. Guitarpartner gibt sofort die zugehörige Griffbezeichnung an. Sind mehrere alternative Bezeichnungen möglich, werden alle angezeigt. Die Akkordbezeichnungen werden im großen Infofeld rechts am Bildschirm dargestellt (Bild 2).

Eldorado für Tonleiterfetischisten

Mit „display scales“ kann man sämtliche 21 gespeicherten Tonleitern am Bildschirm entweder auf der Tabulatur oder in Notenform (Bild 3) studieren. Jetzt kann sich niemand mehr vor dem Üben drücken. In Sekundenschnelle lassen sich die Tonleitern mit jedem gewünschten Grundton darstellen. Im großen Infofenster rechts werden die harmonisch zu der aktuellen Scale passenden Akkorde angezeigt. Hat man ob der vielen Tonleitern einmal vergessen, was eigentlich alles gespeichert ist, kein Problem, die
Funktion „list“ bringt sie alle in das große Infofenster.

Bild 3: „Display scales“: 21 verschiedene ,Tonleitern mit den passenden Akkorden stets parat im Notensystem.

Die richtige Sololinie zum Akkord

Mit der Option „scale analysis“ sucht Guitarpartner automatisch aus den 21 gespeicherten Tonleitern zu jedem eingegebenen Akkord oder auch einer Akkordfolge die als Sololinie passende (Bild 4). Bei der

Bild 4: Guitarpartner findet zu Akkorden oder Akkordfolgen die richtige Scale.

Eingabe der Akkorde müssen natürlich bestimmte Regeln beachtet werden. Zunächst gibt man eventuell Kreuz oder b und den Grundton ein. Dann den Akkordtyp, hier Dur, Moll, Quart oder 0 (Null) und nach Bedarf die Akkorderweiterung in Form von Ziffern, hier +/-5,6,7, +/-7, +/-9,11, oder +/-13. Mehrere Akkorde trennt man durch einen Schrägstrich voneinander. Im Infofeld rechts erscheinen jetzt die zum Akkord oder der Folge passenden Skalen aufgelistet.

Zusammenfassung

Mit Guitarpartner arbeitet man sehr viel schneller und bequemer, als mit der besten Grifftabelle oder gar den meist sehr trockenen Gitarrenschulen. Außerdem denkt Guitarpartner mit, klingt und druckt die Ergebnisse, sofern man einen kompatiblen Drucker besitzt, auch schwarz auf weiß aus. trotzdem kann die Software natürlich ein gründliches Studium und viel Üben nicht ersetzen. Und schon gar nicht das gewisse musikalische Etwas. Ohne Zweifel stellen die 99 Mark jedoch eine lohnenswerte Investition für schon computerisierte Gitarristen oder auch Keyboarder dar, die sich gerade im Aufbruch zu neuen Ufern befinden.

Richard Aicher, erschienen im März 1986 in SOUND CHECK

Casio RZ-1 Digital Sampling Rhythm Composer

Casio RZ-1 Digital Sampling Rhythm Composer

Feature von Richard Aicher. Veröffentlicht im SOUND CHECK Musikmagazin, März 1986.

Jetzt ist sie also da, die erste Drum Machine mit Samplingoption im „Low Cost‘! Bereich, sie stammt von Casio und nennt sich RZ-l. Das Panel ist in drei Bereiche geteilt. Im oberen befinden sich 8 Level Schieberegler für Tom I, 2 und 3, Bass Drum, Rimshot / Snare, Open Hi-Hat / Closed Hi-Hat, Claps / Ride und. Cowbell / Crash sowie Sample 1/2 und Sample 3/4. Insgesamt lassen sich also 10Instrumente bzw. Kombinationen ‚von 2en getrennt regeln. Dieselben Instrumente bzw. Kombinationen verfügen auch je über einen separaten Output an der Rückseite des RZ-l. Leider können auch die vier Samples nicht getrennt, sondern nur kombiniert abgenommen werden (1 mit 2 und 3 mit 4). Zwei weitere Schieberegler, einer für das Sampling-Level (Aussteuerung) qnd einer für das Master, schließen den Reglerbereich ab. Im mittleren Bereich des RZ-I befinden sich sämtliche Funktionsschalter und.das türkisblau beleuchtete LCD-Display, ,das hiermit nun auch bei Casio Einzug hält. Es ist sowohl im Hellen als auch Dunkeln, also in allen musikalischen Lebenslagen, hervorragend lesbar und stellt damit einen wesentlichen Fortschritt im Vergleich zu den bisher eingesetzten, unbeleuchteten LCD-Displays, dar. Im unteren Panel-Bereich sind die Switches für Start / Stop, Continue Start, Accent und Mute, sowie die 10 Instrumente- Trigger, und die vier Sample-Triggerschalter angebracht.

Die Sounds

Das RZ-I verfügt über 12 fest installierte PCM-Sounds: Bass Drum, Snare, drei Toms, Rimshot, Open und Closed Hi-Hat, Claps, Ride, Cowbell und Crash. Zusätzlich lassen sich vier eigene Sounds samplen: Sample I, 2, 3 und 4. Alle Sounds klingen sehr an natürlichen Drums orientiert. Keine Simmons-Tom-Imitationen, sondern das Origina1-Set der 70er Jahre erwacht hier wieder zum Leben. Die Bass besitzt in meinen Ohren zu wenig Druck, die Snare ist kräftig, aber nicht sehr modern. Besser gefallen mir die beiden Hi-Hats, sowie Ride und Crash. Allerdings ist das Crash auch hier, wie bei den meisten anderen Drum Machines, sehr kurz. Die Claps haben viel Mühe, den Hörer von echten Hand-Claps zu überzeugen. Guten Durchschnitt schließlich bilden Cowbell und Rimshot.

Während man nun jedoch bei anderen Drum Machines mit den internen Sounds zufrieden sein muß, geht’s hier eigentlich damit erst los. Die Samplingoption macht’s möglich. Die Snare zu brav? Kein Problem, dann sampled man sich halt eine eigene. Und wem das immer noch nicht reicht, der hat noch drei weitere Samples für eigene, tierische Soundkreationen zur Wahl. Auch längere Crashs stellen nun kein Problem mehr dar. Die vier Sample-Speicherbereiche lassen sich nämlich entweder paarweise oder alle vier zusammen aneinanderhängen. Da jeder Sample-Speicher 0,2 Sec Sound fasst, lassen sich also entweder vier Sounds a 0,2 Sec, zwei Sounds a 0,4 Sec, oder ein Sound mit 0.8 Sec speichern. Im Normalfall beträgt die Sampling Rate laut Casio 20 kHz, das heißt, der wiedergegebene Frequenzbereich beträgt zirka 10 kHz. Dafür ist die Qualität der Samples erstaunlich. Probleme ergaben sich beim Test lediglich im tiefen Bass- sowie im Hochtonbereich. Da lassen sich Digitalisierungsgeräusche vernehmen. Doch mit demselben Problem kämpfen auch wesentlich teurere Sampler.

Die vier Sample-Sounds können leider nicht alle zusammen gleichzeitig gespielt werden. Sample I kann nie zusammen mit Sample 2 und Sample 3 nie zusammen mit Sample 4 klingen. Das ist bei der Speicherorganisation des RZ-I nicht möglich. Setzt man im Play Mode doch eine „verbotene“ Kombination auf einen Step, also etwa I mit 2, dann wird der zuletzt eingegebene Sample gespielt, der andere unterdrückt. Die Aufnahme der Samples ist ein Kinderspiel. Der Input Jack für das Sample- Signal befindet sich auf der Rückseite des RZ-l. Mit einem Switch läßt sich der Input wahlweise auf Mikrofon oder Line-Empfindlichkeit schalten. Als nächstes steuert man mit dem Samplinglevel-Regler das Signal optimal aus. Eine Signal-LED zeigt eventuelle Übersteuerungen an. Durch gleichzeitiges Drücken des blauen Sample- Switches unterhalb des Displays und des entsprechenden Sample 1l“iggerSwitches (je nach gewünschtem Sample, 1- 4) bringt man jetzt das RZ-I in den Sampling- Aufnahmemodus. Lässt man die Switches wieder los, erscheint im Display der Hinweis „Sample“ und die Nummer des angewählten Samples. Das RZ-l befindet sich nun im Sampling-Standby.

Sobald ein Signal am Input erscheint, triggert der Sampler automatisch und nimmt es auf, bis der Speicher voll ist. Dann erscheint im Display der Hinweis “ Sample O.K:“, der Sampler geht in den Play Mode über, der Sample kann getestet werden. Er steht nun sofort für alle Patterns zur Verfügung. Für längere Sounds verbindet man die Sample-Speicher. Man kann entweder Sample 1 mit 2 bzw. 3 mit 4 verknüpfen, das ergibt je 0.4 Sec Sampling Time. Oder alle vier Samples zu einem Sample von 0.8 Sec Dauer. Auch dieser Vorgang ist narrensicher einzugeben. Überhaupt wurde bei dieser Drum Machine sehr viel Wert auf Bedienkomfort gelegt.

Sind die Samples einmal im RZ-l, lassen sie sich als Daten auf Tape sichern. Eine Verify-Option gestattet die Überprüfung auf Fehlerfreiheit. Umgekehrt lassen sich die Sounddaten selbstverständlich auch wieder vom ‚Tape-In das RZ-l 1aden. Es werden hierbei immer alle vier Samples auf einmal übertragen. Casio liefert voraussichtlich eine Cassette mit 96 analog aufgezeichneten Drum-Sounds zum Einladen ,in das RZ-l. Man spielt sie hierzu einfach vom ‚Taperecorder in den Sample-Input. Dank des Auto-Triggers geht das ziemlich problemlos. Auf der Rückseite des RZ-l sind zwei Tone Control-Potis angebracht. Sie wirken als einfacher Filter. Der eine beeinflusst Sample I und 2, der andere Sample 3 und 4. Mit diesen Tone Control-Potis kann man den Sample von unerwünschten Nebengeräuschen befreien, einen eventuell mit gesampelten Rauschanteil etwas ausfiltern, oder eben einfach, sofern am Mixer keine Klangregelung vorhanden ist, den Klang an das eigene Equipment anpassen.

Die Modes

Das RZ-l verfügt über sieben Modes: Pattern Play und Pattern Record, Song Play und Song Edit, Sampling, MT (Tape Memory) und den Midi Function Mode. Im Pattern Record Mode nimmt man Patterns auf, entweder in Realtime oder Step by Step. Bis zu hundert Patterns lassen sich speichern. Aus diesen lassen sich im Song Edit Mode bis zu 20 Songs bilden. Jeder Song kann maximal 100 Pattern-Steps lang sein.

Im Sampling Mode lassen sich, wie schon beschrieben, vier eigene Samples aufnehmen. Der MT Mode dient zum Sichern der Patterns, Songs und Sample-Sounds auf Tape. Für die Aufnahme und Wiedergabe stehen insgesamt 10 Funktionen bereit, die über 7 Funktionsschalter angewählt werden können. Sie sind in einer 2 x 5 Matrix angeordnet. Und das macht die Bedienung des RZ-l besonders einfach. In‘ jedem Kreuzpunkt einer Zeile mit einer Spalte des Matrixfeldes steht die zugehörige Funktion aufgedruckt. So weiß man immer sofort, welche beiden Switches zu drücken sind, damit eine bestimmte Option läuft. Mit dem Song Pattern Key in der oberen Matrixzeile wählt man die 5 Songfunktionen, Edit, Delete, Insert, Chain und Reset Copy, an. Der Pattern Key in der unteren Matrixzeile dient zum Aufrufen der Pattern-Funktionen Record, Delete, Auto Compensate, Beat und Reset / Copy. Neben Song- und Pattern-Switch befindet sich jeweils eine Signal-LED. Im Play Mode leuchtet sie bei gewähltem Switch grün, im Record Mode rot.

Wie nimmt man ein Pattern auf? Zunächst wählt man über die Telefontastatur rechts neben dem Panel, das gewünschte Pattern an. 99 stehen zur Verfügung. Dann drückt man den.Pattern-Switch und anschließend den, Switch unterhalb der gewünschten Funktion. Im Display erscheint augenblicklich die zugehörige Meldung. Über die beiden Value Switches kann man nun entweder mit „No“ die Funktion stornieren oder mit“Yes“ anwählen. Im Pattern Record Mode nimmt man entweder in Realtime auf oder Step by Step. Im ersten .Falle drückt .man lediglich den Startschalter, der Click ertönt, und ab sofort wird jeder Schlag auf einen Instrument-Trigger-Button gespeichert. Die Buttons erscheinen auf den ersten Blick sehr wackelig, erweisen sich jedoch bei der Arbeitals sehr gut „zu spielen“. Beim Einspielen von Hand registriert das RZ-l keine kontinuierlichen Dynamik. Informationen. Lediglich mit dem Accent und Mute Button lassen sich die Schläge gegenüber dem Normalwert lauter bzw. leiser eingeben. Drückt man gleichzeitig auf Instrument und Accent, wird der Schlag lauter, drückt man auf Mute, wird er leiser. Taktmaß und gewünschte Anzahl von Beats für das Pattern gibt man zuvor über die Beat-Funktion ein. Der’Taktzähler kann hierbei jeden Wert von 1 mit 29, der Taktnenner 4, 8 oder 16 betragen. Auch die.Anzahl der Bars ist im Bereich 1- 24 frei bestimmbar. Die Autocorrect-Funktion (Auto Compensate) erleichtet das Einspielen der Patterns wesentlich. Wie üblich wählt man sie im Record Mode durch Druck auf den entsprechenden Switch unter Auto Compensate an. Den gewünschten Wert tippt man über die Telefontastatur ein. Dort stehen die Auto Correct-Werte über den Tasten aufgedruckt. Folgende Correct-Werte sind möglich: 1/2, 1/4, 1/6, 1/8, 1/16, 1/24, 1/32, 1/48 und 1/96. Im 1/8 Mode erscheint im Display zusätzlich der Parameter „SWG“. Dieses Kürzel steht fürSwing und macht genau das; was es sagt, läßt die Patterns etwas „swingen“. Die Swing-Parameter sind 50, 54, 58, 63, 67 und 71. Sie geben die prozentuale Abweichung der geraden Beats vom Normal- Beat an.

Zur Step Time-Aufnahme drückt man nach Pattern Record nicht den Start- Button, sondern den Value-Switch. Damit wird das RZ-l nun Step für Step weitergeschaltet. Im Display erscheinen jeweils aktueller Step und Bar. Jeder Beat ist mit allen eingegebenen Instrumenten zu hören. Drückt man einen Trigger Button, wird der entsprechende Schlag automatisch zum aktuellen Step ins Memory übernommen.

Neben dem Display das alphanumerische Ziffernfeld. Record- und Play-Funktionen werden über die Matrix angewählt.

Durch nochmaliges Drücken des Pattern Buttons gelangt man aus dem Record Mode wieder in den Play Mode. Die Signal-LED wechselt hierbei wieder automatisch ihre Farbe von rot nach grün. Drückt man nun auf Start, fährt. das Pattern ab. Das Record- bzw. Play-Tempo läßt sich in Realtime, also auch während des Spiels, im Bereich von 40 bis 250 Beats per Minute verändern. Mit der Reset / Copy-Funktion läßt sich das aktuelle Pattern auf ein anderes kopieren. Letzteres muß hierbei leer sein, andernfalls erscheint die Frage „Delete?“. Verneint man diese, wird die Kopiefunktion nicht ausgeführt. Dies hat einerseits den Vorteil, daß keine Patterns gelöscht werden können, andererseits lassen sich so verschiedene,Patterns nicht mixen, was oft eine Arbeitsvereinfachung darstellen würde. Die Delete- Funktion dient schließlich zum Löschen kompletter Patterns.

Ähnlich problemlos wie im Pattern Mode arbeitet man im Song Mode. Im Song Edit Mode wählt man über .das Display und den Value Switch den gewünschten Song Step und über die Telefontasten das gewünschte Pattern an. Auch im Song Mode existieren die Funktionen Delete (Löschen eines Songs) und Reset / Copy (Kopieren des aktuellen Songs in einen anderen Song Speicher). Insert gestattet das nachträgliche Einfügen von Patterns an jeder beliebigen Stelle in der Song Chain, Delete das Löschen einzelner Song Steps.

Stoppt man einen Song im Play-Modus, kann man ihn entweder mit dem Start / Stop- Button wieder direkt von Takt 1, Beat 1 neu anlaufen lassen, oder mit dem Continue / Start-Button von der Stop-Stelle an weiterlaufen lassen. Die Midikonfigurationen stellt man über die beiden Midi- Buttons ein. Das RZ-I arbeitet im Poly Mode/Omni Off. Alle Channels von 1 mit 16 lassen sich als Receive/‘ ftansmit Channels wählen. Der Empfang von Velocity-Daten per Midi kann unterbunden werden (Note enable). Das RZ-I kann im Record Mode von Hand nur mit drei verschiedenen Dynamik- Leveln eingespielt werden (Mute = 48,Normal = 64, Accent = 112).Von einem angeschlossenen Midi-Keyboard aus lässt es sich jedoch voll dynamisch spielen. Es registriert und gibt hierbei die eintreffenden Velocity- Informationen kontinuierlich im Bereich von 1 mit 112 wieder. Die Zuordnung der Midi-Notes zu den Instrumenten ist fest vorgegeben und lässt sich nicht ändern. Mit dem Clock-Button wählt man den Synchronisations-Modus. Er lässt sich entweder auf Internal oder External stellen.

Tape Memory

Die Funktion MT gestattet wie erwähnt getrenntes Speichern und Laden von Rhythmen oder Samples von Thpe. Schade ist, daß sich die Data Files nicht mit Namen versehen lassen, was das Auffinden auf den Cassetten wesentlich erleichtern würde. Bei der

Abspeicherung im Rhythm Mode werden die Pattern-Daten, Song-Daten (inclusive Chain), Tempo-Werte, Midi-Konfigurationen und die gewählten PatternlSong- Nummern abgespeichert. Genau dieselben Daten werden auch im Back Up Memory nach dem Ausschalten des Gerätes. bis zum nächsten Wiedereinschalten gesichert.

Ins und Outs

Die In und Outputs befinden sich alle am Back Panel. Das sind in der oberen Reihe die 10 Line Outs, die beiden Stereo Master Outs (Left und Right/Mix) und die zwei Minipotis zur Sample-Toneinstellung. In der zweiten Reihe befinden sich die drei obligatorischen Midi-Buchsen, In, Out und Thru, sowie die Tape-Buchse. Für letztere wird sinnvollerweise ein 8poliger Spezialstecker verwendet, um Verwechslungen mit den Midi-Buchsen vorzubeugen. Daneben der Foot Switch Input, der Sample-Signal Input mit Mic/Line-Umschalter und der Phones Output.

Auf der Rückseite des RZ-1 sind auch zwei Minipots zur Toneinsteilung.

Zusammenfassung

Das RZ-I stellt momentan eine interessante Alternative zu den Drum Machines im „Low Cost“-Bereich dar. Die PCM-Sounds sind nicht gerade überwältigend, die Sampling-Option ist jedoch recht interessant. Selbstverständlich darf man hier keine Sampling-Qualität a la Emulator, Kurzweil oder ähnliches erwarten. Aber der Preis ist ja auch nicht der gleiche. Dank der einzelnen Outputs läßt sich mit nachgeschaltetem Mixer und Effekten auch aus den internen PCM-Sounds noch etwas machen. Die Einzel- Outs lassen auch verschmerzen, daß sich das Panning der Sounds intern nicht programmieren läßt, es ist fest vorgegeben. Schade ist, daß die vier Samples nicht gleichzeitig gespielt werden können und nur jeweils paarweise in einen Output geleitet werden. Der Preis für das RZ-I beträgt ca. 1.400,- DM. Damit ist eine gute Preis/Leistungsrelation

gegeben.

Richard Aicher, März 1986, veröffentlicht in SOUND CHECK

Roland MKS-20

Roland MKS-20

STEINWAY AUS DEM MODUL?

Original-Manuskript Testbericht und Fotos von Richard Aicher erschienen im März 1986 Keyboardmagazin SoundCheck

Die Zeit der ‚Tastenberge und Keyboardtürme scheint nun endgültig vorbei zu sein. Gottseidank, denn was ein Keyboarder, der etwas auf sich hielt, noch vor 2 Jahren vor jedem Gig auf der Bühne aufbauen musste, war schon nicht mehr feierlich. Heute reduziert sich ein gutes Keyboardequipment auf eine Masterklaviatur und ein 19 Zoll Rack mit den entsprechenden Klangmodulen. Gleich ob FM, Analog, DWGS oder Sampling, mittlerweile gibt es jedes dieser Klangsyntheseverfahren in Expanderform verpackt.

Das Problem

Jedes System hat seine Vor- und Nachteile, eignet sich für manche Sounds besonders, für andere weniger. Ein eindeutiger Problembereich war bisher die Synthese von Klavierklängen. Verschiedenste Verfahren wurden mit mehr oder weniger Erfolg dazu benutzt. Verblüffende Ergebnisse brachte erstmals die Methode des Soundsamplings. So rühmte sich der Kurzweil 250 erstmals, einen Bechstein täuschend ähnlich zu reproduzieren. Das ganze hat nur einen Nachteil: Für den Preis des Kurzweils könnte man sich den Echten beinahe kaufen. Doch beides ist für „normalsterbliche“ Musiker sicher unerschwinglich. Einen äußerst interessanten Weg hat nun Roland eingeschlagen. Die Techniker waren fleißig und entwickelten ein neues Klangsyntheseverfahren: die sogenannte SA-Synthese (Structured Adaptive-Synthese). Was dies nun genau ist, ist noch Betriebsgeheimnis. Immerhin haben die Roland-Techniker mehrere Jahre benötigt, um die entscheidenden Kurvenformen und Parameter zu entwickeln, mit denen sich ein Klavierklang äußerst realistisch nachbilden lässt.

Das Problem hierbei sind die komplexen Obertonstrukturen des Piano-Klanges. Diese Obertonstrukturen werden entscheidend von der mechanischen Bauweise des Klaviers, der Saitenbeschaffenheit, der Tonhöhe und Festigkeit des Anschlages beeinflusst. Jeder weiß, dass alle akustischen Instrumente, nicht nur Klaviere, in jeder Tonlage anders klingen. Auch auf die Anschlagsstärke reagiert die klangbestimmende Zusammensetzung des Obertongemisches äußerst empfindlich. Laut Roland ist die Structured Adaptive Sound-Synthese in der Lage, diese komplexen Zusammenhänge besonders genau zu simulieren. Der Effekt ist tatsächlich verblüffend, und das nicht nur in einem ganz engen Tonbereich, wie dies bei Samplern nur möglich ist, sondern im gesamten Klavierbereich von 88 Tönen. Das Ergebnis. der SA-Synthese sind äußerst naturgetreu klingende Akustik-Sounds.

Verschiedene Versionen

Als erstes Gerät einer Serie von Structured Adaptive-Synthesizern stellt Roland nun das Digital Piano Sound Modul MKS- 20 vor. Es handelt sich dabei um einen reinen 19 Zoll Midi-Expander. Er klingt also erst, wenn er von einem midikompatiblen Synthesizer, einem Masterkeyboard oder Midisequenzer angesteuert wird. Roland wird dieses Klangmodul demnächst auch unter dem Namen RD-1000 als komplettes Digital Piano mit eigener Klaviatur (88 gewichtete Holztasten) anbieten. Zwei Varianten des Soundmoduls werden als Piano Plus 5500/5600 in Walnussgehäusen mit integrierter Holzklaviatur, 30 Watt Verstärker und drei Lautsprechern (5″ / 10″ / Tweeter) angeboten werden.

Der MKS-20 Expander ist 16-stimmig. Er verfügt über acht Presets. Die Ausgangskurvenformen dieser Presets lassen sich nicht ändern. Sie sind werksmäßig vorgegeben. Ein geschultes Ohr erkennt sofort, welche Originalinstrumente bei der Entwicklung der acht Prests Pate standen. Da sind zunächst die drei Piano- Presets. Sie wecken starke Klangassoziationen zu Bechstein, Steinway und Kawai. Dann folgen drei Presets, für die die SA-Synthese ebenfalls prädestiniert erscheint: Harpsichord, Clavinet und ein Vibraphone. Wem das legendäre Hohner D-6 noch im Ohr klingt, der wird am Klang des MKS-20 Clavinets sicher gefallen finden. Vibraphone und Harpsichord klingen schlichtweg sehr gut. Den Abschluss machen zwei Electric Piano-Sounds. Der Erste ist ein verblüffend echter Fender Rhodes-Sounds. Der zweite erinnert sehr stark an das typische DX7- Piano.

Sound-Editing

Alle Presets sind eigentlich in sich schon fast perfekt, lassen sich jedoch noch in insgesamt 10 Parametern weiter verändern. Dafür stehen ein aufwendiger Fixed- Frequency-Equalizer, ein Stereo-Chorus und ein Stereo-Tremoloeffekt zur Verfügung. Der Equalizer bietet prinzipiell drei Regelbereiche: Bass, Mitten und Höhen. Die Regelfrequenzen im Bass und Höhenbereich liegen fest. Sie lassen sich jeweils um maximal 10,5 dB anheben oder absenken. Der Mittenbereich des Filters kann sehr genau bestimmt werden. Zunächst lässt sich die gewünschte Mittenfrequenz wählen. Sie ist jedoch nicht wie bei einem richtigen parametrischen Filter kontinuierlich einstellbar. Hier lassen sich „lediglich“ acht feste Mittenfrequenzen anwählen: 400, 560, 770, 1000, 1400,2000, 2800 und 4000 Hz. Der gewählte Bereich kann genau wie im Bassbereich wieder um 10.5dB angehoben bzw. abgesenkt werden. Außerdem lässt sich im Mittenbereich zusätzlich die Bandweite des Filters regeln. Acht verschiedene Festbereiche stehen zur Verfügung. Sehr gut lassen sich die Presets auch mit den beiden weiteren Effekten, dem Chorus und Tremolo (beide in Stereo) nachbearbeiten. Hier können jeweils in 15 Stufen, Geschwindigkeit (Rate) und Intensität (Depth) variiert werden. Damit werden dann auch mühelos etwas „elektronischer“ klingende Varianten der internen Presets möglich. Das „Einstellfeld“ für die zehn Parameter befindet sich in der Mitte des Expanders. Die 10 Parameter sind untereinander aufgedruckt. Links von jedem befindet sich jeweils eine Signal-LED. Leuchtet sie, ist der Parameter angewählt. Ich muss wohl nicht mehr extra erwähnen, dass sowohl Anwahl der Parameter als auch Einstellung der Werte per Alpha- Dial geschieht. Roland und das Alpha-Dial sind ja mittlerweile Synonyme geworden. Das Dial ist unschwer rechts neben dem Parameter feld zu erkennen. Mit den beiden Switches, Function und Edit, lässt es sich auf Parameteranwahl bzw. Parameteränderung stellen.

Memory und Cartridge

Zur Speicherung der nach bearbeiteten Presets stehen 56 interne Speicherplätze zur Verfügung. Das Memory ist in 8 Banks mit jeweils 8 Sounds gegliedert. Die Voices werden über die acht Voice-Schalter angewählt. Drückt man zusätzlich den Bank-Switch, dienen dieselben acht Switches zur Anwahl der acht Banks. Die erste Bank wird von den Festpresets belegt. Insgesamt stehen also 64 Sounds zur Wahl, wovon 8 die Presets und 56 die selbst erstellten Presetvarianten sind. Der Inhalt des internen Memories lässt sich auf die Roland Cartridge M-16 C (Preis zirka 120,- DM) ablegen und später wieder in das interne Memory zurückholen. Hierzu dienen der Save- und der Load-Switch. Arbeitet man mit Cartridges, stehen auf der Bühne in Sekundenschnelle praktisch unendlich viele Presetabwandlungen zur Verfügung. Zur Darstellung von Parameterbezeichnung, Einstellwerten und Soundnamen dient das türkisblau hintergrundbeleuchtete Display. Es handelt sich hierbei um ein modernes Flüssigkristall-Display mit zwei Zeilen a.20 Zeichen. Es ist sowohl im Dunkeln als auch in heller Umgebung gleichermaßen gut ablesbar und zählt meiner Meinung nach momentan zu den besten am Markt befindlichen Displays. Die Schrifthelligkeit des Displays kann mit dem links neben dem Display befindlichen Contrast-Regler eingestellt werden.

Ganz links am Panel befindet sich des weiteren noch ein Volumeschieberegler zur Einstellung des Gesamtvolumes und ein Tune-Druckschalter. Drückt man auf ihn, wird im Display die aktuelle Stimmung in Hz angezeigt. Diese kann mit dem Alpha- Dial im Bereich von 438 bis 446 Hz eingestellt werden. Die Auflösung ist hierbei mit 0.1 Hz je Schritt extrem fein. Ganz links unten am Panel, eine Klinkenbuchse, so dass man auch mal schnell, ohne gleich eine PA anzuschmeißen, etwas hören kann

In’s und Out’s

Bild: Die Rückseite des MKS-20: Parallel geschaltete Klinken- und XLR-Buchsen, die Midi-Anschlüsse und ein Level-Schalter

Bis auf die Klinkenbuchse befinden sich alle Ein- und Ausgänge auf der Rückseite des Expanders. Die sind für den linken und rechten Output jeweils eine 6.3 mm Klinkenbuchse und eine parallel dazu geschaltete XLR-Buchse für die symmetrische Verkabelung im Studio. Dann gibt es noch zwei Midi-Buchsen für Midi ln/Out.

Midi

Im Hinblick auf die Midi-Optionen ging Roland etwas sparsam bei der Entwicklung des Piano-Moduls um. So werden lediglich Note On und Note Off sowie Program Change, Volume und Velocity-Informationen übertragen; Pitch Bending und Modulationsinformationen leider nicht. Eine grüne LED, der Midi Message Indicator, zeigt eintreffende Midi-Informationen an. Sie befindet sich rechts neben dem Cartridge-Slot, direkt oberhalb des Netzschalters. Wie üblich sendet und empfängt der Expander auf allen 16 Midi-Channels. Er arbeitet normalerweise im Midi Mode Poly On/Omni Off.

Zusammenfassung

Der MKS-20 ist ein transportables Klavier par excellence. Voraussetzung ist ein midikompatibler Synthesizer, sinnvollerweise mit Anschlagsdynamik, oder ein Midi-Masterkeyboard. Das MKS-20 liefert sehr natürlich klingende Klaviersounds, sowie Harpsichord, Clavinet, Vibraphone und zwei Electronic Pianos. Die Sounds klingen über den gesamten Bereich von 88 Tasten verblüffend echt. Lediglich in der mittleren Lage klingt die Zusammensetzung des Frequenzspektrums etwas weniger voll. Bass und Höhenbereich lassen dafür kaum Wünsche übrig. Das MKS-20 kann zwar einen Steinway in keiner Hinsicht voll ersetzen, bietet jedoch in bisher nicht dagewesener Kompaktheit sehr gute Klaviersounds nicht nur für die Bühne, sondern sicher auch für manch kleineres Studio mit Platz- oder Finanzproblemen. Der Preis für das MKS-20 beträgt ca. DM 3.850,-.

Roland Alpha Juno 1

Roland Alpha Juno-1

STEUERZENTRALE ALPHA DIAL

Feature von Richard Aicher erschienen im Februar 1986 im Magazin SOUND CHECK

zum Test habe ich damals mit dem Alpha Juno 1 in Verbindung mit dem Sequenzer Supertrack auf meinem SX-64 den Song „Ein Zug – Ein Zug“ komponiert und eingespielt. Mit dabei war damals auch noch die SCI TOM Drummachine. Zu hören in Ein Zug. Den Song haben wir auch Live auf den Weltklangkonzerten gespielt. Auch schon lange her….

Modernes Design, neue Bedienungskonzepte,und das weiterhin mit altbewährten Klangerzeugungsmethoden. Das scheint sich als neues Roland-Konzept zu bestätigen. Der Alpha Juno-I geht einen Schritt weiter in diese Richtung. Der offizielle Nachfolger des Juno-106 ist im Vergleich zum älteren Bruder superklein und handlich. Wo einst viele Schieberegler und Schalter das Bild beherrschten, findet man hier Folien-Switches und ein hintergrundbeleuchtetes LCD-Display. Und ganz links eine runde Drehscheibe, das Alpha-Dial, eine Art Telefonwählscheibe des 20sten Jahrhunderts. Sie ist das Neue am ganzen und gab dem Kind den Namen. Mit ihr stellt man blitzschnell die Verbindung zu sämtlichen Parametern des Alpha Juno-I her.

Die Klaviatur umfasst vier Oktaven (C3 – C7), ist sechsstimmig spielbar, gibt jedoch keine Informationen bezüglich Anschlagsdynamik oder After Touch an das interne Klangmodul ab. Die Tasten sind normal breit, etwas schwergängiger, als bisher von Roland gewohnt. Links neben dem Keyboard befindet sich ein Pitch Wheel (Pitch Bender). Der Stick daran ist zwar gut gemeint und dient ohne Zweifel der guten Bedienbarkeit, sorgt jedoch nicht gerade für mechanische Stabilität. Wie ein Mini-Turm ragt er als einzige, etwas wackelige Erhebung in die Höhe und sieht aus, als würde er einen unvorsichtigen Schlag unter allen Umständen übel nehmen. Dieser Pitch Bender registriert nicht nur rechts/links Auslenkung (Pitch Bend Up/Down), sondern ist zusätzlich druckempfindlich. Druck nach vorne regelt die Modulationstiefe. Eine gute Idee, jedoch muss man recht feinfühlig Drücken! Über dem Pitch Bender links der etwa gleich wackelige Volumeschieberegler und rechts daneben vier mechanische Switches für die Keyboardfunktionen Portamento On/Off, Chord Memory On/Off, und Octave Transpose Up bzw. Octave Transpose Normal (eine Oktave). Der Einschaltzustand der Switches wird jeweils durch eine oberhalb befindliche LED signalisiert. Das Keyboard lässt sich im Bereich einer Oktave auch in Halbtonschritten nach oben bzw. unten transportieren. Diese Funktion wählt man mit dem Key Transpose Switch an. In der oberen, linken Ecke des Alpha Juno: das ominöse Alpha-Dial. Die runde Wählscheibe ist extrem leichtgängig. Man legt die Fingerspitze in die Mulde und dreht sie im Kreis. So wählt man Parameter an und stellt die Werte ein.

Klangerzeugung

Die Klangerzeugung ist, wie könnte es bei Roland anders sein, voll analog. Ein DCO je Stimme ist für den Sound zuständig. Er lässt sich auf die Bereiche 4′ bis 32′ schalten und. kann mit regelbarer Stärke von LFO und Envelope moduliert werden. Die Hüllkurve kann in vier verschiedenen Varianten auf den DCO moduliert werden. Außerdem lässt sich die Bend-Tiefe und der After Touch Receive programmieren. Der DCO liefert drei verschiedene Pulsschwingungsformen und fünf verschiedene Sägezahnschwingungen. Die Pulsweite des Puls Nr. 3 ist mit regelbarer Frequenz und Tiefe modulierbar. Zum DCO lässt sich ein Suboszillator schalten. Dieser stellt weitere sechs Schwingungsformen parat, die sich stark in der Zusammensetzung ihres Obertongemisches unterscheiden und so das Klangspektrum wesentlich erweitern. Sämtliche Kurvenformen sind auf dem Panel dargestellt. Ein Noise-Generator vervollständigt schließlich die Reihe der Klangerzeuger. Der Pegel, mit dem Puls, Sägezahn, Subschwingung und Noise in den VCF gelangen, ist regelbar. Es stehen jedoch leider nur jeweils drei verschiedene Level zur Verfügung. Damit lassen sich nicht gerade sehr sensible Mischungen, die für komplexe Klänge wichtig wären, realisieren. Warum man an dieser Stelle mit der Quantelung der Parameter so sparsam umging, ist rätselhaft. Sind doch beinahe alle anderen Parameter höchst lobenswert in 128 Dekremente gequantelt und damit sehr fein regulierbar. Der digital gesteuerte Filter ist ein konventioneller Tiefpass mit regelbarer Frequenz, Resonanz und Envelope. Wieder lassen sich vier verschiedene Hüllkurvenvarianten einsetzen. Des weiteren kann die Filterfrequenz über die interne Klaviatur (Tracking), den LFO, oder eine per Midi empfangene After Touch-Information beeinflusst werden. Der Grad der Beeinflussung ist in allen drei Fällen regelbar. Drei Parameter stehen zur Einstellung des VCAs zur Verfügung: Level, Envelope und Receive After Touch. Wieder stehen vier verschiedene Hüllkurvenvarianten zur Wahl. Legt man verschiedene Hüllkurvenvarianten auf Filter, VCA und DCO, lassen sich, obwohl der Alpha Juno-I lediglich einen einzigen Hüllkurvengenerator besitzt, auf diese Weise erstaunlich komplexe Klangabläufe realisieren. Die nötige Breite erhält der Sound durch den eingebauten Chorus (Rate regelbar). Endlich ist einmal die Entwicklung eines nahezu rausch freien Chorus gelungen. Und rausch frei arbeitet er selbst bei völlig offenem Volume und maximalem Choruspegel. Was das bedeutet, muss ich wohl keinem Homerecording-Spezialisten extra erklären. Der LFO verfügt leider nur über eine Dreieckschwingungsform. Die Rate ist regelbar. Im schnellsten Bereich lassen sich, sofern er auf den DCO geschaltet ist, bereits recht interessante FM-Effekte erzeugen. Ungewöhnlich für Roland: die Konstruktion des Hüllkurvengenerators. Roland weicht damit erstmals vom starren und meiner Meinung nach mittlerweile überholten, ADSR-Konzept ab. Gottseidank. Damit scheint sich die Bedeutung komplexer Hüllkurvenverläufe nun in allen Konstruktionsbüros rumgesprochen zu haben. Insgesamt stehen sieben Parameter für die Hüllkurve zur Verfügung, vier Zeitwerte: Attack, Decay 1, Decay 2 (geht in Sustain über) und Release, und drei Amplitudenlevel. Auf dem Panel ist eine graphische Darstellung der Zusammenhänge zu finden. Es erfordert etwas Zeit, bis man sich an dieses Konstruktionsprinzip gewöhnt hat und man weiß, wie sich die Parameter gegenseitig beeinflussen. Hat man die Arbeitsweise des Envelope-Generators jedoch einmal im Griff, lassen sich damit fantastische Klangabläufe realisieren.

Programmierung, Memory und Sounds

Wie schon erwähnt, dient das Alpha-Dial zur Anwahl der Parameter und Einstellung des gewünschten Wertes. Zunächst wählt man den Parameter Select Mode durch Drücken des entsprechenden Switches im Edit-Feld. Dreht man jetzt am Dial, erscheinen im LCD-Display der Reihe nach sämtliche Parameter im Display. Hat man den gewünschten erreicht, drückt man auf den Value Switch und kann nun durch Drehung des Dials die möglichen Einstellwerte abfahren

Mit der Fingerkuppe im Schnellgang oder mit dem Rad zwischen Daumen und Zeigefinger Step by Step. Vorteil: Man muss sich nichts merken und auch in keiner Tabelle nachsehen. Nachteil: a) das Dial besitzt keine Rastpunkte, man fährt leicht am gewünschten Wert vorbei, b) die Parameter Select und Value Switches hätten näher an das Rad positioniert werden sollen, etwa anstelle von Tune/Function und Midi. Das hätte eine bequemere Einhandbedienung (Dial mit kleinem Finger, Switches mit Daumen) ermöglicht.

Ein Plus: Der ursprüngliche Wert wird im Display ständig angezeigt, der aktuell angewählte, neue Wert erscheint rechts daneben. Auch eine gute Idee, sehr hilfreich, um jederzeit wieder in den Originalsound zurückzukommen.

Nichts desto trotz ist dieses neue Einstellverfahren recht anschaulich und bequem. Ein weiteres, großes Lob verdient das hintergrundbeleuchtete LCD-Display. Erstens erinnert es mit seiner türkis wässrigen Farbe sofort nach dem Einschalten an Meer, Sonne, Urlaub und Karibik, zweitens ist es einfach nervig, ein unbeleuchtetes LCD Display bei schlechten Lichtverhältnissen ablesen zu müssen. Und wenn das Keyboard im Lichtschatten des oberen Synthies im Ständer hängt, nutzt die beste Raumbeleuchtung nichts. Das Display ist nicht zu entziffern. Das kann beim beleuchteten Display des Alpha Junos nicht passieren. Ist der Sound o.k., tippt man den Name Switch und kann dann 10 Zeichen (Groß und Kleinbuchstaben oder Ziffern 0 mit 9) als Kennkürzel für den Sound eingeben. Zum Abspeichern drückt man auf den Write Switch und tippt, so lange er gedrückt ist, die gewünschte Bank und Programmnummer ein, auf die der Sound gelegt werden soll. Fertig.

Der Alpha Juno-I besitzt zwei Speicher- Groups: 64 Festpresets (Preset) und 64 selbstprogrammierbare Speicherplätze für eigene Klangkreationen (Memory). Die Group wählt man mit den beiden Group Switches „Preset“ und „Memory“ an. Zur Anwahl des Soundprogramms dienen dann die 8 Bank Switches der oberen Reihe und die Number Switches eine Reihe tiefer. Jede Memory Group ist also in 8 Banks mit jeweils 8 Sounds gegliedert. Die Number Switches 1 mit 5 dienen zusätzlich zur Sound- Datenübertragung (Dump I Load) zwischen zwei Alpha Junos per Midi und zur Bedienung des Tape Memory (Save / Verify / Load).

Die 64 Presets sind bankweise nach Brass, String, Piano, Organ, Synth, Lead, Diverse und Effects sortiert und stellen eine gute Ausgangsbasis für eigene Kreationen dar. Werksmäßig sind auch die 64 freien Memory-Plätze bereits gefüllt mit Variationen der Preset Sounds und einigen weiteren, witzigen Effekten. Die Sounds sind alle typisch analog. Gute Streicher, Pianos, Organs, eben typisch Roland.

Neben den beiden Sound Memory Groups besitzt der Alpha Juno noch eine Speicherbank für die sogenannten Function-Parameter. Diese Parameter beeinflussen alle Sounds der beiden Memory Groups in gleichem Maße. Hierzu zählen Mastertuning (429-455 Hz), Modulation Sensitivity, Portamento Sensitivity (Preset Bend) Bereich (+ I – 24 Halbtonschritte) und die gewählten Einstellungen für das Schweller-Pedal (Foot Control: Volume/ After Touch/Dynamics) und den Fußschalter (Pedal Switch: Portamento/P Shiftl CRD M). Die Function-Parameter wählt man über den Tune/Function Switch an. Bei jedem Druck wird um einen Parameter weitergeschaltet. Die Werte werden wie gewöhnlich mit dem Alpha-Dial eingestellt. Durch Druck auf die Write-Taste können die Function-Parameter nicht flüchtig im Function-Memory abgelegt werden.

Im Play Mode sind die vier Tone Modify Switches sehr nützlich. Hiermit kann man den aktuellen Sound während des Spielens in den wichtigsten Parametern korrigieren: Modulation Rate, Modulation Depth, Brilliance und Envelope Time (Dehnung bzw. Stauchung der Hüllkurve). Beim Wechsel in ein anderes Preset werden diese aktuellen Veränderungen wieder gelöscht.

Midi

Wie schon erwähnt, entfaltet sich der Alpha Juno-1 so richtig als Midi-Slave an einem anschlagsdynamischen Keyboard mit After Touch, oder gesteuert von einem Sequenzer bzw. Computer/Midi-Recording- System, das mit solchen eingespielt wurde. Die Kanäle 1-16 stehen als Receive Channels zur Verfügung. Sie sind gleichzeitig Send Channels. Der Alpha Juno arbeitet im Poly Mode. Omni lässt sich zu- oder abschalten.

Nutzt man den Alpha Juno als Expander, benötigt man normalerweise die interne. Klaviatur nicht. Es ist sinnvoll, diese elektronisch vom Klangmodul . abzukoppeln. Dazu dient die Midi Function Local Off. Mit ihr lassen sich Rückkoppelungen von Midi-Toninformationen vermeiden, die in Verbindung mit Midi-Merge-fähigen Recordingsystemen auftreten, wenn Receive- und Send Channel des Masterkeyboards nicht voneinander unabhängig einstellbar sind

Die Übertragung der folgenden Midi- Informationen kann wahlweise erlaubt oder verboten werden: After Touch, Bender, Exclusive, Hold, Modulation, Programm Change und Volume. Selbstverständlich kann er aber auf keinen Fall After Touch oder Velocity Informationen senden.

In und Outs

Alle In- und Outputs sind auf der Rückseite des Alpha Junos angebracht: drei Midi-Normbuchsen In, Out und Thru, drei 6,3 mm Klinken-Outs, Mono I Right und Left, Phones, drei 6,3 mm Klinkenbuchsen für Pedal Hold, Foot Switch und Foot Control, zwei Miniklinken für Tape Load und Save und ein Memory Protect-Schiebeschalter.

Zusammenfassung

Mit dem Alpha Juno-1 bietet Roland ein Analog-Keyboard in sehr günstiger Preis I Leistungsrelation, das vor allem als Slave-Keyboard in Midi-Systemen höchst interessant ist. Der Sound ist typisch Roland, im Vergleich zum JX-8P meines Erachtens geringfügig schmalbandiger. Das hintergrundbeleuchtete Display ist beispielhaft und auch unter schwierigen Lichtbedingungen hervorragend lesbar. Auch der vierstufige Hüllkurvengenerator stellt eine deutliche Verbesserung des bisher von Roland eingesetzten ADSR-Konzepts dar. Die mechanische Stabilität des Gerätes bleibt, vielleicht zugunsten des niedrigen Preises, etwas hinter der gewohnten Roland-Mechanik zurück (Pitch Bender, Volume Poti, oberer Gehäusemantel). Die Klaviatur des Juno-106 oder JX-8Ps würde ich persönlich vom Spielgefühl der- des Alpha Juno vorziehen. Doch das Spielgefühl ist irgendwo auch Geschmacks sache. Die Programmierung per Alpha-Dial ist eine erfrischende Variante auf der langen und allgemeinen Suche nach Methoden, Digital-Keyboards wieder so unproblematisch bedienbar zu machen, wie das ihre analogen Vorfahren einst einmal waren. Ein Vorteil für Vielreisende und Heimkeyboarder: Der Alpha. Juno ist mit etwa 11 Pfund ein absolutes Leichtgewicht und dank der relativ winzigen Abmessungen von zirka 80 x 24 x 8 cm leicht zu transportieren und verstauen. Und das trotz „normaler“ Tasten! Der Alpha Juno-1 kostet nur ca. DM 1700,-.

Richard Aicher

erschienen im Februar 1986 im Magazin SOUND CHECK

Supertrack von C-Lab

Supertrack von C-Lab

Feature von Richard Aicher, veröffentlicht Februar 1986 im Musikermagazin Sound Check

zum Test habe ich damals mit dem Alpha Juno 1 in Verbindung mit dem Sequenzer Supertrack auf meinem SX-64 den Song „Ein Zug – Ein Zug“ komponiert und eingespielt. Mit dabei war damals auch noch die SCI TOM Drummachine. Zu hören in Ein Zug. Den Song haben wir auch Live auf den Weltklangkonzerten gespielt. Auch schon lange her…. Wahnsinn wenn man das mit den heutigen DAWs (2024) vergleicht!!

Man hat sich kaum an den Softtrack 16+ Midi-Recorder gewöhnt, schon ist bereits der Nachfolger da: Supertrack. Gerhard Lengeling hat es geschafft, seine Philosophie, möglichst viel „human feeling und möglichst wenig sturen Computer in die Musik zu bringen“, weiterzuentwickeln. Das Ergebnis: ein Midi-Recorder mit Feeling. Genau wie auch schon der Softtrack, arbeitet auch der Supertrack mit der bemerkenswerten Auflösung von einer 1/ 192tel Note. Ich habe kürzlich testweise versucht, eines der QX-I Demos von Yamaha, in verschiedene Midi-Software-Recorder zu überspielen. Es handelte sich dabei um eines der extrem schnellen und komplexen Demos. Dem Softtrack 16+ ging dabei als einzigem Software-Recorder nicht die Puste aus. Nur er gab das Demo ohne Aussetzer im Originaltempo wieder.

Supertrack speichert alle eintreffenden Midi-Informationen mit 1/ 192tel Auflösung. Das kann man beinahe als Realtime bezeichnen. Die Quantisierungsfunktion wirkt als reine Abspielfunktion, also lediglich bei der Wiedergabe. Deshalb kann sie auch nachträglich jederzeit beliebig geändert werden. Die Originalaufnahme wird davon nicht berührt. Experimente mit verschiedenen Quantize-Einstellungen sind so auch nach der Aufnahme möglich.

Bedien-Page und Help-Page

Zwei Pages bestimmen das Programm, die Bedien-Page (Bild I) und die Help-Page (Bild 2). In letzterer sind sämtliche Bedienbefehle zusammengefasst. Sie erspart vor allem am Anfang, ständiges Nachschlagen im Manual. Und selbst wenn dieses schon längst verloren ist, die Help-Page bleibt. Das Bedien-Panel ist optisch in vier Felder unterteilt: die Song-Chain ganz links, daneben das Feld für die Spurwahl, in der Bildschirmmitte das Pattern Feld und ganz rechts das Feld zur Einstellung des Track Delays. Oberhalb dieser Felder, die Zeile mit den Anzeigen für den aktuellen Mode: Song oder Sequenz, den noch freien Speicherbereich und die Art der Synchronisation. Rechts oben die Anzeige für den gerade gespielten Takt und Bar.

Supertrack ist gut konzipiert. Die eingespielten Tracks lassen sich auf vielfaltige Weise unabhängig voneinander manipulieren.

Bild 1: Das Bedienpanel des Supertrack

Jeder Track lässt sich im Playback getrennt an- und abschalten, und selbstverständlich auch auf jeden der 16 Midi Send Channels legen.

In der Bedien-Page sind sämtliche wichtigen Parameter dargestellt. Man wählt sie mit einem Blink-Cursor an. Zur Cursor-Steuerung dienen die beiden Cursortasten. Der eingerahmte Parameter wird dann durch Drücken der ,,+“ bzw. ,,- Taste erhöht oder erniedrigt. Drückt man zusätzlich Shift, steppt man im Schnellgang durch den Parameter bereich.

Reihe I im Patternfeld dient zur Einstellung des jeweiligen Send Channels (Ch), Reihe 2 (Vol) ist für Volume und Velocity der einzelnen Channels zuständig. Setzt man hier in der entsprechenden Channel-Zeile Vel(Velocity), wird dieser Channel mit Anschlagsdynamik wiedergegeben. Voraussetzung ist natürlich, das angeschlossene Keyboard verfügt über Velocity Sensitivity. Außerdem gestattet Supertrack einen Velocity Mix. Hierzu gibt man anstelle von Vel in der entsprechenden Channel-Zeile einen Wert von I bis 15 ein. 15 bedeutet, der betreffende Track wird bei der Wiedergabe mit maximaler Lautstärke abgespielt, I bedeutet, er tönt nur leise. Selbstverständlich gilt dies wieder nur für anschlagsdynamische Keyboards.

Die nächste Reihe (Trp), zeigt die aktuelle Transponierung der 16 Tracks. Jeder Track lässt sich unabhängig von den anderen im Bereich von + / – 31 Halbtönen transponieren. Reihe 4 ist zuständig für das Quantize. Wie schon erwähnt, kann jeder Track mit eigener, optimaler Quantize versehen werden. Und die lässt sich jederzeit verändern. Möglich sind die Quantisierungen auf 1/4, 1/8, 1/12,1/16, 1/24, 1/32, 1/48, 1/64, 1/96 und 1/ 192tel Note. Quantisiert werden sämtliche Midi-Ereignisse. Quantisierung wirkt hier also sowohl auf die Note On- als auch auf die Note Off-Information. Unabhängig von diesem Track-Quantize lässt sich bei Supertrack im Gegensatz zum Softtrack . 16+ durch Drücken der Q-Thste für jede Spur das sogenannte „Musical Quantize“ aufrufen. Musical Quantize korrigiert ausschließlich die Anfangszeitpunkte der Noten. Die Tondauer bleibt hierbei voll erhalten. Bei dieser Methode werden alle im Timing fehlerhaft gespielten Noten im Raster des Beats verschoben, bis der jeweilige Tonbeginn auf den nächstliegenden Beat im gewählten Quantize-Raster fällt. Diese Art von Quantisierung wirkt in der Tat sehr viel gefühlvoller. Der Charakter des Stückes bleibt somit auch nach der Quantisierung erhalten.

Zeit sparen hilft die Loop-Funktion in der letzten Reihe des Pattern feldes. Mit Supertrack lässt sich für jede Spur ein separater Loop einstellen. Ist die Loop-Länge kürzer als die Patternlänge, wird die betreffende Spur so lange zyklisch wiederholt, bis das gesamte Pattern zu ende gespielt ist. Das spart Zeit im Eingabe-Modus. Man spielt nur noch das Grundmuster des Patterns ein, die Wiederholungen übernimmt der Supertrack. Die betreffende Spur wird einfach auf Loop gesetzt. Je nach Einstellung wird das Muster I bis 256 mal wiederholt. So lassen sich völlig problemlos und schnell auch sehr komplexe Polyrhythmen verwirklichen.

In der obersten Zeile des Patternfeldes lassen sich Patternlängen in Viertelnoten (1-256) und das Tempo (40-240) eingeben. Beide Werte können für jedes Pattern unabhängig eingegeben werden. So lassen sich zum Beispiel Tempowechsel im Song Mode realisieren. Mit Shift „Cu lässt sich das eingestellte Tempo aber auch automatisch für sämtliche Patterns auf denselben Wert setzen.

Software mit Delay

Sehr interessant: Track und Sync Delay. Mit diesen beiden Verzögerungsmöglichkeiten lassen sich nicht nur Timing-Probleme in komplexen Midi-Systemen lösen, sondern werden auch interessante Verzögerungseffekte möglich. Mit dem Track Delay lässt sich jeder einzelne Track um eine bestimmte Zeit gegen den Beat verzögern. Der Einstellbereich des Delays reicht von 0 bis 255, wobei jeder Step einem Delay einer 1/192tel Note entspricht. Die maximale Verzögerung entspricht damit fast 6 I 14 Noten, exakt einer 2551 192tel Note. So lassen sich lange Echo-Effekte erzielen. Dazu kopiert man den betreffenden Track zunächst auf eine andere, freie Spur. Danach verzögert man die Kopie nach Belieben. Beide Spuren zusammen abgespielt, ergeben den gewünschten Echo-Effekt.

Sollen bestimmte Tracks nur in bestimmten Patterns, aber nicht immer verzögert werden, wendet man die Track Shift-Funktion an. Damit kann man nicht nur die zu verzögernden Spuren exakt definieren, sondern auch die Patterns, in denen die Verzögerung wirken soll. Die Track Shift-Funktion bewirkt wahlweise eine „Delay nach vorne“ oder eine tatsächliche Verzögerung. Tracks lassen sich nicht nur verzögern. Es bestehen noch weitere Manipulationsmöglichkeiten. So kann mit der Double Speed-Funktion das Abspieltempo der auf den Tracks gespeicherten Sequenzen verdoppelt, bzw. mit der Half Speed-Funktion halbiert werden. Man wählt hierzu die Spur an, drückt das „D“, bzw. Shift plus „D“ – fertig.

Ebenso schnell kopiert man mittels Track Copy einen Track auf irgendeinen anderen noch freien Track. Wahlweise im selben oder in einem anderen der insgesamt 64 vorhandenen Patterns. Auch komplette Patterns lassen sich kopieren. So erspart man

Bild 2: Das Helpmenü hilft, alle Befehle zu finden

sich das mehrmalige Einspielen fast identischer Patterns. Man kopiert das gleichbleibende Basispattern einfach, und spielt dann auf die Kopie jeweils die Tracks, die anders sein sollen.

Wieder etwas Neues: die Ghost Tracks. Sie sparen Speicherplatz, klauen sich gewissermaßen die Tondaten eines anderen Tracks und versehen diese mit anderen Abspielparametern. Auf diese Weise hört man die Sequenz doppelt, einmal original und parallel dazu ein zweites Mal wahlweise mit anderem Sound, transponiert, anders quantisiert, mit anderer Lautstärke, verschieden „gelooped“ oder verzögert. Und das ohne Speicherplatz zu verlieren. Jeder freie Track mit kleinerer Track-Nummer, als sie der Original-Track besitzt, kann zu dessen Ghost Track erklärt werden.

Songfunktionen

Die Säule am linken Bildrand stellt die Song Chain des Supertracks dar. Man trägt hier einfach die Nummern der Patterns in der gewünschten Abspielreihenfolge ein. Insgesamt kann die Chain 256 Patterns lang sein. Im Song Mode steppt der Supertrack dann diese Chain Pattern für Pattern durch. Das gerade gespielte oder bearbeitete Pattern erscheint im Patternfenster. Die Chain bedient man recht problemlos über die Funktionstasten FI mit F8 des Commodore 64. Mit FI/F3 wählt man für jeden Songstep die richtige Pattern-Nummer, mit F5/F7 steppt man die Chain vorwärts bzw. rückwärts durch. Shift-Taste gedrückt, bedeutet jeweils Schnellschritt.

Neben der Track Transpose-Funktion gibt es eine Song-Pattern Transpose-Funktion. Sie transponiert das gesamte Pattern abhängig vom Song Step. Patterns können so im Verlauf des Songs in verschiedenen Transpositionen gespielt werden, ohne dass man zusätzlichen Speicherplatz opfern müsste. Dass man sich bei der Entwicklung der Software allerhand gedacht hat, zeigt auch die sogenannte Song Transpose Activity List. Hiermit kann für jede Spur getrennt bestimmt werden, ob die Song Pattern Transpose-Funktion auf sie einwirken soll oder nicht. Der Grund: Sind die Drums ebenfalls per Midi eingespielt, würden mit einer Transposition d(:s Patterns die Midi-Notes der Drum-Spuren ebenfalls „gepitched“ werden. Damit würde aber die Zuordnung Midi-Note auf Drum-Instrument nicht mehr stimmen. Die Lösung: Man stellt die Song Transpose Activity im Song-Fenster der Drum-Tracks auf „Off“.

Ebenfalls für jeden Schritt einzeln kann man die Clock- und die Midi Clock-Funktion aktivieren. Ist die Clock aktiviert, läuft der angeschlossene Sequenzer oder Drumcomputer mit, ist er ausgeschaltet, bleibt das Gerät stumm. Auf diese Weise lassen sich also die angeschlossenen Rhythmusmaschinen per Software quasi an- und abschalten.

Schon beinahe selbstverständlich, dass sich einzelne Song-Patterns löschen und einfügen lassen (insert, delete).

Der Aufnahmevorgang

Das Aufnehmen geht sehr easy. Man kann Songs entweder in Realtime oder Step by Step einspielen. Im Realtime Mode drückt man einfach die laste R (Record). Der Supertrack zählt die gewünschten Beats (default 4/4, Bereich 0 bis 255/4) über den Fernsehlautsprecher vor, der Bildschirmrand wechselt die Farbe auf rot, der Aufnahmevorgang beginnt. Nach der eingestellten Anzahl von Patterns, der Default-Wert ist 16, stoppt die Aufnahme. Sämtliche eingetroffenen Midi-Informationen sind nun beinahe Realtime im Rechner gespeichert. Nicht aufgenommen werden jedoch Systemexklusive, After-Touch und Echtzeit-Meldungen. Drückt man nun die Leertaste, spielt der Supertrack die Aufnahme ab. Sollte die Aufnahme noch nicht ganz o.k. sein, kein Problem. Genau wie bei einer guten Bandmaschine ist auch im Supertrack Punch In/Out möglich. Mit dem einen Unterschied, hier gibt es keinen Schaltknacks. Anstatt R für Record drückt man nun die P-Taste (Punch in). Der Supertrack zählt vor, das Playback klingt, genau wie im Aufnahme-Modus. Nur, dass nun noch nicht aufgenommen wird. Erst beim Drücken der Shift-Taste (wahlweise auch der Shift-lock-Taste oder des Joystick-Feuerknopfes), wird der Bildschirmrand rot. Die alte Aufnahme wird nun überspielt, und zwar genau so lange, wie die Shift-Taste gedrückt bleibt.

Bestimmte Songstellen lassen sich jederzeit mit der Autolocator-Funktion finden. Insgesamt können in jedem Song 8 verschiedene Cue Points gesetzt werden. Man drückt hierzu einfach während des Abspielens an der bestimmten, zu markierenden Stelle Shift und eine Zahl von 1 bis 9 (außer 4!). Damit ist der Cue markiert. Um den Punkt wiederzufinden, braucht man nun lediglich bei der Wiedergabe die betreffende Zahl zu drücken. Der Supertrack fährt beinahe augenblicklich an diesen Cue und spielt dort weiter.

Im Arbeitsspeicher des Supertrack haben mindestens 8650 Midi Events Platz. Controller- und Pitchwheel-Daten werden im Supertrack komprimiert. Die Folge: Sie verhalten sich wesentlich weniger speicherplatzfressend als bisher. Diese Datenkompression erlaubt dem Supertrack, mehr als 30000 Events zu speichern, falls im Song extrem viele Controller-Bewegungen ausgeführt werden.

Midi Merge

Wie auch schon im Softtrack 16+, so auch im Supertrack: die Midi Merge-Funktion. Besitzt man ein größeres Midi-System, und hat man einmal mit ihr gearbeitet, will man sie nicht mehr missen. Sie wandelt die Midi Outs des Interfaces im Record-Modus in Midi Thrus. Damit werden die eintreffenden Midi-Daten des Master- oder Einspielkeyboards automatisch an die angeschlossenen Expander oder weiteren Keyboards, Drummachines etc. durchgeschleift. Soll der Sound bei der Wiedergabe etwa auf Channel 4 liegen, hört man ihn mit Midi Merge auch beim Einspielen aus dem Expander mit Receive Channel 4. Ohne Midi Merge würde man ohne Umstöpseln der Midi-Kabel lediglich den Sound des Masterkeyboards hören, sofern es sich hierbei um einen Synthie handelt. Am besten funktioniert das Ganze, wenn

Bild 3: Die Edit-Page

das Masterkeyboard auf Channel 1, die angeschlossenen Expander auf die folgenden Channels gestellt sind.

Single Step Record und Event Edit Page

Für schwierige Passagen ist der Single Step-Aufnahme-Modus gedacht. Hier wählt man über die Quantize-Funktion die Tonlänge aus. Die Tonhöhe bestimmt man über die Klaviatur des Masterkeyboards. Die Steps schaltet man durch Drücken der Leertaste weiter. Der Supertrack verfügt über einen hervorragenden Edit-Mode. Hiermit kann man Spielfelder durch Korrektur per alphanumerischer Tastatur ausmerzen. Jedes Midi-Event wird in einer separaten Zeile numerisch durch Angabe von Taktnummer, Viertelnote, Auflösung, Tonhöhe, Programm und Velocity dargestellt. Der zugehörige Ton wird bei jedem Tastendruck zur Kontrolle über den Lautsprecher ausgegeben. Alle Parameter lassen sich ändern, komplette Events können mit eigenen Befehlen bequem eingeschoben und gelöscht werden.

Selbstverständlich lassen sich sämtliche Songs auf Diskette speichern. Erfreulich, dass sich mit Supertrack endlich einmal Disketten direkt über das Disk-Menü formatieren lassen. Auf dieselbe Weise können einzelne Files ohne Programmabbruch gelöscht und neu benannt werden.

Ein weiteres Plus: Der Supertrack kann nicht nur komplette Songs, sondern auch einzelne Patterns auf Diskette speichern bzw. in einen im Computer befindlichen Song einladen. Die Patterns lassen sich, mit eigenem Namen versehen auf der Diskette ablegen. Mit dem Softtrack 16+ erstellte Song Files können vom Supertrack mit kleinen Einschränkungen gelesen werden.

Synchronisation

Zur Synchronisation mit externen Rhythmusgeräten stehen vier verschiedene Sync Modes zur Verfügung: Intern, Extern I, Extern II und Midi Clock. Im Intern Mode produziert der Supertrack die Clock entsprechend der eingestellten Geschwindigkeit. Am angeschlossenen Synchroniser liegen 48 Impulse pro Viertel. Wählt man ihn in der Song Sync Table an, kann die Midi Clock zusätzlich über die Midi-Buchsen ausgegeben werden. Sonst herrscht hier Pause. Clock Delay gesetzt, wird dieses automatisch hier weitergegeben. Lediglich an der Record-Buchse des Synchronisers liegt immer das unverzögerte 48 Impuls-Signal zur Weiterverarbeitung als Tape Sync-Signal. Extern I erwartet 48 Impulse pro Viertel und dient als Eingang für ein Sync from Tape-Signal. Extern 11entspricht Extern I, nur dass hier 24 Impulse pro Minute (Roland!) erwartet werden. Die externe Synchronisation über Midi Clock synchronisiert den Supertrack in gewohnter Manier über den Midi-Bus von externen Sequenzern und Drummaschinen.

Interessante Perspektiven eröffnet der Supertrack in Verbindung mit einer SBX-80 von Roland und zusätzlichen SMPTE-synchronisierbaren Geräten für Film- und Videospezialisten. Der Supertrack kann nämlich Song-Position-Pointer lesen und damit synchron zu Band und SMPTE gesteuertem Video-Equipment laufen. Dazu steuert man die SBX-80 mit den auf einer Bandmaschine aufgezeichneten SMPTE-Time-Code-Signalen. Den Supertrack steuert man dann per Midi von der SBX-80. Hierbei werden die von der SBX-80 gesendeten Song-Position-Daten vom Supertrack registriert und ausgewertet. Der Sequenzer folgt damit automatisch jedem Start und Stop der Bandmaschine.

Zusammenfassung

Für den Preis von zirka 280,- DM bietet der Supertrack nochmals einige wesentliche Verbesserungen verglichen mit seinem Vorgänger, dem Softtrack 16+. Man hat nicht bloß Software produziert, sondern sich jede Funktion sehr genau überlegt. Das Ergebnis: ein äußerst musikerfreundlicher Midi-Software-Recorder. Das gleiche gilt für das Manual. Es liefert sehr viele Hintergrundinformationen zum Thema Midi, jede einzelne Funktion wird ausführlich mit allen Anwendungsaspekten erklärt, so dass auch Nicht-Midi-Spezialisten recht bald mit dem Programm umgehen können.

Richard Aicher

Korg EX-8000

Veröffentlicht in Sound Check Musikmagazin, Feb.1986. Copyright by Richard Aicher

Ich stehe auf Expander. Und mit mir sicher viele Midi-Keyboarder. Sie sparen Platz, sind leicht zu transportieren und meist günstiger als das entsprechende Keyboard. Auch den DW-8000 von Korg gibt es nun als EX-S000 in Expander-Form. Das 19 Zoll Rack ist 2 HE hoch. In der oberen Hälfte des Panels befinden sich die Anzeigeelemente, Eine Tafel mit der Parameterliste erleichtert das Programmieren, daneben das LED-Display mit drei zweistelligen Anzeigefeldern für Programmnummer, Parameterkennziffer und Parameterwert. Eine kleine LED signalisiert zusätzlich jedes an-kommende Midi-Signal. So ist man stets bestens über alles im Bilde.

Der EX-8000 ist achtstimmig polyphon. Er arbeitet anschlagsdynamisch und versteht After Touch, Die Sounds werden genau wie auch beim DW-8000 nach dem Verfahren der Digital Waveform Synthese erzeugt.

Die Klangerzeugung

16 komplexe Schwingungsformen sind in vier 256 KHit ROM-Chips gespeichert. Sie sind teilweise von echten Instrumenten abgeleitet und beinhalten die komplexe Klangstruktur der Original-Sounds, klingen also bereits nach Orgel, Piano, Strings, Digital-sound usw. Daneben sind auch so einfache Kurvenformen wie Rechteck, Sägezahn und Sinus abgespeichert. Damit lassen sich auch konvent on cli e Synt hie- Sounds realisieren. Die Schwingungsfornien können im Analogteil des EX-8000 weiterbearbeitet werden. Korg nennt dieses Verfahren DWGS oder Digital Waveform Generator System. Wie das klingt? Digital, sehr klar und sauber.

Die 16 verschiedenen Oszillatorkurvenformen sind auf dem Bedienpanel abgebildet. Zwei Oszillator-Banks stehen zur Verfügung. Jede kann wahlweise mit einer dieser Schwingungsformen versehen werden. Die Oszillatoren lassen sich auf die Fußlagen 16′, 8′, und 4′ schalten und mit regelbarer Amplitude abmischen.

Oszillator-Bank 2 kann entweder Unisono oder in Intervallen (Halbton, Terz nach oben oder unten, Quart und Quinte) gegen Osziflator-Bank L verstimmt werden. Auch Eine Tuning der beiden Banks ist møglich (Schwebungssound). Für das Mastertuning dient der Drehpoti am Panel, Mit dem Switch darunter läßt sich ein A 440 Hz Stimmton einblenden. Zum exakten Vergleich des Tunings mit dem Kammerton. Ein Noise Generator mit regelbarem Level unterstützt die Synthese echt klingender Anblas- oder Percussionsounds.

Die Hüllkurven lassen sich recht differenziert einstellen. Attack, Decay, Sustain und Release sind obligatorisch. Zusätzlich schließt direkt nach dem Decay ein weiterer Bereich an. Man regelt ihn mit dem sogenantten Breakpoint und der Slope Time. Er bestimmt die Zeit, in der die Lautstärke nach dem Decay auf den Sustainpegel abfällt, Dieser zusatzliche Regelbereich ist nicht bloßer Gag sondern sehr nützlich für die Synthese echt klingender Instrumentensounds. Der EX4000 verfügt über zwei Envelopes, eine steuert den Filter, die andere den DCA. Beide lassen sich separat und regelbar mittels Anschlagsdynamik modulieren.

Beim Filter handelt es sich um einen Low-Pass-Filter mii regelbarer Cutoff Frequency (64 Stufen) und Resonance. Letztere läßt sich bis zum Selbstschwingen des Filters hochregeln. Dreistufiges Keyboard-Trakking (0ff, Half, Full) und normale sowie in-Verse Filter-Envelope runden die Möglichkeiten des Filters ab. Der Envelope kann wahlweise positiv oder negativ auf den Filter wirken, das Level ist regelbar.

LFO, Bend, Auto Bend und Portamento

Für Modulation sorgt ein regelbarer LFO, hier MG genannt. Er produziert vier verschiedene Kurvenformen: Dreieck, aufsteigenden und abfallenden Sttgezahn sowie Rechteck. Die Pulsweite des. Rechtecks ist nicht variabel. Der LFO kann sowohl den Oszillator, als auch den Filter modulieren. Die Intensität ist in beiden Fällen regelbar. Mit dem LFO-Delay kann man den Einsatz der LFO-Modulation um maximal zirka sechs Sekunden verzögern.

Der EX-8000 läßt sich vom Masterkeyboard „benden‘. Der Bender wirkt auf die Oszillatoren und wahlweise auch auf den Filter. Der maximale Bendbereich beträgt +/- eine Oktave. Interessant auch die sogenannte Auto Bend-Funktion. Sie löst automatisch bei jedem Anschlag die Bendfunktion aus. Der Auto-Sender wirkt wahlweise auf jeden der beiden Oszillatoren. Auch die Send Time (max. 6 sec.), Intensity und die Send-Richtung, also von unten oder oben an den angeschlagenen Ton heran, ist programmierbar. Der maximale Auto BendBereich von einer Oktave ist in 32 Steps gequantelt. Der EX-8000 verfügt über ein polyphones Portamento. Die Portamento-Time ist regel-bar und beträgt zirka maximal 12 Sekunden.

Programmierung und Data Suite

Das Manual des EX-8000 ist lobenswert Har geschrieben und gut bebildert. Schritt für Schritt erfährt man alles Wichtige und die Bedienung der einzelnen Knöpfe. Der EX-8000 besitzt 64 frei programmierbare Voice Memories. 49 Parameter dienen zum Einstellen der Sounds. Jeder Parameter besitzt wie üblich eine Kennziffer. Im Programm-Mode w!rd aie mit aktuellet Programmnummer und dem aktuellen Parasneterwert auf dem Panel dargestellt. Bis auf die Realtime Performance-Regler werden alle Einstellungen mit in das jeweilige Voicememory übernommen.

Sämtliche Parameter werden mit zweistelligen Kennzahlen aufgerufen. Die Parameter sind je nach Funktionsgruppe einer von insgesamt acht Banks zugeordnet: Oszillator 1, Oszillator 2, VCF, VCF EG, VCA EG, MG, Digital Delay und After Touch. Mit der ersten Ziffer, also der Zehnerstelle, wählt man die Bank, mit der zweiten, der Einerstelle, den jeweiligen Parameter. Die Filter-parameter belegen zum Beispiel die Parameterbank 3: Cutoff = 31, Resonance 32, Tracking = 33, Polarity = 34 und 35 die EG Intensity,

Zur Programmierung drückt man die Parameter-Taste. Die im Switch integrierte LED beginnt zu leuchten, man befindet sich im Edit Mode. Nun tippt man die Parameterkennzahl über die acht Zahlentaster, In den zugehörigen Displays erscheinen jetzt die Parameterkennzahl und der aktuelle Wert. Diesen kann man entweder mit dem Value-Drehregler oder den beiden (Up/ Down Switches ändern. Sofern es sich nicht um Schalterfunktionen handelt, sind die meisten Parameter in 32 Stufen gequantelt. Die Filterfrequenz kann man sinnvollerweise in 64 Stufen etwas feiner regeln.

Der Bank/Parameter Hold Switch erspart die ständige Neueingabe derselben Banknummer beim experimentieren mit Parametereinstellungen innerhalb derselben Bank. In diesem Fall drückt man nur einmal den Bank/Hold Switch. Zur Anwahl eines Parameters dieser Bank muß man jetzt nur noch den „Einerwert“ der Parameterkennzahl eintippen. Im Display wird Bank/Hold-On durch einen Dezimalpunkt zwischen Bank und Parameterkennziffer angezeigt.

Die Sounds werden auf Tape gesichert. Die hierzu nötigen Bedienelemente sowie Ein- und Ausgänge sind sämtlich auf dem Frontpanel angebracht. Links zwischen Volume- und Tune-Poti ein Umschalter für den Signalpegel, Low und High, darunter die beiden Klinkenbuchsen Ib und Rom. Etwa in der Mitte des Panels ein Schiebeschalter für die beiden Funktionen Tape Enable und Tape Disable. Mit ihm schaltet man das ~hpe Memory ein. Darunter ein Schiebeschalter für Write Enable bzw. Disable. Rechts unten am Panel dann noch vier Taster zum Auslöschen der eigentlichen Tape-Funktionen Save, Load, Verify und Cancel. Schade finde ich, daß die Tape-Funktionen am Panel relativ verstreut angebracht wurden, ihnen nicht ein gesonderter Bereich zugeordnet wurde.

Die Realtime Performance Sektion

Zu den nicht abspeicherbaren Performance-Reglern zählen Mastervolume, Master Tune (+ / – 50 Cents) und die Key Assign Switches. Zwei Drehpotis und vier Tipptaster auf dem Panel dienen zum Einstellen dieser Werte.

In den beiden Unisono Modes erhalten alle 16 oszillatoren beim Anschlag einer Taste immer dieselbe Toninformation. In diesen beiden Modes verhält sich der EX-8000 wie ein monophoner Synthie. Angebracht für fetten Lead-Sound, Die beiden Modes unterscheiden sich in der Art der EnvelopeTriggerung, Im Mode 1 triggert jeder Anschlag aufs neue, unabhängig davon, ob noch Tasten gedrückt sind oder nicht. Mode 2 triggert erst, nachdem alle Tasten losgelassen sind, aufs neue. Für die beiden Poly Modes wird das Portamento auf unterschiedliche Weise den 16 Oszillatoren zugeordnet.

Key Window

Eine bisher neue, meiner Meinung nach extrem interessante Funktion, ist Key Window. Damit läßt sich der EX-8000 auf ganz bestimmte Bereiche des Masterkeyboards, bzw. als Mastcrkcyboard eingesetzten Synthesizers legen. Nur wenn man in diesem Bereich spielt, klingt er dann parallel mit. Das Window wird durch Eingabe des Key Window Bottoms nach unten und durch das Key Window Top nach oben im Bereich von 8 Oktaven in Oktavschritten von C nach C begrenzt. Besitzt das Masterkeyboard 4 Oktaven, lassen sich davon also selektiv vier EX-8000 spielen. Jeder EX-8000 definiert sich damit quasi den eigenen Upper und Lower Splitpoint am Keyboard selbst. So wird jeder stinknormale Synthie zum komforta~ blen Masterkeyboard mit vielfarhem Keyboardsplit.

Digital Delay

Das besondere Bonbon am EX-8000 (wie auch beim DW-8000 ist ein integriertes Digital Delay. Es ist vom Feinsten und wartet mit so ziemlich allen Features der Kollegen im eigenen Gehäuse aus. Regel- und speicherbar sind Delay Time (zirka 4-520 msec), Factor (x 0,5-1.0) Feedbacklevel, Modulationsfrequenz (max 9 Hz) und -intensität, sowie das Verhältnis Originalsignal zu Effektanteil. Mit der maximalen Delay Time von 512 msec kann man alle für Keyboarder wichtigen Effekte, vom Raumhall bis zum Echo, vom Phasing bis zum Flanging in allen nur erdenklichen Variationen erzielen. Der Signal-Rauschabstand des Delays ist recht gut.

Midi-Features

Der EX-8000 kann auf jeden Receive Channel von 1-16 geschaltet werden. Er arbeitet in den beiden Modes Poly/Omni On und Poly Omni/Off. Der Midi Enable Switch bestimmt, ob nur Midi-Note-Informationen oder auch Midi-Informationen bezüglich Modulation, Pitch Bend Change, Portamento, Pedal und Programmwechsel, After Touch, System Exclusive, All Notes 0ff, Omni Mode On/Off, Active Sensing, ausgeführt werden. Erscheint ein Midi-Signal am Input, leuchtet die Midi-IndicatorLED im Display, im Manual ist die komplette Midi-Implementation des EX-8000 (Received und Transmitted Data) ausführlich dargestellt und erklärt.

Der EX-8000 kann einen Sound-DataTransfer mit einem anderen EX-8000 bzw. einem DW-8000 durchführen. Hierfür ist Parameter 78, Midi-Data-Transfer, zuständig. Es lassen sich nicht nur sämtliche Sounds auf einmal, sondern auch einzelne Sounds laden bzw. senden.

Zu den Ins und Outs auf der Rückseite:

die Netzbuchse, zwei getrennte Outs für Left und Right Signal, einer davon ist zusätzlich der Mono Out. Der Pegel ist in zwei Stufen (high und 10w) schaltbar. Daneben die drei obligatorischen Midi-DIN-Buchsen: In, Out und Thru.

Zusammenfassung

Der EX-8000 besitzt alle Features seines Kollegen mit Klaviatur, ausgenommen selbstverständlich Arpeggiator, Phch Wheels und die klaviaturspezifischen Features. Genau wie der DW-8000 füllt er die Soundlücke zwischen Analog-, EM- und PD-Sounds sehr gut. Ein Plus, hier wie dort, das eingebaute Delay Ein weiteres Plus: das Klaviatur-Window, mit dem man dem Expander auf jedem angeschlossenen Synthie bzw. Masterkeyboard eine oder mehrere Oktaven separat zuordnen kann. Dieses Feature in jedem Expandern, und viele Probleme wären gelöst. Alles in allem, sehr beachtlich und mit einem Preis von knapp unter DM 3000,- noch erschwinglich.

Richard Aicher

Shadow Guitar to Midi Converter

Für Keyboarder gehört Midi längst zum Alltag, Drummer lernen gerade die Vorzüge kennen.
Jetzt ist das Midi-Zeitalter auch für Gitarristen angebrochen. In diesem Exclusiv-Bericht erklären SOUND CHECK-Mitarbeiter Richard Aicher und Charly Braun, wie der Shadow Guitar To Midi Converter funktioniert, welche Möglichkeiten er bietet, und beschreiben ihre ersten Eindrücke aus der Sicht des Gitarristen. Das System ist für elektrische, akustische und klassische Gitarren jeder Marke konzipiert. Und die nötigen Umrüstarbeiten sind minimal.
Was macht der Guitar To Midi Converter eigentlich? Die Antwort ist einfach. Er wandelt Gitarrenspiel in Midi-Signale. Für Gitarristen, die ja bisher mit Midi noch weniger zu tun hatten: Midi ist eine international gültige Norm. Alle mit Midi ausgerüsteten Instrumente lassen sich mehr oder weniger problemlos (mittlerweile Gottseidank weniger problemlos) zu einem gemeinsam funktionierenden System verbinden. Keyboarder können sich mittlerweile eine Welt ohne Midi nicht mehr vorstellen. Sie basteln seit zirka 2 Jahren aus einzelnen midikompatiblen Instrumenten, Synthesizern, Sequenzern und Drum Machines immer bombastischer klingendere „Sound Maschinen“ zusammen. Melodien auf dem Keyboard spielen und andere Synthesizer parallel dazu laufen lassen – das gibt die gewaltigen Sound-kombinationen. Melodien in einem Sequenzer speichern und später automatisch von diesem Softwareband zum Live-Spiel ablaufen lassen. So haben Keyboarder quasi zehn Hände zur Verfügung
All das kann der Gitarrist in Zukunft auch. Der Guitar To Midi Converter stellt die hierzu nötigen Midi-Signale. Mit ihm kann ab sofort jeder Gitarrist jedes mit Midi ausgerüstete Keyboard von der Gitarre aus steuern. Er spielt auf der Gitarre, hört den Gitarrensound aus dem Amp und dazu parallel die gleiche Melodie aus dem angeschlossenen Synthesizer. Es lassen sich auch mehrere Synthesizer anschließen. Mit jeder Saite kann gezielt ein Synthesizer gespielt werden. Stellt man sie auf verschiedene Sounds, befiehlt man so als Gitarrist ein bis zu sechsstimmiges „Keyboardorches\er“. Zum Beispiel Slap Bass auf der tiefen ESaite, Trumpets auf A, auf D ein Cello, und wie wär’s mit Stringsound für die Saiten G, H und hohes E? Auch Drum Machines kann man damit von der Gitarre aus spielen. Dann klingt etwa bei jedem Anschlag der E-Saite die Bass Drum und mit der A-Saite spielt er die Snare. Jeder Tonhöhe läßt sich wahlweise ein Instrument der Drum Machine zuordnen. Ein im Converter eingebauter Sequenzer macht den Gitarristen schließlich zum perfekten Alleinunterhalter. Er ersetzt damit eine ganze Band. Man spielt eine Melodie in den Sequenzer. Lückenlos übernimmt dann der angeschlossene Synthesizer diese Sequenz und spielt sie endlos automatisch weiter, genau so, wie sie auf der Gitarre gespielt wurde, nun aber mit Synthesizer-Sound. Dazu improvisiert man nun auf der Gitarre mit Original klang, oder, sofern man weitere Synthesizer angeschlossen hat, zusätzlich noch mit verschiedenen Synthesizer-Sounds. Uferlos!
Das Wichtigste: Der Guitar To Midi Converter funktioniert schlichtweg mit fast jeder Gitarre, und zwar nicht nur mit elektrischen, sondern auch mit Konzert-Gitarren. Lediglich ein spezieller Steg mit den paten…..??????…..
tarre nach dem Gerät stimmen, zupft man einfach die betreffende Saite an, und automatisch erscheint im Display in Cents angegeben die Abweichung der Stimmung dieser Saite von der Standardstimmung. Nun dreht man einfach so lange am Wirbel, bis im Display Null angezeigt wird. Das heißt, die Saite stimmt. Dann kommt die Nächste an die Reihe und so weiter. Will man den Converter auf die Gitarre einstimmen, zupft .man die A-Saite, das genügt. Der Converter stimmt sich jetzt automatisch ein. Mit der Transpose-Funktion lassen sich die Ausgabekanäle im Bereich von 3 1/2 Oktaven in Halbtonschritten nach oben oder unten verstimmen. Das kann sehr wichtig sein. Will man zum Beispiel aus spieltechnischen Gründen einen Synthiesound in hoher Oktave mit der tiefen ESaite spielen, transponiert man den zugehörigen Kanal einfach um die gewünschte Anzahl Oktaven höher. Ohne Transpose sind Synthesizer und Saite ja gleich gestimmt.

Die Midi-Channels

Der Converter kann 8 Midi-Instrumente gleichzeitig mit verschiedenen Melodien versorgen. Jede Saite kann einen anderen Synthesizer ansteuern. Das macht sechs. Synthesizer Nr. 7 könnte nun zum Beispiel die im internen Sequenzer eingespeicherte Melodie wiedergeben und Nr. 8 ein ebenfalls eingegebenes Hold. Man muß natürlich nicht unbedingt acht Synthesizer anschließen. Das Ganze funktioniert auch mit einem einzigen Synthesizer. Doch es gilt die Regel: Je mehr Synthesizer angeschlossen sind, desto größer sind die Möglichkeiten. Welche Melodie über welchen Synthesizer wiedergegeben wird, kann man genau einstellen. Das ist wichtig, denn jeder Synthesizer ist ja auf einen anderen Klang eingestellt. Hat man acht verschiedene Synthesizer, kann man tatsächlich jedes dieser 8 Signale (Melodien) über einen eigenen Synthie wiedergeben. Die genaue Zuordnung bestimmt man mit den sogenannten Channels (Kanälen). Legt man etwa die tiefe ESaite auf Channel 1 und stellt den ersten Synthesizer auf denselben Kanal, spielt er automatisch mit der tiefen E-Saite mit. Dann programmiert man den zweiten Synthesizer etwa auf einen Trumpet-Sound und stellt ihn und die A-Saite auf Kanal 2. Alles, was man nun auf der A-Saite spielt, klingt mit Trumpet-Sound aus Synthesizer 2, alles, was man auf der tiefen E-Saite spielt, mit Slap Bass aus Synthesizer I. Dazu, ganz nach Belieben, der Originalton Pickup. Ganz einfach! Hat man nur einen Synthesizer, stellt man ihn und alle Saiten auf denselben Channel. Er spielt dann mit allen Saiten mit.
Sensitivity und Dynamik

Auf der Frontplatte befinden sich ein Dynamik-Poti und sechs kleine Sensitivity- Regler. Mit dem Dynamik-Poti stellt man ein, wie stark die Anschlagsdynamik des Gitarrenspiels an die angeschlossenen Instrumente weitergegeben werden soll. Man kann so bei Bedarf schnell die Wiedergabedynamik aller angeschlossenen Instrumente mit einem Griff verändern. Selbstverständlich funktioniert dies nur in Verbindung mit Synthesizern, die über Anschlagsdynamik verfügen. Mit den Sensitivity-Reglern läßt sich die Empfindlichkeit einstellen, mit der der Converter die von den sechs einzelnen Piezo-Pickups kommenden Signale, weitergibt. So passt man quasi die Wiedergabelautstärke der einzelnen Saiten über die Synthesizer der eigenen Spielweise und den mechanischen Gegebenheiten des Pick ups an. Was wäre Gitarrensound ohne gezogene Saiten! Keyboards haben leider keine Saiten. Das Problem für den Converter ist, Keyboards so klingen zu lassen, als würden tatsächlich Saiten gezogen. Der Bedeutung dieser Sache entsprechend hat man drei verschiedene Modes bereitgestellt: Bend, Quantize und Trigger. Man hört den Unterschied am besten, wenn man eine Saite ganz langsam zieht. Im Bend Mode verhält sich der Synthesizer wie die Saite, der Ton geht stufenlos von oben nach unten mit und klingt langsam ab. Anders im Quantize Mode. In diesem Fall wird der Synthesizer nicht stufenlos, sondern in Halbtonschritten gezogen. Der Ton klingt dabei entsprechend dem eingestellten Decay ab, Anders wiederum der Trigger Mode. Genau wie im Quantize Mode wird jetzt auch in Halbtonschritten „gestuft“, zusätzlich aber bei jedem Halbtonschritt ein neues Triggersignal ausgegeben. Das heißt, der Synthesizer wird zu jedem Halbtonschritt von der Software neu angeschlagen. Auch ein interessanter Effekt.
Das große Problem: Ein Gitarrist kann drei Saiten anschlagen und nur eine davon ziehen. Schließt man drei Synthesizer im Poly Mode an und ordnet jedem eine Saite zu, gibt es keine Probleme. Mit einem Mono Mode-Synthesizer geht das jedoch nicht. Zumindest bisher gibt es keinen, der einzelne Akkordtöne mit eigenen Pitch Bends wiedergeben könnte. Der Converter sendet zwar für jeden Akkordton eine eigene Pitch Bend-Information ab, aber kein Mono Mode-Synthesizer kann dies zum momentanen Zeitpunkt nachvollziehen.
Auch dieses Problem hat man bei der Entwicklung des Converters berücksichtigt. Die Software überwacht im Bend Mode ständig alle sechs Saiten. Spielt man monophon ist alles o.k. Aber sobald zwei Töne angeschlagen werden, wechselt der Converter automatisch in den Quantize Mode. Werden also bei polyphonem Spiel Saiten gezogen, werden die Keyboards nicht stufenlos „gezogen“, sondern geben die nächstliegenden Halbtöne wieder.

Die Hold-Funktion
Die Hold-Funktion arbeitet in allen Spiel~ Modes. Man gibt dem Converter über die Gitarre einen Ton oder Akkord ein, löst den Hold Mode mit dem Pedal aus, und schon spielt einer der angeschlossenen Synthesizer diesen Ton oder Akkord ewig weiter. Bleibt nur noch, auf der Gitarre zu diesem Fundament dazu zuspielen. Der Converter erkennt dabei automatisch, ob ein oder mehrere Synthesizer angeschlossen sind. Angenommen man hat einen Synthesizer angeschlossen, ihn und sämtliche Saiten auf Channel 1 gelegt. Man schlägt jetzt einen Akkord an und drückt das Hold-Pedal. Schon steht der Akkord auf dem Synthie, und das Gitarrenspiel klingt im Originalton. Hat man zwei Synthies angeschlossen, stellt man den ersten und alle Saiten auf Channel 1, den zweiten und das Hold auf Channel 2. Was passiert? Man spielt ein Solo auf Chanels, man hört den Original-Pickup-Sound gemischt mit dem Sound des Synthie 1.Nun drückt man, während der Akkord klingt, das Hold-Pedal und spielt den Akkord, der liegen bleiben soll. Dieser Anschlag wird vom Converter automatisch als Hold an Synthesizer 2 weitergegeben, der Akkord steht. Läßt man jetzt das Pedal wieder los und spielt das Solo weiter, klingt das Solo wieder im Originalton der Gitarre gemischt mit Synthie-Sound 1 weiter.
Bei geschicktem Spiel kann man auf diese Weise sogar während des Solos die stehenden Begleitakkorde auswechseln. Drückt man das Hold-Pedal aber in einer Pause, also wenn kein Ton klingt, kann man das Solo zwischen zwei Synthesizern hin- und herschalten, was einem Sound wechsel während des Spiels gleichkommt.

Der Sequenzer

Im Converter ist ein polyphoner Sequenzer integriert. Das ist ein Melodienspeicher. Er merkt sich einfach alles, was auf den Saiten gespielt wird, und kann das dann automatisch über einen der angeschlossenen Synthesizer wieder abspielen, zyklisch, absolut exakt und ohne müde zu werden. Mit dem Pedal startet und stoppt man die Aufnahme. Im nächsten Moment klingt sie automatisch aus dem angeschlossenen Synthesizer wieder. Man kann nun sofort im Gitarrensound dazu spielen. Zirka 1000Töne haben im Speicher Platz. Auch gezogene Saiten werden natürlich registriert und in Pitch Bend-Informationen für den Synthesizer umgewandelt. Nach dem Ausschalten des Converters bleibt diese Sequenz übrigens im Speicher erhalten. Dies gilt auch für alle anderen ProgrammiereinsteIlungen des Geräts. Man muß also nicht jedesmal wieder von vorne beginnen. Im Speicher des Converters ist immer eine Factorysequenz vorhanden. Sie klingt nach einem Kaltstart aus dem Gerät auf den absoluten Ausgangszustand zurückgesetzt. Dabei gehen die eingespeicherten Programme verloren. Man führt so einen Kaltstart normalerweise nur durch, wenn man wirklich alle Einstellungen neu eingeben will. Schaltet man das Gerät mit dem Netzschalter ein, hat man damit einen sogenannten Warmstart durchgeführt. In diesem Fall werden Sequenz und Programme nicht gelöscht

Programmwechsel und Chain .

Die Programme der Synthesizer lassen sich direkt von der Eingabetastatur des Converters aus umschalten. Das ist natürlich sehr viel praktischer als das Umschalten direkt an den Synthesizern selbst. Diese Programmfernsteuerung kann auch auf einen bestimmten Ausgabekanal gelegt werden. Praktisch ist auch die Chain-Funktion. Mit ihr kann man eine Kette von maximal 32 Programm nummern speichern und der Reihe nach über einen Fußschalter durchschalten. Automatisch wechseln dann die Programme des oder der (Mode und Channel!) angeschlossenen Synthesizer. Das spart während des Gigs natürlich einen Haufen Arbeit.

Die Pedale

Drei Pedale gehören zum Converter. Pedal 1 besitzt eine Doppelfunktion. Ist der Sequenzer ausgeschaltet, kann man damit den Converter vom Midi-Bus abtrennen. Er empfängt dann keine Midi-Signale mehr und gibt auch keine ab, ist also quasi abgeschaltet, es klingt nur der Gitarren-Sound. Ist die Sequenzertaste gedrückt, beginnen die zwei LEDs zu blinken, die den Wartezustand des Converters signalisieren. Er erwartet die Sequenz, die er speichern soll. Man kann nun auf der Gitarre spielen als sei nichts. In dem Moment, in dem man jedoch Pedal 1drückt, wird die Sequenz aufgenommen. Drückt man nochmal, geht der Sequenzer vom Aufnahme- in den Wiedergabemodus. Pedal Nr. 2 dient zum Auslösen der Hold- Funktion, Pedal Nr. 3 zum ferngesteuerten Wechseln der Programme (Chain).

Zusammenfassung

Nachdem also Keyboarder schon lange und Drummer gerade verkabelt wurden, sind nun die Gitarristen an der Reihe. Das Endziel, die total „midisierte“ Band ist damit nicht mehr fern. Tatsächlich eröffnet der Shadow Guitar To Midi Converter jedem Gitarristen absolut neue Perspektiven. So neu, das momentan, so glaube ich, die tatsächlichen Auswirkungen dieses Gerätes auf die Musik und die Bandzusammensetzungen noch gar nicht ganz vorhersehbar sind. Gitarristen werden demnächst „ihren Gitarren“ Sounds entlocken, die bisher einzig Domäne der Keyboarder waren. Und da ein Gitarrist sechs Saiten gleichzeitig bedienen kann, der Keyboarder aber höchstens zwei Manuale seines Masterkeyboards, möchte ich als Keyboarder nicht mehr unbedingt mit jedem Gitarristen ein Live-Match aufnehmen.
Das Gerät ist zum Preis von unter 2000,- DM hervorragend konzipiert und einfach zu bedienen. Sicher Midi-Gitarren gibt es schon. Aber bisher kam kein System mit jeder Elektro-Gitarre, geschweige denn mit einer akustischen Gitarre zurecht. Damit kommt der Gitarrist nicht nur voll in den Genuss aller mittlerweile „midisierten“ Keyboards, Drum Machines und Sequenzer, sondern kann sie überdies von seiner gewohnten, eigenen Gitarre aus spielen, ohne dabei auf den ganz eigenen, spezifischen Sound der gewohnten Pickups verzichten zu müssen.
Richard Aicher

Die Entwicklung

Der Ungar Andras Szalay ist Entwickler I des Shadow Guitar To Midi Converters. I Hier in Kürze die Story zur Entwicklungsgeschichte des Gerätes und Entwicklers. I Eines der Highlights der Frankfurter Musikmesse von 1984 stellte in meinen Augen das Notewriter-Programm Szalays dar. Die Bedeutung des Programms wurde damals in der zuständigen Fachpresse jedoch fast völlig übersehen, obwohl es damals schon auf einem Keyboard eingespielte oder auch gesungene Sequenzen direkt in Notation am Bildschirm wandeln konnte. Das einzige Manko: Es arbeitete mit dem SincIair Spectrum Computer, der hierzulande nicht gerade der große Renner war. Die Folge: Die I Software. verschwand in der Versenkung. Trotzdem hatte sich die .Entwicklungszeit für Szalay gelohnt. Denn in diesem Notewriter-Programm waren bereits die I mathematischen Zusammenhänge versteckt, die den Guitar To Midi Converter möglich machten. Szalay ließ sich von diesem Fehlschlag I nicht irritieren. Seine Antwort: noch intensivere Arbeit. Nach weiteren sechs Monaten Arbeit war der Guitar To Midi Converter fertig. Es ist selbstverständlich kein Zufall, dass ausgerechnet ein Mann wie Szalay dieses Gerät entwickeln konnte. Er ist „nicht nur“ Physiker, sondern gleichermaßen Musiker und Software-Spezialist. I Bereits 1971konstruierte und baute er gemeinsam mit seinem Bruder seinen ersten Synthesizer. „Als ich mit der Entwicklung dieses Geräts begann, hatte ich noch nie einen Synthesizer gesehen. Aber ich hatte gerade einen gehört. Auf einer Platte von Emerson, Lake und Palme..:‘ 1975 wurde dann die progressive …Elektronikrock-Formation Panta Rhei gegründet. Szalay sorgte darin für das nötige Bassfundament und die zu dieser Zeit noch ungewöhnlichen Elektronik-Effekte. Die ersten selbstgebauten Sequenzer und Synthesizer standen auf der Bühne. In dieser Zeit entstand die LP Panta Rhei. 1981 begann dann der Story dritter Teil. Szalay kaufte sich auf einer England-Tour einen der ersten SincIair ZX-81 Computer. Bereits ein Jahr später war der Muzix Composer, sein erstes Computer-gesteuertes Sequenzer-System fertig. Zu dieser Zeit löste sich Panta Rhei auf. Was lag näher, als die scheidenden Mitglieder durch den Computer zu ersetzen? 1982traf Szalay auf die in Ungarn als Top-Band zählende Gruppe Omega. Szalay unterstützte von nun an die Band bei Live Gigs und Studio-Sessions mit den nötigen Electronics. Szalay knüpfte die ersten Kontakte in den Westen. „Wir durften auf der Musikmesse ’83 in Frankfurt in einem Eck am Stand von Studiosound + Music demonstrieren:‘ Wiegesagt – der große Durchbruch gelang nicht. Auch nicht, als knapp ein dreiviertel Jahr später der Muzix Sampler folgte. „Wir waren damals mit dem Composer zu früh am Markt. Kein Musiker wusste zu diesem Zeitpunkt überhaupt, dass man mit Computern auch Musik machen kann:‘ Allerdings muß man wohl auch dem zwar billigen, aber für die Musik nicht gerade optimalen ZX-81 die.8chuld für den schnellen Untergang des höchst innovativen Muzix Samplers zuschieben. Der Guitar To Midi Converter wird weltweit von der Firma Shadow vertrieben. Szalay wechselt seinen Wohnsitz von Ungarn nach Erlangen, wo er demnächst von als Entwickler für Shadow arbeiten wird. Richard Aicher

Der erste Erfahrungsbericht

An dieser Stelle soll das Gerät auch einmal vom Standpunkt des „normalen“ Gitarristen, der ja in der Regel kein Computerspezialist ist, beleuchtet werden. Wie sieht es mit der praktischen Anwendung aus bzw., wie ist die Handhabung, wie spielt es sich mit dem Shadow Guitar To Midi Converter? Da ein Prototyp des Geräts vorerst nur für einen kurzen Zeitraum zur Verfügung stand, kann und soll dies kein endgültiger Testbericht im üblichen Sinne werden. Ein Test über einen längeren Zeitraum und ein Erfahrungsbericht werden aber selbstverständlich folgen. Hier sind also erste Eindrücke vom Shadow Converter.

Acoustics und E-Gitarren

Eine bahnbrechende Neuerung ist die Tatsache, dass jede beliebige Gitarre verwendet werden kann, sei es Electro- oder Acoustic-Gitarre. Das von Shadow neu entwickelte (und patentierte) piezo-keramische Tonabnehmersystem ist bei ein bisschen handwerklicher Begabung leicht selbst zu montieren. Für E-Gitarren mit Strat-artiger Bauweise gibt es Replacement-Einzelbridges und auch einen kompletten Steg (Schall er), worin die sechs Piezo-Pickups integriert sind. Für Les Paul-ähnliche Gitarren ist eine spezielle Stegeinlage mit Röllchen geplant. Für die Montage des Systems sind somit kaum Holzarbeiten erforderlich, abgesehen von der Öffnung für die 37-Pin Ausgangsbuchse und zwei kleinen Schrauben für die Befestigung der zusätzlich noch aufgeklebten Remote Control. Die Fernbedienung wird auch in einer separaten Box (zum Befestigen am Gürtel, Trageband, Microstativ oder ähnlichem) erhältlich sein. Da der Piezopickup nicht nur den Converter ansteuert, sondern auch einen eigenständigen Tonabnehmer darstellt, wird auf der Gitarre zusätzlich ein kleines Poti für dessen Lautstärkeregelung angebracht. Die übrige Gitarrenelektronik wird hiervon nicht berührt. Für die Montage auf Acoustic-Gitarren (sowohl Western- als auch Konzertgitarren) wird einfach die Stegeinlage ausgetauscht. Allerdings ist das Bohren von sechs kleinen Löchern (mit Hilfe einer beigefügten Schablone) erforderlich, durch die die Anschlüsse der Einzeltonabnehmer in das Innere des Instruments und somit zur Remote Control (wird in der oberen Zarge befestigt) bzw. Ausgangsbuchse (unterhalb des Endknopfes) gelangen. Ansonsten gilt das für EGitarren Gesagte.

Der Stimmvorgang

Bevor man beginnt, mit dem Gerät zu arbeiten, wird die Gitarre zunächst auf herkömmliche Art und Weise gestimmt (A = 440 Hz). Da jeder Gitarrist einen anderen Anschlag hat, muß man die Empfindlichkeit mit Hilfe von sechs Trim-Potis am Converter einstellen. Ist dies einmal geschehen, stimmt man das Instrument in Zukunft mit dem im Gerät eingebauten Tuner. Dazu drückt man auf der Remote Control den Knopf „Funktion“ einmal. Sofort stellt sich der Computer auf die Stimmung der Gitarre ein, sobald man die A-Saite anschlägt. Das Gerät toleriert eine Abweichung von + 1- zwei Halbtönen von der normalen Stimmung. Drückt man zweimal auf „Funktion“, arbeitet das Gerät wie ein normaler Tuner. Die Abweichung von der richtigen Stimmung wird auf dem Display in Cent angezeigt. Zahlen mit Punkt bedeuten, der Ton ist zu tief. Ist der Ton zu hoch, leuchten Zahlen ohne Punkt auf. Bei richtiger Stimmung leuchten entweder zwei waagerechte Striche oder zweimal die ,,0″ auf. Nach jedem Stimmvorgang muß wieder die „Mode“- Taste gedrückt werden. Soviel zum Thema Stimmen. Thema Spielweise Da man ja auf dem eigenen, gewohnten Instrument spielt, braucht man sich zunächst gar nicht großartig umzustellen. Die Ansprache ist hervorragend, vorausgesetzt die 1tim-Potis sind richtig eingestellt. Auch die sogenannten ,,1tacking’~Probleme (einmal Anschlagen ergibt mehrere Töne hintereinander), tritt hier nicht auf. Was aber auftritt, ist eine geringfügige Verzögerung, die bei den hohen Saiten mit etwa 10 m/sec kaum ins Gewicht fällt, bei den tieferen Saiten mit bis zu 30 m/sec aber schon hörbar wird. Diese Verzögerungszeit ist aber unvermeidlich (aufgrund der größeren Amplitude bei den tieferen Tönen) und durchaus Midi-Standard, habe ich mir sagen lassen. In der Praxis kann das so aussehen, dass das Gerät bei sehr schnellem Spielen die Töne einfach nicht mehr „verdaut“. Bei vielen Synthie-Sounds wie z.B. Streicherteppichen mit einer gewissen Decay-, also Anfangs- und Abfallzeit ist schnelles Spielen aber sowieso nicht angesagt, sie eignen sich einfach nicht dafür. Mit diesen Dingen lernt man aber schnell umzugehen und kann sich darauf einstellen. Ein anderes Thema: Beim Solospiel tritt positiverweise kein Übersprechen der einzelnen Saiten auf, eine große Verbesserung gegenüber bisherigem Standard. Übrigens Solospiel: Eine Gitarre ist, wie jeder weiß, ein Instrument, bei dem man die Töne (sprich Saiten) ziehen kann. Bei verschiedenen anderen Instrumenten, deren Sounds mit Synthesizern kopiert werden, wie z.B. Piano, ist dies nicht möglich. Dieser Tatsache hat man Rechnung getragen. Auf der Remote Control gibt es drei Taster mit den Bezeichnungen „Bend“, „Quantize“ und „Trigger“. Hat man z.B. einen Pianosound am Synthie eingestellt und zieht auf der Gitarre beispielsweise auf der H-Saite das G zum A, so wird – bei vorherigem Drücken der „Trigger’~ Taste – dieser Ganzton in Halbtöne aufgeschlüsselt, in G, Gis und A also. Das Gleiche gilt für Glissandos. Bei Drücken der Taste „Bend“ passiert genau das Gegenteil, der Ton kann gleichmäßig „angezogen“ werden. Die Taste „Quantize“ stellt eine Art Mittelding zwischen Trigger und Bend-Mode dar. Es sind sowohl der gezogene Ton, als auch die Halbtonschritte hörbar.

Zusammenfassung

Das vorab zum Thema Spieltechniken. Zum sehr komplexen Thema Sounds und Anwendungsbereiche wird, wie schon erwähnt, ein weiterer Bericht folgen. Soviel steht aber jetzt schon fest: Der Shadow Guitar To Midi Converter für Gitarre ist eine bahnbrechende Innovation auf dem Musiksektor. Vielleicht ein Anlass dafür, daß sich auch Puristen unter den Gitarreros ein bisschen mit Synthesizertechnologie und Midi befassen, und an der Computerabteilung im Musikgeschäft endlich nicht mehr verschämten Blickes vorbeigehen müssen.
Charly Braun